Max Kepler und seine Minnesota Twins eröffnen die MLB-Playoffs 2017 mit ihrem Gastspiel bei den New York Yankees (heute Nacht ab 2 Uhr live auf DAZN). Dabei treffen im Wild Card Game der American League zwei Teams aufeinander, die man vor der Saison nicht unbedingt auf der Rechnung hatte. SPOX macht den Check: Wie stehen die Chancen für Kepler? Und wer soll Super-Rookie Aaron Judge aufhalten?
American League Wild Card Game
New York Yankees (91-71) - Minnesota Twins (85-77)
Ausgangslage Yankees:
Es ist ein Duell zweier Teams, die man nicht unbedingt im Playoff Picture erwarten konnte: Klar, die Yankees sind das Bayern München der MLB, wenn man so will, Rekordmeister mit 27 Titeln und einer glorreichen Historie. Aber die Bronx Bombers waren vor der Saison nicht wirklich als Playoff-Team gehandelt worden. Seit 2012 hat man nur ein einziges Mal die Postseason erreicht, 2015 setzte es eine Pleite im Wild Card Game.
Deshalb befinden sich die Yankees auch nicht unbedingt im "Win Now"-Modus. Vielmehr war im Big Apple zuletzt ein Rebuild angesagt. In den letzten Jahren von Team-Legenden wie Derek Jeter (Karriereende 2014) oder Mariano Rivera (Rücktritt 2013) hatte man eine Vielzahl von extrem teuren Spielern angesammelt, ohne jedoch den angestrebten Erfolg. So stand man plötzlich mit einem überalterten Kader überbezahlter Stars da.
Klar, es sind die Yankees - die Payroll ist immer noch enorm (über 200 Millionen Dollar zum Start der Saison). Dennoch hielt man sich vergleichsweise zurück, während die Verträge von Alex Rodriguez oder Mark Teixeira aus der Bilanz rutschten: Die nächste große Attacke in der Free Agency sollte frühestens 2018 erfolgen, bis dahin sollte es der Nachwuchs richten.
Aber der lieferte ab: Angeführt von Super-Rookie und MVP-Kandidat Aaron Judge (52 Homeruns) führten die Yankees anfangs sogar die eigene Division an und blieben bis in die letzte Septemberwoche in Schlagdistanz zu den Boston Red Sox. Auch wenn es ungewohnt klingt: Allein das Erreichen des Wild Card Games macht es für New York schon zu einer erfolgreichen Saison.
Ausgangslage Twins:
Bei den Twins ist der Jubel über das "Play-In Game", das Spiel um das Vorrecht, in der Division Series gegen die Cleveland Indians anzutreten, noch sehr viel größer. In den sechs Jahren zuvor hatte man nur einmal knapp eine positive Bilanz erreicht, auf die Playoffs wartete man seit 2010. Und nach stolzen 103 Niederlagen 2016 hatte sowieso niemand von Oktober-Baseball zu träumen gewagt.
Doch der krasse Außenseiter aus Minneapolis, mit einer Payroll von rund 108 Millionen nur auf Platz 22 in der MLB, schaffte das Wunder: Als erstes Team überhaupt sprang man nach einer 100-Niederlagen-Saison direkt in die Playoffs. Obwohl es lange nicht so aussah. In den ersten Monaten spielte das Team sehr ordentlich, die Bilanz war fast durchgehend positiv. Dennoch wusste man nicht so richtig, ob man dem Braten trauen konnte. Und tatsächlich stand man Ende Juli mit 50 Siegen und 53 Niederlagen da.
Eigentlich folgerichtig entschied sich das Management, vor der Trade Deadline eher zu verkaufen, als für einen verwegenen Playoff-Push alles zu riskieren. Leistungsträger wie Starter Jaime Garcia oder Closer Brandon Kintzler wurden abgegeben. Nächstes Jahr halt.
Die Rechnung hatte das Front Office allerdings ohne die Spieler und Manager Paul Molitor gemacht. "Einige waren ziemlich sauer, andere nicht. Aber die Reaktion war die richtige", erklärte Molitor den Aufschwung. Von den letzten 54 Spielen wurden 33 gewonnen, und auch dank der Schwäche der Konkurrenz stand man plötzlich mit der Wild Card da.
Gegen die Yankees ist man mal wieder Außenseiter, aber das kennt man ja nicht anders. Außerdem hat man mit der Großmacht von der Ostküste noch ein Hühnchen zu rupfen. Seit 2003 erreichte man fünfmal die Division Series. Viermal zog man gegen die Yankees den Kürzeren ...
