Alle Attribute Englands aus der jüngeren Vergangenheit scheinen wie ausgelöscht. Gelingt den Three Lions der große Coup? Gastgeber Frankreich ist mit Deutschland und Spanien die Messlatte. Polen, Österreich, die Türkei und die Schweiz könnten ebenfalls für Überraschungen sorgen.
24. Ungarn
Die letzten beiden Ergebnisse: Deutschland (0:2), Elfenbeinküste (0:0)
Die Ungarn sind zum ersten Mal seit 44 Jahren wieder bei einer EM dabei. Das Spiel gegen Deutschland hat es aber noch einmal deutlich gezeigt: Es fehlt an offensiven Waffen.
Bereits in der Qualifikation gelangen nur elf Treffer in zehn Spielen. Die beiden letzten Testspiele wurden gar ohne eigenen Treffer beendet.
Der deutsche Trainer Bernd Storck strahlt dennoch Zuversicht aus: "Unser Ziel ist es, das Land würdig zu repräsentieren. Es warten schwierige Begegnungen auf uns, aber wir sind bereit." Die Gruppe der Ungarn mit Portugal, Österreich und Island scheint nicht besonders stark, besonders gegen die Isländer scheinen Punkte möglich - aber wohl nur da.
23. Albanien
Die letzten beiden Ergebnisse: Ukraine (1:3), Katar (3:1)
Zum ersten Mal seit 1964 wieder bei einer EM dabei und doch fehlt irgendwie die Euphorie. Obwohl mit Serbien einer der Erzfeinde in der Qualifikation hinter sich gelassen wurde, fehlt es der Kombetarja vor allem in der Offensive an Qualität.
Dass mit Sokol Cikalleshi ein Spieler ohne Länderspieltor gesetzt ist, sagt alles. Dennoch gelangen Albanien in den beiden abschließenden Tests vier Tore, drei davon allerdings gegen den Fußballzwerg aus Katar.
Gegen die Ukraine konnte man zwar auch treffen, doch wie genau das gelang, wissen die Spieler wohl selbst nicht. Vor allem die sonst so gepriesene Defensive mit Elseid Hysaj und Rekordnationalspieler Lorik Cana und machte gegen Andriy Yarmolenko und Co. keine gute Figur und hatte den einen oder anderen Brand zu löschen. In der Gruppe ist Albanien nicht aufgrund der letzten Spiele der große Außenseiter.
22. Island
Die letzten beiden Ergebnisse: Liechtenstein (4:0), Norwegen (2:3)
Für die Isländer sind die kommenden Spiele nur Bonus. Die Teilnahme ist der größte Erfolg der Geschichte des Landes. In der Vorbereitung lief es dagegen ein wenig holprig. Vor allem beim Spiel in Norwegen sah die isländische Defensive, sonst eigentlich das Prunkstück, mehr als nur einmal schlecht aus.
Freude über das Duell mit Portugal herrscht dennoch. Gerade Coach Lars Lagerbeck, der zusammen mit Heimir Hallgrimsson das einzige Trainerduo des Turniers stellt, zeigt sich vor dem Clash mit Cristiano Ronaldo angriffslustig: "Wir haben keine Angst. Wir haben gegen bessere Teams gespielt, aber vielleicht nicht gegen bessere Spieler."
Platz drei ist nicht unrealistisch, doch Portugal und Österreich werden große Herausforderungen für die Elf der weitestgehend Namenlosen.
21. Nordirland
Die letzten beiden Ergebnisse: Slowakei (0:0), Weißrussland (3:0)
Partystimmung! Anders lässt sich die Gefühlslage in Nordirland nicht beschreiben. Vor allem Will Grigg mutiert mehr und mehr zum Aushängeschild der Nationalmannschaft - und dass, obwohl er nur in der dritten Liga spielt. "Ich habe jede Minute genossen, aber das schlägt alles", lässt Routinier Chris Baird die vergangenen Jahre Revue passieren.
Und darum geht es im Endeffekt für die Nordiren: Mitnehmen was geht und die EM genießen. Zwar stehen mit Jonny Evans oder Steven Davies einige erfahrene Spieler im Kader, doch wirklich große Qualität sucht man vergebens.
"Dann lassen wir halt alle denken, dass wir die Underdogs sind. Wir haben bewiesen, dass wir in dieses Turnier gehören", macht Oliver Norwood den Anhängern zumindest ein bisschen Hoffnung.
