05.01.2013 um 22:16 Uhr
Das blau-weiße Band
Olympique Marseille ist der beliebteste Club Frankreichs und auch in der Hafenstadt selber ist der Verein allgegenwärtig.
"OM ist größer als wir alle" fasste es Pape Diouf, ehemaliger Präsident der Blau-Weißen, mal zusammen.
Fakten
Gründung : 1892
Stadion : Stade Velodrome
Farben : Blau - Weiß
Präsident : Vincent Labrune
Trainer : Élie Baup
Größter Erfolg : Landesmeistercup 1993 in München gegen Milan
Rivalitäten : Paris, Nizza
Freundschaften : u.a. Livorno, AEK Athen
Geschichte
1892 wurde OM als ein Rugbyverein gegründet und trägt seit dem auch das Motto "Droit au but" – geradewegs zum Tor. Wenige Jahre später erhielt der Fußball Einzug in den Verein und man etablierte sich schon früh als dominanter Club der Region.
Als erster Club aus der Provinz holte OM 1924 den französischen Pokal und feierte 5 Jahre später auch die erste Meisterschaft. Den ersten Tiefpunkt der Vereinsgeschichte markierte das Jahr 1959 als man zum ersten mal abstieg. Es dauerte ganze drei Jahre bis OM wieder in die Erstklassigkeit zurückkehrte, jedoch wurde man Letzter und musste wieder den bitteren Gang in zweite Liga antreten.
Das Jahr 1965 stellte einen großen Wendepunkt in Marseille dar, als Marcel Leclerc Vereinspräsident wurde. Er stelle Ex-Torjäger Mario Zatelli als Trainer ein und holte den Jugoslawen Josip Skoblar. 1971 machten sich diese Veränderungen schließlich bezahlt und OM sicherte sich zum dritten Mal die Meisterschaft – Stokblars 44 Tore in jener Saison sind nach wie vor Bestwert in der Ligue 1. Im folgenden Jahr gelang den Blau-Weißen sogar das Double und man nahm erstmals am Landesmeisterpokal teil.
Jedoch blieb der Erfolg auf internationaler Ebene aus und auch national, nachdem Leclerc den Verein verließ.
Nach Jahren der Erfolglosigkeit übernahm 1986 Geschäftsmann Bernard Tapie das Ruder und holte Spieler wie Papin, Waddle und Francescoli. Prompt kam der Erfolg zurück und man holte von 1989-1992 die Meisterschaft. Nun spielte Marseille auch international im Konzert der Großen mit : 1990 schied man im Halbfinale aus, ein Jahr später verlor man gar erst im Finale durch Elfmeterschießen und schließlich holte man sich 1993 gegen den AC Milan den Landesmeistercup.
Wähnte man sich nach diesem Triumph auf dem Fußball Olymp, folgte kurz darauf ein herber Rückschlag. Die Meisterschaft 1993 wurde aberkannt, nachdem ans Licht kam, dass Vereinsfunktionäre vor dem Punktspiel gegen US Valenciennes Bestechungsgelder gezahlt hatten. Zudem folgte der Zwangsabstieg in die Ligue 2.
Doch der Popularität des Clubs tat das keinen Abbruch. "OM ist größer als wir alle" – anders ist es nicht zu erklären wie sonst der Verein Bestechungsaffäre und auch Dopingvorwürfe halbwegs unbeschadet überstanden.
2010 konnte man nach 18 Jahren wieder die Meisterschaft feiern und ist mit nun 9 Meisterschaften hinter St.Etienne (10 Titel) Frankreichs Rekordmeister.
Vielfalt
"Schwarze, Juden, Araber und alle anderen im Stadion stehen auf, wenn OM trifft" , sagt Ex-Marseille Torwart Joseph-Antoine Bell und spricht die Vielfalt der Stadt, des Vereins und der Fanszene an.
Schon in den 1930er spielten zahlreiche Araber und Afrikaner für OM ua. Larbi Ben Barek, ein Marokkaner und einer der ersten dunkelhäutigen Weltstars bei Marseille.
Im Film "Droit au But" von Philippe Constantinis wird ein Verkäufer gefragt, warum die Identifikation der Marseillais mit dem Klub so groß sei, obwohl kaum ein Spieler aus der Region stammt :"Ein Spieler, der hierherkommt, nimmt den Stil von OM schnell an.Wenn sein Shirt schweißgetränkt ist, weil er 90 Minuten für Marseille gelaufen ist, dann ist er einer von uns."
