18.10.2012 um 20:30 Uhr
Das Ende der Pariser Fanszene
PSG war diesen Sommer in aller Munde. Hat der Verein doch Unmengen an Geld in teure Stars wie Ibrahimovic, Thiago Silva und Co. investiert um sich zunächst national an die Spitze zu setzen und auch langfristig auf internationalem Parkett ein Wörtchen mitzureden. Paris hat jedoch auch ein anderes Gesicht. Die Fanszene des Haupstadtklubs galt in Europa als einer der besten, bis zu ihrem Ende im Jahr 2010.
PSG trägt seine Heimspiele im Parc des Princes, welches knapp 50.000 Zuschauern Platz bietet. Genauso wie andere große französische Vereine, z.B. Marseille und St.Etienne, hatte Paris zwei Fankurven vorzuweisen. Zum einen die Kop of Boulogne (KOB), die auch die Pariser Hooligans beherbergte und politisch stark rechts orientiert war.
Zum anderen die Virage Auteuil (VA), die durch einen multikulturellen Mix und einen Schnitt durch die komplette französische Gesellschaft geprägt war.
Beide Kurven hatten ein ziemlich schlechtes Verhältnis zueinander.
Dieser Konflikt entlud sich dann beim Derby gegen Marseille in der Saison 2009/2010. Gäste waren an diesem Tag nicht anwesend, da die Fanszene von OM das Spiel boykottierte.
Auf dem Weg zum Stadion attackierten Hools vom KOB wahllos Schwarze und Araber und sangen rassistische Lieder. Danach attackierten sie die VA, wodurch sich es zu Kämpfen zwischen den verschiedenen Gruppen kam. Ein Angreifer, Mitglied der Casual Firm Paris (KOB), wurde dabei schwer verletzt. Dieser erlag einige Tage später seinen inneren Verletzungen.
Nach diesem bitteren Vorfall kam es zum Verbot von sieben Ultragruppen durch das französische Innenministerium. Darunter zwei KOB-Gruppen und erstaunlicherweise auch von drei Gruppierungen der VA. Damit wurde den Gruppen der VA, die teilweise seit 1991 aktiv sind, der Todesstoß versetzt.
So ist das Zurschaustellen deren Logos und Namen unter Strafe gestellt, und die dort vertretenen Personen dürfen keine neuen Gruppen in ähnlicher Konstellation bilden.
Hinzu kam, dass der PSG Präsident die Gruppen der Virage Auteuil vorwarf, ein "anti-weißes Klima" geschaffen zu haben und die Angriffe provoziert hätten.
Die VA stemmte sich gegen die Maßnahmen und Beschuldigungen. So wurde eine Pressekonferenz einberufen, wo man die eigene Sicht auf die Vorfälle darlegte. Außerdem gab man den anwesenden Journalisten ein Video mit, worauf eindeutig festgehalten ist, dass der Angriff vom KOB ausging. Doch all dies war vergebens.
Noch vor Ende der Saison 09/10 bildete sich der Zusammenschluss Paname United Colours (PUC), welcher jedoch inoffiziell blieb, da eine solche Konstellation ja eigentlich verboten war. Das Projekt war jedoch zum Scheitern verurteilt, da man als Gruppe im Stadion nicht hätte auftreten können.
Zudem wurde die Kartenvergabe neu strukturiert, so gab es keine Dauerkarten mehr für die Kurven zu kaufen. Ein Zufallsgenerator sollte entscheiden auf welcher Tribüne man sitzen sollte. Aufgrund dieser Gegebenheiten boykottierten die Ultras und zahlreiche andere PSG Fans die Spiele im Parc de Princes.
Beim Auftakt der Saison 2010/2011 sah es ziemlich trist im Pariser Prinzenpark aus, lediglich 22.000 Zuschauer waren gekommen (niedrigster Wert seit November 1993). Tausende erhielten an Metroausgängen Freikarten um das Stadion künstlich zu füllen. Von der nicht vorhandenen Stimmung braucht man gar nicht erst reden. Einzig die 800 anwesenden St.Etienne Fans supporteten ihre Mannschaft und rollten ein Spruchband aus "Dank Leproux haben wir ein Heimspiel". Leproux war der damalige PSG Präsident.
