01.08.2012 um 13:57 Uhr
Der Blick in die Röhre (II)
Fortsetzung zu: Der Blick in die Röhre (I)
Selbst für Kameramänner schwer zu ertragen: Das, was vor der Kamera passiert
ZAPP!
„Schön, dass man auch mal wieder alte Formate neu aufbereitet", freut sich der Kaiser und nimmt einen tiefen Schluck. Sichtlich verwundert nehme ich zur Kenntnis, dass es „7 Tage – 7 Kopfbälle" wieder zu geben scheint. Eine illustre Runde wurde dafür zusammengetrommelt: Hans Meyer, Mario Basler, Rudi Völler, Stefan Effenberg, Felix Magath, Kathrin Müller-Hohenstein und – natürlich – Udo Lattek. „Kennt ihr den schon?", beginnt Basler erwartungsfroh. „Fragt ein Zuschauer den Schiri nach Spielschluss, ob er mal drei Sekunden Zeit hätte. Daraufhin nickt dieser zustimmend. Darauf sagt der Zuschauer, dass der Schiri ihm mal alles erzählen solle, was er über Fußball wisse. Muhaha!" Basler prustet los vor Lachen, das humortechnisch sichtlich angeschlagene Publikum tut es ihm gleich und scheint sich gar nicht wieder einzukriegen. Udo Lattek verzieht als einziger keine Miene. „Früher konnte ein Spieler auch mal zu mir sagen: ,Udo, du alte Scheiße!‘ Wir haben dann herzhaft drüber gelacht und danach habe ich ihn bis zu seinem Vertragsende zum Greenkeeper degradiert. Das waren Zeiten!" Während die Kameras das gequälte Höflichkeitslächeln der Runde einfangen, zappe ich weiter.
ZAPP!
Endlich ein vertrautes Format auf einem vertrauten Sportsender – mittlerweile sogar in 3D. „Bundesliga Pur – Spiele aus dem Abenteuerland", kündigt mir ein Einspieler an. Die Ernüchterung erfolgt, als die Übertragung des ersten Spiels (RedBull-Leipzig vs. FC Ingolstadt) beginnt: „Bundesliga Pur" gibt es nur noch im Splitscreen. Rechts eine Erdinger Weißbier-Werbung in der Endlosschleife, links ein etwas kleinerer Kasten mit der BuLi-Begegnung. Beim Ton hat man immerhin die Wahl: Entweder hört man sich den Sound der Werbung an – oder man kann die Stumm-Funktion des Fernsehers aktivieren. Ich wähle die zweite Variante und schiebe stattdessen die Platte „Die besten Fangesänge von der Grünwalder Straße" (Eigentum des Kaisers) in den CD-Player, um ein wenig Stadionatmosphäre zu fühlen. Das halbe Bild der linken Bundesliga-Screens wird durch einen SMS-Chat verdeckt, in dem sich ein gewisser „UdoLegend38" zu Wort meldet: „Diese dreidimensionale Scheiße hier. Früher, in Schwarz-Weiß, wurde wenigstens noch ehrlicher Fußball gespielt!" Ich gähne.
Handlungsloch.
Vom Knacken einer Löwenbräu-Dose wache ich auf. Ich muss kurz eingenickt sein. Ich zähle die leeren Dosen auf dem Tisch. "Hatten wir Besuch?", frage ich den Kaiser. "Nee", erwidert dieser. Vor meinem Nickerchen standen nur zwei leere Dosen auf dem Tisch. Nun sind es sechs. "Das Programm ist ohne Alkohol ja nicht auszuhalten", rechtfertigt sich der Kaiser, ohne dass ich ihn auf meine Beobachtung hingewiesen hätte. Ich nicke und mein Blick wandert wieder zum Fernseher. Der Klassiker: "Doppelpass - der Oettinger-Dosenbier-Fußballtalk". Moderator Waldemar Hartmann schnabuliert gerade ungehemmt am Reinert-Snäkx-Taktiktisch. "Sehen Sie", beginnt er und stopft sich eine Mini-Salami in den Mund, die einen Bayern-Verteidiger darstellen soll, "so sah das gestern auch in der Münchner Defensive aus - Auflösungserscheinungen!" Als er alle "Bayern-Spieler" verputzt hat und beginnt sich über die Dortmunder Käse-Figuren herzumachen, greife ich zur Fernbedienung.
ZAPP!
Na wenigstens mal etwas zum Mitmachen: Ein neuer Call-In-Sportsender möchte seine rätselfreudigen Zuschauer - also in diesem Moment mich - mit einer Quizfrage herausfordern. "Wie heißt ein Spieler von Real Madrid? a: di Maria. / b: der Josef. Senden Sie eine SMS an..." Ich schalte den Fernseher aus und blicke zum Kaiser rüber. Dieser verzieht keine Miene. "Ein schlauer Mann hat mal gesagt", beginne ich. "Die Stille stellt keine Fragen, aber sie kann uns auf alles eine Antwort geben."
Stille.
Das Knacken einer Bierdose. Ich greife zu. "Wie viel Bier haben wir noch im Haus?", frage ich. "Genug für das heutige Programm", antwortet der Kaiser und schaltet den Fernseher wieder an. "Genug."
