Als das Los Bayern München bescherte, herrschte bei Preußen Münster große Euphorie. Die war vor dem Spiel schon fast komplett verflogen.
Das Spiel des Jahrzehnts war plötzlich nur noch eine lästige Pflichtaufgabe: Nach dem Fehlstart in der 3. Liga war die Lust bei Preußen Münster auf den Pokalknaller gegen Titelverteidiger und Branchenprimus Bayern München zwischenzeitlich so gut wie verflogen.
"Ehrlich gesagt, ich bin froh, wenn das Spiel vorbei ist", sagte Kapitän und Drittliga-Rekordspieler Jens Truckenbrod nach dem 1:3 bei Dynamo Dresden, durch das der vermeintliche Aufstiegsaspirant auf Rang zwölf zurückfiel. "Vielleicht kommt diese Partie nicht gerade gelegen", meinte Außenverteidiger Fabian Hergesell. Und auch Mittelfeldspieler Marcus Piossek steht im Moment nicht der Kopf nach den Bayern. Die große Vorfreude sei "etwas getrübt durch unseren Saisonstart", sagte er unter der Woche den Westfälischen Nachrichten: "Ich persönlich hätte es lieber, wenn es in der 3. Liga gleich weitergehen würde. Die Bayern nehmen wir mit und werden das Spiel genießen."
Dabei hatte Münster am 1. Juni noch Kopf gestanden, als die Glücksfeen Horst Hrubesch und Fernanda Brandao dem Bundesliga-Gründungsmitglied - das nach jener Saison 1963/64 nie wieder im Oberhaus auftauchte - das bestmögliche Los bescherten. Als die 1200 Karten, die in den freien Verkauf gekommen sind - die anderen 15.600 Tickets waren Dauerkartenbesitzern und Vereinsmitgliedern vorbehalten - abgesetzt wurden, herrschte fast schon Ausnahmezustand.
Tickets überteuert weiterverkauft
Um 5 Uhr morgens hatten sich bereits zahlreiche Fans vor dem eigentlich um 18 Uhr öffnenden Kassenhäuschen mit Campingstühlen und Proviant eingerichtet. Es wurde einer der heißesten Tage des Jahres. Der Verein brachte Sonnenschirme und Wasser vor die Tür, Sicherheitskräfte sorgten für Ordnung beim großen Gedrängel und als die Situation aus dem Ruder zu laufen drohte, startete der Klub den Verkauf vorzeitig.
Danach blühte der Schwarzmarkt. Bei ebay wurden Tickets für bis 500 Euro verkauft, der Verein schritt ein. Die sonst übliche Regel, dass Kinder bis sechs Jahre kostenlos mitgenommen werden dürfen, gilt diesmal nicht.
Zudem empfiehlt der Klub, der 2012 durch ein 4:2 gegen Werder Bremen für Furore im Pokal gesorgt hatte, seinen Besuchern angesichts des drohenden Verkehrschaos bei der Anreise "am besten auf das in Münster allseits beliebte Fahrrad zu setzen". Zudem werden "alle mit den Bayern sympathisierenden Stadionbesucher, die sich Karten für die Blöcke K bis O gekauft haben, gebeten, respektvoll mit den Heimfans umzugehen und aus diesem Grund im besten Fall auf rot-weiße Bayern-Utensilien zu verzichten."
Weiteren Rückschlag vermeiden
Und so kribbelt es langsam auch wieder bei den Spielern. Truckenbrod nannte das Spiel in der Münsterschen Zeitung am Freitag schon wieder "fantastisch" und "ein Highlight im Herbst meiner Karriere". Doch obwohl es beim Double-Sieger und seinen spät in die Vorbereitung eingestiegenen sechs Weltmeistern beim 0:2 im Supercup bei Borussia Dortmund nicht rund lief, geht es für Preußen vor allem um die Vermeidung eines weiteren Rückschlags.
Der wäre es, "wenn wir richtig einen drüber kriegen. Ich sag mal, so ab sieben, acht Gegentoren", sagte der Kapitän: "Wenn wir förmlich abgeschlachtet würden, das wäre eine Enttäuschung." Und davon gab es in der Liga an den ersten vier Spieltagen schon genug.
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