"Eurofighter" Büskens verschärft Schalker Krise

SPOX
02. Februar 201322:04
Eine Kleeblatttraube: Die Führter freuen sich nach dem Last-Minute-Treffer von Nikola DjurdjicGetty
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Trainer Mike Büskens hat mit dem sensationellen 2:1 des Tabellenletzten SpVgg Greuther Fürth die Krise bei seinem Ex-Klub Schalke 04 weiter verschärft.

Mike Büskens sprintete wie in besten "Eurofighter"-Zeiten übers Feld und warf sich oben auf die Jubeltraube. Ein paar Meter weiter schaute Jens Keller ungläubig zu und ahnte, was auf ihn zukommt. Nach der 1:2 (0:0)-Blamage gegen Schlusslicht SpVgg Greuther Fürth brodelt es bei Schalke 04. Die Aufholjagd auf die Champions-League-Plätze ist abgeblasen, der ohnehin umstrittene Trainer gerät immer mehr ins Schussfeld.

Und schuld war ausgerechnet ein Schalker Urgestein. "Das ist geil. Für diese Momente leben wir", sprudelte es aus Büskens heraus, der an seiner alten Wirkungsstätte die Fürther Marathon-Serie von 17 Spielen ohne Sieg beendet hatte. Seine Position als Trainer des Aufsteigers ist vorerst sicher. Bei den Königsblauen, für die er 17 Jahre lang als Spieler und Trainer aktiv war, bricht dagegen das Gebilde aus hohen Kosten und noch höheren Erwartungen zusammen.

Keller wirkt niedergeschlagen

"Nach so einer Niederlage brauchen wir nicht von der Champions-League-Teilnahme zu reden", sagte Keller niedergeschlagen. Sportvorstand Horst Heldt, der das Ergebnis "eine Katastrophe" und "beschämend" nannte, wollte die Zielsetzung "erstmal für mich selber überdenken". Über die Entscheidung, kurz vor Weihnachten den Schalker Jahrhunderttrainer Huub Stevens durch den unerfahrenen Keller zu ersetzen, will er allerdings nicht neu nachdenken. "Ich werde jetzt nicht gegen meine Überzeugung handeln und mich selbst belügen", sagte Heldt und bescheinigte dem Coach, dass er "gute Arbeit leistet, auch wenn das nackte Ergebnis etwas anderes aussagt."

Unverkennbar ist jedoch, dass der Trainerwechsel den Champions-League-Achtelfinalisten keinen Schritt weitergebracht hat. Eine Woche nach dem enttäuschenden 0:0 gegen den Vorletzten FC Augsburg schaffte es die stargespickte Mannschaft auch gegen den Tabellenletzten nicht, ein ansehnliches Offensivspiel auf die Beine zu stellen.

Nach uninspirierter erster Halbzeit schenkte Wintertransfer Michel Bastos seinem neuen Klub mit einem Geistesblitz - einem Schuss aus 20 Metern in den Winkel (47.) - die Führung. Doch selbst gegen den harmlosesten Angriff der Liga kollabierte die Schalker Wackel-Abwehr. Felix Klaus (52.) und Nikola Djurdjic (90.+2) sicherten Fürth den ersten Sieg seit dem 31. August (1:0 in Mainz).

Für Königsblau wird es nun ungemütlich

Büskens, der seit dem UEFA-Cup-Sieg 1997 auf Schalke Kultstatus genießt, jubelte zunächst ausgelassen, hielt einen kurzen Plausch mit seinem Gelsenkirchener Nachbarn auf der Tribüne ("Das war der Rudi, dem hab' ich die Karten besorgt") und ärgerte sich dann über die Fürther Trainerdiskussion. "Im allerersten Moment wusste ich gar nicht, ob ich mich ärgern oder freuen sollte. Nachdem was medial berichtet wurde, hatte ich mich schon nach einem Reiseziel für die kommende Woche umgeschaut", meinte der 44-Jährige süffisant, "jetzt kann ich die Reise eine Woche verschieben."

Er habe auf Schalke nicht um seinen Job gespielt, betonte Büskens. "Es geht null um mich. Das will keiner verstehen. Es geht um das Projekt. Ich weiß, dass wir intern sehr eng zusammenstehen."

Wie groß indes der Rückhalt für Keller auf Schalke ist, dürfte sich in den nächsten Wochen zeigen. Am kommenden Samstag sind die Königsblauen beim Tabellenführer und Rekordmeister Bayern München zu Gast, gegen den sie schon im gemeinsamen Wintertrainingslager mit 0:5 unter die Räder kamen.

"Die Krise war vorher schon bei uns. Von daher wird es jetzt insgesamt ungemütlich", prophezeite Manager Heldt. Auch für ihn selbst. Denn die Beförderung des U17-Trainers Keller war seine Idee. "Es ist klar, dass jetzt die Diskussionen kommen, und es wird auch noch heftiger werden", sagte er: "Ich werde mich nicht aus der Verantwortung rausziehen."

Die Fans jedenfalls hielten mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. Als Keller in der 67. Minute Jungstar Julian Draxler auswechselte, pfiffen sie ohrenbetäubend.

Schalke - Fürth: Daten zum Spiel