18.06.2011 um 12:30 Uhr
Alles richtig gemacht
Wenn Leidenschaft in Business umschlägt ist das schon manchmal traurig. Aber wenn daraus dann Eitelkeit wird, wird es meistens auch albern.
In der Karriere eines Fussballers trifft die erste Wandlung oft zu. Bei Manuel Neuer haben wir es dieser Tage gesehen. Würde er seiner Leidenschaft folgen, wäre er noch beim sagenumwobenen FC Schalke04. Aber er hat sich für die Karriere, für den einfachen Weg, für die finanzielle Zukunft und für den Wechsel zum FCB entschieden. Legitim! Zumal er mit dieser Sichtweise eh nicht mehr in das Schalker Umfeld passt. Man mag keine Menschen, die nur den Ruhm suchen. Gleichwohl man eigenen Ruhm gern feiert. Was aber wiederum mit der Arbeitermentalität zusammen hängt.
Die 2. Metamorphose ist gefährlich. Wenn erfolgreiche Spieler an einem Punkt angekommen sind, an welchem sie glauben über allem zu stehen, dann gibt es nur ein Resultat: Man macht sich lächerlich. Schöne Grüße an Diego Maradonna.
Ode an den Fussball
Im Fall Michael Ballack hatte es schon zu Schulzeiten angefangen. Als kleiner Bub im sächsischen Chemnitz spielte er schon so gern Fussball, dass es seinen Alltag übernommen hatte. Ich muss so etwa 17 gewesen sein, als mir ein älterer Herr Einblicke in eine Schülerarbeit gewährte, die vor Leidenschaft nur so strotzte. Der Herr war Geschichts- und Deutschlehrer an jenem Sportgymnasium, welches der junge Michael besuchte.
Der Aufsatz handelte von der "Ode an den Fussball". Der gerade mal 16 jährige Michael Ballack hatte seine Liebe zum runden "Leder" in Worten ausgedrückt und dabei sowohl literarisch als auch kulturistisch geglänzt. Ein wenig schmalzig aber weitestgehend nachvollziehbar handelte Ballack das Thema ab und bewies damals schon, dass er nur Fussball im Kopf hatte.
Seine Zeit als Mittelfeldregisseur beim lokalen CFC war eine der erfolgreichesten des Klubs. (Abgesehen vom Fast-Aufstieg in die BuLi anno 1993).
Deutscher Meister als Aufsteiger
Ich weiss nicht ob er gute Berater hatte oder schlicht schon immer ein cleveres Kerlchen war. Jedenfalls konnte er den Zeitpunkt seines Wechsels zum 1. FC Kaiserslautern nicht besser sein. Otto Rehagel war bewiesener Experte für erfolgreichen Fussball und einer der einem jungen, ungeschliffenen Rohdiamanten den letzten Glanz verleihen kann. Das dabei auf Mittelalterfussball gesetzt wurde .... drauf geschissen.
Man sagt landläufig, der beste Start in die BuLi ist ein selbst erarbeiteter Aufstieg. Und als wäre das nicht genug, schafften die roten Teufel seinerzeit das unfassbare und wurden als erster Aufsteiger der BuLi Geschichte gleich deutscher Meister. Und Ballacks Anteil daran war nicht gering. Er versorgte im offensiven Mittelfeld den unbändigen Olaf Marshall mit Flanken und Pässen, die zum Zunge schnalzen anregten. Dabei entwickelte er seine eigene Torgefahr stetig weiter. Doch da der FCK auf Dauer kein Ort für Erfolge war, weil der Verein zum damaligen Zeitpunkt finanziell zerrissen und von Streitigkeiten im inneren geprägt war, musste es weiter gehen. Nach Leverkusen.
Aber mal von der anderen Seite betrachtet, hatte Ballack sich mit Christoph Daum seinen Trainer wieder ganz genau ausgesucht. Erfolgreich, offensiver Fussball und immer dafür gut auch einem erfahrenen Spieler noch Tricks vermitteln zu können. Dem CL Finale sei dank erlangte Ballack in Kusen ersten Ruhm. Gegen Zidane durchaus eine gute Figur gemacht, mittlerweile eher etwas defensiver orientiert und immer der Spieler mit den längsten Laufwegen.
Falsche Entscheidung?
