"Goliath hat nicht viele Fans"

Stefan PetriMarcus Blumberg
31. März 201711:39
Werden die Chicago Cubs um Kris Bryant (M.) am Saisonende wieder als letzte lachen?SPOX
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Am Sonntag beginnt die neue MLB-Saison und wirft so einige Fragen auf. Wer oder was kann die Chicago Cubs auf dem Weg zur Titelverteidigung stoppen? Wer darf sich Hoffnungen auf die Playoffs machen, wer räumt die Awards ab? Und: Was wird aus dem einzigen Deutschen in der Liga, Max Kepler? Ex-Minor-League-Catcher der Mets und der heutige Manager der Bundesligamannschaft der Buchbinder Legionäre, Kai Gronauer, und MLB-Experte Ryan Fagen von Sporting News diskutieren mit den SPOX-Redakteuren Stefan Petri und Marcus Blumberg in der ersten Ausgabe von "Bases Loaded", der neuen MLB-Diskussionsrunde.

1. Der größte Stolperstein der Cubs ist ...

Stefan Petri (SPOX): ... die Natur des Sports. In der MLB setzt sich im Vergleich mit den anderen großen Ligen seltener der große Favorit durch - gerade in den Playoffs kann alles passieren. Es ist kein Zufall, dass es seit den Yankees 2000 kein Team den Titel verteidigen konnte. Natürlich muss man nicht darüber streiten, dass die Cubbies auf dem Papier her großer Favorit sind: Rotation und Lineup dürften gerade in den Playoffs keinerlei Angriffsflächen bieten, wenn die Leistungsträger fit bleiben, da sehe ich sie schon ein Stück vor den Red Sox und Dodgers. Noch viel gespannter bin ich aber auf die Psyche des Teams: Hat der ersehnte Titel den Knoten gelöst, spielt das Team jetzt befreit auf und bombt alles in Grund und Boden? Dann könnte sogar der MLB-Rekord von 116 Saisonsiegen fallen. Andererseits ist da jetzt aber auch jede Menge Druck: Plötzlich ist man nicht mehr der allseits beliebte Verlierer, sondern Goliath. Und der hat bekanntlich nicht viele Fans.

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Marcus Blumberg (SPOX): Sehr richtig! Seit 2000 hat kein Team mehr den verteidigt. In vielen Fällen erreichte der Champion nicht mal mehr die Playoffs im Folgejahr. Und das hat nicht etwa damit zu tun, dass die Liga so extrem ausgeglichen ist - das ist sie sicherlich - sondern vielmehr damit, dass Baseball nun mal so ist. Man kann den Erfolg in dieser einzigartigen Sportart nicht planen. Blicken wir zurück aufs letzte Jahrzehnt: Kein Team hat durchweg mehr Geld ausgegeben oder mehr Star-Spieler verpflichtet als die Yankees - das Resultat: Nach dem Titel 2000 kam nur noch einer dazu - 2009. In den letzten Jahren wiederum waren die Dodgers die Big Spender, bislang ohne Ring am Finger. Im Baseball basiert sehr viel auf Glück und Zufall. Man kann einen Pitch perfekt schlagen, doch der Ball landet im Handschuh des Shortstops. Andererseits trifft einer den Ball nur ganz knapp und dennoch landet er im Outfield für einen Hit. Wer kann so etwas erahnen oder verhindern? Baseball ist extrem kompliziert weshalb der Sport an sich wohl der größte Stolperstein der Cubbies werden dürfte - das Team ist erneut top besetzt.

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Kai Gronauer (Buchbinder Legionäre): Konkret formuliert könnten die Offseason-Moves ein großer Stolperstein werden - und wie sie die Abgänge von Fowler, Ross und vor allem Chapman kompensieren werden. Mit Uehara, Davis und Jay wurden gute, aber keine ebenbürtigen Spieler geholt. Insbesondere Chapman hatte großen Anteil daran, dass Spiele in späten Innings der Postseason nicht verloren gingen und hielt die Gegner in Schach. Sicher kann man keine Spieler gleichwertig ersetzen, aber in meinen Augen wurde nicht genug Leadership (Ross) und Shutdown Pitching verpflichtet. Fowlers RBI, Average und Homeruns werden trotz einer super Saison durch die junge, talentierte und unglaublich offensiv starke Mannschaft aufgefangen. Ein anderer sind natürlich die Verletzungen wie es letzte Saison bei Schwarber passierte. Verletzungen gehören dazu und lassen sich nicht verhindern, aber auch ein Spieler kann einen großen Unterschied machen, vor allem im Pitching oder der Mitte des Lineups. Dann muss durch Trades oder ein gutes Farm-System nachgeholfen werden.

