Elfmeter-Krimi! Bravo führt Chile ins Finale

Stefan Zieglmayer
23. Januar 201808:49
Chile steht nach dem Sieg über Portugal im Finale des Confed Cups 2017getty
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Chile steht nach einem Kraftakt im Finale des Confed Cups 2017. Der Südamerikameister setzte sich nach Elfmeterschießen mit 3:0 (0:0, 0:0, 0:0) gegen Portugal durch. Im Finale in St. Petersburg trifft La Roja am Sonntag auf den Sieger des Duells zwischen Deutschland und Mexiko (Do., 20 Uhr im LIVETICKER).

Die 38.822 Zuschauer in der Kasan-Arena mussten nach einer furiosen Anfangsphase bis zum Elfmeterschießen auf das erste Tor des Abends warten. Dann schlug die Stunde von Keeper Claudio Bravo, der alle drei Schüsse der Portugiesen hielt.

Zuvor hätte Chile in der 113. Minute einen Elfmeter zugesprochen bekommen müssen, als Jose Fonte Pablo Hernandez im Sechzehnmeterraum von den Beinen holte. Das Schiedsrichtergespann um Alireza Faghan entschied sich allerdings gegen einen Pfiff.

Im erst vierten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften setzte sich La Roja zum ersten Mal gegen Portugal durch.

Nani absolvierte dank seiner Einwechslung für Andre Silva in der 76. Minute sein 111. Spiel für die portugiesische Nationalmannschaft. Der 30-Jährige klettert damit auf Platz drei. Nur Figo (127) und Cristiano Ronaldo (143) spielten häufiger für die Seleccao das Quinas.

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Fernando Santos stellt sein Team im Vergleich zum letzten Gruppenspiel gegen Neuseeland (4:0) fünf Mal um. Neben dem gesperrten Pepe müssen Moutinho, Semedo, Danilo und Quaresma Platz machen. Fonte, Cedric, Carvalho, Adrien Silva und Gomes spielen dafür von Beginn an.

Bei den Chilenen startet Medel nach seiner Oberschenkel-Verletzung im Abwehrzentrum, Diaz rückt auf die Sechs vor. Für Mena beginnt Beausejour auf der linken Verteidiger-Position. Hernandez ersetzt Fuenzalida, Vidal rutscht eine Position vor und agiert wie schon gegen Deutschland als falsche Neun.

6.: Erste Großchance des Spiels! Aranguiz spielt Sanchez 25 Meter vor dem gegnerischen Tor zentral an. Der 28-Jährige dreht sich blitzschnell um die eigene Achse und steckt für Vargas durch, der das Duell gegen Keeper Patricio verliert.

7.: Eliseu schickt Ronaldo via Traumpass auf der linken Seite steil. Der Madrilene spielt den Ball nach kurzem Antritt flach in die Mitte, wo Andre Silva frei vor Bravo - Jara steht viel zu weit weg - zum Schuss kommt. Auch hier eine klasse Tat des Torhüters.

54.: Chile durchbricht die Langeweile in Kasan! Beausejour bedient Vidal per Flanke aus dem Halbfeld. Der Star des FC Bayern köpft das Leder mit viel Wucht über das Tor. Durchatmen auf Seiten des Europameisters.

57.: Nächste tolle Aktion der Südamerikaner. Nach einer Ecke von der rechten Seite holt Vargas zum Seitfallzieher aus. Patricio kann zur Ecke klären, knallt bei seiner Rettungstat sogar mit dem Hinterkopf ans Aluminium.

72.: CR7 kommt nach einem kurzen Dribbling auf Höhe des Sechzehners zum Abschluss. Sein Schuss in Richtung des langen Pfostens wird gefährlich abgefälscht und rauscht nur Zentimeter am linken Pfosten vorbei.

95.: Sanchez bedient Isla auf der rechten Außenbahn, um nach dessen Hereingabe selbst mit dem Kopf zum Abschluss zu kommen. Der Gunner drückt die Kugel knapp am linken Pfosten vorbei.

