"Schmetterlinge" am Boden

SPOX
18. November 201111:33
Angelina Grün muss auf die Olympia-Qualifikation noch wartenGetty
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Es war ein trauriger Abgang für Angelina Grün. Beim Stand von 6:16 im dritten Satz verließ die neunmalige Volleyballerin des Jahres mit hängendem Kopf das Spielfeld im Yoyogi-Stadion von Tokio. Zu dem Zeitpunkt hatten die deutschen Volleyballerinnen das ersehnte Ticket für die Olympischen Spiele schon verspielt - vorerst zumindest.

Mindestens ein 3:1 im letzten Spiel gegen China wäre nötig gewesen, um die Hoffnung am Leben zu halten. Doch das Team von Bundestrainer Giovanni Guidetti unterlag mit 0:3 (18:25, 18:25, 21:25).

"Meine Spielerinnen sind natürlich sehr traurig, davon müssen wir uns erst einmal erholen", sagte Guidetti: "Wir waren nach der gestrigen Niederlage gegen Japan einfach zu müde und zu angespannt. Insgesamt haben wir aber einen guten Job gemacht."

Ziel Olympia noch nicht abgehakt

Den Traum von olympischen Auftritt im Londoner Earls Court müssen Diagonalangreiferin Grün und ihr Team deswegen aber noch nicht endgültig begraben. Nach drei Jahren Abstinenz vom Hallen-Volleyball war die 31-jährige Grün vor der EM in Serbien und Italien in die Nationalmannschaft zurückgekehrt - mit dem erklärten Ziel Olympia.

"Angelina Grün hat unser Team bei der EM und in diesem Turnier verstärkt, das hat sehr gut gepasst. Die jungen Spielerinnen haben ohne sie bereits einen großen Schritt gemacht, und nach ihrem Comeback waren wir in der Lage, Volleyball auf hohem Niveau zu spielen", lobte Guidetti seine Führungsspielerin.

Seine Schützlinge haben noch maximal zwei weitere Möglichkeiten, sich die Olympia-Teilnahme zu sichern. Das europäische Qualifikationsturnier vom 1. bis 6. Mai in Istanbul, an dem die DVV-Auswahl als Vize-Europameister auf jeden Fall teilnimmt, müsste das Team gewinnen, um die Reise nach London planen zu können.

Weltranglistenpunkte und Prestigesiege

Sollte das nicht klappen, können die Deutschen noch am Weltturnier vom 19. bis 27. Mai 2012 in Japan teilnehmen - falls sie dann zu den zwei in der Weltrangliste bestplatzierten europäischen Teams gehören, die noch kein Ticket für London in der Tasche haben. "Wir haben immer noch Chancen, nach London zu fahren, und ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen können", sagte der Bundestrainer.

Zumindest hat die DVV-Auswahl in Japan ordentlich Punkte für die Weltrangliste gesammelt. Prestigesiege gegen den Weltranglistenzweiten USA und Europameister Serbien sollten das Selbstbewusstsein wieder aufpolieren, wenn die erste Enttäuschung erstmal überwunden ist. Deutschland beendete das Marathonprogramm mit elf Spielen in 14 Tagen an vier verschiedenen Spielorten am Ende mit sechs Siegen und fünf Niederlagen auf Rang sechs.

Bei den äußerst knappen Niederlagen gegen Titelverteidiger Italien oder Olympiasieger Brasilien stellte die deutsche Mannschaft unter Beweis, dass sie die guten Leistungen bei der EM wiederholen und in der Weltspitze mithalten kann. Das Konzept von Bundestrainer Guidetti ist nach drei Jahren intensiver Arbeit bereits aufgegangen, die Krönung seiner Amtszeit fehlt allerdings noch.

"Meine Spielerinnen haben sich deutlich verbessert, sowohl in der Nationalmannschaft als auch in den Ligen. Deutschland spielt jetzt in der Weltspitze mit, und ich hoffe, dass wir uns jedes Jahr noch weiter steigern können", sagte der Italiener. Sollte dem Team bei der Europa-Qualifikation im Mai diese Steigerung bereits gelingen, ist London vielleicht doch nicht so weit weg.