Vom Sportstudio und dem Ding mit den großen Ohren
Der Triumph des Ulrich Hoeneß
Lieber Uli Hoeneß,
als ich Sie zum ersten Mal wahrnahm, schrieb man das Jahr 1989. Ich durfte, damals noch ein kleines Kind, nur selten länger als bis neun Uhr aufbleiben. Ausnahmen waren Sylvester und Partys meiner Eltern. Alle Jubeljahre handelte ich meinen Erzeugern und Ernährern unter Einsatz meiner gesamten Stimmkraft und der geradezu weibischen Fähigkeit, nach Bedarf Tränen fließen zu lassen, ab, zumindest samstags das aktuelle Sportstudio gucken zu dürfen. Es muss Schicksal sein, dass einer meiner rar gesäten 14-Stunden-Samstage in jener Zeit der 20.05.1989 war.
Ohne zu wissen, was konkret auf der Agenda der manchmal betulichen Zweitzusammenfassung im ZDF stand, schaltete ich gegen 22:00 Uhr abends den Fernseher ein. Der Höhepunkt war aber nicht der Zusammenschnitt irgendeines Spiels vom Nachmittag. Ich weiß gar nicht mehr, wer gegen wen wie spielte. Woran ich mich erinnere, ist die Dekoration des Studios mit Plastikbällen, die an sichtbaren Fäden von der Decke hingen, an unsagbar hässliche Röhrenfernseher auf dem Studioboden und an weiße Tennissocken in schwarzen Slippern. Mittendrin in diesem Albtraum der 80er-Dekoration saßen Sie. Und Jupp Heynckes. Und Udo Lattek. Und natürlich Christoph Daum. (für die Jüngeren http://www.youtube.com/watch?v=aO27lkFlhBE )
Ich habe gar nicht verstanden, worum es bei dem halbstündigen Gebrüll ging, das man retrospektiv als eine Art Vorlauf der modernen (Nachmittags)Talkshow interpretieren könnte. Ich verstand irgendetwas von durchbluteten Gehirnwindungen, Wetterkarten und anderem Nonsense. Eigentlich verstand ich nur Bahnhof. Aber eins verstand ich instinktiv. Der komisch gelockte Kauz mit dem hässlichen Schnauzer hatte zwar die Claqueure im Studio auf seiner Seite, aber er war nicht im Recht. Er war für mich ein Schaumschläger und das Augenflackern war schon damals nicht nur unsympathisch, sondern auch krankhaft und beängstigend. Er kritisierte zwar pausenlos die Arroganz der Bayern, war dabei aber selbst so offenkundig überheblich, dass es einen schauderte. Ich fragte mich, wie das Studiopublikum darauf hereinfallen konnte.
Neben Ihnen saß Ihr Freund Jupp Heynckes. Heute weiß man, dass er einer der besten Trainer der Fußballgeschichte ist. Damals war er ein verkniffen und bieder wirkender junger Fußballlehrer, dem das Talent medialer Selbstinszenierung völlig abging. Der dem Daumschen Trommelfeuer aus Psychospielchen und Beleidigungen nichts entgegenzusetzen hatte. Der hilflos wirkte. Daum beschimpfte ihn ständig und wurde dafür noch gefeiert. Sie verteidigten Ihren Freund. Gegen Daum. Gegen die offenkundige Mehrheitsmeinung im Studio.
Erst im Nachhinein habe ich verstanden, dass es in Wahrheit nicht um Heynckes ging. Es ging um Sie. Und es ging um Ihr Lebenswerk. Es ging um einen Angriff auf die Bastion FC Bayern, der damals erst seit wenigen Jahren Rekordmeister war. Es ging darum, die Abteilung Attacke endlich einmal in die Defensive zu drängen. Und doch: Daum mag die Katze FCB gemeint haben, aber er schlug auf den Sack Heynckes. Sie warfen sich vor Heynckes, vor den Verein wie die vielzitierte Löwenmutter vor ihr Junges. An diesem Abend wurde ich zum Bayern-Fan. Im Grunde wurde ich Uli-Hoeneß-Fan, bevor ich Bayern-Fan wurde. Ich fand den Auftritt beeindruckend. Alle anderen schienen nur über Ihre Arroganz zu faseln.
