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17.09.2012 um 16:52 Uhr
Aufschlag - Champions League (1)
Dienstag Abend ist es endlich wieder soweit: ein königsblaues Flutlichtspiel in der Champions League. Wenn der Wetterbericht stimmt, sind’s angenehme 24 Grad und es bleibt trocken - also beste Voraussetzungen für einen richtig tollen Fußballabend in Piräus. Und danach folgen noch fünf weitere tolle Fußballabende, wenn Schalke gegen die europäische Konkurrenz aus Montpellier und London antritt, um ins Achtelfinale der Königsklasse vorzudringen. Zeit für einen kleinen Blick über den Tellerrand und für das, was nicht schon auf zig Internetseiten über die Konkurrenz zu lesen ist.

Olympiakós (Betonung auf dem „kós") ist nicht nur aktueller, sondern sogar griechischer Serien- und Rekordmeister. Auf europäischem Parkett sieht’s zwar bislang eher mau aus (einen Titel inklusive Pokal konnte man bislang nicht nach Hause holen), aber in der Champions League und der Europa League haben die „Kokkini", die „Roten", in den letzten Jahren mit guten Auftritten zumindest immer wieder dafür gesorgt, dass man sich an sie als unangenehme Gegner erinnert. Immerhin zum vierzehnten Mal nehmen die Griechen jetzt an der Champions League teil. Und auch sportlich sieht’s gar nicht so schlecht aus, obwohl am Ende der letzten Saison der Erfolgscoach Ernesto Valverde auf eigenen Wunsch den Hut nahm. Dann verlor man auch noch Flügelflitzer und Torschützenkönig Kevin Mirallas an den FC Everton und mit Olof Mellberg einen Stammspieler in der Defensive, verpflichtete aber im Gegenzug mit Drissa Diakité und Paulo Machado zwei starke Mittelfeldspieler, die vielseitig einsetzbar sind. Vor allem Machado wird in der Mittelfeldzentrale eine wichtige Rolle zugedacht. Zudem steht mit Marko Pantelic ein alter Bekannter aus der Bundesliga im Sturmzentrum, hinzu kommen Kapitän Vasilis Torosidis als Rechtsverteidiger und Rafik Djebbour als Sturmpartner für Pantelic - ergänzt durch junge Talente wie Vasilios Karagounis in der Abwehr oder Giannis Fetfatzidis in der Offensivabteilung.

Den neuen Coach, Leonardo Jardim, holten die Rot-Weißen aus dem portugiesischen Braga - ein Wechsel, der auch in der portugiesischen Heimat nicht geräuschlos vonstatten ging, weil die Verhandlungen mit Jardim an die Öffentlichkeit drangen und Braga schließlich mit ordentlichem Medienrummel Jardim vor die Tür setzte. Ein Schachzug, der sich scheinbar auszahlt, weil Olympiakós gut in die Saison gestartet ist - drei Spiele, drei Siege. Gegen deutsche Vereine hat sich Olympiakós in den letzten Jahren gut verkauft - in den letzten vier Heimspielen setzte es jeweils einen Satz heiße Ohren für die DFL-Vertreter aus Leverkusen, Bremen, Berlin oder der Stadt aus dem östlichen Ruhrrandgebiet. Nebenbei ist Olympiakós auch noch der Stammverein der Schalker Innenverteidigerwuchtbrumme Kyriakos Papadopoulos. Der debütierte dort mit nur 15 Jahren schon in der ersten griechischen Liga und wird wohl dieser Tage vor allem Fragen seines Cheftrainers zur Spielweise des Gegners beantworten dürfen.

