15.06.2008 um 23:53 Uhr
Alles falsch gemacht
Fast könnte man meinen, die deutsche Medienlandschaft freue sich über die deutsche Niederlage gegen Kroatien. Stimmt wahrscheinlich sogar, schließlich verkaufen sich Krisen viel besser als gute Nachrichten. Vielleicht sind auch alle nur froh, dass man endlich wieder Gründe suchen darf, den deutschen Nationaltrainer zu kritisieren. Die vergangenen beiden Jahre waren einfach zu harmonisch verlaufen. Jetzt also heißt es: Feuer frei auf Jogi.
Schauen wir doch mal auf die zwei Hauptkritikpunkte nach der Pleite im zweiten Gruppenspiel. Löws Fehler Nummer eins: die Einwechselung von David Odonkor. Okay, der Schachzug ging daneben. Odonkor hat praktisch nichts gebracht und war damit genauso schlecht wie alle anderen. Aber welche Alternativen hat der Trainer denn auf rechts?
Fritz ist, bei allem Respekt, nur eine Notlösung auf dieser Position, Schweinsteiger formschwach, Borowski angeschlagen und formschwach und Trochowski schon in der Liga unbeständig. Man kann also kaum sagen, dass sich irgendwelche Alternativen aufdrängen. Da auch auf der linken Seite nicht alles Gold war, was glänzte, haben die Kroaten die größte Schwachstelle im deutschen Team schonungslos offen gelegt: die zu schwache Besetzung auf den offensive Außenpositionen nämlich. Trotzdem: Löw hat mit dem von seiner Schnelligkeit lebenden Odonkor möglicherweise tatsächlich die unglücklichste Lösung gewählt. Der Bundestrainer hat sich einen Wechselfehler in einem minder schweren Fall geleistet. Das kommt schon mal vor. Wollte man jedem Bundesligacoach aus jedem missglückten Wechsel einen Strick drehen, dann hätte man Woche für Woche richtig viel zu tun.
Fehler Nummer zwei: keine Wechsel nach dem erfolgreichen Polen-Spiel. Gerade die linke Seite mit Jansen und Podolski hätte Löw verändern müssen, so seine Kritiker. Richtig ist, dass die Kombination Jansen/Podolski offensiv ganz gut funktioniert (wenn auch nicht gegen Kroatien), defensiv aber Schwächen hat. Andererseits hat das Team mit den beiden gegen Polen ganz gut gespielt und Podolski traf sogar zwei Mal. Folgende Entscheidung musste Löw treffen: Nehme ich die Defensivschwächen in Kauf oder verändere ich meine erfolgreiche Mannschaft. Der Trainer entschied sich für Variante eins. Das ging schief, aber Löws Überlegungen sind auch im Nachhinein nachvollziehbar. Denn den Trainerleitsatz "Never Change A Winning Team" hat der Bundestrainer nicht erfunden. Die Wahrheit ist auch: hätte er umgestellt und Deutschland hätte trotzdem verloren (wovon man ziemlich sicher ausgehen kann), dann wäre ihm genau dieser Wechsel vorgehalten worden.
So ist das mit der Kritik. Wer etwas zum Nörgeln sucht, der findet es auch. Das musste auch Jens Lehmann erfahren. "Torwartfehler vor dem 0:2" verkündeten nicht wenige Journalistenkollegen lauthals. Bei einer abgefälschten Flanke? Wirklich? Ich frage mich, wie viele Lehmann diesen "Fehler" angekreidet hätten, wenn seine Form nicht vorher schon in der Diskussion gestanden hätte.
Nun gibt es genau eins, was die Kritiker verstummen lässt: ein Sieg gegen Österreich nämlich. Vermutlich hat Löw dann wieder "alles richtig gemacht". Ich persönlich bin ja der Meinung, dass niemand es schafft auch nur fünf Minuten lang "alles richtig zu machen". Aber das ist ein anderes Thema. Deutschland hat gegen Kroatien katastrophal schlecht gespielt. Die Mannschaft hat alles vermissen lassen, was ihre Qualität in den vergangenen Jahren ausgemacht hat. Das war derart lausig, dass es offensichtlicher Unfug ist, die schlechte Leistung an ein oder zwei Personalentscheidungen des Trainers festzumachen. Schließlich hat kein Spieler Normalform erreicht.