Ich komme aus der Nähe von Köln. Alle meine Freunde waren Effcee-Fans. Alle meine Freunde und ihre Eltern liebten Daum, den unerschrockenen jungen Draufgänger, der keine Angst vor den Großkopferten zeigte. Den innovativen, frechen jungen Trainer, der moderner als die Betonbayern spielte, der sich anschickte, die Bayern von ihrem Sockel zu holen und den 1. FC Köln zum Topteam der bevorstehenden 90er Jahre machen würde. Es war nie chic, im Rheinland zu den Bazis zu halten. Aber damals erntete man völliges Unverständnis. Man hatte doch ein Topteam vor der Haustür. Ich tat es trotzdem. Ihretwegen. Ich habe es nie bereut.
Später fing ich an, alles über Sie und den FC Bayern zu lesen, was ich in die Finger kriegen konnte. Ich lernte, dass Sie schon ein großer Spieler gewesen waren. Ich erfuhr, dass Sie der jüngste Manager der Bundesligageschichte wurden. Ich erfuhr, dass Sie die Erfolgsgeschichte des FC Bayern maßgeblich geschrieben hatten. Dass der Aufstieg zum Rekordmeister und zum Maß der Dinge im deutschen Fußball keineswegs selbstverständlich oder zwingend war. Dass der Verein, der zu meinem geworden war, wenige Jahre vorher die Insolvenz nur durch den Verkauf von Kalle Rummenigge abgewendet hatte. Es bestätigte mich in meiner Entscheidung. Ich war Bayern-Fan, Jahre bevor ich erstmals in München war. Und Sie hatten mich dazu gemacht.
Nichts konnte mich davon abbringen. Ich blieb dabei. Gründete einen Fanclub mit und trat in den Verein ein. Gegen den Trend. Nach dem Titeldoppelschlag 1989 und 1990 gab es in den nächsten sieben Jahren nur zwei Titel. Ich musste mich verspotten lassen für Transferflops wie Mihajlovic, McInally, Mazinho oder Bernardo und für Pokalblamagen gegen Weinheim oder Vestenbergsgreuth. Der 1. FC Köln war längst im Niedergang. Um mich herum motteten nicht wenige ihre Geißbockdevotionalien ein und trugen plötzlich schwarz-gelb. Dortmund ist das neue Bayern, nur sympathisch. Für mich kam das nicht in Frage. Weil man seinen Verein nicht wechselt. Und natürlich Ihretwegen.
Ich habe Sie verteidigt während Daums Kokain-Affäre. Als alle ihr Mütchen an Ihnen kühlen mussten, allen voran der unsägliche kleine Mann aus Bremen. Mein Wirkungskreis war nicht groß. Sie haben das gar nicht mitbekommen und es hat Ihnen natürlich nichts genutzt. Ich habe Sie nie kennengelernt, aber ich war überzeugt: man kann Ihnen vieles vorwerfen, aber Sie sind grundehrlich. Was immer Sie dem tz-Journalisten gesagt haben (oder war es die AZ), damals im Herbst 2000, ich war sicher, dass Sie niemanden grundlos des Drogenkonsums verdächtigen und über Bande versuchen würden, Christoph Daum als Bundestrainer zu verhindern.
