Hier nun also die Fortsetzung des Kugelblickes!

Kommen wir also wieder zum Wesentlichen. Während der PK wird natürlich auch über den Gegner gesprochen. Die verfügen mit Joshua Kennedy (ja, es ist DER Joshua Kennedy – ja, der ist tatsächlich Nationalspieler, liebe Franken) über einen Stürmer, der einen echten Lauf hat. 8 Buden in den letzten 10 Ligaspielen, er wird als eine Art Didier Drogba des australischen Fußballs gefürchtet (oder doch nur verspottet (?), macht euch selbst ein Bild). Okay, in der Bundesliga hat er für jene 8 Tore 54 Spiele gebraucht. Aber vielleicht hat er sich einfach gigantisch entwickelt, da es wohl weit hergeholt wäre zu behaupten, dass die 1. J-League (Japan) so viel schwächer als die Bundesliga sei. Neben Kennedy seien Kewell und Cahill die gefährlichsten Australier, war sich der DFB-Trainerstab einig. Ich aber entschied mich mit meiner Kristallkugel einen Tag weiter zu schauen. Schluss mit der langatmigen PK, ab nach Durban ins Moses Mabhida-Stadion – kommen wir endlich zur Sache!

Ich steige kurz vor der Partie ein, als eine mir bekannte Stimme die deutsche Nationalhymne trällert. Denn siehe da, man bekommt beim DFB-Team doch eine zweite Chance. Nein, nicht unser Moskau-Kevin (Grüße von hier nach Ibiza!) sondern Sarah Connor wurde samt dem Delmenhorster Spielmannszug eingeflogen. Als Vorsichtsmaßnahme wurde diesmal aber nicht die traditionelle Version von Hoffmann von Fallersleben gewählt. Bei der von Stefan Raab propagierten "Ich liebe Deutscheland"-Version singt nun nicht nur Connor endlich fehlerfrei, auch die Nationalmannschaft besticht durch beeindruckende Textsicherheit.



Dann endlich das Spiel. Ich beschränke mich bei meinen Ausführungen nur auf die Beschreibung der Tore. Den Rest seht ihr dann ja eh selber. Aber für die Ungeduldigen, hier die Buden: Deutschland geht nach knapp 30 Minuten in Führung. Die beteiligten Personen hätte Jogi sich im Traum nicht besser ausmalen können. Trochowski mit einer scharf angeschnittenen Hereingabe, Klose hält die Platte hin – 1:0! Löw ist die Genugtuung anzusehen. Sein Lächeln ist schmieriger und arroganter, als das von José Mourinho in Bestform (ihr wisst was ich meine – diese "Who-is-your-Daddy-Visage"). Doch die Miene ändert sich schlagartig, als er kurz darauf Klose mit einer Rückenverletzung vom Platz nehmen muss. Beim Torsalto gelang die Drehung nicht ganz vollständig. "Den hab ich lange nicht gemacht", wird er es im Anschluss bedauern. "Das war leichtsinnig."

Unbeeindruckt und hochüberlegen setzt Deutschland Mitte der zweiten Halbzeit aber den Deckel auf die Partie. Marin zieht mit fünffachem Übersteiger in den 16er und kommt zu Fall. Trotz massiver Proteste entscheidet der mexikanische Schiri Rodriguez Moreno auf Elfmeter. Während die Wiederholung auf eine glasklare Schwalbe schließen lässt, klärt Marin die Situation nach dem Spiel im ARD-Interview auf. Der 64-Kilo-Mann sei von einer leichten Windböe erfasst und zu Boden gerissen worden. Berechtigt oder auch nicht - Schweinsteiger lässt sich so oder so nicht zwei mal bitten und nagelt den Strafstoß eiskalt ins Eck - 2:0! Der anschließende Gockel-Torjubel erinnert den Beobachter doch stark an seine Geflügel-Bifi-Werbung und hitzt die Diskussionen nach Gomez' Red-Bull-Torjubel aus dem Vorjahr erneut an (Gomez ist dieser Stürmer von Bayern, der war auch mal richtig gut). "Torjubel in Verbindung mit Marketing-Kampagnen sind für den DFB nicht tragbar", ärgert sich Theo Zwanziger im Anschluss im Sportstudio. "Hätten wir in der Vergangenheit nicht genug Dreck am Stecken gehabt, würden wir uns dieser Sache annehmen."



Aber zurück zum Spiel. Die Australier haben nach dem 0:2 der deutschen Elf nichts mehr entgegenzusetzen. Neuer kann sich in dieser Partie nur mit Abwürfen auszeichnen. Szenenapplaus erhält er, als er einen Abwurf ins gegnerische Toraus schleudert. Vom berüchtigten Kennedy kann man nur sagen: eine unterirdische Leistung. Sprich: wie Klose gegen Bosnien/Herzegowina – nur halt nicht ganz so schlecht. 5 Ballkontakte gehen auf sein Konto (die 3 Anstöße sind inklusive). Seine Zweikämpfe mit Mertesacker erinnerten von der Beweglichkeit beider Akteure an den Tanztee der Grevenbroicher Seniorengruppe – freut euch auf die Bilder am Sonntag im TV.

Im Nachhinein freut man sich aber über einen verdienten 2:0-Sieg der Deutschen. Richtig "doll happy" war vor allem Neu-Kapitän und Kinderschokoladen-Coverboy Philipp Lahm. "Das ist das beste deutsche Team auf der ganzen Welt", freut er sich im Überschwang der Gefühle. Und Miro Klose?. "Ich bin halt ein Turnierspieler. Es wird weiter bergauf gehen", ist sich der 32-Jährige sicher. Sein Einsatz beim Spiel gegen Serbien sei nicht in Gefahr, bestätigte die medizinische Abteilung. "Der Lauf den ich bisher hatte, war der gefühlte Lauf eines Gewehres in meinem Rücken, bei der eine ganze Nation den Finger am Abzug hielt", beschreibt Klose dem Reporter, der zu Beginn des Blogs die Frage nach einem solchen stellt, die Drucksituation vor der Begegnung. "Aber ein Stürmer braucht halt einen Lauf", lächelt unser drittbester Torschütze der ewigen DFB-Torjägerliste.