Und das hatte natürlich auch der dato beste BuLi Trainer mitbekommen. 2002 holte Ottmar Hitzfeld den mittlerweile Nationalspieler gewordenen Ballack zum FCB. Hier sollte er seine Meistertitel Nr. 2, 3 und 4 holen. Und hätte er hier weiter gemacht, wie bisher, dann wären es wohl nur 2 gewesen. Denn 2004 wollte der Capitano eigentlich schonmal nach England wechseln. Doch aus irgend einem Grund ließ er sich überreden bis zur WM im eigenen Land 2006 bei den Bayern zu bleiben.
Ich glaube diese Entscheidung bereuht er bis heute. Denn die einzigen die davon profitiert haben waren die Bayern. Michael wurde immer defensiver eingesetzt und dieser Bereich wurde von Hitzfeld oft nur zur Spielzerstörung verwendet. Doch längst wurden die Rollen der 6er neu interpretiert. Kein Mensch mehr brauchte einen Gattuso um etwas zu erreichen. Und Michael merkte das auch. Es war ein bischen so wie ein Spieler, der um 2000 noch den Libero geben musste. Veraltet und leicht auszuspielen.
Ballacks Entwicklung stagnierte. Allerdings nur im Verein. In der N11 baute ein gewisser Rudi Völler weiterhin auf seine Offensivstärke und wenn .... ja wenn der Michael im Finale in Japan nicht gesperrt gewesen wäre ..... egal.
Mit Mou zurück an die Weltspitze
2006 dann besann sich Michael nochmal auf seine alte Strategie: Willst du erfolgreich spielen, musst du bei einem Verein mit einem guten Trainer zusammenarbeiten". Und wer war seinerzeit besser als "The Special One"?
Doch Michael schien vom Zweifel zerfressen. Zu hart versuchte er dem Anspruch gerecht zu werden. Fast 2 Jahre knabberte er daran, dass Lampard, Terry und Co. beim FC Chelsea schon lange Weltstars waren.
Als er dann irgendwann die Routine gefunde hatte und wieder glänzen konnte, war Mourinho schon wieder weg und Ballacks größter Alptraum, ständige Trainerwechsel mit mangelndem Erfolg, kehrte ein. Grant, Scolari, Wilkins, Hiddink, Ancelotti ..... in 3 Jahren wohlgemerkt!
Dazu kam, dass ihm ein CL Titel trotz bester Leistung aller Spieler auf dem Platz verwehrt blieb. Das wohl dubioseste CL HF aller Zeiten hatte ein unrühmliches Ende genommen und einen gebrochenen Michael zurück gelassen. Sehr oft bekamen wir nun einen bitteren und sarkastischen Ballack zu sehen. Und das tat weh. War er doch so viel mehr. Während andere Spieler ihrem Talent hinterher liefen, hatte sich Ballack zum Weltklasse Spieler entwickelt.
Ende in Würde
Und nun droht im das endgültige Dilemma. Das Aus in der N11. Wenn man ehrlich ist, hat Khedira ihm den Rang schon lange abgelaufen. Ja, Ballack hat mehr Erfahrung. Aber in Sachen Spieleröffnung ist Sami schlicht besser.
Wenn Michael tatsächlich daran geglaubt hatte, dass er Khedira nochmal verdrängen kann, hat er sich selbst angelogen.
Ob Jogi Löw ihm nun die undankbare Rolle des Reservespielers auf der Bank abnehmen wollte? Wer weiss. Was hätte Löw denn eher machen sollen? Mancher sagt: "Er hätte Ballack eher über die Entscheidung informieren sollen". Ach? Und dann wäre Ballack nicht böse gewesen?
Michael sollte sein Denkmal nicht zerstören und akzeptieren, dass er mit 34 keine Option mehr auf die Zukunft ist. Er hat viel erreicht, uns viele schöne Stunden gegeben und sich dabei in unsere Herzen gespielt.
Von diesem Punkt an, kann er nur noch kaputt machen, was er aufgebaut hat. Und das wäre schade. In Würde abtreten heißt auch, nicht nachtreten.
Danke Michael.
