Mitten in den Alpen, auf fast 2000 Meter Höhe, trafen sich Legenden aus aller Welt wie George Weah, Christian Karembeu und Giovane Elber zum ungewöhnlichsten Fußball-Event des Jahres. Bei der Schneefußball-WM im schweizerischen Arosa ging es um den guten Zweck - dennoch wurde es brisant zwischen den ewigen Rivalen. Mit dem besseren Ende für Deutschland.
Pierre van Hooijdonk weiß um die Wirkung seiner Körperlichkeit. Die Wirkung seiner Größe und seiner breiten Schultern, wenn er zum Schiedsrichter schreitet und diesen nach allen Regeln der Tierwelt versucht einzuschüchtern.
Er lernte das Imponierverhalten in unzähligen Schlachten als Fußball-Profi und setzte es auch bei der Schneefußball-WM im schweizerischen Arosa ein. Im zweiten Vorrunden-Spiel ging es für ihn und die Niederlande darum, mit einem Sieg gegen den Erzrivalen Deutschland das vorzeitige Aus zu verhindern.
Entsprechend engagiert ging es zur Sache. Van Hooijdonk bearbeitete im Zweikampf die deutschen Gegenspieler und im Zwiegespräch den Schiedsrichter. Doch alles Hadern half nicht: Deutschland siegte 7:4.
GettyGeorge Weah: "Das ist spektakulär"
Es war das bisher ungewöhnlichste Event des Jahres: Mitten in den Alpen, auf fast 2000 Meter Höhe, trafen sich Ende Januar über 30 Legenden des Fußballs, um dem guten Zweck zu dienen und die Frage zu klären, welche Mannschaft im Fünf-gegen-Fünf denn die beste ist.
Titelverteidiger Deutschland mit Fredi Bobic, Bernd Schneider und Ulf Kirsten? Die Schweiz mit Stephane Chapuisat und Jörg Stiel? Die Niederlande mit van Hooijdonk und Richard Witschge? Oder doch die von Giovanni Trapattoni trainierten Laureus-All-Stars, für die George Weah, Christian Karembeu und Giovane Elber antraten?
"Ich dachte, ich hätte schon überall gespielt, aber das ist wirklich spektakulär. Ich habe noch nie in so einer Umgebung gespielt", sagte Weah, Weltfußballer von 1995 und eigens für die Schneefußball-WM nach Arosa gekommen.
Einen ähnlich weiten Weg nahm Ghanas Volksidol Abedi Pele oder der brasilianische Weltmeister Paulo Sergio auf sich, um dabei zu helfen, Spenden für die Laureus-Stifung zu sammeln.
Paulo Sergio hat seinen Spaß
Dass es für die All-Stars am Ende nur der letzte Platz wurde, lag laut Sergio aber nicht an der Anreise oder den kalten Temperaturen. "Nein, nein, Schuld ist der Mister. Wie hat denn Trapattoni das Team zusammengestellt?", fragte Sergio mit gespielter Ernsthaftigkeit: "Weah, Pele, Elber, Sergio, Paulo Rink - das sind doch alles nur Stürmer! Wer hätte denn verteidigen sollen?"
Ebenfalls in der Gruppenphase schieden die Niederlande aus - van Hooijdonks Beschwerden zum Trotz. "Ein Skandal", sagte der ehemalige Torjäger von Feyenoord Rotterdam und Celtic Glasgow lachend.
Die Entscheidung um den WM-Titel fiel im Traumfinale: der Titelverteidiger gegen den Gastgeber, Deutschland gegen die Schweiz. In der Vorrunde erlebten die Deutschen noch mit 3:7 eine bittere Klatsche, woraufhin sich Kommentator Waldemar Hartmann mit Spott nicht zurückhielt: "Ihr schießt so viele Fahrkarten wie Lothar Matthäus Schwiegermütter hat."
Waldi als entscheidender Faktor?
Im Endspiel jedoch zeigte sich Deutschland deutlich verbessert. Die Abwehr um Torwart Lutz Pfannenstiel und Guido Buchwald stand wesentlich sicherer, Steffen Freund und Carsten Ramelow räumten resolut auf, Ulf Kirsten und Fredi Bobic bildeten das beste Sturmduo des Turniers.
Doch die Schweiz, unterstützt von rund 400 Fans, hielt dagegen. In einem engen und umkämpften Spiel stand es bis kurz vor dem Ende 4:4, alles deutete auf Penalty-Schießen hin. Aber zwei Minuten vor dem Abpfiff kam es zu einer Leverkusener Co-Produktion, die die Entscheidung brachte. Ramelow setzte sich am rechten Flügel durch und flankte flach an den langen Pfosten, wo Kirsten das lange Bein ausstreckte - das 5:4! Der WM-Titel!
"Wir sind halt eine Turniermannschaft", sagte Freund.
Waldemar Hartmann hingegen hatte eine andere Erklärung: "Eigentlich müsst ihr euch bei mir bedanken. Erst durch meine Sprüche habe ich euch angestachelt."
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