18.02.2009 um 13:27 Uhr
Abnutzungserscheinungen?
Seit über zehn Jahren nun lenkt Thomas Schaaf die sportlichen Geschicke der Bremer und kann eine sehenswerte Bilanz vorweisen. Doch in dieser Saison hat Werder den Weg des Erfolges verlassen und muss sogar um die Teilnahme am internationalen Wettbewerb bangen. Vieles spricht dafür, dass sich die Ära Schaaf allmählich ihrem Ende zuneigt. Es scheint, als habe sich der introvertierte Coach mit der hanseatisch-kühlen Ausstrahlung nach einer Dekade verbraucht.
In jedem Fall hat sich Werder Bremen erneut als eine Insel der Glückseligen erwiesen, auf der – anders als bei den Liga-Konkurrenten – eine langfristige Zusammenarbeit zwischen Verein und Trainer möglich ist. Warum aber funktioniert eine solche Kooperation im Regelfall nur wenige Jahre oder gar Monate? Wieso werden die Modelle Rehhagel und Schaaf auch zukünftig Ausnahmecharakter besitzen?
Gängige Erklärungsversuche beziehen sich hier zumeist auf die unweigerlich auftretenden Abnutzungserscheinungen. Die Methoden der Trainer, so heißt es, würden sich nach geraumer Zeit verbrauchen. Die Spieler hingegen bräuchten neue Impulse, die im Regelfall nur von einem anderen Trainer kommen könnten. Dieses Erklärungsmodell versagt jedoch bei Vereinen mit großer Fluktuation, bei denen die Spieler fast wahllos ge- und verkauft werden.
Selbst im Falle von Werder Bremen, wo man auch beim Spielerpersonal eher auf Konstanz setzt, vermag diese Theorie nicht zu begründen, wieso nach zehn Jahren Zeit für einen Wechsel sei. Darum hat Thomas Schaaf auf die Frage nach den Abnutzungserscheinungen auch konsequenterweise auf Kapitän Frank Baumann verwiesen. Schließlich sei jener der einzige, der fast die kompletten zehn Jahre unter ihm trainiert habe. Und nur er könne somit beurteilen, ob sich Schaaf wirklich abgenutzt habe.
Wenn es denn wirklich um Abnutzungserscheinungen geht, dann liegen diese doch zumeist eher in Person des Trainers selbst begründet. Der muss nämlich nicht nur die Spieler zu immer neuen Höchstleistungen motivieren, sondern zunächst einmal sich selbst zu konstant guter Arbeit aufraffen. Gerade im Sport sind Gewohnheit und Routine aber Gift. Und die kann bei der Tätigkeit im immer gleichen Umfeld schnell aufkommen.
Womöglich ist die Begründung für die Kurzzeitigkeit der meisten Trainer-Engagements auch sehr viel simpler: Im Fußball geht es nun einmal in erster Linie um den sportlichen Erfolg. Und je länger ein Trainer bei einem bestimmten Verein tätig ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass – unabhängig von dessen Qualitäten – irgendwann einmal eine Phase kommt, in der eben dieser sportliche Erfolg ausbleibt. Da in den Führungsetagen der Vereine zwar langfristig gedacht werden muss, die Geduld aber eben doch eher kurzfristig angelegt ist, trennen sich dann meist bei der ersten Krise die Wege. Und diese kommt oftmals schon nach ein, zwei Jahren, wenn nicht gar früher. Diese Erklärung klingt zwar banal, kommt der Realität aber sehr viel näher als jede Abnutzungstheorie.
Bliebe die Frage, wieso es in einigen Fällen doch mit einer langfristigen Kooperation geklappt hat. Bei Bremen sind bis dato in der Tat die ganz großen Krisen ausgeblieben, die eine Trennung unausweichlich gemacht hätten. Gleichzeitig steht der Verein aber auf für eine seriöse und durchdachte Personalpolitik, zu der unüberlegte Entscheidungen nicht so recht zu passen scheinen. Gerade bei familiär geführten Vereinen wie dem SC Freiburg oder dem AJ Auxerre in Frankreich, den Guy Roux sage und schreibe 44 Jahre lang trainierte, ist die Geduld eben doch so stark ausgeprägt, dass sie auch manch eine sportliche Talfahrt überdauert.
