05.03.2009 um 00:13 Uhr
Beziehungskrise
Man sagt ja, das Ende einer Beziehung sei erst dann erreicht, wenn man sich nichts mehr zu sagen hat. Wenn man sich apathisch anschweigt und eigentlich nichts mehr für einander empfindet. Solange man sich aber noch angiftet, rumbrüllt und zumindest miteinander diskutiert, ist noch nicht alles verloren. Jede Beziehung hat nun mal ihre Krisen...
Aber wie das so ist mit Lebensweisheiten: Sie klingen so schön und stimmen doch so selten. Und dennoch hoffe ich, dass irgendwie etwas Wahren dran ist. Von wegen: Das wird schon wieder.
Meine Beziehung ist nämlich gerade in dieser schwierigen Phase voll Hass und Wut, voll Anwiderung und Boshaftigkeit, voll Widerwillen und Aggression. Wir sind momentan wie Feuer und Wasser. Die einstige Harmonie ist wie weggewischt.
Seit 21 Jahren sind wir nun schon zusammen und haben einiges mitgemacht. Wir haben schlechte Tage erlebt, vor allem aber sehr gute. Wie ich mich damals im Frühjahr 1987 verliebt habe, weiß ich nicht mehr so genau. Mag sein, dass es Liebe auf den ersten Blick war. Es ging jedenfalls sehr schnell. Und ich wusste: Es ist die Liebe meines Lebens. Für immer sollten wir zusammen sein.
Doch jetzt ist der Punkt gekommen, an dem mich Zweifel plagen. Ich will nicht mehr. Zu tief sitzt der Stachel der Verletzung. Es tut mir weh, sie mit dem Anderen zu sehen. Nein, keine heimliche Affäre, kein betrügerisches Verhältnis - alles ganz offen und unverblümt. Neun Monate ist sie mit ihm jetzt schon zusammen und versucht es gar nicht erst zu verbergen. Sie hat es sogar schon lange vorher angekündigt. Ganz stolz, ohne jede Scham.
Er ist ein hübscher Kerl, Mitte 40, blondes kurzes Haar, hohe Stirn, sportliche Statur, sprachgewandt, viel rumgekommen, jugendlicher Charme, ja man könnte fast sagen, ein kleiner Sonnyboy. Und er lächelt. Immer! Pausenlos! Du kannst ihm mit nem Hammer auf den großen Zeh hauen, er lächelt! Freundlich bleibt er. Und eine positive Einstellung hat. Er sagt immer so Sachen wie "Das müssen wir wegstecken" oder "Das sehen wir alles ganz positiv".
Ich weiß nicht, ob es das ist, was ihr so an ihm gefällt. Aber ich mag nicht mehr. Ich kann's nicht mehr hören. Diese ausgewendig gelernte Standardsätze, dieses andauernde Rumgelächel. Ich würde lieber eine Woche lang in meiner eigenen Kotze baden, als mir das weiter anzutun. Ich hab es satt.
Dabei hab ich im Prinzip nichts dagegen, dass sie sich mit anderen abgibt. Mit dem davor bin ich prima ausgekommen. Der war auch ganz nett, aber eben so mehr der sachliche Typ. So ohne Dauerlächeln und so. Der kannte sich aus. Und selbst der Felix, mehr so der kleine Flirt von zwischendurch, war mir da noch lieber. Der hat eigentlich nie gelächelt. Und nett war er auch nicht. Aber irgendwie bin ich mit dem ausgekommen.
Aber jetzt der Neue ist einfach unerträglich. Anfangs dachte ich ja noch: Gib ihm ne Chance. Vielleicht kann er ja was. Aber so richtig gemocht hab ich ihn nie. Mir war er immer suspekt. Diese gespielte Fröhlichkeit, die einstudierten Sätze. Das war noch nie mein Ding.
Und jetzt merke ich, wie meine alte Liebe unter ihm leidet. Er macht sie regelrecht kaputt. Kein Wunder: Er will sie ja auch nach seinen Wünschen umgestalten. Und sie hat das alles bislang auch mitgemacht. Für teures Geld hat sie sich mal eben durchliften lassen. Und merkt jetzt langsam, dass sie doch die Gleiche geblieben ist und nicht zu ihm passt.
Nur will sie sich das noch nicht eingestehen. Sie hat wohl noch einen Funken Hoffnung, dass alles wieder gut wird. Doch das ist die reinste Selbsttäuschung. Das wird nichts mehr. Ich will es ihr sagen, doch sie hört nicht auf mich. Sie nimmt mich gar nicht mehr wahr.
