08.01.2008 um 20:58 Uhr
Bei Rummenigge ist Schluss
Der FC Bayern sucht also einen neuen Trainer. Wirklich überraschend ist das nicht, schließlich ziehen gewöhnlich keine zwei Jahre ins Land, bevor die Bayern wieder einen neuen Übungsleiter brauchen. Nun wird spekuliert, was das Zeug hält, auch hier bei Spox. Bei all den Namen, die da gehandelt werden, wird meine Aufmerksamkeitsspanne jedenfalls deutlich überlastet. Aber bei einem der Namen musste ich dann doch mal laut lachen: Volker Finke. Na klar. Klingt ungefähr so wahrscheinlich wie: Che Guevara wird Vorsitzender der FDP.
Und damit mich jetzt keiner falsch versteht: Ich halte Volker Finke für einen der herausragenden Trainer in der Geschichte des deutschen Fußballs. Der Mann war zu Beginn seiner Freiburger Amtszeit dem Rest von Fußball-Deutschland Lichtjahre voraus. Klinsmanns Revolution – in Freiburg fand sie schon vor 16 Jahren statt. Haben nur die Meisten nicht gemerkt. Deshalb ist es auch völlig okay, dass der FC Bayern über Finke nachdenkt, wenn sie einen Toptrainer holen wollen. Ich kann mir nur beim besten Willen nicht vorstellen, dass Finke Interesse hat.
Nicht dass ich Finkes Pressesprecher wäre und wir fahren auch nicht gemeinsam in Urlaub. Aber ein- bis zweimal habe ich mich im Rahmen meines Jobs etwas ausführlicher mit ihm unterhalten. Und dabei eins gelernt: Der Mann verabscheut die Boulevardpresse und besonders die Zeitung mit den vier großen Buchstaben. Dass ausgerechnet die jetzt meldet, dass Bayern am ehemaligen Freiburger Coach dran sei, ist ein guter Witz.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit (und natürlich auch nicht wörtlich) gebe ich die Essenz dessen wieder, was Finke mir gegenüber zu diesem Thema gesagt hat: An Angeboten (auch von größeren Vereinen) hat es Finke in den letzten Jahren nicht gemangelt. Aber er hat überhaupt kein Interesse daran, in einer der großen deutschen Medienstädte zu arbeiten, wo er sich täglich mit dem Boulevard herumschlagen müsste. Mit anderen Worten: Der HSV, die Hertha, Eintracht Frankfurt, der 1. FC Köln und der FC Bayern kommen gar nicht erst in Frage.
Außerdem bezweifle ich, dass der frühere Lehrer wirklich scharf darauf ist, eine Horde Superstars zu coachen. Sein Ding ist es, junge Spieler zu formen. Ich denke, was Finke beim Abschied aus Freiburg besonders getroffen hat, war die Tatsache, dass er gerade eine junge, viel versprechende Mannschaft aufgebaut hatte, die das Potential hatte, die Bundesliga (richtig, ich meine die ERSTE Bundesliga) aufzumischen wie der SC in den 90ern. Leider ist nach der Trennung vom Trainer von dieser Mannschaft nicht mehr viel übrig, auch wenn Finkes Nachfolger Robin Dutt mit viel neuem Personal ebenfalls erfolgreich arbeitet.
Von allem anderen abgesehen hat der FC Bayern ja noch ein ganz anderes Problem: seine Führungsriege. Klar, die Ansammlung von Altstars aus den 70er und 80er Jahren hat natürlich (gerade wirtschaftlich) viel richtig gemacht. Aber die unselige Angewohnheit der Herren Hoeneß, Rummenigge, Beckenbauer und Breitner, in jedes Mikrofon auch etwas sagen zu wollen (ohne die Jungs wäre Deutschlands Sportjournalismus aufgeschmissen), war bisher noch für jeden Trainer das Ende. Dieses Dauertheater würde Finke garantiert nicht mitmachen.
Aber vielleicht liege ich ja auch ganz falsch und der neue Trainer des FC Bayern heißt tatsächlich Volker Finke. Seine Vorstellung von Offensivfußball könnte er mit dem Personal der Bayern sicher erfolgreich umsetzen. Ich kann es richtig vor meinem geistigen Auge sehen: Zé Roberto als Antreiber aus dem defensiven Mittelfeld, Ribéry, Schweinsteiger und Klose rochieren vorne, dass es den Gegnern (und dem nicht so beweglichen Luca Toni vermutlich auch) schwindlig wird, und Mark Van Bommel wird Torschützenkönig. Schließlich haben in Freiburg immer die defensiven Mittelfeldspieler besonders geglänzt und getroffen, siehe Bajramovic, Kehl, Todt, Antar usw. Das also sehe ich vor mir, aber dann kommt Kalle Rummenigge von links ins Bild gelaufen, stellt sich neben Finke und da ist dann Schluss mit der Illusion. Nie im Leben.
