Wenn man mich fragen würde, welche Momente, welche Eigenschaften mich am Fußball total begeistern und damit auch die Gründe für meine Affinität sind, wäre die Bibel ein kurzer Notizzettel im Vergleich zu diesem monumentalen Schreibwerk, welches ich daraufhin verfassen würde. Doch da mir leider jegliche Geduld und Ausdauer fehlen, versuche ich mich an einer etwas kleineren Liste. Es handelt sich um eine Liste, die zwar nicht wirklich logisch erscheinen mag, aber vielleicht doch eine interessante Diskussionsgrundlage bietet – was ich am Fußball nicht leiden kann!

Das heißt ich nehme für heute die grasgrüne Brille mal ab und suche fünf Punkte, die mich im Zusammenhang mit Fußball regelmäßig auf die wohnungseigene Yuccapalme bringen. Das können Dinge sein, die sich auf dem Platz selber abspielen, aus meinen Fernsehboxen kommen oder die ich regelmäßig auf Internetseiten und Zeitungen lesen muss.

Der erste Punkt ist recht simpel und liegt seit je her auf der Hand – Schwalben. Es muss so um das Jahr 1900 gewesen sein, als ein kleiner Südländer mit dem Namen Dr. Alfredo Swalbo auf die Idee gekommen ist, dass so ein Platzverweis des Gegners erhebliche Vorteile für das eigene Team bringt. Doch wie ließ sich so ein Verweis am besten umsetzen? Nach Jahren der Überlegung und der Forschung entdeckte er eine Formel, die die Fußballwelt erschüttern sollte:
Bein-Luft² *(Bodenrolle*x)= y*Karte (x=Anzahl der Bodenrollen; y=Farbe der Karte).
Diese Formel führte dazu, dass sich seitdem junge, vor Kraft strotzende Männer, die kaum einer Kneipenschlägerei aus dem Weg gehen würden, umfallen wie abgeholzte Bäume im Amazonas. Die Folgen dabei sind weitreichend – Antipathie für das vermeintliche Opfer, Mitleid mit dem Angeklagten, jede Menge Frust beim benachteiligten Team und auch das "Gewinnerteam" fühlt sich nicht wirklich wohl bei der ganzen Sache. Wenn es zu dieser Konstellation kommt, stehe ich jedes Mal wie ein HB-Männchen in meinem Wohnzimmer und beleidige meinen Fernseher derart, dass jeder Gangsterrapper vor Scham rot anlaufen würde.

Folgt Nummer zwei. Denn alle zwei Jahre kriechen sie aus ihren Löchern, übernehmen Kneipen und Biergärten, wandeln als deutsche Fahnenmasten durch unsere Straßen und bringen ihr geballtes Fachwissen aus dem ARAL WM/EM-Planer in jede Diskussionsrunde mit ein – Modefans. Bewusst in die Öffentlichkeit rückte der gemeine Modefan im Jahr 2006. Hunderttausende zogen plötzlich auf die Straßen. Bewaffnet mit Schal, Perücke und dem offiziellen AXE-Fanshirt, verging kein Tag des Autokorsos und des allgemeinen Ausnahmezustands; nur damit vier Wochen später Autoflaggen und Bundewimpel auf dem Dachboden verschwinden. Plötzlich schaut man Samstagabends lieber die Simpsons als die Sportschau, Mittwochs scheint Grey's Anatomy doch interessanter als ein Champions-League-Spiel und selbst Montags findet sich etwas besseres als das Topspiel der 2. Bundesliga.
Nicht das ich etwas gegen allgemeines Interesse an diesem wundervollen Sport hätte, nur verstehe ich nicht wie in wenigen Tagen eine junge Studentin, die zuvor den Sender Sport1 mit Sexhotline-Werbung assoziierte, zu einem vollwertigen Nationaltrainer mit A-Lizenz mutieren kann und ihrem Freund Vorträge über das Spielsystem der samoanischen Nationalmannschaft hält. Gerade dieses vermeintliche Besserwissen und die Arroganz dieser Leute treiben mich manchmal in den Wahnsinn und ich erwische mich immer öfters dabei, wie ich richtig den Bierdurs(ch)t verliere, wenn solch ein Kandidat wieder im Biergarten neben mir sitzt. Auch die Hülle an Fehlinformationen, die mit vielen dieser Leute einhergehen, bringen mein Blut zum kochen und verfrachten mich immer häufiger aus der Kneipe, in das heimische Wohnzimmer. Kurz darauf ist der Spuk vorbei, zum Glück.

Auch Nummer drei ist ein Klassiker und bietet genügen Potential für Herzanfälle und Bluthochdruck. Der Job eines Kommentators ist eigentlich recht simpel. Man liest unentwegt Informationen von Blättern ab, kommentiert das ein oder andere rüde Einsteigen und versucht so neutral wie möglich zu bleiben. Doch anscheinend gelingt es weder der ARD, dem ZDF oder dem Bezahlsender Sky, Teams aufzustellen, die mit qualifizierten Kommentatoren aufwarten können. Sei es nun Marcel Reif mit seiner offenkundigen Sympathie für den FC Bayern oder das langweilige Geschwafel eines Wolf-Dieter Poschmann. Doch die Liste ist endlos – es werden Namen zum hundertsten Mal falsch ausgesprochen, Spielszenen völlig fehlinterpretiert und richtige Emotionen kommen bei den meisten auch nicht auf. Aber das Beste ist, neben jedem Kommentator sitzt meist eine zweite Person, die den Kommentator mit Informationen füttert. Da werden Diagramme gereicht, Statistiken hinzugezogen und man weiß auch wie der kleine Bruder von Kaka mit zweitem Vornamen heißt – nur kommentieren, das will nicht so wirklich klappen. So sitzen also zwei ergraute Herren hinter einem Mikrofon und versuchen uns Zuschauern ein Spiel näher zu bringen, welches im Moment im Eiltempo an ihnen vorbeirauscht. Diese Kombination ist Punkt drei auf meiner List und jetzt schon ist mein Herzschlag auf Tour de France Niveau.

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