Internationales Paradebeispiel ist und bleibt aber Manchester United. Seit gut 22 Jahren ist dort nun Sir Alex Ferguson als Trainer tätig. Man möchte meinen, dies sei die logische Konsequenz aus fortwährenden sportlichen Erfolgen. Doch zu Beginn seiner Amtszeit landete Ferguson mit den Red Devils mehrfach nur im Mittelfeld der Tabelle und behielt gleichwohl seinen Posten. Eine weise Entscheidung, wie die Zukunft zeigen sollte, die manch Vereinsverantwortlichen nachdenklich stimmen dürfte.
Thomas Schaaf - Bremer Auslaufmodell?
In jedem Fall hat sich Werder Bremen erneut als eine Insel der Glückseligen erwiesen, auf der – anders als bei den Liga-Konkurrenten – eine langfristige Zusammenarbeit zwischen Verein und Trainer möglich ist. Warum aber funktioniert eine solche Kooperation im Regelfall nur wenige Jahre oder gar Monate? Wieso werden die Modelle Rehhagel und Schaaf auch zukünftig Ausnahmecharakter besitzen?
Gängige Erklärungsversuche beziehen sich hier zumeist auf die unweigerlich auftretenden Abnutzungserscheinungen. Die Methoden der Trainer, so heißt es, würden sich nach geraumer Zeit verbrauchen. Die Spieler hingegen bräuchten neue Impulse, die im Regelfall nur von einem anderen Trainer kommen könnten. Dieses Erklärungsmodell versagt jedoch bei Vereinen mit großer Fluktuation, bei denen die Spieler fast wahllos ge- und verkauft werden.
Selbst im Falle von Werder Bremen, wo man auch beim Spielerpersonal eher auf Konstanz setzt, vermag diese Theorie nicht zu begründen, wieso nach zehn Jahren Zeit für einen Wechsel sei. Darum hat Thomas Schaaf auf die Frage nach den Abnutzungserscheinungen auch konsequenterweise auf Kapitän Frank Baumann verwiesen. Schließlich sei jener der einzige, der fast die kompletten zehn Jahre unter ihm trainiert habe. Und nur er könne somit beurteilen, ob sich Schaaf wirklich abgenutzt habe.
Wenn es denn wirklich um Abnutzungserscheinungen geht, dann liegen diese doch zumeist eher in Person des Trainers selbst begründet. Der muss nämlich nicht nur die Spieler zu immer neuen Höchstleistungen motivieren, sondern zunächst einmal sich selbst zu konstant guter Arbeit aufraffen. Gerade im Sport sind Gewohnheit und Routine aber Gift. Und die kann bei der Tätigkeit im immer gleichen Umfeld schnell aufkommen.
Womöglich ist die Begründung für die Kurzzeitigkeit der meisten Trainer-Engagements auch sehr viel simpler: Im Fußball geht es nun einmal in erster Linie um den sportlichen Erfolg. Und je länger ein Trainer bei einem bestimmten Verein tätig ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass – unabhängig von dessen Qualitäten – irgendwann einmal eine Phase kommt, in der eben dieser sportliche Erfolg ausbleibt. Da in den Führungsetagen der Vereine zwar langfristig gedacht werden muss, die Geduld aber eben doch eher kurzfristig angelegt ist, trennen sich dann meist bei der ersten Krise die Wege. Und diese kommt oftmals schon nach ein, zwei Jahren, wenn nicht gar früher. Diese Erklärung klingt zwar banal, kommt der Realität aber sehr viel näher als jede Abnutzungstheorie.
Bliebe die Frage, wieso es in einigen Fällen doch mit einer langfristigen Kooperation geklappt hat. Bei Bremen sind bis dato in der Tat die ganz großen Krisen ausgeblieben, die eine Trennung unausweichlich gemacht hätten. Gleichzeitig steht der Verein aber auf für eine seriöse und durchdachte Personalpolitik, zu der unüberlegte Entscheidungen nicht so recht zu passen scheinen. Gerade bei familiär geführten Vereinen wie dem SC Freiburg oder dem AJ Auxerre in Frankreich, den Guy Roux sage und schreibe 44 Jahre lang trainierte, ist die Geduld eben doch so stark ausgeprägt, dass sie auch manch eine sportliche Talfahrt überdauert.