Ryan Fagan (Sporting News): Die Sache ist die: Die Cubs können das beste Team im Baseball sein und es könnte dennoch egal sein, wenn die Playoffs starten. Seit 2000 hat das Team mit der besten Bilanz nur vier von 17 Titeln gewonnen - inklusive der Cubs 2016. Im selben Zeitraum haben fünf Wildcard-Teams die World Series gewonnen. Oktober ist reine Glückssache in den meisten Jahren. Alles kann passieren. Erinnert ihr euch noch, es brauchte für die Cubs ein episches Comeback in Spiel 4 der NLDS gegen die Giants, um ein entscheidendes Spiel 5 gegen Giants-Ace Johnny Cueto zu verhindern. Und sie lagen auch gegen die Dodgers 1-2 hinten in der NLCS. Und natürlich lagen sie auch 1-3 in der World Series hinten, bevor sie den Titel geholt haben. Zudem gibt es Fragezeichen, was die 2017er Cubs betrifft. Letztes Jahr waren ihre Starter unglaublich gut und gesund. Es ist also angemessen sich zu fragen, ob Hendricks (2.16 ERA) und Lester (2.44 ERA) ihre herausragenden Leistungen wiederholen können. Wer wird der fünfte Starter? Kann Schwarber im Outfield spielen? Aber all diese Fragen sind zweitrangig, denn die Wahrheit ist: Es wäre ein Schock, wenn die Cubs die Playoffs verpassten. Das größte Hindernis auf dem Weg zur Titelverteidigung ist dies: Die World Series zu gewinnen ist richtig, richtig schwierig.

2. Welche Teams rutschen in die Playoffs und welche fallen raus?

Ryan Fagan (Sporting News): Ich lehne mich hier nicht weit aus dem Fenster, aber die Orioles werden Probleme bekommen, es erneut in die Playoffs zu schaffen. Im letzten Jahr war ihre Theorie mit vielen Homeruns und Pitching, das gerade so gut genug ist, gut für 89 Siege und eine Wildcard, aber ich weiß nicht, ob das 2017 auch wieder funktionieren wird. Zum einen haben sie von einem schwachen Divisionsrivalen Tampa Bay gezehrt (13-6 gegen die Rays) und die Rays sollten diese Saison viel besser sein als letzte. Zum anderen ist jedes Team der AL East in der Lage, 85-90 Siege zu feiern, wodurch es schwer vorstellbar ist, dass zwei Wildcards aus einer Division ohne leichte Siege kommen. Wer ersetzt die O's? Achtet auf die AL West, wo die Astros um den Division-Titel kämpfen werden. Deren Lineup ist voll mit etablierten und angehenden Stars wie Altuve, Correa, Springer und Bregman. Und die Zugänge von Reddick und McCann waren auch sehr wichtig. Die Astros werden ihre Rotation noch verbessern müssen und das wird sicherlich passieren. Zudem denke ich, dass die Cardinals wieder in die Postseason kommen werden. Sie werden die die Central zwar nicht gewinnen, aber sie werden eine Wildcard einfahren und damit zum 13. Mal in den letzten 18 Jahren die Postseason erreichen.

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Marcus Blumberg (SPOX): Ja Ryan, die Cardinals sehe ich auch wieder im Oktober. Sie haben vor zwei Jahren noch 100 Spiele gewonnen. Sie werden zwar nicht an den Cubs vorbeikommen in der NL Central, aber für eine Wildcard wird es mit dem Personal reichen. Entscheidend wird sein, dass das Pitching wieder besser wird, nachdem man 2016 im Schnitt die meisten Runs pro Spiel zugelassen hat. Rausrutschen werden dafür entweder die Giants oder die Mets. Letztere haben zwar insgesamt den besseren Kader, aber auch extrem viele Verletzungssorgen. Die Giants werden aufgrund ihres Pitchings daher die Nase vorn haben. In der AL sehe ich auch Texas im Fokus. Während die Rangers aufgrund ihrer sehr dünn besetzten Pitching Rotation - wer soll da starten hinter Darvish und Hamels? - aus den Playoffs fallen, stabilisieren sich die Astros. Sie kamen 2015 groß auf, schwächelten dann im Vorjahr. Sie sollten sich fangen und dank zahlreicher Neuzugänge wie Rückkehrer Beltran und Catcher McCann wieder die Krone im Westen für sich beanspruchen. Ansonsten könnten die Tigers der AL East (Orioles oder Blue Jays) eine der Wildcards abluchsen.