Ich verteidige Sie auch jetzt in dem, was man Steueraffäre nennt. Ja ich fand auch, dass Sie die Rolle als moralische Instanz in den letzten Jahren ein bisschen übertrieben haben. Vielleicht hätten es ein paar Talkshows weniger auch getan. Vielleicht haben Sie die Fallhöhe unnötig hochgeschraubt. Aber mir kommt das Kotzen, wenn Berufspolitiker, deren Namen man nicht einmal kannte, Sie plötzlich als Asozialen beschimpfen. Leute, die ihr Leben lang in irgendwelchen Parteigremien herumflätzen und mit Vorliebe das Geld anderer Leute ausgeben. Die jetzt hochrechnen, wieviele KiTas man von dem von Ihnen hinterzogenen Geld hätte bezahlen können, um bei nächster Gelegenheit Parteifreunde zu verteidigen, die Milliarden in Tiefbahnhöfen verbuddeln oder unter Landebahnen begraben, von denen nie ein Flugzeug abhebt.
Sie, der Sie wahrscheinlich Millionen von Euro für soziale Zwecke gespendet haben. Sie, der Leuten wie Gerd Müller geholfen hat, als es ihm dreckig ging. Der sich mit Verve vor Franck Ribéry stellte, als man in Frankreich wegen irgendwelcher Schmuddelgeschichten die Nase über ihn rümpfte. Sie, der von solidarischem Verhalten nicht nur ständig quatscht, weil es die Beliebtheitswerte hochtreibt, sondern der es einfach tut und meistens noch nicht einmal viel Aufhebens darum macht.
Mein Wirkungskreis ist immer noch klein. Meine Meinung wird Ihnen nichts nutzen im laufenden Strafverfahren. Darf es ja auch nicht. Sie haben einen Fehler gemacht. Einen schweren Fehler, den Sie eingeräumt haben. Sie werden sich dafür verantworten müssen wie jeder andere auch. Ich hoffe für Sie, dass es glimpflich ausgeht. Wie immer es ausgeht: an Ihrem Lebenswerk FC Bayern ändert das nichts. Für mich schon gar nicht.
Wann immer der Verein in den letzten 20 Jahren etwas gewonnen hat, und das war bekanntlich oft der Fall, war mir klar: ohne Sie wäre das gar nicht möglich gewesen. Sie hätten gar nicht im Bild sein müssen und ich hätte mich trotzdem daran erinnert. Sie haben dafür gesorgt, dass wirtschaftliche Vernunft und sportlicher Erfolg, dass familiäre Atmosphäre und Leistungsgedanke vereinbar sind und bleiben. Dass Millionen Fans und ich überhaupt um Champions League Titel bangen dürfen, verdanken wir vor allem Ihnen. Ohne Sie wäre der FC Bayern heute wahrscheinlich nur irgendein Verein mit glorreicher Vergangenheit und trister Gegenwart. Und natürlich viel unwichtiger: ich hätte nie zum FC Bayern gefunden.
Am Samstag, als Sie sich fast dagegen wehrten, den Henkelpott wenigstens kurz zu stemmen, musste ich ganz kurz an den kleinen Jungen im Schlafanzug denken, der 1989 mit großen Augen das Sportstudio guckte und zum ersten Mal den besten Fußballmanager in Deutschland sah. Ihnen gönne ich diesen Titel am meisten. Deshalb ist mir Franck Ribéry noch ein bisschen sympathischer geworden, als er Ihnen den Pokal übergeben hat. Weil er wohl fühlte, was ich fühlte und weiß. Dieser Titel, dieser Triumph ist auch und vor allem IHR Triumph. Ich gratuliere von ganzem Herzen.
Herzlichst
Ihr
KEMPERboyd
als ich Sie zum ersten Mal wahrnahm, schrieb man das Jahr 1989. Ich durfte, damals noch ein kleines Kind, nur selten länger als bis neun Uhr aufbleiben. Ausnahmen waren Sylvester und Partys meiner Eltern. Alle Jubeljahre handelte ich meinen Erzeugern und Ernährern unter Einsatz meiner gesamten Stimmkraft und der geradezu weibischen Fähigkeit, nach Bedarf Tränen fließen zu lassen, ab, zumindest samstags das aktuelle Sportstudio gucken zu dürfen. Es muss Schicksal sein, dass einer meiner rar gesäten 14-Stunden-Samstage in jener Zeit der 20.05.1989 war.