20. Wales
Die letzten beiden Ergebnisse: Schweden (0:3), Ukraine (0:1)
Das Spiel der Waliser steht und fällt mit Gareth Bale, dennoch ist das restliche Gebilde harmonisch aufeinander abgestimmt und hat seine Stärken in der Defensive. Gegen die Ukraine war Bale noch nicht dabei und das Spiel gegen einen Gegner auf vermeintlicher Augenhöhe ging verloren. Im abschließenden Test gegen Schweden, diesmal mit Bale von der Bank, wurde es dann richtig bitter.
Neben Bale ist vor allem das Mittelfeld das Prunkstück des Kaders, doch dann hört es auch schon auf. Dennoch gibt sich Bale betont positiv: "Wir wollen jedes Spiel, das wir spielen, gewinnen. Wir wollen die Gruppe gewinnen. Wir fahren nicht dorthin, um das Feld zu komplettieren."
Dafür müssen die Stars allerdings in Topform sein und auch die Nebenmänner das eine oder andere Prozent mehr herauskitzeln.
19. Rumänien
Die letzten beiden Ergebnisse: Georgien (5:1), Ukraine (3:4)
Verkehrte Welt bei den Rumänen. Nach einer Quali mit sattelfester Abwehr und nur zwei Gegentoren - den wenigsten der gesamten Qualifikation - setzte es gegen die Ukraine gleich deren vier. Im Gegenzug konnten acht eigene Tore erzielt werden.
Die Rumänen sind somit ein defensiv sehr stabiles Team, das im Kollektiv gegen den Ball arbeitet und schwer zu überwinden ist. Nach vorne geht es meist über Konter, die solide ausgespielt werden.
Nach dem Rauswurf von Alexandru Maxim ist auch die Stimmung im Team wieder besser. Die Spieler freuen sich trotz Außenseiterrolle auf die Spiele: "Die Teilnahme an der EM ist ein erfüllter Traum, die Krönung einer lebenslangen Arbeit", sagte Mittelfeldspieler Ovidiu Hoban.
18. Slowakei
Die letzten beiden Ergebnisse: Nordirland (0:0), Deutschland (3:1)
3:1 gegen Deutschland - wenn das mal kein Ausrufezeichen ist. Die Slowakei beeindruckte beim überraschenden Testspiel-Erfolg vor allem mit großer Kaltschnäuzigkeit in der Offensive. Dabei geht fast alles über den omnipräsenten Marek Hamsik. Der Napoli-Legionär lenkt das Spiel der Slowaken. Die Defensive hält Abwehr-Recke Martin Skrtel zusammen.
In der Qualifikation sammelte die Mannschaft von Trainer Jan Kozak beeindruckende 22 Punkte und verwies die Ukraine auf Rang drei. Dass die Slowakei Favoriten durchaus gefährlich werden kann, weiß man nicht erst seit dem Testspiel-Sieg gegen Deutschland. In der Qualifikation schlug sie den amtierenden Titelträger Spanien mit 2:1.
17. Irland
Die letzten beiden Ergebnisse: Weißrussland (1:2), Niederlande (1:1)
Geht es um das rein fußballerische Talent, bewirbt sich Irland sicher nicht um einen der vorderen Plätze bei der EM. Die Boys in Green haben andere Qualitäten: Zähigkeit und Kampfkraft, die ihresgleichen suchen und eine mannschaftliche Geschlossenheit, die unter Giovanni Trapattoni geschwunden war und von Nachfolger Martin O'Neill wiederbelebt wurde.
Deutschland biss sich in der Qualifikation in zwei Spielen die Zähne an den Iren aus (1:1, 0:1). Die Briten punkteten auch gegen Polen und gaben Bosnien-Herzegowina in den Playoffs das Nachsehen. Ganze acht Gegentore kassierte die Abwehr um John O'Shea und Seamus Coleman in zwölf Quali-Spielen, Deutschland und Polen mussten in nur zehn Partien mehr einstecken.
Die EM-Gruppe ist mit Belgien, Italien und Schweden als Kontrahenten extrem hochkarätig besetzt, doch gerade gegen spielerisch überlegene Teams bekommen "Kampfschweine" wie Jon Walters erst richtig Lust.