Stefan Petri (SPOX): Da bist du auf der richtigen Spur, Blumi! Auch ich sehe in der National League ehrlich gesagt gar keine großen Veränderungen. Die Cubs, Dodgers und Nationals sind in ihren jeweiligen Divisions relativ klar vorn, auch weil ich von L.A. eine Steigerung im Vergleich zu den 91 Siegen erwarte und die Giants dann nicht mehr mithalten können. Die Cardinals in der Central und Mets im Osten spielen ebenfalls um die Wildcards, und da könnte ich mir einen Push der Cards vorstellen, wenn das Pitching hält. Andere große Aufsteiger? Sorry, Miami, aber mit der Rotation wird das nichts. In der American League dagegen ist das Feld weit offen: Boston bleibt sicher drin, aber die Rangers und Indians (nach ihrem World-Series-Hangover) werden einen Schritt zurück machen. Das öffnet den Verfolgern Tür und Tor - und hier setze ich einfach mal auf die Seattle Mariners. Kein Team wartet schon so lange auf die Postseason, aber dank eines durchgewürfelten Kaders reicht es endlich wieder.

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Kai Gronauer (Buchbinder Legionäre): Ich sehe in der AL East weiterhin die Red Sox ganz vorn. Dahinter werden sich die Orioles, Blue Jays und die Yankees um die Wildcard-Plätze streiten. Und hier gehe ich mal gegen den Trend und sage: Die Yankees schaffen es wieder zurück in die Playoffs! Sie haben die Offseason gut genutzt und mit den Zugängen Chapman, Holliday und Carter eine sehr starke Mannschaft zusammengestellt. Die AL Central wird wieder von Cleveland und Detroit angeführt - keine Überraschungen, auch wenn man etwas auf die White Sox schielen sollte. Bei der AL West wartet man schon lange auf die Mariners und Angels. Beide haben mit Trout und Cano potenzielle MVP-Kandidaten, können jedoch kein Winning Team um ihre Stars aufbauen. Die Rangers sind in der Breite einfach besser aufgestellt. Wer den Rangers sehr gefährlich wird, sind dieses Jahr definitiv die Houston Astros! Sie sind mein persönlicher Favorit für die Playoffs und auch die World Series. In der National League wird es in meinen Augen keine großen Überraschungen geben, außer dass die Cardinals wieder in den Playoffs sein werden. Ansonsten gibt es einen offenen Kampf um die Playoff- und Wildcard-Plätze der Nationals, Mets, Cubs, Cardinals, Dodgers und Giants.

3. Die MVP und Cy Young Awards gehen an ...

Kai Gronauer (Buchbinder Legionäre): Wer beim AL MVP auf Nummer sicher gehen möchte, kann nur auf Mike Trout von den Angels setzen. Seine Zahlen und seine Konstanz sind einmalig und stechen heraus. Außenseiter sind aber reichlich vorhanden und ich sehe neben Cano, Cabrera und Donaldson definitiv aufstrebende junge Spieler mit in den Top Ten. Dazu gehören Betts, Altuve, Machado, Sanchez und Bogaerts. Mein Favorit neben Trout dieses Jahr ist jedoch Carlos Correa von den Astros! Der AL Cy Young wird dagegen unter drei Leuten ausgemacht: Chris Sale, Corey Kluber und Justin Verlander. Alle drei sind Aces potenzieller Playoff-Teams und weisen die nötige Konstanz auf, um eine gute Saison zu haben. Beim NL MVP kann man im jetzigen Moment genauso gut Lotto spielen. Im Favoriten-Kreis befinden sich etliche Star-Spieler mit unglaublichem Potenzial. Deswegen überlege ich nicht lange und sage, es wird entweder Bryce Harper oder Kris Bryant! Wenn eine komplette Mannschaft den NL Cy Young bekommen könnte, dann würden es wohl die Mets sein. Ich glaube wenige Teams haben so ein großes Pitching-Potenzial. Einer der Starting Pitcher wie Syndergaard, deGrom, Matz und Harvey kann es immer werden, genauso wie Familia im Bullpen. Trotzdem glaube ich, dass Clayton Kershaw oder Madison Bumgarner das Rennen gewinnen wird.