In der Karriere eines Fussballers trifft die erste Wandlung oft zu. Bei Manuel Neuer haben wir es dieser Tage gesehen. Würde er seiner Leidenschaft folgen, wäre er noch beim sagenumwobenen FC Schalke04. Aber er hat sich für die Karriere, für den einfachen Weg, für die finanzielle Zukunft und für den Wechsel zum FCB entschieden. Legitim! Zumal er mit dieser Sichtweise eh nicht mehr in das Schalker Umfeld passt. Man mag keine Menschen, die nur den Ruhm suchen. Gleichwohl man eigenen Ruhm gern feiert. Was aber wiederum mit der Arbeitermentalität zusammen hängt.
Die 2. Metamorphose ist gefährlich. Wenn erfolgreiche Spieler an einem Punkt angekommen sind, an welchem sie glauben über allem zu stehen, dann gibt es nur ein Resultat: Man macht sich lächerlich. Schöne Grüße an Diego Maradonna.
Ode an den Fussball
Im Fall Michael Ballack hatte es schon zu Schulzeiten angefangen. Als kleiner Bub im sächsischen Chemnitz spielte er schon so gern Fussball, dass es seinen Alltag übernommen hatte. Ich muss so etwa 17 gewesen sein, als mir ein älterer Herr Einblicke in eine Schülerarbeit gewährte, die vor Leidenschaft nur so strotzte. Der Herr war Geschichts- und Deutschlehrer an jenem Sportgymnasium, welches der junge Michael besuchte.
Der Aufsatz handelte von der "Ode an den Fussball". Der gerade mal 16 jährige Michael Ballack hatte seine Liebe zum runden "Leder" in Worten ausgedrückt und dabei sowohl literarisch als auch kulturistisch geglänzt. Ein wenig schmalzig aber weitestgehend nachvollziehbar handelte Ballack das Thema ab und bewies damals schon, dass er nur Fussball im Kopf hatte.
Seine Zeit als Mittelfeldregisseur beim lokalen CFC war eine der erfolgreichesten des Klubs. (Abgesehen vom Fast-Aufstieg in die BuLi anno 1993).
Deutscher Meister als Aufsteiger
Ich weiss nicht ob er gute Berater hatte oder schlicht schon immer ein cleveres Kerlchen war. Jedenfalls konnte er den Zeitpunkt seines Wechsels zum 1. FC Kaiserslautern nicht besser sein. Otto Rehagel war bewiesener Experte für erfolgreichen Fussball und einer der einem jungen, ungeschliffenen Rohdiamanten den letzten Glanz verleihen kann. Das dabei auf Mittelalterfussball gesetzt wurde .... drauf geschissen.
Man sagt landläufig, der beste Start in die BuLi ist ein selbst erarbeiteter Aufstieg. Und als wäre das nicht genug, schafften die roten Teufel seinerzeit das unfassbare und wurden als erster Aufsteiger der BuLi Geschichte gleich deutscher Meister. Und Ballacks Anteil daran war nicht gering. Er versorgte im offensiven Mittelfeld den unbändigen Olaf Marshall mit Flanken und Pässen, die zum Zunge schnalzen anregten. Dabei entwickelte er seine eigene Torgefahr stetig weiter. Doch da der FCK auf Dauer kein Ort für Erfolge war, weil der Verein zum damaligen Zeitpunkt finanziell zerrissen und von Streitigkeiten im inneren geprägt war, musste es weiter gehen. Nach Leverkusen.
Aber mal von der anderen Seite betrachtet, hatte Ballack sich mit Christoph Daum seinen Trainer wieder ganz genau ausgesucht. Erfolgreich, offensiver Fussball und immer dafür gut auch einem erfahrenen Spieler noch Tricks vermitteln zu können. Dem CL Finale sei dank erlangte Ballack in Kusen ersten Ruhm. Gegen Zidane durchaus eine gute Figur gemacht, mittlerweile eher etwas defensiver orientiert und immer der Spieler mit den längsten Laufwegen.
Falsche Entscheidung?
Und das hatte natürlich auch der dato beste BuLi Trainer mitbekommen. 2002 holte Ottmar Hitzfeld den mittlerweile Nationalspieler gewordenen Ballack zum FCB. Hier sollte er seine Meistertitel Nr. 2, 3 und 4 holen. Und hätte er hier weiter gemacht, wie bisher, dann wären es wohl nur 2 gewesen. Denn 2004 wollte der Capitano eigentlich schonmal nach England wechseln. Doch aus irgend einem Grund ließ er sich überreden bis zur WM im eigenen Land 2006 bei den Bayern zu bleiben.