Internationales Paradebeispiel ist und bleibt aber Manchester United. Seit gut 22 Jahren ist dort nun Sir Alex Ferguson als Trainer tätig. Man möchte meinen, dies sei die logische Konsequenz aus fortwährenden sportlichen Erfolgen. Doch zu Beginn seiner Amtszeit landete Ferguson mit den Red Devils mehrfach nur im Mittelfeld der Tabelle und behielt gleichwohl seinen Posten. Eine weise Entscheidung, wie die Zukunft zeigen sollte, die manch Vereinsverantwortlichen nachdenklich stimmen dürfte.
Thomas Schaaf - Bremer Auslaufmodell?
Aufrufe: 2325 | Kommentare: 12 | Bewertungen: 10 | Erstellt:18.02.2009
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KOMMENTARE
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18.02.2009 | 15:42 Uhr
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EdHardy22 :
Ne sachliche Anekdote. Aber durch deine Abschweifungen auf Auxerre und ManU ist das ganze einfach bravurös gelungen. Habe ich sehr gerne und interessiert gelesen. Vorallem verharrst du nicht so auf Schaaf und lässt andere Faktoren mit einfließen, sehr sehr guter Blog. Du kannst bekanntlich auch anders
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18.02.2009 | 18:51 Uhr
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Lucfof :
Sehr schöner Blog.Sachlich und nüchtern geschrieben, wie Thomas Schaaf selber auch als Charakter zu beschreiben ist. Auch die internationalen Vergleiche gefallen mir sehr gut.
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18.02.2009 | 23:13 Uhr
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Coltcz3 : mal wieder..
derbe gut gebloggt voegi.weiter so.ach ja und ich sage nicht erst seit diesem blog ich bin pro schaaf,wenn der bleibt spielt werder nächste saison wieder oben mit.
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18.02.2009 | 23:21 Uhr
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riesery :
Sehr guter Blog der neutral gehalten wurde und zum Nachdenken animiert.
10 P
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19.02.2009 | 09:28 Uhr
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xxlhonk : 10 Punkte
Aber eine Ane kritische Anmerkung.Der vergleich Schaaf zu Ferguson hinkt ein wenig, denn Schaaf startete gleich mit den Erfolgen, während Fergie (der Trainer und nicht die Sängerin )den Erfolg erst langsam zurück zum Theatre of Dreams brachte. Das bedeutet, dass Schaaf auf hohem Niveau anfing und dies konstant über Jahre und Jahrzehnte zu halten in der Tat super schwierig ist.
Doch gerade, weil es in Bremen so beschaulich (Presse) und hanseatisch ruhig ist, glaube ich, dass Schaaf auch über diese Saison hinaus Trainer bleibt.
Und ich denke nicht, dass er sich verbraucht hat, sondern dass er und der Verein bewusst den Preis zahlen, nicht mit so einem günstigen und finanziell üppigen Umfeld ausgestattet zu sein, wie die Bayern, Schalke und seit kurzem auch der HSV. Oder gar die subventionierten Wolfsburger oder Hoffenheimer. Denn, da in Bremen der Euro jedes Jahr aufs neue hart verdient sein will, muss man auch immer wieder sehr gute Spieler (die man selber entdeckt und weiterentwickelt hat) verkaufen. Und das macht die Arbeit jedes Jahr aufs neue schwierig und birgt das Risiko das die neuen Spieler nicht sofort einschlagen und oder das System direkt umsetzen können.
Und auch weil die Hanseaten aus der Kaffeestadt an der Weser so ruhige und sehr bodenständige Macher sind, bekommt Schaaf auch nächste Saison seine Chance, da würde ich darauf wetten.
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19.02.2009 | 09:28 Uhr
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xxlhonk : Teil 2
Ob Schaaf allerdings der beste Trainer ist, steht auf einem anderen Blatt. Denn was zwingend notwendig gewesen wäre, ist die alljährliche CL-Teilnahme mal etwas länger zu gestalten und nicht (fast) immer schon nach der Gruppenphase die Segel strecken zu müssen. Denn wenn man das schafft, hat man deutliche Mehreinnahmen und muss nicht jeden guten Spieler ziehen lassen und kann die Mannschaft mittel- und langfristig weiter ausbauen und dauerhafter in der europäischen Spitze etablieren. So ist jedes Jahr auch immer ein kleiner Ritt auf der Rasierklinge. Meistens geht es gut, wenn dann mal nicht, dann ist man aber auch schnell im Mittelmaß versunken. Das geht allen Vereinen der BL so, Ausnahme sind da nur die Bayern.Nicht, dass wir uns falsch verstehen, ich bin kein SVW-Fan, aber dennoch finde ich es schade, wenn die Arbeit eines Jahrzehnts wegen ein paar unglücklichen Spielen und den Begleitumständen (s.o.) in Frage gestellt wird..