Ohne zu wissen, was konkret auf der Agenda der manchmal betulichen Zweitzusammenfassung im ZDF stand, schaltete ich gegen 22:00 Uhr abends den Fernseher ein. Der Höhepunkt war aber nicht der Zusammenschnitt irgendeines Spiels vom Nachmittag. Ich weiß gar nicht mehr, wer gegen wen wie spielte. Woran ich mich erinnere, ist die Dekoration des Studios mit Plastikbällen, die an sichtbaren Fäden von der Decke hingen, an unsagbar hässliche Röhrenfernseher auf dem Studioboden und an weiße Tennissocken in schwarzen Slippern. Mittendrin in diesem Albtraum der 80er-Dekoration saßen Sie. Und Jupp Heynckes. Und Udo Lattek. Und natürlich Christoph Daum. (für die Jüngeren http://www.youtube.com/watch?v=aO27lkFlhBE )
Ich habe gar nicht verstanden, worum es bei dem halbstündigen Gebrüll ging, das man retrospektiv als eine Art Vorlauf der modernen (Nachmittags)Talkshow interpretieren könnte. Ich verstand irgendetwas von durchbluteten Gehirnwindungen, Wetterkarten und anderem Nonsense. Eigentlich verstand ich nur Bahnhof. Aber eins verstand ich instinktiv. Der komisch gelockte Kauz mit dem hässlichen Schnauzer hatte zwar die Claqueure im Studio auf seiner Seite, aber er war nicht im Recht. Er war für mich ein Schaumschläger und das Augenflackern war schon damals nicht nur unsympathisch, sondern auch krankhaft und beängstigend. Er kritisierte zwar pausenlos die Arroganz der Bayern, war dabei aber selbst so offenkundig überheblich, dass es einen schauderte. Ich fragte mich, wie das Studiopublikum darauf hereinfallen konnte.
Neben Ihnen saß Ihr Freund Jupp Heynckes. Heute weiß man, dass er einer der besten Trainer der Fußballgeschichte ist. Damals war er ein verkniffen und bieder wirkender junger Fußballlehrer, dem das Talent medialer Selbstinszenierung völlig abging. Der dem Daumschen Trommelfeuer aus Psychospielchen und Beleidigungen nichts entgegenzusetzen hatte. Der hilflos wirkte. Daum beschimpfte ihn ständig und wurde dafür noch gefeiert. Sie verteidigten Ihren Freund. Gegen Daum. Gegen die offenkundige Mehrheitsmeinung im Studio.
Erst im Nachhinein habe ich verstanden, dass es in Wahrheit nicht um Heynckes ging. Es ging um Sie. Und es ging um Ihr Lebenswerk. Es ging um einen Angriff auf die Bastion FC Bayern, der damals erst seit wenigen Jahren Rekordmeister war. Es ging darum, die Abteilung Attacke endlich einmal in die Defensive zu drängen. Und doch: Daum mag die Katze FCB gemeint haben, aber er schlug auf den Sack Heynckes. Sie warfen sich vor Heynckes, vor den Verein wie die vielzitierte Löwenmutter vor ihr Junges. An diesem Abend wurde ich zum Bayern-Fan. Im Grunde wurde ich Uli-Hoeneß-Fan, bevor ich Bayern-Fan wurde. Ich fand den Auftritt beeindruckend. Alle anderen schienen nur über Ihre Arroganz zu faseln.