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Stefan Petri (SPOX): Bei den Pitchern orientiere ich mich mal am Trend der vergangenen Saison, als Rick Porcello (22-4, 3.15 ERA) und Max Scherzer (20-7, 2.96 ERA) trotz nicht gerade fantastischer Earned Run Averages gewannen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Porcello nochmal eine Rolle spielt, aber seinen neuen Teamkollegen Sale habe ich ganz vorne auf der Rechnung - das Rampenlicht in Boston und die gute Offense hinter ihm werden ihn nach vorne spülen. In der NL fällt die Auswahl schwer, aber letzten Endes ist Clayton Kershaw immer noch der beste Starting Pitcher der Welt. Bleibt er gesund, holt er seine vierte Trophäe. Die MVP-Trophy in der American League könnte man auch jetzt schon in den Locker von Trout stellen: Wenn er sie im letzten Jahr trotz der grausigen Angels-Leistung bekommen hat, brennt auch diesmal nichts an. Sein Gegenpart wird Homerun-King Nolan Arenado von den Rockies, der sich in den letzten Jahren immer steigern konnte und trotzdem erst 25 ist.

Ryan Fagan (Sporting News): Fangen wir mit dem Offensichtlichen an: Solange Kershaw gesund ist - da bin ich ganz bei dir, Stefan -, ist er der Pick für den NL Cy Young. Auf einen anderen kann man nur wetten, wenn man davon ausgeht, dass Kershaw nicht gesund bleibt. Und ein zweiter MVP für den Linkshänder würde mich auch nicht wundern, aber hier bleibe ich bei meinem Pick aus dem Sporting News annual Yearbook, Nolan Arenado von den Colorado Rockies. Er ist sicherlich der beste defensive Third Baseman und er führte die NL in Homeruns und RBI in den letzten beiden Saisons an. In der AL wiederum ist Trout eine nicht ganz so sichere Nummer wie Kershaw. Nicht weil Trout nicht dominant wäre - er ist es. Aber es gibt andere, richtig gute Spieler in der AL. Es ist trotzdem weiterhin schwer, gegen ihn zu wetten. Josh Donaldson wird wieder im Rennen sein, genauso Manny Machado und Mookie Betts. Was den AL Young betrifft, setze ich auf Rays-Pitcher Chris Archer. Er war mein Pick im Preview-Magazin aus dem letzten Dezember und ich halte den Pick nach seinem starken Spring Training nun für noch besser. Seine Zahlen im Vorjahr gingen etwas zurück, weil er 30 Homeruns abgegeben hatte - sein bisheriger Höchstwert waren 19. Aber das ist ein Fehler, den er korrigieren kann.

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Marcus Blumberg (SPOX): Von mir bekommt ihr zum Thema AL MVP auch keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse: Der AL-MVP geht an - Überraschung - Mike Trout! Er ist der beste Spieler der MLB und da wir in dieser Liga nicht so wahnsinnig viel Wert auf Mannschaftserfolg legen wie etwa in NBA oder NFL, führt an ihm erneut kein Weg vorbei. Ebenfalls easy erscheint mir die Prophezeiung des Cy Youngs in der NL: Clayton Kershaw! Er hat sich von seiner Bandscheibenproblematik erholt und greift wieder voll an. Und dann gibt eben keinen besseren Pitcher als ihn. Der AL Cy Young ist da schon schwieriger zu tippen. Basierend auf seiner Vorsaison und der Performance im Spring Training würde ich hier mal vorsichtig Masahiro Tanaka nennen. Das Yankee-Ace sieht voll fit aus und kann gegen jeden dominieren. Das könnte seine beste Saison werden - danach hat er eine Ausstiegsklausel im Vertrag, was zusätzlich motivieren dürfte. Und der NL MVP wird erneut Kris Bryant. So gut sein Vorjahr auch war, er arbeitet gerade daran, noch besser zu werden. Bei ihm ist wirklich "The Sky the Limit", von daher traue ich ihm zu, noch besser zu spielen als bisher.

