25.03.2009 um 14:13 Uhr
Berufsberatung
Im Verlauf der vergangenen 18 Monate (so lange gibt es meinen Blog nämlich hier bei SPOX.com) habe ich ganz viele Rückmeldungen von Euch bekommen. Das ist gut und wichtig. Besonders häufig wird mir allerdings eine Frage gestellt: "Wie werde auch ich Sportreporter?" Heute will ich versuchen, sie zu beantworten.
Das Wichtigste vorweg (auch wenn es die meisten wohl schon wissen werden): Eine formale Qualifikation zum Sportreporter gibt es nicht. Kein Studiengang wirft Jahr für Jahr 50 fertig ausgebildete Fußballkommentatoren auf den Arbeitsmarkt. Bleibt trotzdem die Frage: Welche Qualifikationen braucht man? Nun, als erstes sollte man eine halbwegs angenehme Stimme haben, ziemlich dialektfrei sprechen und vor einem eingeschalteten Mikrofon keinen Hirnkrampf bekommen. So weit, so einsichtig. Allerdings reduzieren diese drei Kriterien die Zahl der Kandidaten schon einmal um geschätzte 75 Prozent. Mindestens.
Dann sollte man zumindest irgendein Studium angefangen haben. Aus einem einfachen Grund: Der Weg in eine Sportredaktion führt über ein Praktikum. Und wer nicht studiert, wird vermutlich dafür erst gar nicht in Erwägung gezogen. Was ihr studiert, ist erst einmal total wurscht. Natürlich könnt ihr euch an der Kölner Sporthochschule einschreiben und das schadet sicher nicht. Aber genauso gut könntet ihr Sozialpädagogik studieren, denn das, was ihr als Sportreporter braucht, bringt euch ohnehin keine Uni bei. Ich zum Beispiel habe im Hauptfach Amerikanistik studiert. Und das war bei mir tatsächlich der Start für meine Karriere als Sportreporter. In meinem Austauschsemester in Nordkalifornien habe ich nämlich angefangen, mich mit den amerikanischen Sportarten zu beschäftigen. Was etwa fünf Jahre später zu einem Praktikum in der Footballredaktion des DSF (so etwas gab es damals noch) geführt hat.
Ganz sicher kann es nichts schaden, wenigstens im Nebenfach Deutsch zu studieren. Denn die deutsche Sprache werdet ihr als Reporter ganz sicher brauchen. Aber eine geforderte Qualifikation ist das natürlich nicht. Ich habe Kollegen, die Mathematik studiert haben und genügend andere, die über ein Praktikum einen Fuß beim Fernsehen in die Tür bekommen haben. Ihr Studium haben sie danach abgebrochen. Warum auch nicht? Ihr Ziel hatten sie ja erreicht.
Solltet ihr weiterhin Interesse an diesem Job haben, dann interessiert euch möglicherweise eine Bestandsaufnahme zur beruflichen Situation im Sportjournalismus.
Als Punkt eins muss man festhalten: Der Job macht Spaß. Das ist Grund eins, zwei und drei ihn zu machen. Denn einen Job zu finden, den man gerne macht, ist nicht leicht. Ihr müsst euch allerdings auch darüber im Klaren sein, dass diese Tatsache auch euren Arbeitgebern bekannt ist und sie diese in allen Verhandlungen (z.B. wenn es um Geld geht) gegen euch verwenden werden.
Und nun zu den Nachteilen: Einen Einstieg bekommt ihr (vielleicht) über ein Praktikum. Danach habt ihr (sehr vielleicht) eine Chance als freier Mitarbeiter Erfahrung zu sammeln. Gewöhnt euch schon einmal daran, dass es ab da nicht mehr heißt: "Ich muss arbeiten", sondern: "Ich darf arbeiten." Und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit, egal ob es 18:00 Uhr an Heiligabend ist oder Mitternacht an Silvester ist. Dass ihr an Wochenenden nur sehr unregelmäßig frei habt, versteht sich von selbst. Fragt euch: Will ich das? Und fragt euch auch: Will das mein/e Freund/ Freundin/ Hund/ Katze?
Solltet ihr glauben, Sportjournalismus sei der sichere Weg, größere Reichtümer anzuhäufen, dann lasst euch gesagt sein: Ich habe davon noch nichts gemerkt. Früher war das sicher etwas anders. Als es nur die Öffentlich-Rechtlichen gab. Oder auch noch Mitte der 90er, in der Goldrauschzeit des Privatfernsehens. Da hört man Gerüchte, dass angeblich bei "ran" 3000 Mark pro Spielbericht gezahlt wurden. Unbestätigte Gerüchte. Die Zeiten sind lange vorbei. Mittlerweile gibt es immer mehr Sportangebote im Fernsehen, die (zwangsläufig) ein immer kleineres Publikum erreichen. Und es gibt immer mehr Leute, die auf den Medienmarkt drängen. Dazu wollt ihr dann ja auch gehören. Und das heißt: die Bezahlung sinkt.