Und natürlich spielt die Wirtschaftskrise eine entscheidende Rolle, wenn man die Rolle von Olympiakós betrachtet. Der griechische Meister repräsentiert ein gebeuteltes Land, das finanziell am Stock geht - es wird allerorts berichtet, dass die Finanzlage ein entscheidender Grund dafür gewesen sein soll, dass Olof Mellberg den Weg in die zweite spanische Liga zum FC Villareal angetreten hat. Die Konkurrenzsituation in der griechischen Super League ist hingegen auch nicht anders als in anderen europäischen Ländern - einige wenige Vereine wie die Athener Nachbarn von Panathinaikos oder PAOK Saloniki prägen seit Jahren das Bild der Ligaspitze. Die politische und soziale Situation sorgt dafür, dass die Liga an Attraktivität verliert. Dazu kommen Verstimmungen hinsichtlich der Rolle der deutschen Politik und der Sparzwang, der den Griechen vor allem von der EU unter der deutschen Meinungsführerschaft aufoktroyiert wird. Dass Politik nicht vor den Stadiontoren Halt macht, wird möglicherweise auch im Rahmen des Schalker Gastspiels im altehrwürdigen „Stadio Georgios Karaiskakis" einmal mehr unter Beweis gestellt.

Schalkes zweiter Gruppengegner, der Hérault Sport Club aus Montpellier, bekam seinen Namen vom Département Herault bzw. dem gleichnamigen Fluss, der durch das Département führt. Traditionell spielt man im „Stade de la Mosson", ebenfalls nach einem Fluss (dem Mosson) benannt, einem reinen Fußballstadion, das knapp 33.000 Zuschauer fasst und zur WM 1998 komplett renoviert und erweitert wurde. Ein ganz stinknormaler Verein, möchte man meinen - und doch weist er einige Besonderheiten auf. Zum Beispiel die Tatsache, dass er gerade zum ersten Mal in der Geschichte die französische Meisterschaft errungen hat. Oder den herben Verlust des letztjährigen Toptorjägers Olivier Giroud, den man für viel Geld - 12 Millionen Euro - im Sommer an den FC Arsenal (witzigerweise einer der Gruppengegner) vertickte, und bei dem sich alle sicher sind, dass dieser Verlust für den HSC nicht aufzufangen sein wird. Das Geld wurde in Neuverpflichtungen für alle Mannschaftsteile investiert, wobei der größte Name unter diesen Transfers noch Daniel Congré gewesen sein dürfte, den die Südfranzosen aus Toulouse loseisen konnten, und der in der Innenverteidigung neben dem Kapitän und uneingeschränkten Führungsspieler Mapou Yanga-Mbiwa „hinten dicht" machen soll. Im Mittelfeld zieht der marokkanische Nationalspielmacher Younes Belhanda die Fäden - Qualität ist ohne Frage im Kader des Klubs aus Montpellier vorhanden.

Die schillerndste Figur des Hérault Sport Club ist allerdings sein Präsident. Louis Nicollin, genannt „Loulou", ist das, was wir in der deutschen Mediensprache wohl einen „Pfau" nennen würden. Ein bisschen exzentrisch, ein bisschen streitbar, die größte Klappe von allen, aber das Herz irgendwie auf dem rechten Fleck. Meine Lieblingsanekdote: nach einigen homophoben Ausbrüchen spielte er in einem Werbesport der FFF, also des französischen Fußballverbands, gegen Homophobie mit. Zitat: „Laissez tomber l'homophobie, c'est réservée aux petites tarlouzes" - „Verzichtet auf Homophobie, das ist was für Schwuchteln!" Die Fans und Verantwortlichen lieben den Typen vielleicht deshalb, weil er genau das ist: ein richtiger Typ. Dazu hat er mit Jean-Francois Domergue und Bruno Carotti im Management Leute mit Stallgeruch und Sachverstand, die nicht nur die Mentalität und Bedürfnisse der Fans kennen, sondern auch durch solides Wirtschaften den Grundstein dafür gelegt haben, dass der HSC im letzten Jahr sogar den Bonzen aus Paris die Stirn bieten konnten.

weiter zu Teil 2...
Aufrufe: 2523 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 1 | Erstellt:17.09.2012
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