4. Max Kepler wird in diesem Jahr zum All-Star

Marcus Blumberg (SPOX): Max Kepler war im Vorjahr zeitweilig auf dem Weg zum Rookie des Jahres, flachte dann zum Ende hin aber ein bisschen ab. Nun ist er gesetzt im Right Field und wohl auch in der Mitte der Batting Order. Alles Indizien, wie hoch sein Stellenwert in seiner zweiten richtigen Saison in den Big Leagues bei den Twins schon ist. Und sollten Leute wie Miguel Sano und Co. nun auch gesund bleiben und ihr Potenzial abrufen, würde Kepler auch weniger Druck auf den Schultern lasten, was sicherlich helfen könnte. Insofern darf man von einer positiven Saison für ihn ausgehen. Aber All-Star? Die Sache ist eben die: In der MLB muss jedes Team beim All-Star Game vertreten sein, heißt: Plätze sind rar und die ersten Twins-Kandidaten auf einen solchen Spot sind eher Second Baseman Brian Dozier und First Baseman Joe Mauer - das Gesicht der Franchise. Insofern müsste er schon zum Starter gewählt werden, was ich aktuell noch nicht sehe - es sei denn, es gäbe einen massiven Push aus Deutschland ...

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Ryan Fagan (Sporting News): Da stimme ich dir zu, Marcus. Das All-Star-Team zu erreichen wäre wohl etwas verfrüht, aber mir gefällt, wie Kepler den Twins bietet. Ich habe ihn in einem Vorbereitungsspiel gesehen, da zimmerste der Linkshänder eine Rakete die Linie im Left Field entlang für ein RBI-Double. Wenn man bedenkt, dass alle seiner 17 Homeruns 2016 ins Center oder Right Field gingen, war es sehr beeindruckend zu sehen, mit welch einer Überzeugung er den Ball ins Opposite Field geschlagen hat. Das ist das Zeichen eines reifenden Hitters. Es muss natürlich noch ein weiterer Reifeprozess erfolgen, bevor er All-Star-Status erreicht. Er hat Power, kein Zweifel, aber Kepler hat gerade mal .203 mit einer .595 OPS (On-Base plus Slugging Percentage) gegen Linkshänder geschlagen. Wenn er ein All-Star (oder wenigstens Vollzeit-Starter) werde sollte, muss er besser werden gegen Linkshänder. Aber Kepler hat regelmäßige Verbesserungen gezeigt während er sich in der Organisation hochgearbeitet hat, sodass es keinen Grund zur Annahme gibt, dass er sich nicht auch in diesem Bereich verbessern wird.

Stefan Petri (SPOX): Schwieriges Thema. Zuerst die positive Nachricht: Kepler ist erst 24 und hat in seinem ersten (fast) vollen Jahr in der Liga gleich mal 17 Homeruns aufgelegt und 63 Runs ins Ziel gebracht. Und die MLB-Regeln gestehen bekanntlich jedem Team mindestens einen All-Star zu, ganz gleich wie gut oder schlecht die Bilanz oder die Kandidaten aussehen. In Sachen Starting Pitching machen die Twins nicht viel her. Aber: Die Konstanz ging Kepler im letzten Jahr noch ab, gerade gegen Linkshänder hatte er Probleme. Und im Outfield der American League ist die Konkurrenz nicht von schlechten Eltern. Im Team ist die größte Konkurrenz wohl Slugger Brian Dozier, der vergangenes Jahr 42 Homeruns schlug. Fällt Dozier ab - und erwischt kein Reliever eine starke erste Jahreshälfte -, kann es Kepler schaffen. Darauf wetten würde ich aber erst 2018.

Kai Gronauer (Buchbinder Legionäre): Max wird ja oft mit Dirk Nowitzki verglichen. Eine schwere Last für einen so jungen Spieler. Trotzdem hat er alle nötigen Eigenschaften, um es zu schaffen. Talent hat er zweifelsfrei. Er weiß wie viel harte Arbeit dazu gehört. Konstanz muss er sich noch erarbeiten, das kommt aber sicherlich noch. Ein Quäntchen Glück gehört dann auch noch dazu und dann haben wir ihn - unseren ersten All-Star in der MLB. Allerdings wurde Nowitzki auch nicht in seiner zweiten Saison All-Star. Wenn Max es schafft, seinen Average etwas anzuheben und weiter so abzuliefern wie er es letztes Jahr schon in Ansätzen getan hat, wird er es schaffen. Allerdings muss man ihm die Zeit lassen sich zu entwickeln. Daher denke ich, wird er erst nächstes Jahr zum All-Star! In dieser Saison geht es für ihn darum, seine Leistung aus der letzten Saison zu bestätigen und weiter wichtige Erfahrung zu sammeln, um seine Position im Outfield der Twins zu festigen.