Diese Offenheit ist wohl die größte Errungenschaft von OM und spiegelt sich auch in der Fanszene wieder.
Die Kurven des Stade Velodrome sind seit Mitte der 1980er Jahre geprägt von der Ultrakultur und einem antirassistischen Konsens.
Die Gruppen genießen beim Verein große Anerkunnung und regulieren den Kartenverkauf. Außerdem werden sie gelengtlich bei vereinspolitischen Fragen angehört. Ende der 1980er Jahre gab es einen Versuch von Rechten die Virage Sud (Südkurve) zu infiltrieren, dieser wurde von den Ultragruppen erfolgreich verhindert.
Hierbei tut sich die Gruppe South Winners hervor. Neben den Vereinsfarben Blau-Weiß dominiert bei ihnen vor allem die Farbe Orange. Die auf links gedrehte Bomberjacke mit der orangefarbenen Innenseite dient als antifaschistische Geste, insbesondere in Richtung des Rivalen aus Paris und dessen Rechte vom Kop of Boulogne.
"Es ist klar, dass man in Marseille und besonders im Vélodrome Probleme kriegt, wenn man sich rassistisch aufführt. Schau uns an, wir sind Schwarze, Araber, alles Mögliche ", sagt ein OM Ultra von der Gruppe Fanatics.
Das multikulturelle Bild der Stadt spiegelt sich ebenfalls im Stadion wieder, Schüler, Studenten, Arbeiter und Angestellte, aber auch zahlreiche Migranten bevölkern die Tribünen des Stade Velodromes.
"OM ist größer als wir alle" fasste es Pape Diouf, ehemaliger Präsident der Blau-Weißen, mal zusammen.
Fakten
Gründung : 1892
Stadion : Stade Velodrome
Farben : Blau - Weiß
Präsident : Vincent Labrune
Trainer : Élie Baup
Größter Erfolg : Landesmeistercup 1993 in München gegen Milan
Rivalitäten : Paris, Nizza
Freundschaften : u.a. Livorno, AEK Athen
Geschichte
1892 wurde OM als ein Rugbyverein gegründet und trägt seit dem auch das Motto "Droit au but" – geradewegs zum Tor. Wenige Jahre später erhielt der Fußball Einzug in den Verein und man etablierte sich schon früh als dominanter Club der Region.
Als erster Club aus der Provinz holte OM 1924 den französischen Pokal und feierte 5 Jahre später auch die erste Meisterschaft. Den ersten Tiefpunkt der Vereinsgeschichte markierte das Jahr 1959 als man zum ersten mal abstieg. Es dauerte ganze drei Jahre bis OM wieder in die Erstklassigkeit zurückkehrte, jedoch wurde man Letzter und musste wieder den bitteren Gang in zweite Liga antreten.
Das Jahr 1965 stellte einen großen Wendepunkt in Marseille dar, als Marcel Leclerc Vereinspräsident wurde. Er stelle Ex-Torjäger Mario Zatelli als Trainer ein und holte den Jugoslawen Josip Skoblar. 1971 machten sich diese Veränderungen schließlich bezahlt und OM sicherte sich zum dritten Mal die Meisterschaft – Stokblars 44 Tore in jener Saison sind nach wie vor Bestwert in der Ligue 1. Im folgenden Jahr gelang den Blau-Weißen sogar das Double und man nahm erstmals am Landesmeisterpokal teil.
Jedoch blieb der Erfolg auf internationaler Ebene aus und auch national, nachdem Leclerc den Verein verließ.
Nach Jahren der Erfolglosigkeit übernahm 1986 Geschäftsmann Bernard Tapie das Ruder und holte Spieler wie Papin, Waddle und Francescoli. Prompt kam der Erfolg zurück und man holte von 1989-1992 die Meisterschaft. Nun spielte Marseille auch international im Konzert der Großen mit : 1990 schied man im Halbfinale aus, ein Jahr später verlor man gar erst im Finale durch Elfmeterschießen und schließlich holte man sich 1993 gegen den AC Milan den Landesmeistercup.
Wähnte man sich nach diesem Triumph auf dem Fußball Olymp, folgte kurz darauf ein herber Rückschlag. Die Meisterschaft 1993 wurde aberkannt, nachdem ans Licht kam, dass Vereinsfunktionäre vor dem Punktspiel gegen US Valenciennes Bestechungsgelder gezahlt hatten. Zudem folgte der Zwangsabstieg in die Ligue 2.