Und in mir wächst der Frust, der Zorn auf diesen jungen Schleimi, der mir meine alte Liebe wegnimmt und sie zerstört. Lange habe ich es weinend mit angesehen. Doch nun ist es mir egal. Fast. Denn da ist noch was. Ein letzter Funken, der lodert und der mir sagt: Du liebst sie noch immer.
Doch das kann alles nur wieder etwas werden, wenn er weg ist. Sonst wird das nichts mehr. Und so sehne ich nun jeden Schritt der Selbstzerstörung herbei, in der Hoffnung, dass ihr irgendwann ein Licht aufgeht.
Letzten Abend habe ich gemerkt, wie schlimm es schon um uns steht. Ich habe mir meine Liebe angesehen und mich an ihrem Leid erfreut.
Ja, ich habe mich fast ein wenig geschämt. So etwas hat es bislang in den 21 Jahren unserer Beziehung noch nicht gegeben. Ich war immer treu an ihrer Seite, hab ihr Mut zugesprochen, mit ihr gelitten, sie wieder aufgebaut und mich gefreut, wenn es wieder gut ging.
Doch nun ich bin voll Gehässigkeit und Wut. Ich will, dass es wieder so wird wie früher. Damals als er noch nicht da war. Das waren noch Zeiten. Doch davon sind wir weit entfernt - jetzt in der schwersten Krise unserer Beziehung...
Aber wie das so ist mit Lebensweisheiten: Sie klingen so schön und stimmen doch so selten. Und dennoch hoffe ich, dass irgendwie etwas Wahren dran ist. Von wegen: Das wird schon wieder.
Meine Beziehung ist nämlich gerade in dieser schwierigen Phase voll Hass und Wut, voll Anwiderung und Boshaftigkeit, voll Widerwillen und Aggression. Wir sind momentan wie Feuer und Wasser. Die einstige Harmonie ist wie weggewischt.
Seit 21 Jahren sind wir nun schon zusammen und haben einiges mitgemacht. Wir haben schlechte Tage erlebt, vor allem aber sehr gute. Wie ich mich damals im Frühjahr 1987 verliebt habe, weiß ich nicht mehr so genau. Mag sein, dass es Liebe auf den ersten Blick war. Es ging jedenfalls sehr schnell. Und ich wusste: Es ist die Liebe meines Lebens. Für immer sollten wir zusammen sein.
Doch jetzt ist der Punkt gekommen, an dem mich Zweifel plagen. Ich will nicht mehr. Zu tief sitzt der Stachel der Verletzung. Es tut mir weh, sie mit dem Anderen zu sehen. Nein, keine heimliche Affäre, kein betrügerisches Verhältnis - alles ganz offen und unverblümt. Neun Monate ist sie mit ihm jetzt schon zusammen und versucht es gar nicht erst zu verbergen. Sie hat es sogar schon lange vorher angekündigt. Ganz stolz, ohne jede Scham.
Er ist ein hübscher Kerl, Mitte 40, blondes kurzes Haar, hohe Stirn, sportliche Statur, sprachgewandt, viel rumgekommen, jugendlicher Charme, ja man könnte fast sagen, ein kleiner Sonnyboy. Und er lächelt. Immer! Pausenlos! Du kannst ihm mit nem Hammer auf den großen Zeh hauen, er lächelt! Freundlich bleibt er. Und eine positive Einstellung hat. Er sagt immer so Sachen wie "Das müssen wir wegstecken" oder "Das sehen wir alles ganz positiv".
Ich weiß nicht, ob es das ist, was ihr so an ihm gefällt. Aber ich mag nicht mehr. Ich kann's nicht mehr hören. Diese ausgewendig gelernte Standardsätze, dieses andauernde Rumgelächel. Ich würde lieber eine Woche lang in meiner eigenen Kotze baden, als mir das weiter anzutun. Ich hab es satt.
Dabei hab ich im Prinzip nichts dagegen, dass sie sich mit anderen abgibt. Mit dem davor bin ich prima ausgekommen. Der war auch ganz nett, aber eben so mehr der sachliche Typ. So ohne Dauerlächeln und so. Der kannte sich aus. Und selbst der Felix, mehr so der kleine Flirt von zwischendurch, war mir da noch lieber. Der hat eigentlich nie gelächelt. Und nett war er auch nicht. Aber irgendwie bin ich mit dem ausgekommen.
