Die Nationale Anti Doping Agentur (NADA) hat ihre Kritik am Entwurf des Olympic Summit zur Reform des weltweiten Kampfes gegen Doping bekräftigt. "Wir fallen ein Stück weit hintenüber", sagte NADA-Vorstand Lars Mortsiefer dem SID.
Der Summit hatte beschlossen, das eine neue Einheit der WADA das Kontrollmanagement vom IOC und den Verbänden übernehmen solle und mehr Einfluss auf die Nationalen Anti-Doping-Agenturen ausübt. "Das ist im Ansatz auch richtig", sagte Mortsiefer: "Es gibt ja nicht nur die 17, 18 gut arbeitenden NADAs in der Welt. Wenn die WADA in Ländern wie Russland oder Kenia als Regulativ agiert, ist das in Ordnung."
Dennoch hätte sich die NADA gewünscht, wenn der Summit auch den Experten der täglichen Arbeit von WADA und NADA mehr Mitsprache und Kompetenz eingeräumt hätte. Nur die WADA war beim hochbesetzten Summit durch Präsident Craig Reedie vertreten, der aber auch zur IOC-Exekutive gehört. "Man will das Ruder in der Hand halten und nicht zu sehr in die Tiefe gehen", sagte Mortsiefer.
Präsident Clemens Prokop vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) hätte sich vom Olympic Summit eine Annäherung zwischen dem IOC und der WADA gewünscht. "Ein klärendes Wort in dem Streit hatte ich schon erwartet", sagte Prokop dem SID. Beide Organisationen liegen wegen der unterschiedlichen Bewertung der Doping-Krise in Russland im Clinch.
Prokop begrüßt Trennung des Doping-Testmanagements
spoxProkop begrüßte, dass der Summit die Trennung des Doping-Testmanagements von den Fachverbänden vorsieht. "Aber entscheidende Schritte dazu wurden nicht unternommen", bemängelte der Richter: "Die Trennung muss deutlich ausfallen. Es kann nicht sein, dass ein IOC-Mitglied Präsident der WADA bleibt", sagte Prokop mit Blick auf Craig Reedie.
Die NADA in Deutschland leitet mittlerweile unter anderem das Kontrollmanagement von sämtlichen olympischen Sommersportverbänden. Rund 15.000 Dopingkontrollen pro Jahr werden von den Bonner Dopingjägern koordiniert.
Auch der Zusammenschluss aller Nationaler Anti Doping Agenturen, die iNADO, kritisierte den Summit. Es sei weiterhin fraglich, ob die WADA auch die Möglichkeit bekäme, bei staatlich gefördertem Doping wie in Russland einzugreifen. "Wenn das so wäre, müsste klar gesagt werden, dass die WADA solche Zuständigkeiten erhält", hieß es.