16. Russland
Die letzten beiden Ergebnisse: Serbien (1:1), Tschechien (1:2)
Die Qualifikation lief super, die Generalprobe vor der Endrunde dagegen weniger. Vor allem in der Offensive hakt es noch mächtig. Dabei hatten die Fans der Sbornaja nach dem Ausfall von Alan Dzagoev ihre Hoffnungen in Sturmtank Artem Dzyuba gesetzt.
Den Russen ist das Überstehen der Gruppe durchaus zuzutrauen. Mit dem Start gegen England könnte die Stimmung aber schon zu Beginn kippen. Die ewige Krux mit der hohen Erwartungshaltung kommt noch hinzu.
"Wir haben einen ganzen Haufen erfahrener Spieler dabei, da ist sehr viel Routine vorhanden", weiß auch Neu-Nationalspieler Roman Neustädter im Interview mit 11Freunde. Das muss Russland in einen Vorteil ummünzen.
15. Schweden
Die letzten beiden Ergebnisse: Wales (3:0), Slowenien (0:0)
Alles dreht sich bei den Schweden um Zlatan Ibrahimovic. Dabei ist das Team dahinter keineswegs schlecht besetzt, die Skandinavier sind definitiv eine harte Aufgabe für jeden Gegner. Beim klaren Sieg über Wales wurde deutlich, was für ein Potenzial die Elf von Janne Andersson hat.
Das Mittelfeld ist kompakt und erfahren, die Defensive durchaus sattelfest. Und vorne geht es dann eben doch wieder nur um Ibrahimovic, der praktisch für jede Offensivgefahr zuständig ist. Mit ihm steht und fällt das Team. Besonders weil Ersatz John Guidetti noch nicht ganz im Nationalteam angekommen ist.
14. Tschechien
Die letzten beiden Ergebnisse: Südkorea (1:2), Russland (2:1)
Nach der schwierigen Qualifikationsgruppe mit Island, der Türkei und den Niederlanden war das Losglück wieder nicht auf der Seite der Tschechen. In der Vorrunde gegen Spanien, Kroatien und die Türkei ist die Truppe von Pavel Vrba allenfalls Außenseiter.
Ähnlich wie bei der EM 2004 will Tschechien diese Außenseiterchance nutzen, als man bis ins Halbfinale stürmte. Petr Cech, der Star der Mannschaft, war damals schon dabei.
Doch ausgerechnet der Rekordnationalspieler patzte in der missglückten Generalprobe gegen Südkorea, die etwas auf die zuvor positive Stimmung drückt. Gespannt sein darf man, ob Tomas Rosicky seine alte Klasse noch einmal aufblitzen lassen kann.
13. Ukraine
Die letzten beiden Ergebnisse: Albanien (3:1), Rumänien (4:3)
Die Ukraine absolvierte eine durchwachsene Qualifikation, schloss diese mit Platz drei hinter Spanien und der Slowakei ab. Die Teilnahme an der EM wurde letztlich in den Playoffs mit einem 2:0 sowie einem 1:1 gegen Slowenien gesichert. Hoffnung, ein gutes Turnier zu spielen, machen bei der Ukraine sicherlich die letzten Testspiel-Ergebnisse. Die letzten vier Spiele wurden allesamt gewonnen.
Die Ukraine stellt einen sehr ausgeglichenen Kader mit einem guten Mix aus Jung und Alt sowie Unbekümmertheit und Erfahrung. Erfahrene Größen wie der 37-jährige Anatoliy Tymoschtschuk lenken ein Team, das zu großen Teilen in der heimischen Liga spielt.
Trotzdem kann sich die Ukraine mit Schlüsselspieler Andriy Yarmolenko berechtigte Hoffnung auf das Achtelfinale machen. In der Gruppe C geht es gegen Deutschland, Polen und Nordirland. Vor allem die Nordiren scheinen eine lösbare Aufgabe zu sein und müssen, um das Achtelfinale ins Visier zu nehmen, geschlagen werden. Mit ein wenig Glück bedeutet ja bereits ein dritter Platz das Ticket fürs Achtelfinale.
12. Polen
Die letzten beiden Ergebnisse: Litauen (0:0), Niederlande (1:2)
Es ist gut 30 Jahre her, als Polen das letzte Mal mit einer ähnlichen Zuversicht in ein großes Turnier blicken konnte. Hießen die Protagonisten damals Deyna, Lato und Boniek, nennen sich die tragenden Säulen dieses Mal Robert Lewandowski, Grzegorz Krychowiak und Kamil Glik.