Ich glaube diese Entscheidung bereuht er bis heute. Denn die einzigen die davon profitiert haben waren die Bayern. Michael wurde immer defensiver eingesetzt und dieser Bereich wurde von Hitzfeld oft nur zur Spielzerstörung verwendet. Doch längst wurden die Rollen der 6er neu interpretiert. Kein Mensch mehr brauchte einen Gattuso um etwas zu erreichen. Und Michael merkte das auch. Es war ein bischen so wie ein Spieler, der um 2000 noch den Libero geben musste. Veraltet und leicht auszuspielen.
Ballacks Entwicklung stagnierte. Allerdings nur im Verein. In der N11 baute ein gewisser Rudi Völler weiterhin auf seine Offensivstärke und wenn .... ja wenn der Michael im Finale in Japan nicht gesperrt gewesen wäre ..... egal.
Mit Mou zurück an die Weltspitze
2006 dann besann sich Michael nochmal auf seine alte Strategie: Willst du erfolgreich spielen, musst du bei einem Verein mit einem guten Trainer zusammenarbeiten". Und wer war seinerzeit besser als "The Special One"?
Doch Michael schien vom Zweifel zerfressen. Zu hart versuchte er dem Anspruch gerecht zu werden. Fast 2 Jahre knabberte er daran, dass Lampard, Terry und Co. beim FC Chelsea schon lange Weltstars waren.
Als er dann irgendwann die Routine gefunde hatte und wieder glänzen konnte, war Mourinho schon wieder weg und Ballacks größter Alptraum, ständige Trainerwechsel mit mangelndem Erfolg, kehrte ein. Grant, Scolari, Wilkins, Hiddink, Ancelotti ..... in 3 Jahren wohlgemerkt!
Dazu kam, dass ihm ein CL Titel trotz bester Leistung aller Spieler auf dem Platz verwehrt blieb. Das wohl dubioseste CL HF aller Zeiten hatte ein unrühmliches Ende genommen und einen gebrochenen Michael zurück gelassen. Sehr oft bekamen wir nun einen bitteren und sarkastischen Ballack zu sehen. Und das tat weh. War er doch so viel mehr. Während andere Spieler ihrem Talent hinterher liefen, hatte sich Ballack zum Weltklasse Spieler entwickelt.
Ende in Würde
Und nun droht im das endgültige Dilemma. Das Aus in der N11. Wenn man ehrlich ist, hat Khedira ihm den Rang schon lange abgelaufen. Ja, Ballack hat mehr Erfahrung. Aber in Sachen Spieleröffnung ist Sami schlicht besser.
Wenn Michael tatsächlich daran geglaubt hatte, dass er Khedira nochmal verdrängen kann, hat er sich selbst angelogen.
Ob Jogi Löw ihm nun die undankbare Rolle des Reservespielers auf der Bank abnehmen wollte? Wer weiss. Was hätte Löw denn eher machen sollen? Mancher sagt: "Er hätte Ballack eher über die Entscheidung informieren sollen". Ach? Und dann wäre Ballack nicht böse gewesen?
Michael sollte sein Denkmal nicht zerstören und akzeptieren, dass er mit 34 keine Option mehr auf die Zukunft ist. Er hat viel erreicht, uns viele schöne Stunden gegeben und sich dabei in unsere Herzen gespielt.
Von diesem Punkt an, kann er nur noch kaputt machen, was er aufgebaut hat. Und das wäre schade. In Würde abtreten heißt auch, nicht nachtreten.
Danke Michael.
Aufrufe: 4956 | Kommentare: 22 | Bewertungen: 9 | Erstellt:18.06.2011
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KOMMENTARE
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20.06.2011 | 13:33 Uhr
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cpet : @TT1975
Ich denke nicht, dass Ballack so reagiert hätte. Vor allem aber hat Kahn in meinen Augen mehr Rückgrat und hätte niemals so reagiert und hatte auch innerhalb der Mannschaft ein anderes Standing als Ballack. Das hätte er sich nicht angetan. Es scheint als wollte Ballack die Situation nicht erkennen.
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20.06.2011 | 16:15 Uhr
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inspiz : siehe Frings
Daß Jogi Löw immer bei seinen Entscheidungen rumwurstelt,muß doch auch Ballack bekannt gewesen sein.Man denke nur an die Personalie Torsten Frings.Oder die Nichtbestrafung von Podolski nach der Ohrfeige gegen Ballack.
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