05.12.2011 um 19:41 Uhr
Der Abschied des Sensiblen
Kommenden Oktober ist er also weg. Und ich müsste mich zum Heuchler machen, würde ich behaupten, sein frühzeitiger Rückzug täte mir leid. Denn eigentlich hatte ich mir gewünscht, er hätte sich für diese weitere Amtszeit gar nicht erst wählen lassen. Doch es war wohl die Eitelkeit, die ihn zum Weitermachen zwang. Und genau diese Eitelkeit ist es denn wohl auch, die ihm zum vorzeitigen Abschied veranlasst.
Dass Theo Zwanziger im nächsten Herbst aus seinem Amt scheidet, hat vor allem mit gekränktem Ehrgefühl zu tun. Dabei hatte es der Rheinland-Pfälzer in seinem Amt als DFB-Präsident doch nur allen recht machen wollen. Ein verlässlicher, volksnaher, zupackender Macher wollte er sein, mit sozialer Kompetenz und einer Antenne für die Befindlichkeit des kleinen Mannes. Ein Kämpfer für die gute Sache, der auch unbequeme Zwischentöne nicht scheut.
Man kann Zwanziger dieses Amtsprofil nicht absprechen. Doch gut gemeint ist eben auch im deutschen Fußball noch lange nicht gut gemacht. Im Gegenteil, gewann man doch oftmals den Eindruck, als beginge Zwanziger gerade dann die größten Fehler, wenn er besonders hartnäckig an der Umsetzung seiner Ziele arbeitete.
So wollte der DFB-Präsident wohl ein deutliches Zeichen für die deutsche Schiedsrichtergilde setzen, als er nach Bekanntwerden erster Details um die Kempter-Amerell-Affäre vorschnell Partei für den jungen Referee ergriff. Dass er damit jede Objektivität in der Beurteilung des wirklichen Sachverhalts verlor, nahm er wohl billigend in Kauf. Zwanziger gefiel sich darin, Akzente zu setzen, selbst wenn sich diese auf lange Sicht als fragwürdig erweisen sollten.
Da verwunderte es kaum, dass der DFB-Präsident unmittelbar nach dem Suizid-Versuch von Schiedsrichter Babak Rafati eilig eine Pressekonferenz einberief, auf der er völlig ohne Not Details des Vorfalls offenbarte und wilde Spekulationen um dessen Hintergründe anstellte. Zwanziger konnte es nicht ertragen, sich in Zurückhaltung zu üben und erst nach einer Phase der inneren Einkehr den Weg in die Öffentlichkeit zu wählen. Deshalb gerieten auch die Vertragsverhandlungen mit Löw und Bierhoff zwischenzeitlich zu einem einzigen Fiasko. Statt sich selbst ein wohl überlegtes Schweigen zu verordnen, entschied sich der Präsident für den Weg vor die Kameras, um seiner persönlichen Enttäuschung Ausdruck zu verleihen.
Es war denn wohl eine Mischung aus Übereifer und Unprofessionalität, die Zwanziger regelmäßig kritische Gegenstimmen einbrachte. Kritik, die der sensible DFB-Präsident nur schwer verkraften konnte und die ihn sogar zu juristischen Gegenoffensiven veranlassten. Dem Vorwurf des Journalisten Jens Weinreich, ein „unglaublicher Demagoge" zu sein, meinte er gar mit einer Unterlassungsklage entgegentreten zu müssen. Und erreichte damit doch nur eines: Den Nachweis seiner Dünnhäutigkeit zu erbringen.
Zwanziger war zu dünnhäutig, um die nachhaltige, berechtigte (!) Kritik an seiner Person bis zum Ende seiner Amtszeit aushalten zu können. Er hat sich zum vorzeitigen Abschied entschlossen, weil das Haus des DFB, so äußerte er selbst, bestellt sei und derzeit keine größeren Herausforderungen anstünden. Dass die Redakteure der BILD-Zeitung diese Erklärung noch vor den Mitgliedern des DFB-Präsidiums vernahmen, zeigt, dass das Gegenteil richtig ist. Doch die Frage ist eben, ob Zwanziger noch der Richtige ist, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern.