Sportlich lief es durchaus gut für den Haupstadtklub, jedoch änderte dies nichts an den geringen Zuschauerzahlen, welche weiterhin durch Freikarten gepusht wurden. Angeblich büßte der Verein pro Spiel 50.000-100.000 Euro ein.
Leproux merkte, dass es so nicht weitergehen konnte. Er lockerte die Kartenvergabe, so gab es wieder Dauerkarten, jedoch konnte man sich die Tribüne weiterhin nicht frei aussuchen und man durfte eine Gruppe von maximal 5 Freunden sein. Zudem wurden weitere Maßnahmen in die Wege geleitet um organisierte Gruppen ins Stadion zu locken, damit wieder Stimmung in die Bude kommt. Es wurde die Charta 12 aufgestellt, welche Fans unterschreiben mussten, wenn sie als Gruppe bei Heim- oder Auswärtsspielen präsent sein wollten. Diese Charta bestimmt, dass man sämtliche Daten von sich und der Gruppe preisgeben muss, kritische Äußerungen werden nicht geduldet etc.
Für die einstigen Gruppen der Virage Auteuil ist diese Charta an Lächerlichkeit nicht zu überbieten und wurde strikt abgelehnt.
Aktuell
Inzwischen sind die Spiele von PSG gut besucht, was natürlich den neuen Stars und den hohen sportlichen Erwartungen geschuldet ist. Die Gruppen von einst, sind nicht mehr ins Parc de Princes zurückgekehrt. Lediglich das Europa League Spiel in Dortmund konnte besucht werden, sowie ein Spiel auf Korsika. Der Verein hat seine treusten und fanatischsten Fans rausgeschmissen und diese haben ihm nun den Rücken zugekehrt.
Hier noch ein Video der VA mit tollen Choreos, Pyroshows etc :
PSG trägt seine Heimspiele im Parc des Princes, welches knapp 50.000 Zuschauern Platz bietet. Genauso wie andere große französische Vereine, z.B. Marseille und St.Etienne, hatte Paris zwei Fankurven vorzuweisen. Zum einen die Kop of Boulogne (KOB), die auch die Pariser Hooligans beherbergte und politisch stark rechts orientiert war.
Zum anderen die Virage Auteuil (VA), die durch einen multikulturellen Mix und einen Schnitt durch die komplette französische Gesellschaft geprägt war.
Beide Kurven hatten ein ziemlich schlechtes Verhältnis zueinander.
Dieser Konflikt entlud sich dann beim Derby gegen Marseille in der Saison 2009/2010. Gäste waren an diesem Tag nicht anwesend, da die Fanszene von OM das Spiel boykottierte.
Auf dem Weg zum Stadion attackierten Hools vom KOB wahllos Schwarze und Araber und sangen rassistische Lieder. Danach attackierten sie die VA, wodurch sich es zu Kämpfen zwischen den verschiedenen Gruppen kam. Ein Angreifer, Mitglied der Casual Firm Paris (KOB), wurde dabei schwer verletzt. Dieser erlag einige Tage später seinen inneren Verletzungen.
Nach diesem bitteren Vorfall kam es zum Verbot von sieben Ultragruppen durch das französische Innenministerium. Darunter zwei KOB-Gruppen und erstaunlicherweise auch von drei Gruppierungen der VA. Damit wurde den Gruppen der VA, die teilweise seit 1991 aktiv sind, der Todesstoß versetzt.
So ist das Zurschaustellen deren Logos und Namen unter Strafe gestellt, und die dort vertretenen Personen dürfen keine neuen Gruppen in ähnlicher Konstellation bilden.
Hinzu kam, dass der PSG Präsident die Gruppen der Virage Auteuil vorwarf, ein "anti-weißes Klima" geschaffen zu haben und die Angriffe provoziert hätten.
Die VA stemmte sich gegen die Maßnahmen und Beschuldigungen. So wurde eine Pressekonferenz einberufen, wo man die eigene Sicht auf die Vorfälle darlegte. Außerdem gab man den anwesenden Journalisten ein Video mit, worauf eindeutig festgehalten ist, dass der Angriff vom KOB ausging. Doch all dies war vergebens.
