The Big Show gehört seit zwölf Jahren zu den Topstars bei WWE und hat schon fast alles erreicht, was es zu erreichen gibt. Sein Kollege Cody Rhodes hingegen feierte sein Debüt vor nicht mal vier Jahren und zählt zu den hoffnungsvollsten Talenten. SPOX hat die beiden SmackDown-Superstars anlässlich der WrestleMania-Revenge-Tour getroffen und sprach mit ihnen über die Verletzung und den Rücktritt von Edge, das letzte große Ziel von Big Show - und darüber, wer den Größten hat.
SPOX: Das große Thema in der WWE ist aktuell ohne Zweifel Edges Karriereende wegen seiner Verletzung. Kam es für Sie auch überraschend?
The Big Show: Natürlich. Ich werde ihn sehr vermissen, er war ein großartiger Performer und ein toller Anführer. Gleichzeitig bin ich aber auch sehr dankbar, dass die Ärzte der WWE seine Verletzung erkannt und meinen Freund beschützt haben. Ansonsten hätte ich wohl einen Kollegen und Kameraden verloren. Das das nicht passiert ist, ist das Wichtigste.
Cody Rhodes: Auf jeden Fall! Es ist besser, überraschend seine Karriere beenden zu müssen, als einen bösen Unfall zu haben. Im Leitermatch gegen Alberto del Rio bei Extreme Rules hätte leicht etwas Schlimmeres passieren können.
Big Show: (klopft auf den Tisch) Knock on wood! Gott sei Dank ist es nicht dazu gekommen.
SPOX: Show, hat Sie die Verletzung von Edge auch über Ihre eigene Karriere nachdenken lassen? Sie haben schließlich auch bereits einige Verletzungen erlitten.
Big Show: Natürlich. Das ist ein wichtiger Punkt für jeden. Egal, ob man gerade erst anfängt oder schon seit 17, 18 Jahren im Ring steht. Wir verbringen weit über 200 Tage im Jahr gemeinsam auf Tour und werden eine Familie. Wenn einem von uns so etwas zustößt, dann reflektiert man selbstverständlich auch die eigene Karriere und überlegt, was wäre, wenn man sich selbst in der Situation befände. Klar, ich denke die ganze Zeit darüber nach.
SPOX: Sie haben schon so ziemlich jeden Titel bei WWE gewonnen. Gibt es überhaupt noch ein Ziel, das Sie definitiv erreichen wollen, bevor Sie Ihre Karriere beenden?
Big Show: Ich will den Diven-Champion-Titel gewinnen!
Rhodes: (lacht) Und du stehst kurz davor, das zu schaffen.
Big Show: Ja, ich werde demnächst einige Operationen haben (lacht). Nein, ich mache natürlich nur Blödsinn. Ich bin mit meiner Karriere sehr zufrieden. Ich hatte das Glück, gegen viele großartige Superstars aus Vergangenheit und Gegenwart anzutreten. Ich stand schon mit Hulk Hogan, Randy Savage, Dusty Rhodes und später Stone Cold, The Rock und dem Undertaker im Ring. Und wenn ich mir die neue Generation ansehe - Leute wie Cody, Randy Orton oder Ted DiBiase - dann bin ich wirklich glücklich über die aktuelle Entwicklung und kann ohne Bereuen auf meine Karriere zurückblicken.
SPOX: Helfen sie mit dieser Erfahrung den jungen Superstars bei Ihrer Entwicklung?
Big Show: Die sind mir vollkommen egal (grinst). Ich musste kämpfen und mich alleine durchschlagen - und wenn ihr es wollt, dann lernt! Und kämpft darum, ihr verwöhnten Bälger! In diesem Geschäft wird einem nichts geschenkt.
Rhodes: (lacht) Das muss ich mir ständig von ihm anhören. Er sagt immer nur: "Ich helfe euch, wenn ihr euch selbst helft."
SPOX: Ach kommen Sie schon - hinter den Kulissen ist er doch ein netter Kerl, oder?
Rhodes: Er ist der Mann.
Big Show: Oh Gott, nein! Das höre ich überhaupt nicht gern. Aber was soll's. Irgendwie ist es schon in Ordnung. Besonders wenn es von Cody kommt. Er ist ohnehin auf einem anderen Level.
SPOX: Wie meinen Sie das?
Big Show: Es gibt einige Leute in diesem Geschäft, denen du einfach nur zusiehst und sofort weißt, dass sie dafür geboren wurden. Es steckt einfach in ihnen drin. Wie bei Cody, seinem Bruder Dustin, bei Randy oder Ted. Sie steigen schon ganz anders in die WWE ein. Mit einem unterbewussten Selbstbewusstsein, das deutlich über dem anderer Neulinge liegt. Und mit den Erfahrungen, die sie mittlerweile gesammelt haben, sind sie den anderen überlegen. Alleine deshalb, weil sie in diesem Geschäft aufgewachsen sind. Sie verstehen einfach besser, welche Verbindung zwischen den Superstars und den Fans besteht, es ist in ihrer DNA programmiert. Deswegen gehört ihnen die Zukunft. Und deswegen mache ich mir keine Sorgen, für den Fall, dass ich mal aufhöre.