Ein Beispiel aus meiner Erfahrung. Ich habe vor ein paar Jahren für einen Berliner Lokalsender alle Saisonspiele des NFL Europe-Teams Berlin Thunder kommentiert. Für einen echten Dumpingpreis. Allerdings kamen ein paar Reisekosten dazu, weil ich nicht in Berlin wohne. Ein Jahr später habe ich den Job nicht mehr gehabt. Weil ein Berliner "Kollege" anbot, die Thunder-Spiele für 150 Euro pro Partie zu kommentieren. Da könnt ihr jetzt einmal ausrechnen, wie viele Spiele ihr, bei diesen Preisen, im Monat machen müsstet, um über die Runden zu kommen.
Das ist sicher ein krasses Beispiel. Aber zwei Dinge kann ich über mich und meine "freien" Kollegen (und das ist die überwiegende Mehrheit) berichten: Jeder würde gerne mehr arbeiten. Und: Die Bundesliga macht im Winter sechs Wochen Pause (nächste Saison etwas weniger), im Sommer acht bis zehn. Da machen wir uns alle Gedanken, woher in dieser Phase Geld kommt. Vor allem, wenn man eine Familie zu ernähren hat. Viele Kollegen haben mindestens noch einen Nebenjob oder kommentieren andere Sportarten. Einer ist sogar Geschäftsführer eines Radiosenders. Klar: Die Top-Kommentatoren müssen sich solche Gedanken nicht machen. Aber wenn ihr am Anfang steht, dann gehört ihr sicher nicht zu den Topleuten.
Weiter geht es in Teil 2
Das Wichtigste vorweg (auch wenn es die meisten wohl schon wissen werden): Eine formale Qualifikation zum Sportreporter gibt es nicht. Kein Studiengang wirft Jahr für Jahr 50 fertig ausgebildete Fußballkommentatoren auf den Arbeitsmarkt. Bleibt trotzdem die Frage: Welche Qualifikationen braucht man? Nun, als erstes sollte man eine halbwegs angenehme Stimme haben, ziemlich dialektfrei sprechen und vor einem eingeschalteten Mikrofon keinen Hirnkrampf bekommen. So weit, so einsichtig. Allerdings reduzieren diese drei Kriterien die Zahl der Kandidaten schon einmal um geschätzte 75 Prozent. Mindestens.
Dann sollte man zumindest irgendein Studium angefangen haben. Aus einem einfachen Grund: Der Weg in eine Sportredaktion führt über ein Praktikum. Und wer nicht studiert, wird vermutlich dafür erst gar nicht in Erwägung gezogen. Was ihr studiert, ist erst einmal total wurscht. Natürlich könnt ihr euch an der Kölner Sporthochschule einschreiben und das schadet sicher nicht. Aber genauso gut könntet ihr Sozialpädagogik studieren, denn das, was ihr als Sportreporter braucht, bringt euch ohnehin keine Uni bei. Ich zum Beispiel habe im Hauptfach Amerikanistik studiert. Und das war bei mir tatsächlich der Start für meine Karriere als Sportreporter. In meinem Austauschsemester in Nordkalifornien habe ich nämlich angefangen, mich mit den amerikanischen Sportarten zu beschäftigen. Was etwa fünf Jahre später zu einem Praktikum in der Footballredaktion des DSF (so etwas gab es damals noch) geführt hat.
Ganz sicher kann es nichts schaden, wenigstens im Nebenfach Deutsch zu studieren. Denn die deutsche Sprache werdet ihr als Reporter ganz sicher brauchen. Aber eine geforderte Qualifikation ist das natürlich nicht. Ich habe Kollegen, die Mathematik studiert haben und genügend andere, die über ein Praktikum einen Fuß beim Fernsehen in die Tür bekommen haben. Ihr Studium haben sie danach abgebrochen. Warum auch nicht? Ihr Ziel hatten sie ja erreicht.
Solltet ihr weiterhin Interesse an diesem Job haben, dann interessiert euch möglicherweise eine Bestandsaufnahme zur beruflichen Situation im Sportjournalismus.