Noch vor Ende der Saison 09/10 bildete sich der Zusammenschluss Paname United Colours (PUC), welcher jedoch inoffiziell blieb, da eine solche Konstellation ja eigentlich verboten war. Das Projekt war jedoch zum Scheitern verurteilt, da man als Gruppe im Stadion nicht hätte auftreten können.
Zudem wurde die Kartenvergabe neu strukturiert, so gab es keine Dauerkarten mehr für die Kurven zu kaufen. Ein Zufallsgenerator sollte entscheiden auf welcher Tribüne man sitzen sollte. Aufgrund dieser Gegebenheiten boykottierten die Ultras und zahlreiche andere PSG Fans die Spiele im Parc de Princes.
Beim Auftakt der Saison 2010/2011 sah es ziemlich trist im Pariser Prinzenpark aus, lediglich 22.000 Zuschauer waren gekommen (niedrigster Wert seit November 1993). Tausende erhielten an Metroausgängen Freikarten um das Stadion künstlich zu füllen. Von der nicht vorhandenen Stimmung braucht man gar nicht erst reden. Einzig die 800 anwesenden St.Etienne Fans supporteten ihre Mannschaft und rollten ein Spruchband aus "Dank Leproux haben wir ein Heimspiel". Leproux war der damalige PSG Präsident.
Sportlich lief es durchaus gut für den Haupstadtklub, jedoch änderte dies nichts an den geringen Zuschauerzahlen, welche weiterhin durch Freikarten gepusht wurden. Angeblich büßte der Verein pro Spiel 50.000-100.000 Euro ein.
Leproux merkte, dass es so nicht weitergehen konnte. Er lockerte die Kartenvergabe, so gab es wieder Dauerkarten, jedoch konnte man sich die Tribüne weiterhin nicht frei aussuchen und man durfte eine Gruppe von maximal 5 Freunden sein. Zudem wurden weitere Maßnahmen in die Wege geleitet um organisierte Gruppen ins Stadion zu locken, damit wieder Stimmung in die Bude kommt. Es wurde die Charta 12 aufgestellt, welche Fans unterschreiben mussten, wenn sie als Gruppe bei Heim- oder Auswärtsspielen präsent sein wollten. Diese Charta bestimmt, dass man sämtliche Daten von sich und der Gruppe preisgeben muss, kritische Äußerungen werden nicht geduldet etc.
Für die einstigen Gruppen der Virage Auteuil ist diese Charta an Lächerlichkeit nicht zu überbieten und wurde strikt abgelehnt.
Aktuell
Inzwischen sind die Spiele von PSG gut besucht, was natürlich den neuen Stars und den hohen sportlichen Erwartungen geschuldet ist. Die Gruppen von einst, sind nicht mehr ins Parc de Princes zurückgekehrt. Lediglich das Europa League Spiel in Dortmund konnte besucht werden, sowie ein Spiel auf Korsika. Der Verein hat seine treusten und fanatischsten Fans rausgeschmissen und diese haben ihm nun den Rücken zugekehrt.
Hier noch ein Video der VA mit tollen Choreos, Pyroshows etc :
Aufrufe: 34095 | Kommentare: 14 | Bewertungen: 14 | Erstellt:18.10.2012
ø 9.2
KOMMENTARE
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23.10.2012 | 20:01 Uhr
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Bajuware :
Wenn das ach so tolle DFL Konzept "Sicheres Stadionerlebniss" wirklich in Kraft treten sollte sehe ich leider auch Fankulturen bei uns in der Bundesliga bedroht...
1
24.10.2012 | 05:33 Uhr
0
St.Etienne nicht vergessen ! Mit OM die besten Fans des Landes.
@Supporter
Ja schon.
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24.10.2012 | 10:46 Uhr
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Aber Paris ist eh ein komisches Pflaster, was Fussball angeht. Man sollte meinen, dass da Platz für mehrere Erstligisten wäre wie in London oder wenigstens Rom, Madrid, Mailand...aber trotz der riesigen Bevölkerung in der Metropoleregion und er vielen potentiellen Sponsoren ist da eigentlich nie was gescheites entstanden.
0
04.11.2012 | 17:12 Uhr
0
We are Paris , we are Cologne !
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