25.03.2009 um 14:17 Uhr
Berufberatung 2
...Fortsetzung von Teil 1
Auch wichtig: Als "Freier" gibt es keine Gewissheiten. Und keine Planungssicherheit. Ihr seid von vielen Dingen abhängig. Als ein "Opfer" der Kirch-Insolvenz kann ich euch versichern, dass die wirtschaftliche Situation eures Arbeitgebers über allem steht. Danach kommt die Rechtesituation. Die Frage ist immer: Zeigt mein Sender im nächsten Jahr noch die Sportart, die ich für ihn kommentiere? Solche Entscheidungen fallen oft kurzfristig. Dass Premiere vor vier Jahren die NFL-Rechte verlor, entschied sich am ersten Spieltag der Saison - nachmittags. Und dann muss man auch noch bei seinen Chefs gut ankommen. Und die wechseln ab und zu. Ich kann euch versichern, auch das ist ein extrem wichtiger Punkt. Viel Ungewissheit also, mit der man leben muss. Deshalb sind langfristige Planungen schwierig. Nach dem Motto: Kann ich einen großen Sommerurlaub machen, wenn ich gar nicht weiß, ob ich nach dem Sommer noch einen Job habe?
Solltet ihr übrigens zu den Menschen gehören, die glauben, dass alle Sportreporter dieser Nation total ahnungslos sind, dann wird euch folgende Feststellung sicher überraschen: Die Sportredakteure dieses Landes laufen im Allgemeinen nicht lamentierend über die Flure ihrer Sendeanstalten und suchen neue Reporter. Nein, die meisten davon sind sogar zufrieden, mit dem, was sie haben. Denn die Auswahl ist groß. Durch die "Arena"-Episode vor drei Jahren gibt es ungefähr doppelt so viele Fußballreporter mit Berufserfahrung wie es Jobs gibt. Für Neueinsteiger heißt das: Die Berufsaussichten sind extrem düster.
Solltet ihr trotzdem meinen, Sportreporter sei DER Beruf für euch, dann müsst ihr es natürlich trotzdem versuchen. Aber seid euch der Tatsache bewusst, dass es schwer wird und ihr viel Glück braucht. Man muss eben auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Wäre ich nicht 1996 zum DSF gekommen, sondern zwei Jahre später und wäre nicht zufällig damals ein Kollege aus der Footballredaktion ausgeschieden, dann hätte ich dort ein Praktikum absolviert, wäre aber ziemlich sicher nicht übernommen worden. Egal, wie gut oder schlecht ich meine Sache gemacht hätte. Wenn ihr ein Praktikum bekommt, dann macht euren Job so gut wie möglich und hofft, darauf, dass ihr einmal einen Probekommentar machen dürft. Bereitet euch so gut wie möglich darauf vor, eine solche Chance dann auch zu nutzen. Und vor allem: Träumt nicht davon, das Champions League-Finale zu kommentieren. Jedes Spiel, das ihr machen dürft, ist ein Geschenk. Auch Sandhausen gegen Aue.
Wenn ihr noch Fragen habt, her damit!
Bis bald,
Andreas
Hier geht's zurück zum ersten Teil
Auch wichtig: Als "Freier" gibt es keine Gewissheiten. Und keine Planungssicherheit. Ihr seid von vielen Dingen abhängig. Als ein "Opfer" der Kirch-Insolvenz kann ich euch versichern, dass die wirtschaftliche Situation eures Arbeitgebers über allem steht. Danach kommt die Rechtesituation. Die Frage ist immer: Zeigt mein Sender im nächsten Jahr noch die Sportart, die ich für ihn kommentiere? Solche Entscheidungen fallen oft kurzfristig. Dass Premiere vor vier Jahren die NFL-Rechte verlor, entschied sich am ersten Spieltag der Saison - nachmittags. Und dann muss man auch noch bei seinen Chefs gut ankommen. Und die wechseln ab und zu. Ich kann euch versichern, auch das ist ein extrem wichtiger Punkt. Viel Ungewissheit also, mit der man leben muss. Deshalb sind langfristige Planungen schwierig. Nach dem Motto: Kann ich einen großen Sommerurlaub machen, wenn ich gar nicht weiß, ob ich nach dem Sommer noch einen Job habe?