Doch der Popularität des Clubs tat das keinen Abbruch. "OM ist größer als wir alle" – anders ist es nicht zu erklären wie sonst der Verein Bestechungsaffäre und auch Dopingvorwürfe halbwegs unbeschadet überstanden.
2010 konnte man nach 18 Jahren wieder die Meisterschaft feiern und ist mit nun 9 Meisterschaften hinter St.Etienne (10 Titel) Frankreichs Rekordmeister.
Vielfalt
"Schwarze, Juden, Araber und alle anderen im Stadion stehen auf, wenn OM trifft" , sagt Ex-Marseille Torwart Joseph-Antoine Bell und spricht die Vielfalt der Stadt, des Vereins und der Fanszene an.
Schon in den 1930er spielten zahlreiche Araber und Afrikaner für OM ua. Larbi Ben Barek, ein Marokkaner und einer der ersten dunkelhäutigen Weltstars bei Marseille.
Im Film "Droit au But" von Philippe Constantinis wird ein Verkäufer gefragt, warum die Identifikation der Marseillais mit dem Klub so groß sei, obwohl kaum ein Spieler aus der Region stammt :"Ein Spieler, der hierherkommt, nimmt den Stil von OM schnell an.Wenn sein Shirt schweißgetränkt ist, weil er 90 Minuten für Marseille gelaufen ist, dann ist er einer von uns."
Diese Offenheit ist wohl die größte Errungenschaft von OM und spiegelt sich auch in der Fanszene wieder.
Die Kurven des Stade Velodrome sind seit Mitte der 1980er Jahre geprägt von der Ultrakultur und einem antirassistischen Konsens.
Die Gruppen genießen beim Verein große Anerkunnung und regulieren den Kartenverkauf. Außerdem werden sie gelengtlich bei vereinspolitischen Fragen angehört. Ende der 1980er Jahre gab es einen Versuch von Rechten die Virage Sud (Südkurve) zu infiltrieren, dieser wurde von den Ultragruppen erfolgreich verhindert.
Hierbei tut sich die Gruppe South Winners hervor. Neben den Vereinsfarben Blau-Weiß dominiert bei ihnen vor allem die Farbe Orange. Die auf links gedrehte Bomberjacke mit der orangefarbenen Innenseite dient als antifaschistische Geste, insbesondere in Richtung des Rivalen aus Paris und dessen Rechte vom Kop of Boulogne.
"Es ist klar, dass man in Marseille und besonders im Vélodrome Probleme kriegt, wenn man sich rassistisch aufführt. Schau uns an, wir sind Schwarze, Araber, alles Mögliche ", sagt ein OM Ultra von der Gruppe Fanatics.
Das multikulturelle Bild der Stadt spiegelt sich ebenfalls im Stadion wieder, Schüler, Studenten, Arbeiter und Angestellte, aber auch zahlreiche Migranten bevölkern die Tribünen des Stade Velodromes.
Aufrufe: 3277 | Kommentare: 7 | Bewertungen: 4 | Erstellt:05.01.2013
ø 7.8
KOMMENTARE
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06.01.2013 | 19:16 Uhr
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Über Marseille könnte man noch vieles mehr schreiben, z.B. über die besondere Rivalität mit Paris und den Bestechungsskandal. Aber wollte mich auf die Klubgeschichte und die besondere Fanszene fokussieren.
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08.01.2013 | 14:18 Uhr
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08.01.2013 | 16:19 Uhr
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08.01.2013 | 18:36 Uhr
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Danke für die Rückmeldung. Hast auch Recht, hätte etwas mehr über die Erfolge und Skandale schreiben können. Aber emotionslos find ichs jetzt nicht.
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09.01.2013 | 10:09 Uhr
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Mir fehlen da halt nur ein paar Gänsehautmomente... Dafür ist er halt ordentlich mit Infos beladen, was auch ziemlich cool ist. Subjektive Wahrnehmung halt...
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09.01.2013 | 10:29 Uhr
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Jedoch bin ich bei dir, ein Zweiteiler mit genaueren Blick auf die Geschichte wär besser gewesen und hätte dann auch mehr über die Fans schreiben können (Rivalität zu Paris, soziales Engagement in Marseille etc.)
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Stark!
Auch dieser hier. Ich beschäftige mich nicht mit der Französischen Liga bzw OM, aber dafür ist dieser kleine Einblick richtig gut!