Mit dieser Achse wäre den Polen in der Qualifikation sogar fast die Überraschung gelungen, noch vor dem DFB-Team in der Gruppe auf Platz eins abzuschließen. Damit wurde es zwar nichts, aber in der Gruppe C gibt es nun die Möglichkeit zur Revanche.
Dabei zeigte sich auch in den Spielen gegen die Löw-Elf, dass das Konterspiel aus einem dichten 4-4-2 die größte Waffe der Polen ist. Gleichzeitig ist man mittlerweile auch in der Lage das Spiel selbst zu machen, weshalb ein Weiterkommen eindeutig das Ziel sein muss. In den letzten Tests bastelte Coach Adam Nawałka noch ein wenig an der Abwehr, die noch nicht den sichersten Eindruck machte.
11. Österreich
Die letzten beiden Ergebnisse: Niederlande (0:2), Malta (2:1)
Angeführt von Bayern-Star David Alaba spielte Rot-Weiß-Rot eine beeindruckende Qualifikation. Trainer Marcel Koller, bereits seit fünf Jahren im Amt, formte eine Mannschaft, die das Zeug hat, auch in Frankreich Ausrufezeichen zu setzen.
Außer Robert Almer, der bei Austria Wien das Tor hütet, stehen sämtliche Schlüsselspieler bei ausländischen Klubs unter Vertrag und haben sich dort auch durchgesetzt. Österreich gibt defensiv wie offensiv ein solides Bild ab, Ausschläge nach oben oder unten sind kaum erkennbar. Eine kompakte Mannschaft mit einem intelligentem und spielstarkem Mittelfeld.
Gegen die Niederlande unterlief Alaba ein kurioses Eigentor, die Leistung der Österreicher war aber voll in Ordnung. In der Gruppe F sollte Rot-Weiß-Rot Ungarn und Island auf jeden Fall hinter sich lassen.
10. Türkei
Die letzten beiden Ergebnisse: Slowenien (1:0), Montenegro (1:0)
Die Türken haben die erste Hürde unfassbar knapp genommen. Bei einem Blick auf die Quali wird dem einen oder anderen Fan sicher heute noch angst und bange. Mittlerweile haben sich die Vorzeichen geändert.
Zwar waren die Tests gegen Montenegro und Slowenien alles andere als überzeugend - vor allem fehlte die Kreativität im Offensivspiel. Dennoch hat die Türkei gewonnen. Bei der knappen 1:2-Niederlage gegen England zeigte die Elf von Fatih Terim aber, was eigentlich in ihr steckt.
Der Coach setzt auf Emotionen. "Unser Land sollte eines sein, in dem Kinder glücklich sind. Dafür müssen wir spielen." Sein ausgegebenes Ziel dürfte dennoch kaum zu erreichen sein: "Wir wollen im Finale spielen."
9. Schweiz
Die letzten beiden Ergebnisse: Moldawien (2:1), Belgien (1:2)
Mit sieben Siegen aus zehn Partien und nur acht Gegentreffern haben sich die Eidgenossen unter Vladimir Petkovic souverän für die Endrunde qualifiziert. In den letzten sechs Pflichtspielen setzte es aber gleich vier Pleiten, zwischenzeitlich wurde immerhin Rivale Österreich besiegt.
Das Problem der Schweiz: Über Schlüsselspieler Granit Xhaka wird ordentlich kombiniert und aufgebaut, ist der Ball aber in der letzten Linie, strahlen die Offensiven zu wenig Gefahr vor dem Kasten aus. Schafft es der Gegner, Xhaka aus dem Spiel zu nehmen und seine Kreise einzuengen, fehlt der Schweiz die Anbindung zwischen Defensive und Offensive.
Trotzdem verfügt das Team natürlich über zahlreiche gestandene Spieler mit internationaler Erfahrung, das Außenverteidigerpärchen Ricardo Rodriguez und Stephan Lichtsteiner ist beispielsweise über jeden Zweifel erhaben. Wichtig wird für die Schweiz das emotional aufgeladene Auftaktmatch gegen Albanien. Gelingt der Start, ist auch der Weg bis ins Viertelfinale denkbar.