Aber eins hat uns die Vergangenheit gelehrt. Nämlich dass zwei schlechte Leistungen in Folge von Löws Mannschaft extrem unwahrscheinlich sind. Dass die Österreicher besser sind als Platz 92 der Weltrangliste (zwischen Mosambik und Thailand), steht außer Frage. Dass eine deutsche Elf in Normalform als Sieger vom Platz gehen sollte, ebenfalls. Wenn Deutschland das Spiel allerdings verliert, dann ist es auch besser, dass Löws Mannschaft die Partie gegen Portugal im Viertelfinale erspart bleibt. Und die Österreicher hätte es sich redlich verdient, uns die nächsten 40 bis 100 Jahre mit Cordoba 2 zu drangsalieren.
Bis bald,
Andreas
Schauen wir doch mal auf die zwei Hauptkritikpunkte nach der Pleite im zweiten Gruppenspiel. Löws Fehler Nummer eins: die Einwechselung von David Odonkor. Okay, der Schachzug ging daneben. Odonkor hat praktisch nichts gebracht und war damit genauso schlecht wie alle anderen. Aber welche Alternativen hat der Trainer denn auf rechts?
Fritz ist, bei allem Respekt, nur eine Notlösung auf dieser Position, Schweinsteiger formschwach, Borowski angeschlagen und formschwach und Trochowski schon in der Liga unbeständig. Man kann also kaum sagen, dass sich irgendwelche Alternativen aufdrängen. Da auch auf der linken Seite nicht alles Gold war, was glänzte, haben die Kroaten die größte Schwachstelle im deutschen Team schonungslos offen gelegt: die zu schwache Besetzung auf den offensive Außenpositionen nämlich. Trotzdem: Löw hat mit dem von seiner Schnelligkeit lebenden Odonkor möglicherweise tatsächlich die unglücklichste Lösung gewählt. Der Bundestrainer hat sich einen Wechselfehler in einem minder schweren Fall geleistet. Das kommt schon mal vor. Wollte man jedem Bundesligacoach aus jedem missglückten Wechsel einen Strick drehen, dann hätte man Woche für Woche richtig viel zu tun.
Fehler Nummer zwei: keine Wechsel nach dem erfolgreichen Polen-Spiel. Gerade die linke Seite mit Jansen und Podolski hätte Löw verändern müssen, so seine Kritiker. Richtig ist, dass die Kombination Jansen/Podolski offensiv ganz gut funktioniert (wenn auch nicht gegen Kroatien), defensiv aber Schwächen hat. Andererseits hat das Team mit den beiden gegen Polen ganz gut gespielt und Podolski traf sogar zwei Mal. Folgende Entscheidung musste Löw treffen: Nehme ich die Defensivschwächen in Kauf oder verändere ich meine erfolgreiche Mannschaft. Der Trainer entschied sich für Variante eins. Das ging schief, aber Löws Überlegungen sind auch im Nachhinein nachvollziehbar. Denn den Trainerleitsatz "Never Change A Winning Team" hat der Bundestrainer nicht erfunden. Die Wahrheit ist auch: hätte er umgestellt und Deutschland hätte trotzdem verloren (wovon man ziemlich sicher ausgehen kann), dann wäre ihm genau dieser Wechsel vorgehalten worden.
So ist das mit der Kritik. Wer etwas zum Nörgeln sucht, der findet es auch. Das musste auch Jens Lehmann erfahren. "Torwartfehler vor dem 0:2" verkündeten nicht wenige Journalistenkollegen lauthals. Bei einer abgefälschten Flanke? Wirklich? Ich frage mich, wie viele Lehmann diesen "Fehler" angekreidet hätten, wenn seine Form nicht vorher schon in der Diskussion gestanden hätte.
Nun gibt es genau eins, was die Kritiker verstummen lässt: ein Sieg gegen Österreich nämlich. Vermutlich hat Löw dann wieder "alles richtig gemacht". Ich persönlich bin ja der Meinung, dass niemand es schafft auch nur fünf Minuten lang "alles richtig zu machen". Aber das ist ein anderes Thema. Deutschland hat gegen Kroatien katastrophal schlecht gespielt. Die Mannschaft hat alles vermissen lassen, was ihre Qualität in den vergangenen Jahren ausgemacht hat. Das war derart lausig, dass es offensichtlicher Unfug ist, die schlechte Leistung an ein oder zwei Personalentscheidungen des Trainers festzumachen. Schließlich hat kein Spieler Normalform erreicht.
