26.09.2012 um 15:55 Uhr
"If you can wait and.." III/III
"It's a fucking disgrace"
Die beiden „Post"-Mourinho-Spielzeiten verlaufen eher enttäuschend. Neben Verletzungen, das „Drogba-Schwalben-Archiv" von Liverpool’s Benitez und der blutigen Intimfehde mit ManUniteds Vidic, sorgt besonders das im Elfmeterschießen verlorene Champions League-Finale gegen United und seiner roten Karte in der Verlängerung für ein enttäuschendes Saison-Finale.
Aufgrund von Verletzungen verliert er zu Beginn der neuen Saison seinen Stammplatz an Nicolas Anelka. Im Februar und unter dem neuen Trainer Hiddink findet er wieder zur Torgefährlichkeit zurück. Doch kurz darauf wird ein besonders bitteres Kapitel in der Sysiphosarbeit der Londoner um den CL-Triumph geschrieben. Nachdem man im Nou Camp ein 0:0 verteidigt hat, ist man beim Rückspiel an der Stamford Bridge die bestimmende Mannschaft – bis kurz vor Schluss. Der norwegische Schiedsrichter Øvrebø und Mickael Essien sollen die tragischen Hauptfiguren in diesem spannenden Kampf werden. Nachdem letzterer per fulminanten Schuss den Führungstreffer erzielt hatte, patzt er kurz vor Schluss bei einem Befreiungsversuch und leitet den Gegentreffer ein. Barcelona ist weiter- aus Sicht vieler als insgesamt schwächere Mannschaft. In jedem Fall aber als bevorteilte Mannschaft. Überkritische Beobachter mit blauen Brillen reden von sechs eklatanten Fehlentscheidungen für Barcelona die geahndet hätten werden müssen. Kurz vor Schluss schießt Ballack einen katalanischen Arm im 16er an, der Pfiff bleibt aus und der „Capitano" schreit den Schiedsrichter an, wedelt mit den Armen und hält sich gerade noch vor einem tätlichen Angriff zurück. Drogba ist da bereits auf der Bank. Das hält ihn aber nicht zurück direkt nach dem Schlusspfiff den Norweger ins Visier zu nehmen.Er geht ihn an und schreit seine Wut in die Kamera: „It’s a fucking disgrace!". Kollegen müssen ihn zurückhalten, ein Traum scheint zu erlöschen, die Rakete ist wieder auf dem besten Weg zurück in die Atmosphäre und droht zu verglühen. Doch kurze Zeit später ist mal wieder Cup-Finale. Und wieder einmal trifft er und Chelsea gewinnt den FA-Cup 2009.
Time is ticking...
In der Saison 09/10 ist Drogba wieder in Topform. Am Ende gewinnt er mit 29 Toren den Goldenen Schuh und trifft – of course - auch im FA Cup-Finale. Somit ist er in allen seinen bisherigen sechs Finalteilnahmen im FA Cup und Carling Cup mit mindestens einem Tor erfolgreich. Chelsea wird Meister, doch in der Champions League ist einmal mehr nichts zu holen. Bereits im Achtelfinale ist gegen Mourinho und sein später siegreiches Team von Inter Mailand Schluss. Die nächste Saison verläuft für Verein wie Spieler unter den Erwartungen. Im Oktober klagt Drogba über ein Unwohlsein, im November dann die Malaria-Diagnose. Kurze Zeit später ist er zwar wieder fit, aber nicht erfolgreich. Die Spielzeit 2011-2012 soll die letzte für Drogba bei Chelsea werden. Er fühlt sich nicht mehr genügend wertgeschätzt, das Angebot für eine Vertragsverlängerung über ein Jahr ist ihm zu kurz, das Team altert und hat sich auf der Jagd nach dem ultimativen Triumph auf der europäischen Bühne scheinbar etwas abgenagt. Terry, Lampard, Malouda und Drogba - ehemalige Pfeiler des Teams fangen an am Happy End zu zweifeln. Dementsprechend startet die Saison und verläuft bis zum Ende nicht großartig anders. Zu allem Überfluss vergibt Drogba im Finale des Afrika-Cups gegen Fußballzwerg Sambia in der Verlängerung einen Elfmeter. Die wohl letzte Chance für die goldene Generation noch einen Titel für die Elfenbeinküste zu gewinnen. Bitter für den Anführer, der den Afrika-Cup laut ZEIT für sich „wichtiger einschätzt als die WM".