Ich komme aus der Nähe von Köln. Alle meine Freunde waren Effcee-Fans. Alle meine Freunde und ihre Eltern liebten Daum, den unerschrockenen jungen Draufgänger, der keine Angst vor den Großkopferten zeigte. Den innovativen, frechen jungen Trainer, der moderner als die Betonbayern spielte, der sich anschickte, die Bayern von ihrem Sockel zu holen und den 1. FC Köln zum Topteam der bevorstehenden 90er Jahre machen würde. Es war nie chic, im Rheinland zu den Bazis zu halten. Aber damals erntete man völliges Unverständnis. Man hatte doch ein Topteam vor der Haustür. Ich tat es trotzdem. Ihretwegen. Ich habe es nie bereut.
Später fing ich an, alles über Sie und den FC Bayern zu lesen, was ich in die Finger kriegen konnte. Ich lernte, dass Sie schon ein großer Spieler gewesen waren. Ich erfuhr, dass Sie der jüngste Manager der Bundesligageschichte wurden. Ich erfuhr, dass Sie die Erfolgsgeschichte des FC Bayern maßgeblich geschrieben hatten. Dass der Aufstieg zum Rekordmeister und zum Maß der Dinge im deutschen Fußball keineswegs selbstverständlich oder zwingend war. Dass der Verein, der zu meinem geworden war, wenige Jahre vorher die Insolvenz nur durch den Verkauf von Kalle Rummenigge abgewendet hatte. Es bestätigte mich in meiner Entscheidung. Ich war Bayern-Fan, Jahre bevor ich erstmals in München war. Und Sie hatten mich dazu gemacht.
Nichts konnte mich davon abbringen. Ich blieb dabei. Gründete einen Fanclub mit und trat in den Verein ein. Gegen den Trend. Nach dem Titeldoppelschlag 1989 und 1990 gab es in den nächsten sieben Jahren nur zwei Titel. Ich musste mich verspotten lassen für Transferflops wie Mihajlovic, McInally, Mazinho oder Bernardo und für Pokalblamagen gegen Weinheim oder Vestenbergsgreuth. Der 1. FC Köln war längst im Niedergang. Um mich herum motteten nicht wenige ihre Geißbockdevotionalien ein und trugen plötzlich schwarz-gelb. Dortmund ist das neue Bayern, nur sympathisch. Für mich kam das nicht in Frage. Weil man seinen Verein nicht wechselt. Und natürlich Ihretwegen.
Ich habe Sie verteidigt während Daums Kokain-Affäre. Als alle ihr Mütchen an Ihnen kühlen mussten, allen voran der unsägliche kleine Mann aus Bremen. Mein Wirkungskreis war nicht groß. Sie haben das gar nicht mitbekommen und es hat Ihnen natürlich nichts genutzt. Ich habe Sie nie kennengelernt, aber ich war überzeugt: man kann Ihnen vieles vorwerfen, aber Sie sind grundehrlich. Was immer Sie dem tz-Journalisten gesagt haben (oder war es die AZ), damals im Herbst 2000, ich war sicher, dass Sie niemanden grundlos des Drogenkonsums verdächtigen und über Bande versuchen würden, Christoph Daum als Bundestrainer zu verhindern.
Ich verteidige Sie auch jetzt in dem, was man Steueraffäre nennt. Ja ich fand auch, dass Sie die Rolle als moralische Instanz in den letzten Jahren ein bisschen übertrieben haben. Vielleicht hätten es ein paar Talkshows weniger auch getan. Vielleicht haben Sie die Fallhöhe unnötig hochgeschraubt. Aber mir kommt das Kotzen, wenn Berufspolitiker, deren Namen man nicht einmal kannte, Sie plötzlich als Asozialen beschimpfen. Leute, die ihr Leben lang in irgendwelchen Parteigremien herumflätzen und mit Vorliebe das Geld anderer Leute ausgeben. Die jetzt hochrechnen, wieviele KiTas man von dem von Ihnen hinterzogenen Geld hätte bezahlen können, um bei nächster Gelegenheit Parteifreunde zu verteidigen, die Milliarden in Tiefbahnhöfen verbuddeln oder unter Landebahnen begraben, von denen nie ein Flugzeug abhebt.