Selbst für Kameramänner schwer zu ertragen: Das, was vor der Kamera passiert
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„Schön, dass man auch mal wieder alte Formate neu aufbereitet", freut sich der Kaiser und nimmt einen tiefen Schluck. Sichtlich verwundert nehme ich zur Kenntnis, dass es „7 Tage – 7 Kopfbälle" wieder zu geben scheint. Eine illustre Runde wurde dafür zusammengetrommelt: Hans Meyer, Mario Basler, Rudi Völler, Stefan Effenberg, Felix Magath, Kathrin Müller-Hohenstein und – natürlich – Udo Lattek. „Kennt ihr den schon?", beginnt Basler erwartungsfroh. „Fragt ein Zuschauer den Schiri nach Spielschluss, ob er mal drei Sekunden Zeit hätte. Daraufhin nickt dieser zustimmend. Darauf sagt der Zuschauer, dass der Schiri ihm mal alles erzählen solle, was er über Fußball wisse. Muhaha!" Basler prustet los vor Lachen, das humortechnisch sichtlich angeschlagene Publikum tut es ihm gleich und scheint sich gar nicht wieder einzukriegen. Udo Lattek verzieht als einziger keine Miene. „Früher konnte ein Spieler auch mal zu mir sagen: ,Udo, du alte Scheiße!‘ Wir haben dann herzhaft drüber gelacht und danach habe ich ihn bis zu seinem Vertragsende zum Greenkeeper degradiert. Das waren Zeiten!" Während die Kameras das gequälte Höflichkeitslächeln der Runde einfangen, zappe ich weiter.
ZAPP!
Endlich ein vertrautes Format auf einem vertrauten Sportsender – mittlerweile sogar in 3D. „Bundesliga Pur – Spiele aus dem Abenteuerland", kündigt mir ein Einspieler an. Die Ernüchterung erfolgt, als die Übertragung des ersten Spiels (RedBull-Leipzig vs. FC Ingolstadt) beginnt: „Bundesliga Pur" gibt es nur noch im Splitscreen. Rechts eine Erdinger Weißbier-Werbung in der Endlosschleife, links ein etwas kleinerer Kasten mit der BuLi-Begegnung. Beim Ton hat man immerhin die Wahl: Entweder hört man sich den Sound der Werbung an – oder man kann die Stumm-Funktion des Fernsehers aktivieren. Ich wähle die zweite Variante und schiebe stattdessen die Platte „Die besten Fangesänge von der Grünwalder Straße" (Eigentum des Kaisers) in den CD-Player, um ein wenig Stadionatmosphäre zu fühlen. Das halbe Bild der linken Bundesliga-Screens wird durch einen SMS-Chat verdeckt, in dem sich ein gewisser „UdoLegend38" zu Wort meldet: „Diese dreidimensionale Scheiße hier. Früher, in Schwarz-Weiß, wurde wenigstens noch ehrlicher Fußball gespielt!" Ich gähne.
Handlungsloch.
Vom Knacken einer Löwenbräu-Dose wache ich auf. Ich muss kurz eingenickt sein. Ich zähle die leeren Dosen auf dem Tisch. "Hatten wir Besuch?", frage ich den Kaiser. "Nee", erwidert dieser. Vor meinem Nickerchen standen nur zwei leere Dosen auf dem Tisch. Nun sind es sechs. "Das Programm ist ohne Alkohol ja nicht auszuhalten", rechtfertigt sich der Kaiser, ohne dass ich ihn auf meine Beobachtung hingewiesen hätte. Ich nicke und mein Blick wandert wieder zum Fernseher. Der Klassiker: "Doppelpass - der Oettinger-Dosenbier-Fußballtalk". Moderator Waldemar Hartmann schnabuliert gerade ungehemmt am Reinert-Snäkx-Taktiktisch. "Sehen Sie", beginnt er und stopft sich eine Mini-Salami in den Mund, die einen Bayern-Verteidiger darstellen soll, "so sah das gestern auch in der Münchner Defensive aus - Auflösungserscheinungen!" Als er alle "Bayern-Spieler" verputzt hat und beginnt sich über die Dortmunder Käse-Figuren herzumachen, greife ich zur Fernbedienung.
ZAPP!
Na wenigstens mal etwas zum Mitmachen: Ein neuer Call-In-Sportsender möchte seine rätselfreudigen Zuschauer - also in diesem Moment mich - mit einer Quizfrage herausfordern. "Wie heißt ein Spieler von Real Madrid? a: di Maria. / b: der Josef. Senden Sie eine SMS an..." Ich schalte den Fernseher aus und blicke zum Kaiser rüber. Dieser verzieht keine Miene. "Ein schlauer Mann hat mal gesagt", beginne ich. "Die Stille stellt keine Fragen, aber sie kann uns auf alles eine Antwort geben."
Stille.
Das Knacken einer Bierdose. Ich greife zu. "Wie viel Bier haben wir noch im Haus?", frage ich. "Genug für das heutige Programm", antwortet der Kaiser und schaltet den Fernseher wieder an. "Genug."
Aufrufe: 8325 | Kommentare: 29 | Bewertungen: 39 | Erstellt:01.08.2012
ø 9.4
KOMMENTARE
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02.08.2012 | 13:24 Uhr
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Zac :
@gartenzwerg: Ohne die Werbung hätte ich dein Feedback nicht bekommen. Ist manchmal meine (zugegebenermaßen ungeliebte) Notlösung um einen teaserfreien Blog noch ein bisschen zu pushen. Aber klar ist: Ich will dich nicht belästigen, nehme dich mit einer Entschuldigung aus meinem Verteiler
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02.08.2012 | 15:20 Uhr
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Lass man, ist wie bei den E-Mails.
Besser Spam als gar nichts
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02.08.2012 | 15:26 Uhr
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0
02.08.2012 | 15:37 Uhr
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Schnumbi :
@ gotti: du bist ja auch net mehr der jüngste oben gibts ein button, Blogs" da schaue ich jeden tag was es neues gibt
0
02.08.2012 | 15:41 Uhr
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TheDood :
Das seht ihrs mal, mir schreibt keine Sau, ich muss selber suchen
0
03.08.2012 | 11:43 Uhr
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Pranke1 :
Jetzt kann das wochenende bald beginnen, nochmal herzhaft gelacht
mady my day
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