Die SpVgg Greuther Fürth schlägt Mainz und wirkt langsam wie ein vollwertiges Mitglied der Bundesliga - könnte damit aber zu spät dran sein.
Trainer Stefan Leitl jubelte ausgelassen, seine abgekämpften Profis nahmen diesen zweiten Saisonsieg glücklich zur Kenntnis, die SpVgg Greuther Fürth scheint endlich in der Fußball-Bundesliga angekommen. Für eine wundersame Rettung könnte es dennoch längst zu spät sein.
Auch nach dem glücklichen 2:1 (1:0) gegen Mainz 05 bleibt Fürth Tabellenletzter, neun Punkte Rückstand sind es auf den Relegationsplatz - die Stimmung hat sich allerdings gewandelt.
"Definitiv" sei der Aufsteiger nun angekommen, "noch ist nichts verloren", sagte Torschütze Jeremy Dudziak: "Die Beine werden wir jetzt nicht hochlegen, wir werden weiter an uns arbeiten, das Beste aus uns rausholen."
Die Mannschaft glaube "immer ans nächste Spiel und dass wir ein gutes Ergebnis erzielen können", sagte Manager Rachid Azzouzi: "Wir sind jetzt erstmal gut in die Rückrunde gestartet." Vor dem Heimsieg hatte Fürth dreimal unentschieden gespielt.
Mainz nach frühem Rückstand dominant, aber im Pech
Dudziak brachte die Gastgeber in einem bisweilen zerfahrenen, über weite Strecken auch hin- und herwogenden Spiel in Führung (12.) gebracht. Die zunächst indisponierten Mainzer fingen sich nach einer guten halben Stunde und hatten vor allem in der ersten Halbzeit zahlreiche beste Chancen - Torhüter Sascha Burchert und zweimal die Latte standen dem verdienten Ausgleich im Wege, ehe Stefan Bell ein Eigentor unterlief (66.). Karim Onisiwo (90.+3) erzielte in der Nachspielzeit nur noch den Anschlusstreffer.
Mainz wurde diesmal während des Spiels von Assistenz-Coach Babak Keyhanfar betreut, nachdem sein Chef Bo Svensson eine Sperre wegen vier Gelber Karten verbüßen musste - als erster Trainer seit Einführung der Regel zur Saison 2019/2020. Der Däne durfte nur vor dem Spiel und während der Halbzeit zu seinen Spielern sprechen.
Keyhanfar stand von Beginn an vor der Bank und musste beobachten, wie seiner Mannschaft in der zerfahrenen Anfangsphase zahlreiche böse Fehler unterliefen, den schwerwiegendsten nutzten Ball-Eroberer Paul Seguin und Dudziak zur Fürther Führung - Folge eines schlampiges Passes von Moussa Niakhate auf Anton Stach.
Fürth - Mainz: Bells Eigentor sorgt für die Entscheidung
Mainz wirkte in der Defensive unsortiert und wäre fast umgehend noch weiter in Rückstand geraten. Svensson, der das Spiel mit Maske in einer Loge verfolgte, konnte sich in dieser Phase kaum beruhigen, sein "Co" schrie an der Linie.
Erst nach einer halben Stunde hatte sich Mainz gefangen, prompt geriet Fürth unter Druck. Burchert lenkte erst einen Freistoß von Stach noch an die Latte (29.) und einen Schuss des frei vor ihm auftauchenden Jonathan Burkardt um den Pfosten (35.). Glück hatte das Kleeblatt, als ein missratener Abwehrversuch von Williams an die Latte klatschte (41.).
Die Fürther kamen mit frischem Elan aus der Kabine. Dem Druck der Mainzer hielten die Gastgeber nun besser stand und hatten dann auch bei einem ihrer Angriffe Glück: Bell lenkte eine Hereingabe des starken Dudziak völlig unbedrängt ins eigene Tor.
SpVgg Greuther Fürth - FSV Mainz 05: Die Stimmen
Stefan Leitl (Trainer SpVgg Greuther Fürth): "Wir haben sehr gut begonnen, waren sehr gut im Spiel. Man muss aber auch sagen, dass wir relativ glücklich mit der Führung in die Pause gehen. In der zweiten Hälfte waren wir sehr kompakt und haben das Spiel weitgehend kontrolliert. Insgesamt war das eine gute Leistung gegen eine gute Mannschaft. Dass wir aus den ersten drei Spielen der Rückrunde fünf Punkte geholt haben, fühlt sich gut an. Wir werden am Ende des Tages sehen, wohin die Reise geht. Der Anfang ist uns erst mal geglückt, so wollen wir weitergehen."
Bo Svensson (Trainer FSV Mainz 05): "Wir sind sehr, sehr schlecht in Spiel reingekommen, auch von der Haltung her. Du kannst nicht so in ein Bundesliga-Spiel gehen, wie wir heute. Das müssen wir hinterfragen. Das war eine verdiente Niederlage heute. Klar ist es nicht optimal, wenn ich da oben sitze, aber das ist keine Ausrede. Ich habe meine Mannschaft heute auch ein Stück weit im Stich gelassen. Ich bin extrem enttäuscht über die Niederlage, aber vor allem über die Haltung, wie wir das Spiel angegangen sind."
Fürth vs. Mainz: Die Aufstellungen
Fürth: Sascha Burchert - Meyerhöfer, Griesbeck, Viergever, Willems (69. Itter) - Christiansen - Seguin, Tillman (85. Abiama) - Hrgota, Leweling (84. Bauer), Dudziak (77. Nielsen). - Trainer: Leitl
Mainz: Zentner - St. Juste, Bell (66. Alexander Hack), Niakhate - Widmer (79. Brosinski), Stach (72. Stöger), Martin (66. Boetius) - Barreiro, Lee (72. Nebel) - Burkardt, Onisiwo. - Trainer: Keyhanfar