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15.05.2013 | 11994 Aufrufe | 11 Kommentare | 8 Bewertungen Ø 8.6
Kampf gegen das Establishment
Alarmstufe Rot
_________
Am kommende Wochenende steigt der letzte Spieltag in der Serie B. Dabei steht ein echtes Spitzenspiel auf dem Programm : Der Spitzenreiter aus Sassuolo (82) trifft auf den Tabellendritten Livorno (80). Livorno muss zwingend gewinnen um direkt aufzusteigen, sonst muss man in die Relegation. Zwar wird ein Aufstieg von Livorno nicht mehr so große Bauchschmerzen im Rest von Italien auslösen wie noch vor 10 Jahre, aber Livorno ist immer noch anders.



Stadt


Livorno ist mit knapp 170000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Toskana und liegt am Tyrrhenischen Meer. Das Stadtbild ist gekennzeichnet durch große Hafen- und Werftanlagen sowie die Schwerindustrie.
1921 wurde in Livorno die kommunistische Partei Italiens gegründet, was auch heute noch spürbar ist. So erhalten bei Wahlen linke Parteien regelmäßig die absolute Mehrheit in der Stadt. Zudem war nirgendwo der Widerstand gegen Mussolini größer als hier, was blutige Racheaktionen des Duce zur Folge hatte. Doch Livorno blieb stets unbeugsam.


Fans

Dieser Einfluss macht sich natürlich auch beim AS Livorno und seinen Fans bemerkbar. An den Mauern des Stadio Armando Picchi sieht man Hammer und Sichel gesprayt sowie Hakenkreuze die am Galgen hängen.
Um einen Eindruck von den Fans des AS Livorno zu bekommen sollte man ein Blick auf die B.A.L. 99 werfen, der Brigate Autonome Livornesi. Die Gruppe ist ein Zusammenschluß von verschiedenen Ultragruppen der Curva Nord aus dem Jahr 1999.



"Wir lieben es, für die Ideale zu kämpfen, für die wir leben."



Die BAL verwandelte die Nordkurve des Stadio Amano Picchi in einen stimmgewaltigen Hexenkessel und tauchte sie in ein Fahnenmeer mit dutzenden Che Guevara und UDSSR Fahnen.
Auch auswärts hinterließen die Fans aus Livorno einen bleibenden Eindruck. Zum einen konnte man immer viele Anhänger mobilisieren und zum anderen sorgte man regelmäßig für schwere Ausschreitungen mit feindlichen Ultras, vornehmlich Rechte, sowie der Polizei.


Livorno in Pisa 00/01


Neben kreativen Aktionen wie 2003 als Tausende Livornesi mit Kopftüchern nach Mailand fuhren und sich so über Silvio Berlusconi lustig machten, der eine Haartransplantantion hinter sich hatte, machten die Livorno Fans von sich reden als sie bei Schweigeminuten für italienische Soldaten unterbrachen und antiimperialistische Gesänge anstimmten.


Lucarelli - Held und Verräter


Nicht nur auf den Rängen der Stadien blieb Livorno rebellisch sondern auch auf dem Platz. 2003 stieg der gebürtige Livornesi Lucarelli aus seinem gut dotierten Vertrag bei Torino aus und wechselte zum AS Livorno eine Liga tiefer, um für den Verein seines Herzens zu spielen.

Er schoß mit seinen Toren den Verein nach 55 Jahren wieder in die Serie A und feierte seine Treffer mit der kommunistischen Faust, was ihm oft saftige Geldstrafen bescherte.
Später erfolgte dann der Bruch innerhalb der BAL sowieso zwischen Fans und Lucarelli. Die BAL wurde mit hunderten Stadionverboten belegt und musste sich auflösen. Währenddessen nahm Lucarelli ein gutes Angebot von Donezk an und wurde zum Verräter.


Triste Gegenwart



Blickt man heute in die Curva Nord ist nicht mehr viel vom Glanz vergangener Tage übrig. Das hängt nicht nur mit den zahlreichen Stadionverboten zusammen, sondern vorallem mit dem neuen Sicherheitsbestimmungen die 2007 nach dem Tod vom Lazio Fan Gabriele Sandri und dem Polizisten Raciti verabschiedet wurden.

