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18.02.2012 um 15:25 Uhr
DHB im Kreuzfeuer
Von Henning Klefisch

Einige Schlagzeilen im hiesigen Blätterwald waren klar und deutlich:

Süddeutsche: „Auch die zweite Chance vergeben. Nach der Niederlage gegen Dänemark am Montag verlieren die deutschen Handballer auch gegen Polen 32:33. Damit verpassen sie nicht nur das EM-Halbfinale endgültig. Auch die Olympia-Qualifikation ist nach den Ergebnissen des Abends ein für alle Mal dahin."

FAZ: „Zum ersten Mal wird es in diesem Sommer Olympische Spiele ohne die deutsche Handball-Nationalmannschaft geben. Nach der Niederlage gegen Polen verpasste das DHB-Team das Halbfinale und die Chance sich für London zu qualifizieren."

Spox.com: „Alle DHB-Träume sind geplatzt. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat das letzte Spiel der Hauptrunde bei der EM in Serbien mit 32:33 gegen Polen verloren. Damit hat das DHB-Team das Halbfinale und Olympia in London verpasst."

Spiegel: „Bitteres Ende der Traumreise. Es ist vorbei: Die deutschen Handballer haben ein packendes Spiel gegen Polen verloren und müssen die Heimreise von der EM antreten. Das Team von Trainer Heuberger stand kurz vor der Sensation, war aber einfach nicht konstant genug, um mit den Großen mithalten zu können."

Es scheint sich derzeit nicht wirklich viel beruhigt zu haben im deutschen Handball. Wenige Wochen ist es her, dass sich Nationaltorwart Silvio Heinevetter verbal auf ganz dünnes Eis gewagt hat, um den Rücktritt von DHB-Präsidenten Ulrich Strombach zu fordern
(„Es gibt andere Leute, die das besser können, weil sie mehr Ausstrahlung und Charisma haben"). Auch die Teamkollegen von Heinevetter, wie der Kreisläufer der Rhein-Neckar-Löwen Oliver Roggisch oder auch TV-Experte und Ex-Nationalspieler Stefan Kretschmar unterstützen den extravaganten Torwart mit seiner massiven Kritik.
Jetzt schmettert mit dem Ex-Nationalspieler Frank von Behren ein weiterer „Spielervertreter" herbe Kritik in Richtung des größten Handballverbandes der Welt: „Der Handball in Deutschland gibt nach den sportlichen Enttäuschungen der Nationalmannschaft und durch das aktuelle Missmanagement ein erbärmlich Bild ab", wurde von Behren bei eurosport-yahoo.de zitiert. Ergänzend fügt er hinzu: „Zukunftsfähig ist der DHB in der bestehenden Form nicht."

In der Sache hat der ehemalige Weltklasse-Rückraumspieler, der in Minden, Gummersbach und Flensburg großen Ruhm erntete, sicherlich absolut Recht. Ob er sich jedoch in seiner Aktivenzeit über Kritik von einem ehemaligen Spieler in dieser öffentlichen Form gefreut hätte, darf stark angezweifelt werden. Speziell der Umgang des Verbandes mit den öffentlichen Attacken stört ihn: „Es scheint, als würde das Krisenmanagement des größten Handball-Verbandes der Welt aus Verharren und Aussitzen bestehen. Letztendlich ist der Umgang mit dieser Krise ein Offenbarungseid", sagte von Behren.
Der 35-Jährige Sympathikus aus Minden fügt hinzu: „Gar keine Kommunikation als Reaktion auf die verbalen Angriffe ist die denkbar schlechteste Lösung und lässt die Autorität, Akzeptanz und das Ansehen des Verbandes weiter bröckeln."

Auch der DHB muss sich selbst hinterfragen, warum mündige Spieler solch harsche Kritik an den mächtigen Funktionären ausüben. So wertete Strombach die Verbal-Attacken von Heinevetter als „Peanuts". So musste der Torhüter der Füchse Berlin auch keinerlei Konsequenzen für seine deftigen Worte fürchten. Anstatt sich dem Problem offen zu stellen, glänzt der DHB-Boss primär durch Abwesenheit. Beim Allstar-Game hat der 68-Jährige wegen einer Erkältung abgesagt. Dort wäre die Möglichkeit einer Aussprache gegeben gewesen. Genauso wie bei einer Podiumsdiskussion der Sport- und Wirtschaftstagung SpoBiS in Düsseldorf, wo Strombach ebenfalls nicht sichtbar war.
Zumindest der DHB-„Vize" Horst Bredemeier bezog Stellung zu den massiven Vorwürfen, die es in dieser Anzahl und vor allem in der Qualität noch nicht gegeben hat in der langen Historie des deutschen Handballs: „Mir ist das zu einfach, dass alles an einer Person festzumachen. Es kommt ja von den beteiligten Personen auch nichts Konkretes", sagte Bredemeier im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) erklärte weiterhin: „Ich kann nicht für den Präsidenten sprechen, und alles Weitere, was ich dazu sage, ist kontraproduktiv."
Ruhe bewahren in dieser Grundsatzdiskussion, die ganz Handball-Deutschland in seinen Grundfesten erschüttert hat, möchte Bundestrainer Martin Heuberger, der sich komplett zurückhält: „Ich bin der falsche Ansprechpartner. Ich bin für das Sportliche verantwortlich und will den Handball wieder in erfolgreiche Bahnen führen," so Heuberger im Gespräch mit dem SID.
Von Behren fordert derweil ein weiterhin aktives Handeln: „Die DHB-Verantwortlichen stehen meiner Meinung nach in der Pflicht, zu reagieren und damit zu zeigen, dass sie keineswegs mit der Gleichgültigkeit agieren, mit der sie auf die gewachsene Kritik bis dato reagiert haben. Ansonsten liegt der Rückschluss nahe, dass die Kritik allzu berechtigt ist."
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