09.08.2008 um 14:34 Uhr
Bekenntnisse eines Fußballfans
Dass meine Fußballbegeisterung zuweilen kuriose Ausmaße annimmt und sich in psychotischen Schiedsrichteransetzungsspielen äußert, habe ich in diesem Blog ja bereits freimütig bekannt. Nun wäre es für meine Umwelt ja verkraftbar, wenn es bei diesem einen seltsamen Auswuchs bliebe. Zum Leidwesen meiner Mitmenschen ist dem jedoch nicht so. Denn seitdem ich mich für Fußball interessiere – und das sind nun bald geschlagene 20 Jahre – speichere ich die Ergebnisse meines Lieblingsvereins (um es gleich zu sagen, es ist der FC Bayern) in irgendeiner brachliegenden Region zwischen Klein- und Großhirn ab. Das alleine wäre nichts Außergewöhnliches, gibt es doch hierzulande einige Fußballverrückte, die Resultate ihres favorisierten Clubs weit schneller als das kleine Einmaleins aufzusagen wissen.
In meinem Fall bleibt es jedoch nicht bei der Archivierung der blanken Ergebnisse. Hinzu kommen Torschützen (zuweilen mit der dazu gehörigen Spielminute), Platzverweise, verschossene Elfmeter und sonstige besondere Vorfälle – allein bei den Zuschauerzahlen hapert es gelegentlich. Und als wäre das alles nicht schon besorgniserregend genug, kann ich mich in einzelnen Fällen sogar erinnern, was sich am Tage eines bestimmten Spiels bei uns zu Hause zugetragen hat. So weiß ich zum Beispiel noch, dass am Tag der Partie gegen Eintracht Frankfurt im Herbst 1999 das hiesige Stadtfest stattfand. Genauso kann ich mich erinnern, dass ich am Vorabend des Spiels gegen den MSV Duisburg im Februar 2000 im Kino war und welchen Film ich dort gesehen habe.
Gänzlich ungläubiges Kopfschütteln ernte ich, wenn ich für den Tag eines bestimmten Spiels auch noch den Speiseplan memoriere. Aber dass es vor dem legendären Meisterschaftsendspiel im Mai 1989 Mailänder Schnitzel gab, ist für mich genauso unvergesslich wie die Backofenfritten am Tag des 1:0-Siegs in Rostock 2002. Natürlich kann meine These niemand verifizieren. Zumeist jedoch schenkt man meinen Erinnerungen Glauben, um sich sodann mit leicht genervter Miene an den Kopf zu fassen. So richtig verurteilen will man mich für mein Fußball-Gedächtnis dann auch nicht. Immerhin können diese Bundesligaassoziationen ja immer mal nützlich sein, um Ereignisse der Vergangenheit zu rekapitulieren. Als Sachverständige für Vergangenheitsfragen hat mich jedoch noch kein Gericht dieses Landes angerufen – aber das kann ja noch kommen.
Einen anderen, aus medizinischer Sicht grenzwertigen Tic habe ich übrigens schon seit vielen Jahren abgelegt. Als ich mit 10, 11 Jahren wie viele andere meiner Freunde die Panini-Fußball-Bildchen sammelte, kam ich irgendwann auf die Idee, die Fußballer anhand ihres Haaransatzes zu identifizieren. Denn immer wenn ich die kleinen Tütchen aufriss, sah ich zunächst nur das obere Drittel des Bildes und versuchte daran den jeweiligen Spieler zu erkennen. Im Laufe der Monate gelang mir dies immer besser. Und irgendwann war ich darin so geübt, dass die Idee aufkam, sich damit bei Wetten dass..? zu bewerben. Bevor ich diesen Plan in die Tat umsetzen konnte, kam mir jedoch ein anderer Knirps dazwischen, der mit exakt derselben Wette bei Thomas Gottschalk zu Gast war. Statt Haare-Erkennen war für mich erst einmal Haare-Raufen angesagt. Meine Leidenschaft, mich mit den seinerzeit vorherrschenden Fußball-Vokuhilas auseinanderzusetzen, verblasste denn auch schnell.
Was blieb, war mein persönliches Spiele-Archiv. Und als im Jahr 2000 Thomas Gottschalk die Bayern-Gala zum 100jährigen Vereinsbestehen moderierte und für diesen Anlass eine spezielle Bayern-Wette suchte, sah ich meine Stunde gekommen. Ich bewarb mich tatsächlich mit der Wette, die Ergebnisse und Torschützen der letzten 400 Bundesligaspiele aufsagen zu können. Eine Einladung war mir jedoch nicht vergönnt. Stattdessen durfte irgendwer dem alten Sepp Maier mittels Golfschläger ein paar Elfmeter in den Kasten hauen – ich saß zu Hause und fand es wenig originell. Doch ich bin mir sicher: Irgendwann wird meine Stunde kommen und ich werde ohne Luft zu holen und mit der Wimper zu zucken Ergebnisse, Torschützen, Schiedsrichter und Mittagessen in die Republik rufen. Und ein paar Tage später sitze ich dann bei Kerner und darf erklären, wie ich das gemacht habe. Für Fußballverrücktheit gibt es jedoch keine rationalen Erklärungen. Das gehört eben zu den Mysterien eines Sports, der für viele hierzulande eben doch mehr Religion denn Hobby ist.