5. Am meisten freue ich mich persönlich auf ...

Kai Gronauer (Buchbinder Legionäre): Da ich hier etwas befangen bin, muss ich natürlich sagen: die Mets. Viele der Spieler kenne ich noch gut von früher und weiß, was sie leisten können. Die World Series vor zwei Jahren war kein Zufall und kann wiederholt werden, wenn man sich an der Trade Deadline noch einmal punktuell verstärkt. Hier wünsche ich mir etwas mehr Risiko und Aggressivität. Aber die Fans haben es wirklich verdient mit ihrer Mannschaft wieder weit in den Playoffs zu kommen. Dann freue ich mich aber auch auf die Astros. Mein Geheim-Favorit: Eine Mannschaft, die sich unter Wert verkaufte im letzten Jahr, aber in dieser Offseason ein paar tolle Zugänge (McCann, Beltran) verzeichnet hat. Es wird Spaß machen, ihnen zuzusehen. Hinter dem Starting Pitching steht noch ein kleines Fragezeichen, da wird man sich jedoch sicherlich verstärken. Außerdem kann ich mir gut vorstellen, dass die Yankees-Red-Sox-Rivalität neu entflammt. Beide Mannschaften, auch wenn die Sox hier die Nase noch etwas vorne haben, bringen junge talentierte Spieler an den Start, gepaart mit Erfahrung und gutem Pitching. Wenn es am Ende der Saison zwischen diesen Teams eng wird, gibt es sicher etwas Feuer in den Spielen zu sehen.

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Stefan Petri (SPOX): Ich freue mich darauf, wie Ichiro Suzuki trotz seiner jetzt 43 Lenze immer noch Infield-Singles am Fließband produziert. Auf den Changeup von Felix Hernandez und die 100-Mph-Bomben von Edwin Diaz. Ich freue mich auf den Slider von Andrew Miller und den Curveball von Kershaw und die neueste Kontroverse um Bryce Harper. Ich freue mich auf die jungen Wilden der New York Yankees und die Renaissance von Justin Verlander bei den Tigers und ein ausverkauftes Wrigley Field. Auf den ersten Inside-the-Park-Homerun und einen No-Hitter von einem absoluten No-Name-Pitcher. Und auf 25 bis 30 Homeruns von Max Kepler.

Marcus Blumberg (SPOX): 30 Homeruns von Kepler hätten schon was! Generell freue ich mich aber darauf, dass es wieder losgeht. Darüber hinaus bin ich sehr gespannt auf die ganzen jungen Spieler, die derzeit in die Liga strömen und ihren Teams frischen Wind einhauchen. Alles wird dynamischer und athletischer und das kann für den Sport nur gut sein. Ferner freue ich mich auf die besonderen Tage im Jahr: Opening Day, Jackie Robinson Day am 15. April und die anderen wichtigen Feiertage. Ein besonderes Highlight dürfte auch der 14. Mai sein, wenn die Yankees endlich Nummer 2 - von Derek Jeter - in den Ruhestand verabschieden. Diese Saison könnte eine ganz Besondere werden.

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Ryan Fagan (Sporting News): Ich liebe das Unerwartete, das Baseball jedes Jahr aufs Neue liefert. In diesem Geschäft schauen wir jeden Tag Baseball, wir reden jeden Tag darüber und wir schreiben jeden Tag über Baseball. Dennoch findet der Sport jeden Tag neue Wege, uns zu überraschen. In meinem ersten Spring-Training-Spiel in diesem Jahr sah ich drei Yankee-Pitcher, die zusammen einen No-Hitter gepitcht haben. Ich hätte das nie erwartet - es war offenbar erst der 25. No-No im Spring Training überhaupt. Während die Innings voran schritten, begeisterte mich die Partie immer mehr. Baseball findet einen Weg, uns unvorbereitet zu treffen, ob es Schwarbers wundersame Rückkehr nach einer langen Knieverletzung in der World Series ist, ein Trade, der die Saison verändert und aus dem Nichts kam, oder ein Rookie, der seine Chance nutzt und zum Star wird. Insofern denke ich, dass ich mich am meisten darauf freue, von diesem ehrwürdigen Sport überrascht zu werden.

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