Süße Rache
Im Verein wird das teure Trainerbank-Missverständnis „AVB" schnell durch Roberto Di Matteo ersetzt, was sich als Glücksfall erweisen soll. Nicht im Hinblick auf das Spiel, sondern auf den Erfolg. Man erreicht zwar nur Platz 6 in der Liga, aber das FA Cup-Finale ist wieder dabei. Mit Didier im Team ist solch ein Finale ja eine recht angenehme Veranstaltung. Er trifft natürlich ein weiteres Mal, als erster Spieler aller Zeiten in vier verschiedenen FA Cup-Finals. Es sind die Wochen des scheinbar letzten Aufbäumens. Kurz zuvor hat man in einem Wunder an der Stamford Bridge noch das drohende CL-Aus gegen Neapel verhindert und in einer Abwehrschlacht Barcelona besiegt. Drogba ist dabei in den Spielen überall – gegen Barca meistens jedoch praktisch als „Vorstopper" unterwegs. Mit ungeheurer Intensität jagt er den Bällen nach, schirmt den Ball ab, schießt das wichtige Hinspieltor nicht ohne wie so oft auf den Knien rutschend sein Tor an der Eckfahne zu zelebrieren. Am Ende reicht es und Barcas Ausscheiden scheint ihm eine persönliche Angelegenheit zu sein.
Wieder ein Finale
Die Arena in München erwartet die Allianz der alten Herren in einem scheinbar bereits entschiedenen Spiel. Doch Drogbas neuntes Endspiel-Tor im neunten Finale für Chelsea ändert Chelseas Schicksal. Es kommt zum Elfmeterschießen und Drogba ist der letzte Schütze auf Seiten der Blues. „It is written in the stars" verkündet der englische Kommentator und sie stehen günstig an diesem Abend. Drogba verlädt Neuer und das Ziel ist endlich erreicht. Die Club-Legende Gianfranco Zola bringt in der Daily Mail Drogbas vielleicht größte Qualität auf den Punkt: „Allen wichtigsten Spielen, hat er seinen Stempel aufgedrückt." Er ist der Big Player für die Big Matchs.
Der kleine Junge aus Abidjan ist zum Mann geworden. Abseits aller Jahrhunderttalente hat er seinen Weg gefunden und sich in „nur" neun Jahren in die Fußballbücher eingetragen. Mehrere Meisterschaften und Pokalsiege, zwei Goldene Schuhe und im letzten Augenblick die Champions League. Nach Zidane und Ronaldo ist er zum UN-Botschafter ernannt worden. Ein schüchterner kleiner Spätstarter ist zum Nationalhelden und Anführer seiner Nationalmannschaft geworden, zu einer Legende des Weltfußballs. Das Warten hat sich gelohnt.
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Die beiden „Post"-Mourinho-Spielzeiten verlaufen eher enttäuschend. Neben Verletzungen, das „Drogba-Schwalben-Archiv" von Liverpool’s Benitez und der blutigen Intimfehde mit ManUniteds Vidic, sorgt besonders das im Elfmeterschießen verlorene Champions League-Finale gegen United und seiner roten Karte in der Verlängerung für ein enttäuschendes Saison-Finale.