In meinem Fall bleibt es jedoch nicht bei der Archivierung der blanken Ergebnisse. Hinzu kommen Torschützen (zuweilen mit der dazu gehörigen Spielminute), Platzverweise, verschossene Elfmeter und sonstige besondere Vorfälle – allein bei den Zuschauerzahlen hapert es gelegentlich. Und als wäre das alles nicht schon besorgniserregend genug, kann ich mich in einzelnen Fällen sogar erinnern, was sich am Tage eines bestimmten Spiels bei uns zu Hause zugetragen hat. So weiß ich zum Beispiel noch, dass am Tag der Partie gegen Eintracht Frankfurt im Herbst 1999 das hiesige Stadtfest stattfand. Genauso kann ich mich erinnern, dass ich am Vorabend des Spiels gegen den MSV Duisburg im Februar 2000 im Kino war und welchen Film ich dort gesehen habe.
Gänzlich ungläubiges Kopfschütteln ernte ich, wenn ich für den Tag eines bestimmten Spiels auch noch den Speiseplan memoriere. Aber dass es vor dem legendären Meisterschaftsendspiel im Mai 1989 Mailänder Schnitzel gab, ist für mich genauso unvergesslich wie die Backofenfritten am Tag des 1:0-Siegs in Rostock 2002. Natürlich kann meine These niemand verifizieren. Zumeist jedoch schenkt man meinen Erinnerungen Glauben, um sich sodann mit leicht genervter Miene an den Kopf zu fassen. So richtig verurteilen will man mich für mein Fußball-Gedächtnis dann auch nicht. Immerhin können diese Bundesligaassoziationen ja immer mal nützlich sein, um Ereignisse der Vergangenheit zu rekapitulieren. Als Sachverständige für Vergangenheitsfragen hat mich jedoch noch kein Gericht dieses Landes angerufen – aber das kann ja noch kommen.
Einen anderen, aus medizinischer Sicht grenzwertigen Tic habe ich übrigens schon seit vielen Jahren abgelegt. Als ich mit 10, 11 Jahren wie viele andere meiner Freunde die Panini-Fußball-Bildchen sammelte, kam ich irgendwann auf die Idee, die Fußballer anhand ihres Haaransatzes zu identifizieren. Denn immer wenn ich die kleinen Tütchen aufriss, sah ich zunächst nur das obere Drittel des Bildes und versuchte daran den jeweiligen Spieler zu erkennen. Im Laufe der Monate gelang mir dies immer besser. Und irgendwann war ich darin so geübt, dass die Idee aufkam, sich damit bei Wetten dass..? zu bewerben. Bevor ich diesen Plan in die Tat umsetzen konnte, kam mir jedoch ein anderer Knirps dazwischen, der mit exakt derselben Wette bei Thomas Gottschalk zu Gast war. Statt Haare-Erkennen war für mich erst einmal Haare-Raufen angesagt. Meine Leidenschaft, mich mit den seinerzeit vorherrschenden Fußball-Vokuhilas auseinanderzusetzen, verblasste denn auch schnell.
Was blieb, war mein persönliches Spiele-Archiv. Und als im Jahr 2000 Thomas Gottschalk die Bayern-Gala zum 100jährigen Vereinsbestehen moderierte und für diesen Anlass eine spezielle Bayern-Wette suchte, sah ich meine Stunde gekommen. Ich bewarb mich tatsächlich mit der Wette, die Ergebnisse und Torschützen der letzten 400 Bundesligaspiele aufsagen zu können. Eine Einladung war mir jedoch nicht vergönnt. Stattdessen durfte irgendwer dem alten Sepp Maier mittels Golfschläger ein paar Elfmeter in den Kasten hauen – ich saß zu Hause und fand es wenig originell. Doch ich bin mir sicher: Irgendwann wird meine Stunde kommen und ich werde ohne Luft zu holen und mit der Wimper zu zucken Ergebnisse, Torschützen, Schiedsrichter und Mittagessen in die Republik rufen. Und ein paar Tage später sitze ich dann bei Kerner und darf erklären, wie ich das gemacht habe. Für Fußballverrücktheit gibt es jedoch keine rationalen Erklärungen. Das gehört eben zu den Mysterien eines Sports, der für viele hierzulande eben doch mehr Religion denn Hobby ist.
Aufrufe: 1615 | Kommentare: 7 | Bewertungen: 4 | Erstellt:09.08.2008
ø 9.0
KOMMENTARE
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09.08.2008 | 19:47 Uhr
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DerDugen :
in der tat besorgniserregend. du solltest deine kapazitäten vielleicht für - entschuldige den ausdruck - "wichtigere" dinge nutzen.
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09.08.2008 | 20:21 Uhr
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Voegi :
Naja, Dir ist die Selbstironie dann wohl doch verborgen geblieben!
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09.08.2008 | 20:30 Uhr
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DerDugen :
ne, stimmt nicht, dir eher der ironische unterton meiner antwort. ich bin aber selbst schuld, ich hab das zwinkern vergessen....0
11.08.2008 | 08:05 Uhr
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LU_Town :
Echt geiler Blog!!! Das Hirn eines Fussballfans bleibt für Aussenstehende ein Mysterium und der Ausdruck "bist du denn verrückt" hat wohl jeder Fussballfan schon gehört!!
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11.08.2008 | 09:12 Uhr
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Cesar : super!
echt grandioser Blog, ich bin zwar nicht so vernarrt, aber leichte parallelen sehe ich auch bei mir
also von mir ein chapeau voegi -- echt geiler Blog!
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