Es gibt strenge Bestimmungen für Fahnen, Spruchbänder und Banner. Gegen Bengalos und Rauchbomben wird hart durchgegriffen.
Zudem wurde mit der "Tessera del tifosi" ein Fanausweis eingeführt, bei dem man sämtliche Daten von sich preisgeben muss um an eine Dauerkarte ranzukommen oder Gästeblockkarten zu erwerben. Sich dem System beugen ? In Livorno unvorstellbar.




"Weil der Fußball zu einem Markt verkommen ist, weil es keine Leidenschaft mehr gibt und wegen der freiheitsfeindlichen Gesetze."







KOMMENTARE
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BambuleFFM
16.05.2013 | 11:13 Uhr
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BambuleFFM : 
16.05.2013 | 11:13 Uhr
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BambuleFFM : 
ein sehr interessantes thema was du gut aufgearbeitet hast.
zu lucarelli hätte ich mir ein bisschen mehr tiefgang gewünscht, aber
sonst find ich den blog top.
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herrK
16.05.2013 | 13:16 Uhr
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herrK : 
16.05.2013 | 13:16 Uhr
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herrK : 
dann sollen die mal schön in der 2. Liga bleiben!
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Stilicho
16.05.2013 | 16:49 Uhr
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Stilicho : 
16.05.2013 | 16:49 Uhr
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Stilicho : 
Vielleicht sollte man erwähnen, dass der Name der BAL sich schon an die Brigate Rosse anlehnt, die man als die italienische RAF bezeichnen könnte.
Ich finde ja grundsätzlich linke Fangruppierungen als Gegengewicht zu den rechten sympathisch (vor allem in Italien!), aber Livorno ist mir da doch etwas zu gewalttätig. Da habe ich mich manchmal gefragt, ob es da wirklich um den Kampf für den Kommunismus ging, oder um einen Vorwand für Massenschlägereien.
An sich finde ich den Blog knapp, aber sehr informativ, nur eben dein letztes Zitat irritiert ein bisschen - woher kommt das, und würdest du das unterschreiben?
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yorpeacewuff
16.05.2013 | 16:55 Uhr
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16.05.2013 | 16:55 Uhr
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Die beiden Zitate stammen von BAL Mitgliedern. Das letzte ist die Antwort warum die BAL Mitglieder und viele aus der Livorno Fanszene dem Stadion fernbleiben.
Dem letzten würde ich durchaus zustimmen. Hab hier ein Interview vor mir liegen wo gefragt wird wie die BAL auf ihren Namen kommt :" Brigate Autonome Livornesi schien uns deshalb geeignet, weil er nicht nur unserer politischen Enstellung entspricht, sondern auch unserer Liebe zu Livorno Ausdruck verleiht."
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minicomal
16.05.2013 | 20:27 Uhr
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minicomal : 
16.05.2013 | 20:27 Uhr
-3
minicomal : 
Diese gottverdammten Kommunisten!
Es gibt kaum einen Verein, den ich mehr verabscheue als Livorno. Was hat ein solcher Klub mit Fußball zu tun, dem es stets nur darum geht (sowohl Vereinsführung als auch seine Fans), politische Parolen zu brüllen und Chaos zu veranstalten? GAR NIX! Aber...wir kämpfen ja gegen die bösen (rechten?) Eliten...wow...wie beeindruckend! Da es Rechte gibt, muss es auch radikale Linke geben, na klar... Lächerlich!