Aber eins hat uns die Vergangenheit gelehrt. Nämlich dass zwei schlechte Leistungen in Folge von Löws Mannschaft extrem unwahrscheinlich sind. Dass die Österreicher besser sind als Platz 92 der Weltrangliste (zwischen Mosambik und Thailand), steht außer Frage. Dass eine deutsche Elf in Normalform als Sieger vom Platz gehen sollte, ebenfalls. Wenn Deutschland das Spiel allerdings verliert, dann ist es auch besser, dass Löws Mannschaft die Partie gegen Portugal im Viertelfinale erspart bleibt. Und die Österreicher hätte es sich redlich verdient, uns die nächsten 40 bis 100 Jahre mit Cordoba 2 zu drangsalieren.
Bis bald,
Andreas
Aufrufe: 2045 | Kommentare: 14 | Bewertungen: 8 | Erstellt:15.06.2008
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KOMMENTARE
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16.06.2008 | 17:42 Uhr
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ImtheBesturtheRest : @Essien:
Naja Jogi hatte halt einen Plan. Wenn du die Möglichkeit hast jmd so guten wie Lahm auf seiner Lieblingsposition spielen zu lassen dann nutzt man die auch. Gut! Er hat sich vertan kommt vor und selbstverständlich hat er auch Fehler begangen... Wer macht das nicht? Spätestens jetzt merkt er ja dass nichtmal unsere Stammkräfte auf der linken Seite annähernd an einen die Klasse eines rechten rankommen... Ob er die falschen Mitgenommen hat kann man schon eher diskutieren. Aber was glaubst du wenn Spanien verloren hätte? Dann hätte auch jeder den Luis kritisiert wie er es sich erlauben kann Raul daheim zu lassen und Cesc nichtt sofort zu bringen. Bei ihnen gings gut...
Trotzdem wird er beim Vorrundenaus fliegen, so leid es mit tut! Aber es sind einfach zuviele Mäuler (Sammer!) hinten dran, die Ihre Chance suchen. Schade! Aber warum krämen? Die Welt hätte einen TOPCLUBTRAINER mehr.
Meine Meinung
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16.06.2008 | 17:53 Uhr
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wer keinen plan von fußball hat darüber lässt sich sicher streiten. löw hat, und daran erinnere ich mich genau, mal gesagt, dass nur spieler in der NM spielen, die auch stammspieler in ihrem verein sind. und wer ist dabei? trochowski, lehmann, metzelder, odonkor....mehr muss ich dazu nicht sagen. aber auch ich bin fest davon überzeugt, dass die dt. mannschaft heute gegen die ösis gewinnt. dennoch wurde ich wieder an die zeit des rumpelfußballs erinnert, als die deutschen int. nur zweite wahl waren. selbst der sieg gegen polen war nicht überzeugend und hat wohl einigen fans die objektivität abhanden kommen lassen. schade, dass man nicht auf jüngere, heiße spieler bei der em gesetzt hat. ein helmes oder ein marin hätten sicherlich nur positiv überraschen können. schade, dass die bereits vor der em aufkommende kritik nicht ernster genommen wurde und so wird schon gegen die portugiesen die em für unsere kicker beendet sein!schade, denn auch ich hätte von unseren spielern, zumindest in der vorrunde mehr erwartet, zumal kroatien, polen und österreich einen wirklich schlimmen fußball spielen....
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16.06.2008 | 18:07 Uhr
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Essien : Im the Best
Ja mit Spanien hast schon eigentlich recht, aber die haben halt Topleute im Überfluss, also persönlich finde ich die Aufstellung der Spanier etwas zu offensiv.
Zurück zu Jogi, klar kann man mal Fehler machen aber er hat mindestens einen zu viel gemacht, aber vielleicht braucht Deutschland halt so einen richtigen Dämpfer aber ob es dann ratsam im Viertelfinale auf Portugal zu treffen war doch nicht so toll. Irgendwie glaube ich, da hat einfach was nicht gestimmt mit der Einstellung, fast bei der ganzen Mannschaft. Vielleicht haben einige Spieler zB. Ballack Löw etwas wegen der Aufstellung vor dem Kroatienspiel kritisiert und deshalb von Anfang an das Spiel zum scheitern verurteilt worden ist, könnte sein.
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Außerdem verdienen viel zu viele Leute an dem einpeitschen von Erregungsgemeinschaften...
Wobei meine Lieblinge sinds ja auch....