Bis bald,
Andreas
Und damit mich jetzt keiner falsch versteht: Ich halte Volker Finke für einen der herausragenden Trainer in der Geschichte des deutschen Fußballs. Der Mann war zu Beginn seiner Freiburger Amtszeit dem Rest von Fußball-Deutschland Lichtjahre voraus. Klinsmanns Revolution – in Freiburg fand sie schon vor 16 Jahren statt. Haben nur die Meisten nicht gemerkt. Deshalb ist es auch völlig okay, dass der FC Bayern über Finke nachdenkt, wenn sie einen Toptrainer holen wollen. Ich kann mir nur beim besten Willen nicht vorstellen, dass Finke Interesse hat.
Nicht dass ich Finkes Pressesprecher wäre und wir fahren auch nicht gemeinsam in Urlaub. Aber ein- bis zweimal habe ich mich im Rahmen meines Jobs etwas ausführlicher mit ihm unterhalten. Und dabei eins gelernt: Der Mann verabscheut die Boulevardpresse und besonders die Zeitung mit den vier großen Buchstaben. Dass ausgerechnet die jetzt meldet, dass Bayern am ehemaligen Freiburger Coach dran sei, ist ein guter Witz.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit (und natürlich auch nicht wörtlich) gebe ich die Essenz dessen wieder, was Finke mir gegenüber zu diesem Thema gesagt hat: An Angeboten (auch von größeren Vereinen) hat es Finke in den letzten Jahren nicht gemangelt. Aber er hat überhaupt kein Interesse daran, in einer der großen deutschen Medienstädte zu arbeiten, wo er sich täglich mit dem Boulevard herumschlagen müsste. Mit anderen Worten: Der HSV, die Hertha, Eintracht Frankfurt, der 1. FC Köln und der FC Bayern kommen gar nicht erst in Frage.
Außerdem bezweifle ich, dass der frühere Lehrer wirklich scharf darauf ist, eine Horde Superstars zu coachen. Sein Ding ist es, junge Spieler zu formen. Ich denke, was Finke beim Abschied aus Freiburg besonders getroffen hat, war die Tatsache, dass er gerade eine junge, viel versprechende Mannschaft aufgebaut hatte, die das Potential hatte, die Bundesliga (richtig, ich meine die ERSTE Bundesliga) aufzumischen wie der SC in den 90ern. Leider ist nach der Trennung vom Trainer von dieser Mannschaft nicht mehr viel übrig, auch wenn Finkes Nachfolger Robin Dutt mit viel neuem Personal ebenfalls erfolgreich arbeitet.
Von allem anderen abgesehen hat der FC Bayern ja noch ein ganz anderes Problem: seine Führungsriege. Klar, die Ansammlung von Altstars aus den 70er und 80er Jahren hat natürlich (gerade wirtschaftlich) viel richtig gemacht. Aber die unselige Angewohnheit der Herren Hoeneß, Rummenigge, Beckenbauer und Breitner, in jedes Mikrofon auch etwas sagen zu wollen (ohne die Jungs wäre Deutschlands Sportjournalismus aufgeschmissen), war bisher noch für jeden Trainer das Ende. Dieses Dauertheater würde Finke garantiert nicht mitmachen.
Aber vielleicht liege ich ja auch ganz falsch und der neue Trainer des FC Bayern heißt tatsächlich Volker Finke. Seine Vorstellung von Offensivfußball könnte er mit dem Personal der Bayern sicher erfolgreich umsetzen. Ich kann es richtig vor meinem geistigen Auge sehen: Zé Roberto als Antreiber aus dem defensiven Mittelfeld, Ribéry, Schweinsteiger und Klose rochieren vorne, dass es den Gegnern (und dem nicht so beweglichen Luca Toni vermutlich auch) schwindlig wird, und Mark Van Bommel wird Torschützenkönig. Schließlich haben in Freiburg immer die defensiven Mittelfeldspieler besonders geglänzt und getroffen, siehe Bajramovic, Kehl, Todt, Antar usw. Das also sehe ich vor mir, aber dann kommt Kalle Rummenigge von links ins Bild gelaufen, stellt sich neben Finke und da ist dann Schluss mit der Illusion. Nie im Leben.
Bis bald,
Andreas
Aufrufe: 3245 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 11 | Erstellt:08.01.2008
ø 9.8
KOMMENTARE
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10.01.2008 | 11:31 Uhr
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oliver : es ist lustig,
das pferd mal von hinten aufzuzäumen - also dass finke gar kein interesse hätte, die bayern zu trainieren. sehr interessant und unterhaltsam. auf der anderen seite kann ich mir aber auch beim besten willen nicht vorstellen, dass die bayern wirklich über ihn nachgedacht haben...
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