8. Portugal
Die letzten beiden Ergebnisse: Estland (7:0), England (0:1)
Als Gruppensieger qualifizierten sich die Portugiesen souverän für die Endrunde, auch wenn die sie insgesamt nur elf Tore erzielten. Doch mit dem 7:0 im letzten Test gegen Estland schossen sich die Mannen von Trainer Fernando Santos richtig warm für die EM. Dabei überzeugte vor allem auch Enfant terrible Quaresma auf der Außenposition im Mittelfeld.
Die Offensive dürfte dank Cristiano Ronaldo ohnehin nicht die Problemzone sein. Vor allem in der Innenverteidigung drückt der Schuh. Wer neben Pepe aufläuft ist noch unklar. Bruno Alves hat sich mit seinem Kung-Fu-Tritt gegen Harry Kane nicht nachhaltig empfohlen und die Alternative Ricardo Carvalho hat mit seinen 38 Lenzen den Zenit schon weit überschritten.
"Wir haben eine fantastische Mannschaft und ein exzellentes Trainerteam. Die EM ist ein kurzes Turnier - und alles ist möglich", ist Ronaldo dennoch selbstbewusst. Und laut Trainer Santos "wäre es an der Zeit" für den Titelgewinn.
7. Kroatien
Die letzten beiden Ergebnisse: San Marino (10:0) , Moldawien (1:0)
Wohl kaum ein EM-Teilnehmer verfügt über ein derart exquisit besetztes Mittelfeld wie Kroatien. Mit Ivan Rakitic vom FC Barcelona sowie den beiden Real-Akteuren Luka Modric und Mateo Kovacic braucht sich das Balkan-Land vor niemandem zu verstecken. Dieses Trio soll Mario Mandzukic füttern, der als Vollstrecker in vorderster Front lauert.
Seine Abschlussqualitäten bewies der Stürmer von Juventus Turin unter anderem beim abschließenden Testspiel. Kroatien schoss San Marino mit 10:0 aus dem Stadion. In nicht einmal einer Stunde Spielzeit netzte Mandzukic dreimal ein. Auch das vorangegangene Testspiel gegen Moldawien entschieden die Kroaten für sich. Die Qualifikation beendete Kroatien als Gruppenzweiter, vier Zähler hinter Italien.
Mit Tschechien, der Türkei und Spanien erwischte Kroatien zwar die vermeintlich schwerste Gruppe des Turniers, überstehend wird sie die Mannschaft von Trainer Ante Cacic aber wohl trotzdem. Dann steht einem überraschenden Lauf nichts mehr im Wege.
6. Italien
Die letzten beiden Ergebnisse: Finnland (2:0), Schottland (1:0)
Die goldene Generation ist endgültig Geschichte. Das Signal von Trainer Antonio Conte ist eindeutig: Andrea Pirlo fährt nicht mit nach Frankreich. Auch Mario Balotelli muss passen.
Nur, ist diese Mannschaft auch bereit für ein großes Turnier? Die Vorbereitung verspricht nur Gutes. Vor allem Stützen wie Daniele De Rossi präsentierten sich in Topform. Graziano Pelle und Stephan El Shaarawy sorgen in der Offensive für viel Wirbel.
Turnier-Mannschaft hin oder her: Italien ist in bester Form. Die Gruppe ist dennoch nicht einfach.
5. England
Die letzten beiden Ergebnisse: Portugal (1:0), Australien (2:1)
Was ist eigentlich mit den Three Lions passiert? Alle Attribute der jüngeren Vergangenheit scheinen wie ausgelöscht, denn England anno 2016 ist: jung, dynamisch, fast schon explosiv und mit einer gehörigen Portion Spielwitz ausgestattet. In der Quali wurden alle Spiele gewonnen und in der Vorbereitung feierte Roy Hodgsons Truppe vier Siege in fünf Partien, darunter das viel beachtete 3:2 in Berlin gegen Weltmeister Deutschland.
Sucht man nach Schwachstellen, wird man allenfalls in der Defensive fündig. Nur drei echte Innenverteidiger weist der Kader auf - und sowohl Chris Smalling als auch Gary Cahill sind immer mal für einen Schnitzer gut. Gleiches gilt für Keeper Joe Hart, der an guten Tagen alles hält, aber auch nicht frei von Formschwankungen ist.
Auch mental scheint England 2016 aus einem anderen Holz geschnitzt als frühere Turniermannschaften. Unverbraucht und rotzfrech heißt das Motto bei potenziellen EM-Stars wie Delli Alli, Harry Kane oder Jamie Vardy.
