Vom Höhepunkt seiner Vereinsgeschichte als Gewinner des Europacups der Landesmeister und des Weltpokals im Jahr 1991 kann das einst bekannteste jugoslawische und heutige serbische Team von Roter Stern Belgrad nur noch träumen.
Kriminelle Machenschaften bei Spielerverkäufen, staatsanwaltliche Untersuchungen gegen Hooligans, Rekordwechsel im Management und zu guter Letzt auch noch miserable sportliche Leistungen haben den einstigen Renommier-Klub an den Rand des Bankrotts geführt.
Dzajic zieht sich aus der Affäre
Zu Jahresbeginn wurde die jugoslawische Legende Dragan Dzajic in einer filmreifen Polizeiaktion verhaftet. Der Roter-Stern- Funktionär soll 2001 mehr als sechs Millionen Euro beim Verkauf des Profis Goran Drulic zu Real Saragossa nach Spanien illegal abgezweigt haben.
Nach fünf Monaten Haft wurde Dzajic entlassen, um sich auf freiem Fuß vor Gericht zu verantworten. Seit dem vorigen Wochenende hat sich der noch immer hoch angesehene frühere Star spektakulär der serbischen Justiz entzogen: Er ist jetzt Staatsbürger von Montenegro und darf nicht an Serbien ausgeliefert werden.
Watsch'n für Koroman
Zuvor war Dragan Stojkovic nach zwei Jahren an der Spitze der Klub-Verwaltung 2007 panikartig nach Japan geflüchtet. Fans hatten ihn nach Darstellung der Medien wegen zahlreicher Spielerverkäufe bedroht.
Die Fans machen auch jetzt wieder negative Schlagzeilen. Eine Gruppe von ihnen marschierte ins Stadion und ohrfeigte während des Trainings den Teamstar Ognjen Koroman.
Nachdem ihr Klub im UEFA-Cup unrühmlich gegen APOEL Nikosia aus Zypern ausgeschieden war, demolierten aufgebrachte Fans ein Dutzend Spieler-Karossen, die vor dem Stadion Marakana geparkt waren.
Toyota steigt aus
Heute steht der einstige Parade-Verein vor dem finanziellen Ruin. Die Spieler warten auf ihre Gehälter, die Konten wurden so lange gesperrt, bis das Geld aus dem Transfer von Abwehrspieler Dusan Basta zu Udinese Calcio nach Italien überwiesen war.
Nach all den Affären hat sich Sponsor Toyota verabschiedet. Zum Teil windige örtliche Geschäftsleute mussten einspringen. Die zwielichtigen Unternehmer, die sich nun bei Roter Stern nach vorn drängen, seien nur auf ihren eigenen Profit aus, kritisierte Ex-Fußballstar Sinisa Mihajlovic am Mittwoch in Belgrad.
"Kampf geht weiter"
Zuletzt geriet der Hauptstadt-Klub wieder in die Schlagzeilen, weil ein Gericht den 20-jährigen Uros Misic wegen Mordversuches im letzten Monat zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt hatte. Misic hatte mit einem Feuerwerkskörper auf einen Zivilpolizisten geschossen und diesen dabei schwerst verletzt.
Zuerst verlangten die Fans auf Spruchbändern "Gerechtigkeit für Uros", sie schmähten und bedrohten den Richter. Beim Liga-Spiel gegen Jagodina marschierten die Roter-Stern-Spieler in T-Shirts mit dieser Parole auf den Platz.
Die umgerechnet 27 000 Euro Strafe für Verein und Spieler lösten einen Sturm der Entrüstung aus. In Leserbriefen wurde das Strafmaß als Unverschämtheit und Schande bezeichnet.
Die Belgrader Zeitung "Danas" überschrieb am Mittwoch ihren Kommentar so: "Eine Strafe wie eine Belohnung." Roter Stern habe viel besser mit dem Entzug des Stadions oder einem Fan-Ausschluss bestraft werden können. Doch die traditionell nationalistisch aufgeheizten Fans wollen nicht nachgeben. "Der Kampf geht weiter", heißt es auf ihrer Homepage.