113.: Chile kombiniert sich durch die gegnerischen Abwehrreihen. Sanchez schickt den eingewechselten Francisco Silva in die Gasse. Der will links an Fonte vorbeigehen und wird vom 33-Jährigen eindeutig am Fuß getroffen. Klarer Elfer, der Pfiff bleibt aus.

119.: Riesige Doppelchance für die Südamerikaner! Nach einer Flanke aus dem rechten Halbfeld trifft Vidal nur den rechten Pfosten. Das Leder springt zurück in die Gefahrenzone, wo Rodriguez am schnellsten reagiert, den Ball aber an die Latte kickt.

Elfmeterschießen:

0:1 Vidal

Bravo hält gegen Quaresma

0:2 Aranguiz

Bravo hält gegen Moutinho

0:3 Sanchez

Bravo hält gegen Nani

Fazit: Nach einer furiosen Anfangsphase verflachte die Partie zunehmend. Großchancen waren Mangelware. Nach der prekären Elfmeter-Szene und Chiles Doppelchance hat sich La Roja den Sieg aber verdient.

Der Star des Spiels: Claudio Bravo. Entschied die Partie letztendlich durch seine starken Paraden im Elfmeterschießen. Parierte jedoch schon in der 7. Minute bärenstark gegen Silva.

Der Flop des Spiels: Eduardo Vargas. Der ehemalige Hoffenheimer fiel lediglich durch seine vergebene Großchance in der 6. Minute auf. Sammelte nur 17 Ballkontakte und verlor acht seiner neun Zweikämpfe. Die späte Auswechslung nach 86 Minuten verwunderte schon etwas.

Der Schiedsrichter: Alireza Faghani. Der Iraner, der die Chilenen schon gegen Deutschland gepfiffen hatte, fand ein gutes Strafmaß und führte ruhig durch die 120 Minuten, lag dabei aber nicht immer richtig. Das Gespann leistete sich dann in der Verlängerung eine gravierende Fehlentscheidung, als Hernandez im Strafraum deutlich gefoult wurde. Auch der Video-Referee griff nicht ein.

Das fiel auf:

  • Die Südamerikaner hatten zu Beginn große Probleme, Portugals Offensivakteure frühzeitig zu attackieren. Vor allem im Zentrum fehlte den Chilenen der nötige Zugriff. Diaz war häufig den entscheidenden Schritt zu langsam. Lediglich Vidal verlieh dem Mittelfeld von La Roja ein gesundes Maß an Aggressivität, sobald er sich zurückfallen ließ.
  • So konnte sich Portugal ein ums andere Mal in die Gefahrenzone des Gegners kombinieren. Sogar Ronaldo gewährte das Team von Pizzi erstaunlich viel Raum. Jedoch bekamen die Chilenen ihr Problem durch hohe Lauf- und Kampfbereitschaft und verbesserter Abstimmung nach etwa 30 Minuten in den Griff.
  • Ähnlich löchrig sah es - zumindest während der Anfangsviertelstunde - in den Abwehrreihen auf der Gegenseite aus. Jedoch formierte sich der Europameister bei gegnerischem Ballvortrag zunehmend kompakt und zog sich bisweilen bis hinter Mittellinie zurück, wodurch die Räume für Chile enger wurden.
  • In der Folge entwickelte sich eine ausgeglichene Partie, bei dir sich beide Mittelfeldreihen egalisierten. Ungenauigkeiten, wenig Eigeninitiative. Es dauerte eine knappe Stunde, ehe das Spiel wieder Fahrt aufgenommen hatte.
  • Während sich Chile um einen kontrollierten Spielaufbau mit Tempovariationen im vertikalen Spiel bemühte, setzte Portugal auf schnelles Umschaltspiel. Beide Strategien funktionierten, da Portugal die Ballführenden spät attackierte und Chiles Dreierkette im Mittelfeld teils zu undiszipliniert agierte.