4. Belgien
Die letzten beiden Ergebnisse: Norwegen (3:2), Finnland (1:1)
So verdammt talentiert und so verdammt verletzungsgebeutelt: Die Roten Teufel treten mit vielen Vorschusslorbeeren, aber jeder Menge Defensivsorgen an. Mit Kapitän Vincent Kompany und Nicolas Lombaerts fallen die beiden gesetzten Innenverteidiger aus.
Und dennoch muss man die Belgier zum erweiterten Favoritenkreis zählen. Courtois, Fellaini, Witsel, Mertens, De Bruyne, Eden Hazard - die Mannschaft von Marc Wilmots ist mit internationalen Stars gespickt. Mit Spielern wie Ferreira Carrasco Yannick, immerhin Torschütze im letzten Champions-League-Finale, hat Belgien noch jede Menge Power in der Hinterhand.
Bei der WM 2014 waren die Roten Teufel noch etwas grün hinter den Ohren. 2016 wäre der Halbfinal-Einzug keine Überraschung mehr.
3. Spanien
Die letzten beiden Ergebnisse: Georgien (0:1), Südkorea (6:1)
Die Spanier sind nach der WM 2014 zwei Jahre lang auf Findungsphase gewesen. Doch so langsam wird aus der Elf von Vicente del Bosque ein Gesamtkonstrukt, das um den EM-Titel mitspielen wird. Auch wenn die Spieler das nicht hören wollen, Spanien ist Mitfavorit.
Genau diese Demut zeigt aber auch: In Spanien hat sich viel geändert. Das Team ist jünger geworden, die Erfahrung an wichtigen Stellen zurückgegangen. Doch das Rückgrat steht, auch wenn es gelegentlich zu fiesen Ausrutschern wie gegen Georgien kommt. "Das kann man nicht erklären", versuchte es Gerard Pique gar nicht erst.
2. Deutschland
Die letzten beiden Ergebnisse: Ungarn (2:0), Slowakei (1:3)
Verletzungen pflastern den Weg der Deutschen durch die Vorbereitung. Gündogan, Reus, Rüdiger - allen wurde eine Blessur zum Verhängnis. Dazu sind Stützen wie Hummels und Schweinsteiger noch nicht fit. Bundestrainer Löw hat aber schon Erfahrung im kurzfristigen Umplanen und hat die Ausfälle ruhig moderiert.
Zumal er auch Glück im Unglück hatte und die Achse Neuer, Boateng, Kroos, Müller steht. Allerdings hat Löw auch einige Baustellen in seinem Team. Zwei Jahre nach dem WM-Triumph und den anschließenden Rücktritten von Lahm, Klose und Mertesacker sucht der Bundestrainer immer noch nach geeigneten Nachfolgern. Vor allem die Außenverteidigerpositionen sind nicht optimal besetzt und im Sturm gibt es immer wechselnde Lösungsversuche.
Dennoch: Deutschlands Qualität ist enorm hoch, viele Spieler haben große Turniererfahrung und noch immer das Selbstbewusstsein des WM-Titels. Der Weg zum EM-Triumph führt über Deutschland.
1. Frankreich
Die letzten beiden Ergebnisse: Schottland (3:0), Kamerun (3:2)
Unter Didier Deschamps hat Frankreichs Nationalelf wieder den Ruf hergestellt, der nach der Schmach bei der WM 2010 so enorm gelitten hat. Der Coach der Equipe Tricolore hat ein Team geformt, das auch ohne die Pflichttermine der Qualifikation immer besser in Schuss kam und bereits bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Ansätzen gezeigt hat, wozu es fähig sein kann.
Die individuell stark besetzte Offensive um Antoine Griezmann und Co. ist gerade beim Konterspiel tadellos, einzig die Rückwärtsbewegung macht bei den Franzosen noch etwas Sorge. Dennoch: Neun der letzten zehn Partien gewannen Les Bleus, dabei wurden Teams wie Portugal Deutschland, Niederlande oder Russland bezwungen.
Frankreich befindet sich kurz vor Turnierstart in guter Form und greift mit einer Art goldenen Generation an Talenten und Spielern, die zuletzt noch einmal große Entwicklungssprünge gemacht haben, nach dem dritten Heimtitel nach 1984 und 1998.