Solltet ihr übrigens zu den Menschen gehören, die glauben, dass alle Sportreporter dieser Nation total ahnungslos sind, dann wird euch folgende Feststellung sicher überraschen: Die Sportredakteure dieses Landes laufen im Allgemeinen nicht lamentierend über die Flure ihrer Sendeanstalten und suchen neue Reporter. Nein, die meisten davon sind sogar zufrieden, mit dem, was sie haben. Denn die Auswahl ist groß. Durch die "Arena"-Episode vor drei Jahren gibt es ungefähr doppelt so viele Fußballreporter mit Berufserfahrung wie es Jobs gibt. Für Neueinsteiger heißt das: Die Berufsaussichten sind extrem düster.
Solltet ihr trotzdem meinen, Sportreporter sei DER Beruf für euch, dann müsst ihr es natürlich trotzdem versuchen. Aber seid euch der Tatsache bewusst, dass es schwer wird und ihr viel Glück braucht. Man muss eben auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Wäre ich nicht 1996 zum DSF gekommen, sondern zwei Jahre später und wäre nicht zufällig damals ein Kollege aus der Footballredaktion ausgeschieden, dann hätte ich dort ein Praktikum absolviert, wäre aber ziemlich sicher nicht übernommen worden. Egal, wie gut oder schlecht ich meine Sache gemacht hätte. Wenn ihr ein Praktikum bekommt, dann macht euren Job so gut wie möglich und hofft, darauf, dass ihr einmal einen Probekommentar machen dürft. Bereitet euch so gut wie möglich darauf vor, eine solche Chance dann auch zu nutzen. Und vor allem: Träumt nicht davon, das Champions League-Finale zu kommentieren. Jedes Spiel, das ihr machen dürft, ist ein Geschenk. Auch Sandhausen gegen Aue.
Wenn ihr noch Fragen habt, her damit!
Bis bald,
Andreas
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Aufrufe: 3136 | Kommentare: 17 | Bewertungen: 14 | Erstellt:25.03.2009
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KOMMENTARE
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25.03.2009 | 14:28 Uhr
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midget :
Meine Stimme ist eine Katastrophe, daher würde ich den schreibenden Journalisten vorziehen.Danke Andreas für diese sehr interessante Jobsituations-Beschreibung.(boah mein Deutsch)
Ich hab viel mehr eine emotionale Frage. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Kommentatoren nicht an einem Verein emotional hängen. So kursieren ja Gerüchte das W.Fuss FC Fan sei.
Wenn dem so ist, wie kann man denn dann bitte schön beim Kommentar seines Klubs objektiv sein?
Ich würde wahnsinnig werden ...
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25.03.2009 | 14:38 Uhr
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25.03.2009 | 15:00 Uhr
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Wo ich im letzten Blog noch geschrieben habe, dass ich es toll fände, wenn du einen deratigen Blog über den Beruf schreiben würdest, hast du eine Woche später sogar einen solchen Blog geschrieben.
Das finde ich eine klasse Sache.
Ich kann mir auch nach diesem Blog vorstellen Sportreporter zu werden. Ich muss dir übrigens ein großes Lob aussprechen. Mir war die Problematik des berufes zwar schon immer klar, aber so präzise, klar und rein hat das noch niemand bisher ausgedrückt. Egal in welchen Büchern ich schon gelesen habe.
Es gibt ja sogar ein Buch zum "Einstieg in den Sportjournalismus". Da berichten auch Sportjournalisten über die Schwierigkeiten in ihrem Beruf.
Ich könnte es mir auch vorstellen später mal in anderen Bereichen zu arbeiten. Ich habe mich also nicht darauf festgelegt Kommentator zu werden. Ich kann es mir auch vorstellen bei der Zeitung oder in einer Online Redaktion zu arbeiten.
Nur eine Frage noch Andreas: Denkst du, du hättest nach deinem Praktikum beim DSF (vorausgesetzt du wärst nicht übernommen worden) auch noch eine Stelle in einem anderen Bereich erhalten? Also nicht unbedingt im Sport sondern in der Redaktion des ZDF Morgenmagazins oder von n-tv?
Oder ist man dann bereits so fixiert auf den Bereich Sport, dass man kaum woanders eine Stelle findet?
Jedenfalls großen Dank! Toller Blog!