SPOX: Cody, betrachten Sie die aktuelle Situation auch als Chance? Viele etablierte Superstars hören auf...
Rhodes: Es ist weniger eine Chance als vielmehr eine Verantwortung. Ich bin jetzt seit einem Jahr bei SmackDown und hoffe, auch dort bleiben zu können. Leute wie Edge gehörten einfach zu SmackDown, sie haben dieser Show ihren eigenen Stempel aufgedrückt und sie von Monday Night Raw abgehoben. Die meisten Leute kennen Raw, aber für mich ist SmackDown eindeutig die bessere Show. Jetzt, wo Edge aufgehört hat, denke ich darüber nach, wie ich einen ähnlich nachhaltigen Eindruck hinterlassen kann. Ich habe mir gesagt: "Du bist zwar erst seit kurzem hier, aber du hattest schon das Glück, mit Shawn Michaels arbeiten zu können, und natürlich auch mit Edge, kurz vor seinem Karriereende. Daraus musst Du was machen.
SPOX: Sie sprechen Raw und SmackDown an. Haben Sie beide wirklich das Gefühl, zu einer bestimmten Show zu gehören?
Big Show: Ich fühle mich SmackDown sehr viel verbundener. Raw ist eine große Show mit vielen Topstars und einer tollen Sendezeit. Da passiert immer eine Menge. Aber SmackDown kämpft einen guten Kampf. Wir alle arbeiten sehr hart, um sicherzustellen, dass wir die bestmögliche Show auf die Beine stellen. Das Gleiche gilt natürlich für die Leute bei Raw. Aber es besteht schon eine gewisse Rivalität. Klar, wir stehen alle bei der WWE unter Vertrag, aber ich werde immer alles für SmackDown geben. Wenn wir Raw bei den Einschaltquoten schlagen oder in einem Match gegen sie antreten, ist das schon toll.
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Rhodes: Wir hatten beispielsweise das deutlich bessere Money-in-the-Bank-Match...
Big Show: Das viel bessere. Unseres war großartig, und sie haben ihres verbockt. Aber das ist vielleicht auch nur meine persönliche Meinung.
Rhodes: Du grinst doch innerlich.
Big Show: Aber sicher tue ich das. Mein Blut ist schließlich SmackDown-blau.
SPOX: Die letzte Frage geht an Cody. Sie haben sich im letzten Jahr deutlich entwickelt, auch Ihre Persönlichkeit hat sich stark verändert. Vom "Dashing"-Gimmick und den Schönheitstipps hin zu einem wesentlich härteren und fokussierteren Cody Rhodes. Wie sehen Sie selbst diese Entwicklung?
Rhodes: Als ich damals bei Raw angefangen habe, war ich erst 21 Jahre alt. Und man hat mir immer gesagt, ich solle geduldig sein. Ich glaube aber nicht daran, dass man darauf warten sollte, bis seine Zeit kommt. Vielmehr denke ich, man muss sich seine Zeit selbst holen. Zugegeben, ich musste insofern geduldig sein, als ich erst noch erwachsen werden musste. Einige Leute haben mir dabei geholfen, härter zu werden - und das hat sich dann auch auf meinen Charakter im Ring übertragen.
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SPOX: Wie genau können wir das verstehen?
Rhodes: Mit Leuten wie Shawn Michaels oder Big Show zu arbeiten, hat sehr geholfen - genau wie meine Zeit im Tag Team mit Ted DiBiase. Dass damals allerdings viele Leute sein Talent anerkannt, meins aber übersehen haben, habe ich sehr persönlich genommen. Ich bin zwar drüber hinweggekommen, aber ich habe es mir zu Herzen genommen.
SPOX: Auch körperlich haben Sie Sich weiterentwickelt.
Rhodes: Das stimmt. Ich finde es sehr cool, dass ich deutlich kräftiger geworden bin. Ich habe seit meinem Debüt mehr als sechs Kilogramm an Muskelmasse zugelegt, und das finde ich sehr aufregend. Vielen Leuten scheint es aber gar nicht aufzufallen.
Big Show: Worüber redest du, ich habe es längst bemerkt.
Rhodes: (grinst) Danke. Vielleicht fällt es nur am Fernseher nicht so auf.
Big Show: Als du anfingst, hattest du einen Bizeps wie ein Kind. Da war praktisch keiner. Und jetzt schaut euch den an.
Rhodes: (präsentiert seinen Bizeps) Ja, der ist echt klein.
Big Show: Ok, mit mir kann er natürlich nicht mithalten. Aber während sich bei Cody alle drüber freuen, dass er noch zulegt, wollen sie mich unbedingt davon abhalten...