Es wird hier der Eindruck vermittelt, dieser Klub sei ja ganz harmlos und wäre nur erfinderisch in seinem Auftreten(siehe Berlusconi- Perücke etc...)
Ein Fußballverein, dessen "Fans" nur ins Stadion gehen, um politisch aktiv zu sein, ist kein Klub, sondern eine Ansammlung von Scharlatanen!
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yorpeacewuff
16.05.2013 | 20:40 Uhr
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16.05.2013 | 20:40 Uhr
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Mach mal halblang. Ich habe hier ganz wertungsfrei über einen besonderen Club geschrieben. Die Berlusconi Aktion ist nur eine von vielen Anekdoten und soll nix verharmlosen oder sonst was.
Politik in der Kurve ist ein heikles Thema, allerdings ist das in Livorno halt nicht trennbar. Lächerlich Leuten die Jahrzehnte ins Stadion geben und auch auswärts ihrem Club folgen das Fan Sein abzuspechen nur weil sie ihre politische Gesinnung offen zur Schau tragen.
Zudem ist in Italien für viele Leute Fußball sehr wohl etwas politisches. Da sind mir Kommunisten die niemals einen Schwarzen Spieler wegen seiner Hautfarbe beschimpfen um einiges lieber als Nazis von Lazio oder Hellas.
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Donato09
16.05.2013 | 22:45 Uhr
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Donato09 : 
16.05.2013 | 22:45 Uhr
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Donato09 : 
Klasse Blog, 10 Punkte von mir. War bislang nur einmal kurz in Livorno und kann alles bestätigen, was du hier erläuterst. Bin echt gesapnnt, ob sie den Wiederaufstieg schaffen. Es wäre ihnen zu gönnen.

Allerdings könnte der Aufstieg auf einen faden Beigeschmack haben, gerade bei Duellen gegen Lazio Rom oder auch Hellas Verona, dessen Fan Szene ja bekanntlich extrem rechts ist. Gut möglich, dass bei den Spielen dann aus Sicherheitsgründen keine Gästefans zugelassen werden. Naja schauen wir mal, erstmal den Aufstieg schaffen, dann kann man weiter sehen.
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P.S. Das Stadion von Livorno ist eine absolute Bruchbude und absolut nicht Serie A tauglich, zwar sind viele Stadien in unserer Liga veraltet, aber keins ist so marode wie dies in Livorno.

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Donato09
16.05.2013 | 22:51 Uhr
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Donato09 : 
16.05.2013 | 22:51 Uhr
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Donato09 : 
Achja und ich bin der Meinung, dass Politik in Fussball Stadien absolut nix verloren hat, weder links noch rechts noch Kommunismus, noch sonst was.

Da haben wir gerade bei uns leider doch sehr viele Probleme damit. Gottseidank ist es bei meinem Verein Milan nicht so, weil bei denen wurde schon von vornerein klar gemacht, dass Politik in einem Stadion nix verloren hat. Nur der Support vom Team zählt und nix anderes und dass ist auch gut so.
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yorpeacewuff
16.05.2013 | 23:35 Uhr
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16.05.2013 | 23:35 Uhr
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Danke.
Also soweit ich informiert bin boykottieren die Livorno Fans die Auswärtsspiele, weil man die Tessera braucht. Allerdings gabs früher wie du schon sagtest schwere Riots
wenn Hellas oder Lazio zu Gast in Livorno waren. Mal schauen wie es nächste Saison bei einem Aufstieg von Livorno wird.
Zwar wurde und wird bei Milan keine Politik mit ins Stadion gebracht, aber beim Namen der Brigate Rossonere erkennt man schon die politische Gesinnung. Ja das Stadion Livorno ist echt eine Bruchbude, aber sie hat großen Charme.
Mal schauen was das Wochenende für Livorno bringt
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Achilleus
17.05.2013 | 07:02 Uhr
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Achilleus : Rassismus auch bei Linken
17.05.2013 | 07:02 Uhr
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Achilleus : Rassismus auch bei Linken

"Da sind mir Kommunisten die niemals einen Schwarzen Spieler wegen seiner Hautfarbe beschimpfen um einiges lieber als Nazis von Lazio oder Hellas. "
Und was ist mit den Linken vom AS Rom? die haben sehr wohl rassistisch beleidigt!

http://www.spiegel.de/sport/fussball/serie-a-ac-mailand-vs-as-rom-wegen-rassistischer-gesaenge-unterbrochen-a-899393.html

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