Wahrscheinlich eben nicht. Womit die Diskussion um die Nachfolge eröffnet wäre. Mit Wolfgang Niersbach und Reinhard Rauball sind bereits zwei Namen im Gespräch. Dass Zwanzigers Nachfolger nicht aus dem Umfeld von DFB und DFL kommt, scheint derzeit kaum vorstellbar. Dabei wäre dem Verband eine Frischzellenkur mit einem uneitlen Querdenker, dem nicht die Funktionärspatina anhaftet, so sehr zu wünschen.
Nach der Ära Zwanziger, die verglichen mit der Ägide seines Vorgängers zwar als hochgradig progressiv beschrieben werden muss, de facto aber vom Gutsherrenstil alter Zeiten geprägt war, würde man dem Verband einen echten Neuanfang mit neuen und vor allen jungen Kräften dringend anempfehlen. Doch junge Leute im Amt eines Sportfunktionärs scheinen wohl nach wie vor ein Widerspruch in sich zu sein. Dass auf Zwanziger nun ein Dreißiger folgt, dürfte denn wohl auch ein frommer Wunsch bleiben.
Dass Theo Zwanziger im nächsten Herbst aus seinem Amt scheidet, hat vor allem mit gekränktem Ehrgefühl zu tun. Dabei hatte es der Rheinland-Pfälzer in seinem Amt als DFB-Präsident doch nur allen recht machen wollen. Ein verlässlicher, volksnaher, zupackender Macher wollte er sein, mit sozialer Kompetenz und einer Antenne für die Befindlichkeit des kleinen Mannes. Ein Kämpfer für die gute Sache, der auch unbequeme Zwischentöne nicht scheut.
Man kann Zwanziger dieses Amtsprofil nicht absprechen. Doch gut gemeint ist eben auch im deutschen Fußball noch lange nicht gut gemacht. Im Gegenteil, gewann man doch oftmals den Eindruck, als beginge Zwanziger gerade dann die größten Fehler, wenn er besonders hartnäckig an der Umsetzung seiner Ziele arbeitete.
So wollte der DFB-Präsident wohl ein deutliches Zeichen für die deutsche Schiedsrichtergilde setzen, als er nach Bekanntwerden erster Details um die Kempter-Amerell-Affäre vorschnell Partei für den jungen Referee ergriff. Dass er damit jede Objektivität in der Beurteilung des wirklichen Sachverhalts verlor, nahm er wohl billigend in Kauf. Zwanziger gefiel sich darin, Akzente zu setzen, selbst wenn sich diese auf lange Sicht als fragwürdig erweisen sollten.
Da verwunderte es kaum, dass der DFB-Präsident unmittelbar nach dem Suizid-Versuch von Schiedsrichter Babak Rafati eilig eine Pressekonferenz einberief, auf der er völlig ohne Not Details des Vorfalls offenbarte und wilde Spekulationen um dessen Hintergründe anstellte. Zwanziger konnte es nicht ertragen, sich in Zurückhaltung zu üben und erst nach einer Phase der inneren Einkehr den Weg in die Öffentlichkeit zu wählen. Deshalb gerieten auch die Vertragsverhandlungen mit Löw und Bierhoff zwischenzeitlich zu einem einzigen Fiasko. Statt sich selbst ein wohl überlegtes Schweigen zu verordnen, entschied sich der Präsident für den Weg vor die Kameras, um seiner persönlichen Enttäuschung Ausdruck zu verleihen.
Es war denn wohl eine Mischung aus Übereifer und Unprofessionalität, die Zwanziger regelmäßig kritische Gegenstimmen einbrachte. Kritik, die der sensible DFB-Präsident nur schwer verkraften konnte und die ihn sogar zu juristischen Gegenoffensiven veranlassten. Dem Vorwurf des Journalisten Jens Weinreich, ein „unglaublicher Demagoge" zu sein, meinte er gar mit einer Unterlassungsklage entgegentreten zu müssen. Und erreichte damit doch nur eines: Den Nachweis seiner Dünnhäutigkeit zu erbringen.
Zwanziger war zu dünnhäutig, um die nachhaltige, berechtigte (!) Kritik an seiner Person bis zum Ende seiner Amtszeit aushalten zu können. Er hat sich zum vorzeitigen Abschied entschlossen, weil das Haus des DFB, so äußerte er selbst, bestellt sei und derzeit keine größeren Herausforderungen anstünden. Dass die Redakteure der BILD-Zeitung diese Erklärung noch vor den Mitgliedern des DFB-Präsidiums vernahmen, zeigt, dass das Gegenteil richtig ist. Doch die Frage ist eben, ob Zwanziger noch der Richtige ist, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern.