Als Punkt eins muss man festhalten: Der Job macht Spaß. Das ist Grund eins, zwei und drei ihn zu machen. Denn einen Job zu finden, den man gerne macht, ist nicht leicht. Ihr müsst euch allerdings auch darüber im Klaren sein, dass diese Tatsache auch euren Arbeitgebern bekannt ist und sie diese in allen Verhandlungen (z.B. wenn es um Geld geht) gegen euch verwenden werden.
Und nun zu den Nachteilen: Einen Einstieg bekommt ihr (vielleicht) über ein Praktikum. Danach habt ihr (sehr vielleicht) eine Chance als freier Mitarbeiter Erfahrung zu sammeln. Gewöhnt euch schon einmal daran, dass es ab da nicht mehr heißt: "Ich muss arbeiten", sondern: "Ich darf arbeiten." Und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit, egal ob es 18:00 Uhr an Heiligabend ist oder Mitternacht an Silvester ist. Dass ihr an Wochenenden nur sehr unregelmäßig frei habt, versteht sich von selbst. Fragt euch: Will ich das? Und fragt euch auch: Will das mein/e Freund/ Freundin/ Hund/ Katze?
Solltet ihr glauben, Sportjournalismus sei der sichere Weg, größere Reichtümer anzuhäufen, dann lasst euch gesagt sein: Ich habe davon noch nichts gemerkt. Früher war das sicher etwas anders. Als es nur die Öffentlich-Rechtlichen gab. Oder auch noch Mitte der 90er, in der Goldrauschzeit des Privatfernsehens. Da hört man Gerüchte, dass angeblich bei "ran" 3000 Mark pro Spielbericht gezahlt wurden. Unbestätigte Gerüchte. Die Zeiten sind lange vorbei. Mittlerweile gibt es immer mehr Sportangebote im Fernsehen, die (zwangsläufig) ein immer kleineres Publikum erreichen. Und es gibt immer mehr Leute, die auf den Medienmarkt drängen. Dazu wollt ihr dann ja auch gehören. Und das heißt: die Bezahlung sinkt.
Ein Beispiel aus meiner Erfahrung. Ich habe vor ein paar Jahren für einen Berliner Lokalsender alle Saisonspiele des NFL Europe-Teams Berlin Thunder kommentiert. Für einen echten Dumpingpreis. Allerdings kamen ein paar Reisekosten dazu, weil ich nicht in Berlin wohne. Ein Jahr später habe ich den Job nicht mehr gehabt. Weil ein Berliner "Kollege" anbot, die Thunder-Spiele für 150 Euro pro Partie zu kommentieren. Da könnt ihr jetzt einmal ausrechnen, wie viele Spiele ihr, bei diesen Preisen, im Monat machen müsstet, um über die Runden zu kommen.
Das ist sicher ein krasses Beispiel. Aber zwei Dinge kann ich über mich und meine "freien" Kollegen (und das ist die überwiegende Mehrheit) berichten: Jeder würde gerne mehr arbeiten. Und: Die Bundesliga macht im Winter sechs Wochen Pause (nächste Saison etwas weniger), im Sommer acht bis zehn. Da machen wir uns alle Gedanken, woher in dieser Phase Geld kommt. Vor allem, wenn man eine Familie zu ernähren hat. Viele Kollegen haben mindestens noch einen Nebenjob oder kommentieren andere Sportarten. Einer ist sogar Geschäftsführer eines Radiosenders. Klar: Die Top-Kommentatoren müssen sich solche Gedanken nicht machen. Aber wenn ihr am Anfang steht, dann gehört ihr sicher nicht zu den Topleuten.
Weiter geht es in Teil 2
Aufrufe: 7171 | Kommentare: 6 | Bewertungen: 9 | Erstellt:25.03.2009
ø 9.0
KOMMENTARE
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25.03.2009 | 14:16 Uhr
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Coltcz3 :
Danke Andreas.Sehr aufschlussreich.
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25.03.2009 | 21:57 Uhr
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Da denk ich immer an Mr. Skispringen, Tom Bartels...wenn der dann mal Fussball kommentiert kommts mir immer voll komisch vor^^
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25.03.2009 | 22:04 Uhr
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Habe aber noch ein bisschen Zeit, gehe erst in die 10. Klasse..
10/10
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25.03.2009 | 22:14 Uhr
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mehrJO :
Wirklich super wie gut alles beschreiben ist!nun meine Frage an Sie Andreas:
Was halten Sie von diesen Privaten Fachhochschulen die (Sport-)Journalismus als Studiengang anbieten wie z.B. die Macromedia Hochschule der Medien oder die medienakademie?
Ich war an so einer Fachhochschule und habe kaum gute Erfahrungen gemacht wie so einige die dort waren und mitlerweile studiere ich was völlig anderes :D
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