..jährlich grüßt das Murmeltier.


Jedes Jahr, wenn die KO Spiele in der Champion League beginnen heißt es für die Bayern Fans: Gehofft, gebangt, die Mannschaft gut bis teilweise überragend gespielt und dann auf die denkbar bitterste Art verloren. Ein bekanntes Schema, besonders wenn es gegen italienische Teams geht. Es sei nur an das 2:2 vor einigen Jahren gegen den AC Milan in San Siro durch Van Buyten in letzter Minute und das anschließend blamable 0:2 in der Allianz Arena erinnert.

Nun ein 2:3 nach einem 1:0. Was ist los mit diesem FC Bayern?
Das Sportjahr 2010/11 wurde nicht mit dem Abpfiff gestern, sondern mit Schluss der Transferliste zu Saisonbeginn verschenkt. Eine Abwehr, die bereits vor 2 Jahren unter Klinsmann inkonstant war, wurde unter Van Gaal personell nach und nach dezimiert, durch ca. 18(!) verschiedene Abwehrformationen in den letzten 39 verunsichert und mit fußball-philosophischen Rochaden wie dem "vertikalen Innenverteidiger", die keiner so recht verstanden hat, vollends verwirrt.

Dem FC Bayern fehlt insgesamt ein saisonübergreifendes Konzept, eine Doktrin und damit die Seele. Was wollen sie sein? Ein Ballet, eine Kampfmaschine, eine Kontermannschaft oder eine gelungene Mischung? Das ist seit 2001 nicht klar. Die gravierenden strukturellen Mängel des Kaders sind nicht seit dem Lahm-Interview in der SZ bekannt, sie werden von jedem guten Gegner schamlos aufgedeckt, dennoch scheinen die verantwortlichen Tomaten auf den Augen zu haben.

Ein Robben geht verletzungsbedingt raus und wer kommt rein? Altintop. Ein guter Spieler, aber keiner, welcher der Mannschaft Robbens Tempodribblings als Waffe zur Verfügung stellen kann und für den Flügel einfach zu langsam ist. Das wäre so, als würde Michael Schumacher bei einem Formel 1 Rennen auf einen Traktor als Ersatz zurückgreifen müssen. Gerade ein derart system-vernarrter Trainer wie Van Gall müsste doch wissen, was für eine Umstellung so ein Wechsel für das Manschaftsgefüge mit sich bringt.

Wieso ist da kein adäquater Ersatz in Form eines talentierten, jungen Flügelspielers vorhanden? Wieso schaut man nicht einfach über den Tellerrand hinaus nach Frankreich oder Holland? Und wenn der Spieler 20 Mio. Euro kostet. Wäre z. B. Bayern jetzt Dank Millioneninvestitionen ins ¼ gekommen, wie hoch wäre der gegenzurechnende cash-flow? Vom Imagegewinn und das gute Gefühl eine Rechnung mit Inter beglichen zu haben ganz zu schweigen. Der FC Bayern soll keine finanziellen Abenteuer eingehen, aber im Rahmen seiner Möglichkeiten handeln, wie damals bei Lizarazu, Sagnol etc. Das vernünftige wirtschaftliche Handeln muss mit dem sportlichen Erfolg einhergehen, was nützt das Festgeld auf dem Konto, wenn der ganze Anhang so leiden muss?
Aber Nein, der dumme Fan weiß nichts, der kann ja höchstens beim Kicker-Manager Spiel Erfolg haben. Und so dreht sich eine traurige, bitterböse Spirale immer weiter.

Dabei wäre der CL Gewinn eines Vereins wie FC Bayern, der sich seine Position erarbeitet und auf jeden verdienten Euro Steuern gezahlt hat, ein umso schönerer, bemerkenswerterer Triumph als bei den Groß-Konzernen des Weltfußballs, die financial-doping betreiben. Bspw. ist Real eine Schöpfung des faschistischen Diktators Franco, Barca von den katalanischen Banken gestützt, Chelsea aus dubiosen Öl-Geldern Abramowitchs zusammengekauft, Milan gehört Berlusconi, was alles sagt und Inter Mailand… Inter Mailand, ein Klub, welcher in den letzten 10 Jahren von Massimo Moratti mit über 1 Mrd. EUR aufgepeppelt wurde und es dennoch erst einer Degradierung Juves in die 2. Liga bedurfte damit diese bis dahin jämmerlich erfolglose Truppe mal am grünen Tisch Meister werden können und so ihr neues Selbstbewusstsein bekamen.

Letzte Saison war für den FC Bayern überaus erfolgreich, aber wie kann man so blind sein und glauben, dass der holprige, rekordverdächtig schlechte Saisonstart des Vorjahres in der Bundesliga und die Niederlagen gegen Bordeaux, ein 2:3 in Florenz und Manchester und schließlich das chancenlose Auftreten im FInale gegen Inter Zeichen der Stärke sind? Gefahr erkannt, Gefahr gebannt heißt es. Aber Hoeneß und Co. sind froh, wenn ein zur Selbstüberschätzung neigender, nunmehr hoffentlich fliegender Holländer ihnen sagt, dass sie sich hartnäckige Transferverhandlungen um gute Spieler sparen und die Hände in den Schoß legen können.

Durch die Arroganz eines Egomanen in diesem Jahr und noch schlimmer, durch die tölpelhafte Naivität eines bis ins Mark verkrustet-konservativen, aus schierer Not mal pseudo-innovativen, besserwisserischen Vorstandes, der sich von jedem dahergelaufenen Messias mit Visionen im PowerPoint Format beeindrucken lässt, wird der Verein seit einem Jahrzehnt auf internationaler Ebene vorgeführt. Und dass dieser FC Bayern immerhin das Aushängeschuld des deutschen Fußballs ist, dürfen auch diejenigen vor Schadensfreude schäumenden Fans anderer Bundesliga Teams trotz aller Rivalität nicht vergessen.