Aufgrund von Verletzungen verliert er zu Beginn der neuen Saison seinen Stammplatz an Nicolas Anelka. Im Februar und unter dem neuen Trainer Hiddink findet er wieder zur Torgefährlichkeit zurück. Doch kurz darauf wird ein besonders bitteres Kapitel in der Sysiphosarbeit der Londoner um den CL-Triumph geschrieben. Nachdem man im Nou Camp ein 0:0 verteidigt hat, ist man beim Rückspiel an der Stamford Bridge die bestimmende Mannschaft – bis kurz vor Schluss. Der norwegische Schiedsrichter Øvrebø und Mickael Essien sollen die tragischen Hauptfiguren in diesem spannenden Kampf werden. Nachdem letzterer per fulminanten Schuss den Führungstreffer erzielt hatte, patzt er kurz vor Schluss bei einem Befreiungsversuch und leitet den Gegentreffer ein. Barcelona ist weiter- aus Sicht vieler als insgesamt schwächere Mannschaft. In jedem Fall aber als bevorteilte Mannschaft. Überkritische Beobachter mit blauen Brillen reden von sechs eklatanten Fehlentscheidungen für Barcelona die geahndet hätten werden müssen. Kurz vor Schluss schießt Ballack einen katalanischen Arm im 16er an, der Pfiff bleibt aus und der „Capitano" schreit den Schiedsrichter an, wedelt mit den Armen und hält sich gerade noch vor einem tätlichen Angriff zurück. Drogba ist da bereits auf der Bank. Das hält ihn aber nicht zurück direkt nach dem Schlusspfiff den Norweger ins Visier zu nehmen.Er geht ihn an und schreit seine Wut in die Kamera: „It’s a fucking disgrace!". Kollegen müssen ihn zurückhalten, ein Traum scheint zu erlöschen, die Rakete ist wieder auf dem besten Weg zurück in die Atmosphäre und droht zu verglühen. Doch kurze Zeit später ist mal wieder Cup-Finale. Und wieder einmal trifft er und Chelsea gewinnt den FA-Cup 2009.
Time is ticking...
In der Saison 09/10 ist Drogba wieder in Topform. Am Ende gewinnt er mit 29 Toren den Goldenen Schuh und trifft – of course - auch im FA Cup-Finale. Somit ist er in allen seinen bisherigen sechs Finalteilnahmen im FA Cup und Carling Cup mit mindestens einem Tor erfolgreich. Chelsea wird Meister, doch in der Champions League ist einmal mehr nichts zu holen. Bereits im Achtelfinale ist gegen Mourinho und sein später siegreiches Team von Inter Mailand Schluss. Die nächste Saison verläuft für Verein wie Spieler unter den Erwartungen. Im Oktober klagt Drogba über ein Unwohlsein, im November dann die Malaria-Diagnose. Kurze Zeit später ist er zwar wieder fit, aber nicht erfolgreich. Die Spielzeit 2011-2012 soll die letzte für Drogba bei Chelsea werden. Er fühlt sich nicht mehr genügend wertgeschätzt, das Angebot für eine Vertragsverlängerung über ein Jahr ist ihm zu kurz, das Team altert und hat sich auf der Jagd nach dem ultimativen Triumph auf der europäischen Bühne scheinbar etwas abgenagt. Terry, Lampard, Malouda und Drogba - ehemalige Pfeiler des Teams fangen an am Happy End zu zweifeln. Dementsprechend startet die Saison und verläuft bis zum Ende nicht großartig anders. Zu allem Überfluss vergibt Drogba im Finale des Afrika-Cups gegen Fußballzwerg Sambia in der Verlängerung einen Elfmeter. Die wohl letzte Chance für die goldene Generation noch einen Titel für die Elfenbeinküste zu gewinnen. Bitter für den Anführer, der den Afrika-Cup laut ZEIT für sich „wichtiger einschätzt als die WM".
Süße Rache
Im Verein wird das teure Trainerbank-Missverständnis „AVB" schnell durch Roberto Di Matteo ersetzt, was sich als Glücksfall erweisen soll. Nicht im Hinblick auf das Spiel, sondern auf den Erfolg. Man erreicht zwar nur Platz 6 in der Liga, aber das FA Cup-Finale ist wieder dabei. Mit Didier im Team ist solch ein Finale ja eine recht angenehme Veranstaltung. Er trifft natürlich ein weiteres Mal, als erster Spieler aller Zeiten in vier verschiedenen FA Cup-Finals. Es sind die Wochen des scheinbar letzten Aufbäumens. Kurz zuvor hat man in einem Wunder an der Stamford Bridge noch das drohende CL-Aus gegen Neapel verhindert und in einer Abwehrschlacht Barcelona besiegt. Drogba ist dabei in den Spielen überall – gegen Barca meistens jedoch praktisch als „Vorstopper" unterwegs. Mit ungeheurer Intensität jagt er den Bällen nach, schirmt den Ball ab, schießt das wichtige Hinspieltor nicht ohne wie so oft auf den Knien rutschend sein Tor an der Eckfahne zu zelebrieren. Am Ende reicht es und Barcas Ausscheiden scheint ihm eine persönliche Angelegenheit zu sein.
