Champions League im ZDF? Wird es ab nächster Saison geben. Doppelpass auf Sat.1? Es gab entsprechende Gerüchte. Fußball auf Kabel1? Perverse Kombination, aber es gibt sie bereits. Man muss sich bei der Fußballberichterstattung ja immer wieder an neue Dinge gewöhnen. Manche Sender springen auf den Zug, andere wieder ab. Es gibt neue Formate mit den detailliertesten Statistiken und tollen, bunten Analyse-Tools, die die Windstärke auf die Flugkurve eines Torschusses rechnen, damit Experten später feststellen können: „Der wäre auch ohne den Wind noch zehn Meter über den Kasten in den Nachthimmel der Stadt geflogen." Super! In der folgenden Episode der (noch) nicht existenten Reihe „Hochsterilisiertes" geht es um die Fußballberichterstattung der nahen Zukunft. Sie spielt irgendwann zwischen 2015-2020. Starring: Zac als erlebendes Ich und der Kaiser als der Kaiser. Also er heißt eigentlich nur Franz, ist fußballbegeisterter IT-Fachmann und 1860-Fan. Aber der Spitzname, den er seit der Jugend hat, liegt ja nahe…
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Fußball im TV: Der klassische Blick in die Röhre

Ein stinknormaler Sonntag. Leicht verkatert wanke ich zum Sofa und lasse mich fallen. Ich puste tief durch. Der Kaiser sitzt bereits auf seinem Sessel: In der Hand eine Dose Löwenbräu, sein 1860-Retro-Trikot hat er noch vom gestrigen Tage an, genau wie seine weißen Boxershorts. Ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden öffnet er mit einem Knacken eine Dose und reicht sie mir rüber. Ich lehne dankend ab und schnappe mir stattdessen die Fernbedienung. Es läuft Fußball. In allen erdenklichen Variationen.

Ich betrachte den Werbeblock, der gerade über die Mattscheibe flimmert. In einem Spot präsentiert sich die deutsche Nationalmannschaft entspannt in einem Café. „Ich setze immer gegen uns – entweder gewinnen wir dann zu meiner Überraschung das Spiel oder ich gewinne einen Haufen Kohle", flüstert Nationalstürmer Sandro Wagner mit einem Augenzwinkern seinen Kollegen am Tisch zu. „Eine absolute Win-Win-Situation!" Die Spieler nicken anerkennend. Es folgt der Slogan des Unternehmens: „Heute ein König – Café King! Gibt’s bald auch bei Ihnen in der Stadt. Wetten?" Ich schüttele mich und schalte um.

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„Diese Taktik-Klugscheißerei hat sich offenbar durchgesetzt", denke ich mir. Die Spieltaganalyse läuft, wenngleich auf Nickelodeon. Im Studio herrscht Unruhe. Trotz Super-Ultra-Slow-Motion-Einstellungen in vierdimensionaler Ausführung ist für die Experten Thomas Helmer, Oliver Pocher und Udo Lattek nicht zu erkennen, ob der vom Platz verwiesene Verteidiger nicht doch den Ball gespielt hat. Weder der Drucksensor unter den Stollen des Grätschenden, noch das berührungsempfindliche Touch-Tool am Schienbeinschoner des Gefoulten schlugen aus. Helmer verteidigt die rote Karte, Pocher schwafelt im Torwarttrikot seine Olli-Kahn-Sprüche aus dem Programm von vor 10 Jahren und Lattek würde die Szene gerne nochmals aus Sicht des Würstchenverkäufers der Nordtribüne sehen. Das gewünschte Bildmaterial flimmert sofort über den Schirm. Lattek malt wild ein paar Pfeile auf den Screen und legt sich fest: „Früher waren die Schinkenknacker aber auch mal größer." Helmer nickt zustimmend, während sich Pocher mit seinen Torwarthandschuhen eine Banane quer in den Mund schiebt.

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"RTL Exklusiv" sendet Live-Ausschnitte von der Weihnachtsfeier des FC Bayern. Frauke Ludowig interviewt Claudia Effenberg und die Cousine von Bastian Schweinsteiger zu ihrer Unterwäsche, während Ribery und Robben sie tanzenderweise in Macarena-Manier in die Flügelzange nehmen. Beckenbauer habe sich laut Reporterin schon vor Stunden mit unbekannter Begleitung in die Grotte der Bayern-Mansion verzogen.

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Öffentlich-Rechtliches, Sportstudio-Zeit: Arsenal-Legende Lukas Podolski steht konzentriert an der Torwand, die linke Flamme bereits im Anschlag. Bisher hat er alle fünf Bälle verwandelt. Sein Gegner aus dem Publikum, der kleine Kevin (13), hat seine sechs Versuche allesamt vergeben und folglich keine Siegchancen mehr. „Neuerdings", wie Müller-Hohenstein erklärt, „gibt es bei uns ja die Chance auf den Trostpreis." Und eben diese Chance will Kevin sich nicht entgehen lassen. Mit Sturzhelm und Lendenschutz ausgerüstet steht er vor der Torwand. „So, nun darf das Publikum voten, wohin der Lukas seinen letzten Spannschuss platzieren soll", treibt die Moderatorin die Spannung auf die Spitze. Podolski schaut kurz auf das Ergebnis an der Leinwand, nickt, läuft an und trifft. Und wie. Kevins Schrei wird vom Gelächter des Publikums übertönt. Der Gameboy war es wert.

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ARD-Brennpunkt vom Zweitliga-Abstiegsgipfel in Köln. Der Brennpunkt über die Unruhen in Afghanistan wurde dafür umgehend unterbrochen. Ich befürchte das Schlimmste. Doch anstatt lodernder Bengalos oder Tumulten zwischen den Fanlagern wird der TV-Zuschauer einfach live ins Spiel geschaltet. Schockierend: Effzeh-Urgestein Brecko gelingt es nicht den freien Pass über zehn Metern an den eigenen Mann zu bringen. Der Gegner bekommt im Anschluss einen falschen Einwurf zurückgepfiffen. „Schreckliche Szenen, das hat hier wirklich nichts mehr mit Fußball zu tun", leidet der Kommentator.

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