Aber jetzt der Neue ist einfach unerträglich. Anfangs dachte ich ja noch: Gib ihm ne Chance. Vielleicht kann er ja was. Aber so richtig gemocht hab ich ihn nie. Mir war er immer suspekt. Diese gespielte Fröhlichkeit, die einstudierten Sätze. Das war noch nie mein Ding.
Und jetzt merke ich, wie meine alte Liebe unter ihm leidet. Er macht sie regelrecht kaputt. Kein Wunder: Er will sie ja auch nach seinen Wünschen umgestalten. Und sie hat das alles bislang auch mitgemacht. Für teures Geld hat sie sich mal eben durchliften lassen. Und merkt jetzt langsam, dass sie doch die Gleiche geblieben ist und nicht zu ihm passt.
Nur will sie sich das noch nicht eingestehen. Sie hat wohl noch einen Funken Hoffnung, dass alles wieder gut wird. Doch das ist die reinste Selbsttäuschung. Das wird nichts mehr. Ich will es ihr sagen, doch sie hört nicht auf mich. Sie nimmt mich gar nicht mehr wahr.
Und in mir wächst der Frust, der Zorn auf diesen jungen Schleimi, der mir meine alte Liebe wegnimmt und sie zerstört. Lange habe ich es weinend mit angesehen. Doch nun ist es mir egal. Fast. Denn da ist noch was. Ein letzter Funken, der lodert und der mir sagt: Du liebst sie noch immer.
Doch das kann alles nur wieder etwas werden, wenn er weg ist. Sonst wird das nichts mehr. Und so sehne ich nun jeden Schritt der Selbstzerstörung herbei, in der Hoffnung, dass ihr irgendwann ein Licht aufgeht.
Letzten Abend habe ich gemerkt, wie schlimm es schon um uns steht. Ich habe mir meine Liebe angesehen und mich an ihrem Leid erfreut.
Ja, ich habe mich fast ein wenig geschämt. So etwas hat es bislang in den 21 Jahren unserer Beziehung noch nicht gegeben. Ich war immer treu an ihrer Seite, hab ihr Mut zugesprochen, mit ihr gelitten, sie wieder aufgebaut und mich gefreut, wenn es wieder gut ging.
Doch nun ich bin voll Gehässigkeit und Wut. Ich will, dass es wieder so wird wie früher. Damals als er noch nicht da war. Das waren noch Zeiten. Doch davon sind wir weit entfernt - jetzt in der schwersten Krise unserer Beziehung...
Aufrufe: 7232 | Kommentare: 69 | Bewertungen: 40 | Erstellt:05.03.2009
ø 8.5
KOMMENTARE
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08.03.2009 | 20:49 Uhr
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hkn : knüller
herrlich - vor allem, auch gültig falls das experiment (warum auch immer) dann doch noch positiv ausgehen sollte!viele grüße
hkn
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08.03.2009 | 21:01 Uhr
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Aber natürlich fantastisch geschrieben, wie man es von dir gewohnt ist, das ist einfach mit das Beste, was spox zu bieten hat...
"Er sagt immer so Sachen wie "Das müssen wir wegstecken" oder "Das sehen wir alles ganz positiv"."
=D=D
Man könnte es auch fast schon als Bewerbungsschreiben für die Klinsmann-Nachfolge betrachten.
Ich bin sicher, mit dir als Trainer wäre Bayern ganz schnell wieder ganz oben^^
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08.03.2009 | 21:05 Uhr
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"Aber natürlich fantastisch geschrieben, wie man es von dir gewohnt ist, das ist einfach mit das Beste, was spox zu bieten hat"
Ich muss dir widersprechen, das ist nicht mit das Beste, das ist das Beste!!!
Einfach toll, machst du sowas in die Richtung eigentlich beruflich?
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08.03.2009 | 22:09 Uhr
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Voegi :
Nö, sofern mir spox nicht ein Angebot als freier Mitarbeiter macht!
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08.03.2009 | 22:15 Uhr
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08.03.2009 | 22:25 Uhr
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23.03.2009 | 14:30 Uhr
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donluka :
Mist! In letzter Zeit gehen mir hier echte Blogschätze durch die Lappen! Dein bestes Werk, Voegi!!! Großartig!
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27.04.2009 | 08:27 Uhr
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Tronde :
heute erst entdeckt - bin gerade in feier laune (aufgrund der hoffnung das es bald vorbei ist), deswegen sogar 10 punkte (normal wären es wohl 9 gewesen)
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sah stellenweise nach gutem nahtanz aus, vermute nur in den pömps wird sie noch öfter stolpern im frühjahr.
bin sehr gespannt!
wenn poldi mit dem kopf trifft... ist es zeit zurück zu kommen