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25.03.2009 | 15:05 Uhr
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Lucfof :
Vielen Dank, Herr Renner!Ein absolut toller Blog. Auf welcher Sportseite bekommt man schon so einen Service? Ganz großer Sport.
Vielen Dank!
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25.03.2009 | 15:07 Uhr
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Red_7 :
Ich sehe schon die Schwemme von Anfragen für Praktika bei Premiere Irgendwie habe ich es schon geahnt habe, dass der Zufall eine gewisse Rolle spielt bei dem Weg zum Sportreporter.
Aber Du lieferst immer wieder nette Blicke hinter die Kulissen.
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25.03.2009 | 15:29 Uhr
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wajo :
Sehr interessant, danke.@EdHardy
Kann dir nur zustimmen. Ich würde mich auch sehr über den häufigeren Einsatz von 2 Kommentatoren, oder die Verbindung Kommentator + Experte freuen.
Auch das Beispiel Länderspiel passt genau, die plänkeln doch sehr oft vor sich hin...
Blödes Beispiel, aber die Spiele bei RTL von der WM 2006 fand ich damals durch die Experten sehr kurzweilig.
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25.03.2009 | 17:26 Uhr
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Ste :
Sehr interessant und aufschlussreich. Sicher sind die Aussichten nicht gerade gut, aber der Job reizt einen natürlich extrem, auch wenn man über die Nachteile gut informiert ist. Ich denke aber, in Zukunft wird mehr Wert darauf gelegt werden, dass man wirklich ein Thema studiert hat, das direkt mit dem Bereich Journalismus zusammenhängt. Die Quereinsteiger werden es immer schwerer bekommen.
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25.03.2009 | 17:50 Uhr
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Voegi :
Natürlich ein super Blog! Und für mich der Anlass, an dieser Stelle mal Danke zu sagen! Danke Andreas, dass Du diesen Blog mit Deinen Beiträgen aus Deiner (professionellen) Perspektive bereicherst. Das ist wirklich ein großer Gewinn!Dieses Blog ist abermals sehr aufschlussreich. Da sind eigentlich alle Fragen beantwortet. Ich möchte daher nur etwas ergänzen:
Der Ruf der Sportreporterzunft ist ja, vorsichtig gesagt, etwas fragwürdig. Kritik und Argwohn gegenüber den Sportjournalisten sind an der Tagesordnung, was wohl schlicht und einfach damit zusammenhängt, dass jedermann glaubt es besser zu können. Ein böser Trugschluss! Die meisten von uns würden am Mirko wohl jämmerlich versagen.
Ich glaube daher, dass es bei diesem Berufstand genauso ist wie bei anderen Sparten: Es gibt gute und es gibt schlechte Repräsentanten! Ich persönlich bin der Meinung, dass die Premiere-Reporter ihren Job vorwiegend sehr gut erledigen. Sehr kompetent, angenehm in der Kommentierung und mit der richtigen Mischung aus Sachlichkeit und Emotion.
Dass man aber den einen oder anderen aus subjektiven Gründen nicht mag, ist klar. Trotzdem sollte man aber auch auf die Kollegen hinweisen, die ihr Handwerkszeug nicht beherrschen. Mir persönlich fallen da zwei Reporter ein, die objektiv ihren Beruf nicht optimal ausüben:
Einer ist Premiere-Reporter und sei hier bewusst namentlich nicht erwähnt. Aber Du, Andreas, sprichst richtigerweise davon, dass die Beherrschung der deutschen Sprache das Nonplusultra ist. Jener Kollege jedoch spricht leider schlicht und einfach kein gutes Deutsch. Er müsste endlich mal lernen, Adjektive und Adverbien auseinander zu halten. Sätze wie "Spieler xy mit dem immer wieder Foul" sind bei ihm keine Seltenheit.
Und dann gibt es Kollegen, die von der Materie schlicht und einfach keine Ahnung haben. Und hier scheue ich mich nicht, einen Namen zu nenen: Poschmann!
Aber wie gesagt: Es gibt auch sehr viele Reporter, die ihren Beruf einwandfrei beherrschen!
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Nur ist es unfassbar das ausgerechnet so einer wie Marcel Ref so viel Glück hatte
Also mein Beruf ist es nicht, so viel ist sicher ..
10/10