Pitching Duell:
Luis Severino (2.98 ERA) vs. Ervin Santana (3.28 ERA)
Beide Teams werden vor über 54.000 Zuschauern im Yankee Stadium natürlich ihre Asse auf den Mound schicken. Bei den Yankees ist das der erst 23 Jahre alte Severino aus der Dominikanischen Republik, der sich angesichts der Probleme von Japan-Import Masahiro Tanaka zum besten Mann in der Rotation von Manager Joe Girardi mauserte.
Severino ist ein waschechter "Fireballer": Der Rechtshänder peitscht seinen Fastball mit durchschnittlich 97,5 Meilen pro Stunde in die Fanghand seines Catchers - kein Starter in der Liga kann das toppen. "Seine Pitches stehen unter Strom", staute Twins-Second Baseman Brian Dozier. "Er wirft hart und hat dazu einen harten Slider." Das brachte Severino in der Regular Season 230 Strikeouts ein. Am 20. September hatte er gegen die Twins allerdings Probleme (nur drei Innings, drei Earned Runs).
Die Twins kontern mit Altmeister Santana, ebenfalls aus der Dominikanischen Republik. Der ist mittlerweile 34, sein Fastball bewegt sich eher im Bereich von 93 bis 94 Meilen pro Stunde. Der Veteran hat eine für seine Verhältnisse sehr gute Saison gespielt, spulte insgesamt 211.1 Innings ab (Platz zwei in der MLB) und kann im Gegensatz zu Severino auf acht Einsätze in der Postseason zurückblicken.
Sein Problem: der Long Ball. Santana gab 2017 31 Homeruns ab, Platz zehn in der Liga und kein sonderlich gutes Rezept, wenn man die Power der Yankees und das schmale Right Field in deren Spielstätte bedenkt. Er durfte am 18. September gegen New York ran und kassierte prompt einen Homerun von Judge.
Players to watch:
Aus deutscher Sicht natürlich Max Kepler! Der 24 Jahre alte Right Fielder bestreitet endlich das erste Playoff-Spiel seiner Karriere - da hat sich das jahrelange Schuften endlich ausgezahlt. "Für mich ist es eine Ehre, dabei sein zu können und die Twins und Deutschland in den Playoffs zu repräsentieren", sagte er dem Tagesspiegel. Jetzt heißt es genießen - und nicht überdrehen: "Ich versuche, es als ganz normales Baseball-Spiel zu sehen."
Die gute Nachricht für Kepler, der in dieser Saison mit 19 Homeruns eine neue persönliche Bestmarke aufgestellt hat: Severino ist kein Lefty. Gegen Linkshänder sah Kepler in dieser Saison nicht sonderlich gut aus und blieb manchmal sogar auf der Bank. Dieser Kelch sollte diesmal an ihm vorüber gehen, schließlich ist von den Top-Relievern der Yankees auch nur Aroldis Chapman ein Linkshänder.
Die schlechte Nachricht: Ein Lieblingsgegner sind die Yankees für ihn trotzdem nicht. In dieser Spielzeit kam Kepler auf 21 At-Bats gegen den kommenden Gegner, dabei schaffte er nur dürftige drei Hits (ein Homerun). Außerdem war er zuletzt auch nicht unbedingt in Topform (vier Hits in den letzten sechs Spielen). Egal: In der Nacht auf Mittwoch zählt das alles nicht mehr, die Karten werden neu gemischt.
Bei den Yankees konzentriert sich natürlich alles auf Aaron Judge. "Der Typ ist riesig", sagte Santana nach dem ersten Aufeinandertreffen. "Der ist so groß, dass er die komplette Home Plate abgedeckt hat." Kaum einer hat so viel Power wie Judge, der nach dem All-Star Break erst einmal schwächelte, bevor er im September wieder aufdrehte und mit seinem 33. Homerun im Yankee Stadium den Uralt-Rekord von Baseball-GOAT Babe Ruth brach. Schlägt er gegen die Twins wieder zu, wäre das ein erster Schritt in den Fußstapfen von Derek Jeter.
Prognose:
Die Vorzeichen stehen nicht gerade günstig für Minnesota: Santana ist zwar im Vergleich zu Severino der erfahrenere Mann, aber gegen dieses Yankee-Lineup muss man eigentlich damit rechnen, dass er den einen oder anderen Homerun nicht verhindern kann. Severino ist zwar auch alles andere als unfehlbar, aber Girardi kann im Gegensatz zu Molitor auf einen fast unerschöpflichen Bullpen zurückgreifen und seinen Starter im Zweifelsfall früh rausnehmen. Molitors Bullpen ist da deutlich schlechter bestückt. Dazu kommt der Heimvorteil. Die Yankees setzen sich durch.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.