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19.02.2009 | 13:11 Uhr
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Voegi :
@ xxlhonklDu hast schon ganz Recht, der Vergleich zwischen Schaaf und Fergie hinkt. Oder sagen wir besser: Er würde hinken! Denn eigentlich habe ich die beiden ja nicht verglichen, sondern einfach die prominentesten Beispiele für langjährige Trainerarbeit herausgegriffen. Ich sage ja gerade, dass Ferguson anfänglich eben nicht so erfolgreich war ("Doch zu Beginn seiner Amtszeit landete Ferguson mit den Red Devils mehrfach nur im Mittelfeld der Tabelle....). Die Ausgangslage ist in beiden Vereinen absolut unterschiedlich. Am gemeinsam haben sie, dass sie über viele Jahre auf ein und denselben Trainer vertrauen. That's all!
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19.02.2009 | 13:35 Uhr
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xxlhonk : Das hatte ich auch so verstanden
@ VoegiIch hatte Dich auch genauso verstanden.
Und Fergie unterscheidet sich in noch zwei ganz wesentlichen Punkten von Schaaf:
1. Er ist beim "reichsten" Verein der Welt. Den Verein hat er dazu gemacht und das schafft zusätzliche Bonuspunkte bei den Fans, Spielern und Besitzern.
2. Ist er Alleinherrscher und entscheidet (fast alleine), ob er wenn kaufen oder verkaufen will.
Wenn überhaupt wäre Magath der Trainer in der BL der in einer vergleichbaren Position wie Fergie ist (abgesehen vom "Reichtum").
Und der muss noch einige Jährchen hinlegen, bevor man dann einen Vergleich anstellen kann.
Ich denke, wenn dann kommt Schaaf dem Arsene Wenger im Vergleich näher als Fergie, denn der ist auch bei dem eigentlichen "Underdog" im Vergleich zu Man United (denn die sind in der BL, wenn überhaupt, von der Ausgangslage her nur vergleichbar mit dem FCB)...
Auch finde ich es gut, zu hinterfragen, ob man als Führungskraft Abnutzungserscheinungen zu verzeichnen hat.
Und da bin ich der Meinung, dass dies auf alle Fälle geschieht.
Ob man will oder auch nicht.bzw. wahrhaben will.
Das läßt sich nicht vermeiden und gehört irgendwie auch dazu.
Und da es leider ein schleichender Prozess ist, ist auch nicht immer zu erkennen, wann der beste Zeitpunkt für die notwenige Trennung wäre...
Das geht mir in meinem Job auch so.
Ich bin irgendwann der größte Bremser im Laden. Hoffentlich merke ich das vorher und handel dementsprechend.
Denn vom Ruhm der vergangenen Tage kann niemand leben.
Aber dennoch muss man auch immer wieder die Ausgangslage betrachten und die ist in der BL so, dass nach den Bayern ein Haufen Vereine kommt, die sehr eng zusammenstehen. Da hängt der Erfolg von so vielen Faktoren ab und wenn er sich nicht einstellt, ist man schnell mal 10ter.
Oder schlechter.
ich weiß als HSV-Fan, wovon ich rede.
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19.02.2009 | 16:45 Uhr
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eppi85 :
Sehr schöner Blog, kurzweilig,objektiv, gefällt 10 Pkt.Hoffe für Schaaf das Werder die hanseatische Ruhe behält, denke Bremen fängt sich wieder, eine Saison zum "nachdenken", aus der man auch viele sinnvolle Erkenntnisse ziehen kann,
auf die nächsten 10 ;)
(gilt für Schaaf + Voegi)
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20.02.2009 | 14:48 Uhr
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schniposeibipo : @sl4yer
ich hab zwar nich genau im kopf wie schaaf gestartet is aber du sagst das er den abstieg verhindert hat. danach im mittelfeld gelandet is mit dem team... ich find das is ne steigerung die durchaus als erfolg zu verbuchen is
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