Wieder ein Finale
Die Arena in München erwartet die Allianz der alten Herren in einem scheinbar bereits entschiedenen Spiel. Doch Drogbas neuntes Endspiel-Tor im neunten Finale für Chelsea ändert Chelseas Schicksal. Es kommt zum Elfmeterschießen und Drogba ist der letzte Schütze auf Seiten der Blues. „It is written in the stars" verkündet der englische Kommentator und sie stehen günstig an diesem Abend. Drogba verlädt Neuer und das Ziel ist endlich erreicht. Die Club-Legende Gianfranco Zola bringt in der Daily Mail Drogbas vielleicht größte Qualität auf den Punkt: „Allen wichtigsten Spielen, hat er seinen Stempel aufgedrückt." Er ist der Big Player für die Big Matchs.
Der kleine Junge aus Abidjan ist zum Mann geworden. Abseits aller Jahrhunderttalente hat er seinen Weg gefunden und sich in „nur" neun Jahren in die Fußballbücher eingetragen. Mehrere Meisterschaften und Pokalsiege, zwei Goldene Schuhe und im letzten Augenblick die Champions League. Nach Zidane und Ronaldo ist er zum UN-Botschafter ernannt worden. Ein schüchterner kleiner Spätstarter ist zum Nationalhelden und Anführer seiner Nationalmannschaft geworden, zu einer Legende des Weltfußballs. Das Warten hat sich gelohnt.
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Aufrufe: 5999 | Kommentare: 18 | Bewertungen: 23 | Erstellt:26.09.2012
ø 9.2
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
06.10.2012 | 15:22 Uhr
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Falark :
Ich hab langsam ne kleine Bro-Love für dich funkbarrio, jeder deiner Blogs ist einfach nur brillant. Ein geiler Blog über einen geilen Spieler, superinteressant, 10 Punkte
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06.10.2012 | 15:31 Uhr
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Blues_89 :
Zuerst einmal großer Respekt für diesen genialen Blog über einen genialen Fußballer und Menschen!!!!!Ich liebe diesen Mann, diesen Klub und ich kriege nie genug von diesen Bildern!
Aber auch dein Text hat mir Gänsehaut Pur bereitet! Ich habe mich nochmal zurück versetzen lassen in diese Abende gegen Barca und Bayern die wohl die schönsten in meinem Leben waren!
Also danke dafür und immer weiter so!
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06.10.2012 | 15:41 Uhr
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Grade die Bilder aus dem Pub haben mich das Halbfinale nochmal miterleben lassen und wenn ich daran zurückdenke wie wir mit 5 Chelseafans zwischen den ganzen Roten auf den Theresienwiesen das Finale abgefeiert haben, könnte ich nochmal heulen vor Rührung.
Er wird zusammen mit Lampard immer einen Platz in meinem Herzen haben
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06.10.2012 | 17:40 Uhr
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Herrausragender Blog über einen herrausragenden Spieler, der meiner Meinung nach zu wenig mediales Ansehen genossen hat.
3
07.10.2012 | 00:49 Uhr
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kaka303 :
Erstmal super Blog.
Da du dich ja hier intensiv mit Drogba beschäftigt hast, habe ich eine Frage.
Stimmt es wirklich, dass Drogba einen (Gross-)teil seines Gehaltes/Geldes in sein Heimatland investiert und den Armen dort hilft? Habe da mal öfter sowas gehört. Wenn das stimmen sollte, gehört für mich mit zu den größten Fussballern...
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07.10.2012 | 13:36 Uhr
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