Abgefrühstückt vom 03.11.2008

Es gibt zwei knifflige Problemfelder, über die ich bislang nicht geschrieben hab, weil da a) ja jeder was zu geschrieben hat und mir das dann b) zu albern war und das c) ja eh alles nicht bringt, aber heut muss ich da nun doch ne Ausnahme machen, denn das Wochenende hat mich sehr verwirrt. Es geht also um Jürgen Klinsmann und Lukas Podolski.

Grundsätzlich finde ich Jürgen Klinsmann ja ganz phantastisch. Weil er Rückgrat hat. Und immer macht, was er für richtig hält. Und sich von niemandem reinquatschen lässt. Und dabei immer ganz easy ist. Und grundsätzlich finde ich auch Lukas Podolski ganz phantastisch. Weil er einen Riesen-Schuss hat. Und immer gibt, was er hat. Und ziemlich down to earth ist.

Und irgendwie kann ich bei all diesem Gemähre beide Seiten verstehen. Podolski ist genervt und erklärt jedes DFB-Tor mit der Tatsache, dass er dort halt spielt und bei Bayern nicht, und Bayern ist genervt und erklärt, dass man beim FCB halt auch nicht gegen so illustre Teams wie Liechtenstein und Luxemburg spielt, und auch wenn beide Seiten nerven: Ich kann sie ja verstehen.

Was ich aber nicht verstehe, ist diese Aufstellung vom Wochenende, bzw.: diese Nichtaufstellung. Weil das für mich wenig mit sportlichen Belangen zu tun hatte. Natürlich drängte Borowski in die Startelf, und natürlich hat Podolski gegen Frankfurt und Golfsburg mies gespielt, und natürlich ackert er nicht halb so viel wie Klose in seinen Krisenzeiten, natürlich, natürlich, natürlich.

Trotzdem: Setz ich Podolski doch nicht auf die Bank. Nicht jetzt. Wo Toni verletzt ist. Und also endlich, endlich, endlich mal Platz wäre. Und wo Klinsmann doch immer wieder gesagt hat, mit nur einem Stürmer wolle er nicht spielen. Schon gar nicht gegen so defensive Teams wie Bielefeld.

Miroslav Klose spielte wochenlang unterirdisch. Klar: viel gelaufen, viel gerackert, viel gemacht. Aber: Tor nicht getroffen! Und trotzdem: in der Startelf. Immer und immer wieder. Ganz selbstverständlich. Während alle schon wild geschrien und Kloses Kopf gefordert haben. Doch Klinsmann interessierte das einen feuchten Kehricht. Er stellte ihn auf. Fand ich stark.

Warum aber wird es jetzt für Podolski schon nach zwei vergurkten Spielen wieder zappenduster? Warum bekommt nicht auch er mal drei, vier, fünf Spiele? Und wenn er hundert Mal weniger läuft und macht als Klose: Wäre es denn darauf angekommen? Gegen Biele? Bei allem Respekt: wohl eher nicht! Warum also wieder die Bank? Diese Aktion? Dieses Signal?

So sportlich diese Entscheidung auch begründet sein möge: Für meinen Geschmack hätte Jürgen Klinsmann das Sportliche in diesem Fall ruhig mal das Sportliche bleiben lassen können. Zumindest wenn er das alles ernst meinte, als er sagte, dass Podolski ganz wichtig wäre, dass er seine Chancen noch bekommen würde, dass man ihn unbedingt halten wolle usw. usf.

Selbst wenn Jürgen Klinsmann das alles auch wirklich so gemeint hat: Ihm muss doch klar sein, dass das spätestens jetzt ganz genau so nicht mehr ankommen wird bei Lukas Podolski.

Da Klinsmann (phantastischerweise) aber nun mal tut, was er für richtig hält, und da Podolski (ebenso phantastischerweise) nun mal gibt, was er hat, wird sich an dieser ganzen eingefahrenen Kiste wohl leider nichts mehr ändern: Podolski vergammelt auf der Bank und regt sich darüber auf und vergammelt dann noch mehr auf der Bank und regt sich dann noch mehr darüber auf.

Drum schreib ich das jetzt endlich und erstmals hier so hin: PODOLSKI MUSS WECHSELN. Und zwar bitte sofort und bitte nicht nach Köln, das wäre mir zu billig, der soll mal schön nach Bremen gehen oder irgendwo anders hin, wo nach vorne bisschen Druck gemacht wird, da schießt der zwanzig Tore pro Saison, und dafür wirds jetzt langsam echt mal Zeit.