Wahrscheinlich eben nicht. Womit die Diskussion um die Nachfolge eröffnet wäre. Mit Wolfgang Niersbach und Reinhard Rauball sind bereits zwei Namen im Gespräch. Dass Zwanzigers Nachfolger nicht aus dem Umfeld von DFB und DFL kommt, scheint derzeit kaum vorstellbar. Dabei wäre dem Verband eine Frischzellenkur mit einem uneitlen Querdenker, dem nicht die Funktionärspatina anhaftet, so sehr zu wünschen.
Nach der Ära Zwanziger, die verglichen mit der Ägide seines Vorgängers zwar als hochgradig progressiv beschrieben werden muss, de facto aber vom Gutsherrenstil alter Zeiten geprägt war, würde man dem Verband einen echten Neuanfang mit neuen und vor allen jungen Kräften dringend anempfehlen. Doch junge Leute im Amt eines Sportfunktionärs scheinen wohl nach wie vor ein Widerspruch in sich zu sein. Dass auf Zwanziger nun ein Dreißiger folgt, dürfte denn wohl auch ein frommer Wunsch bleiben.
Aufrufe: 2914 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 13 | Erstellt:05.12.2011
ø 7.8
KOMMENTARE
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06.12.2011 | 08:18 Uhr
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Schnumbi :
recht hat er, der voegi. ein name der auch nahe liegt, ist ja Matthias Sammer. wird aber nur wunschdenken bleiben.
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06.12.2011 | 17:12 Uhr
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Bailey :
Hm, ich sehe die Forderung, die du aufstellst ein bisschen zwiespältig an.Zum einen ist es ohne Zweifel immer schön, wenn mal ein wenig frischer Wind in so einen Verband kommt und wenn jemand frische Ideen reinbringt.
Allerdings werden auch junge Leute irgendwann älter. Und im Naturell eines jeden Menschen liegt es nunmal leider, dass man mit zunehmender Amtsdauer zum einen etwas betriebsblind werden kann und zum anderen der Reformationseifer einer Verwaltungsleidenschaft weicht.
Will sagen, was wären die Folgen, wenn man jetzt einen 40jährigen in dieses Amt holen würde? Er hätte lange genug Zeit, den Laden so umzubauen, dass es sein eigener Wahverein wird und er knappe 20 Jahre an der Spitze des DFB stehen würde. Und die Erfahrung aus der Politik zeigt, dass nach rund 8 Jahren die Leute an der Spitze mehr oder weniger verbraucht sind (siehe Helmut Kohl).
Also würde man das Risiko eingehen, für einen kurzfristigen frischen Wind eine Ära des Stillstands zu bezahlen.
Wenn es dagegen immer wieder Leute werden, die nach 6-8 Jahren altersbedingt ausscheiden, dann ist die Frischzellenkur auch gewährleistet. Nicht ganz so drastisch, nicht ganz so frisch, aber dafür stetig
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06.12.2011 | 18:58 Uhr
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Tagon :
"Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut."- Dieses Diktum gilt, denke ich, auch und gerade beim DFB, dem mächtigsten Nationalverband der Welt. Ob ein uneitler Querdenker auf Dauer ebendas bliebe, zweifle ich ebenso an wie das Alex aus anderem Grunde tut (außer, dass Kohl schon zu Beginn seiner Amtszeit unfähig war^^).
Aber ich sehe das ohnehin ein wenig lockerer - lasst es doch einen eitlen Querdenker machen. Ich meine damit nicht den Jürgen (obwohl er von Management sicher mehr versteht als vom Trainerdasein), aber durchaus gerne jemanden, der entsprechenden Stallgeruch mitbringt, ein respektierter Fußballer ist, und außerdem ein Ego hat, das locker ausreicht, um sich mit den anderen Egomanen, die sich im DFB so tummeln, erfolgreich anzulegen. Kurz und gut: MEHMET SCHOLL!
@Ahab: Für den Guttenberg-Vergleich bist Du mein Held!
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06.12.2011 | 20:24 Uhr
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Dominion : Super Blog
Die Bewertung kann ich nicht ganz nachvollziehen, aber sei's drum. Du sprichst mir jedenfalls aus der Seele!
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