Sie, der Sie wahrscheinlich Millionen von Euro für soziale Zwecke gespendet haben. Sie, der Leuten wie Gerd Müller geholfen hat, als es ihm dreckig ging. Der sich mit Verve vor Franck Ribéry stellte, als man in Frankreich wegen irgendwelcher Schmuddelgeschichten die Nase über ihn rümpfte. Sie, der von solidarischem Verhalten nicht nur ständig quatscht, weil es die Beliebtheitswerte hochtreibt, sondern der es einfach tut und meistens noch nicht einmal viel Aufhebens darum macht.
Mein Wirkungskreis ist immer noch klein. Meine Meinung wird Ihnen nichts nutzen im laufenden Strafverfahren. Darf es ja auch nicht. Sie haben einen Fehler gemacht. Einen schweren Fehler, den Sie eingeräumt haben. Sie werden sich dafür verantworten müssen wie jeder andere auch. Ich hoffe für Sie, dass es glimpflich ausgeht. Wie immer es ausgeht: an Ihrem Lebenswerk FC Bayern ändert das nichts. Für mich schon gar nicht.
Wann immer der Verein in den letzten 20 Jahren etwas gewonnen hat, und das war bekanntlich oft der Fall, war mir klar: ohne Sie wäre das gar nicht möglich gewesen. Sie hätten gar nicht im Bild sein müssen und ich hätte mich trotzdem daran erinnert. Sie haben dafür gesorgt, dass wirtschaftliche Vernunft und sportlicher Erfolg, dass familiäre Atmosphäre und Leistungsgedanke vereinbar sind und bleiben. Dass Millionen Fans und ich überhaupt um Champions League Titel bangen dürfen, verdanken wir vor allem Ihnen. Ohne Sie wäre der FC Bayern heute wahrscheinlich nur irgendein Verein mit glorreicher Vergangenheit und trister Gegenwart. Und natürlich viel unwichtiger: ich hätte nie zum FC Bayern gefunden.
Am Samstag, als Sie sich fast dagegen wehrten, den Henkelpott wenigstens kurz zu stemmen, musste ich ganz kurz an den kleinen Jungen im Schlafanzug denken, der 1989 mit großen Augen das Sportstudio guckte und zum ersten Mal den besten Fußballmanager in Deutschland sah. Ihnen gönne ich diesen Titel am meisten. Deshalb ist mir Franck Ribéry noch ein bisschen sympathischer geworden, als er Ihnen den Pokal übergeben hat. Weil er wohl fühlte, was ich fühlte und weiß. Dieser Titel, dieser Triumph ist auch und vor allem IHR Triumph. Ich gratuliere von ganzem Herzen.
Herzlichst
Ihr
KEMPERboyd
ø 8.5
KOMMENTARE
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30.05.2013 | 11:42 Uhr
-3
Gnanag :
Unglaublich wie sehr mir der Blog aus dem Herzen spricht und in wievielem ich mich wiedererkenne!Im Grunde wurde ich Uli-Hoeneß-Fan, bevor ich Bayern-Fan wurde.
Das war bei mir exakt dasselbe, zudem war der andere Club in meiner Kindheit nicht der FC Köln, sondern der VFB Stuttgart.
Wunderbar geschriebener Blog, einfach überragend. Ich kann gar nicht sagen, wie genau der Blog meine Ansichten widerspiegelt, hätte ich es selber geschrieben, es hätte so aussehen soll. Zu Daum, zu Lemke, zu der Steueraffäre, zu der Pokalübergabe, zu Uli Hoeneß im Allgemeinen, 100% Übereinstimmung!
Vielen Dank dafür kemperboyd.
5
30.05.2013 | 11:45 Uhr
-1
nrwpaddy :
Absolut geil zu lesen. Da kommen Erinnerungen hoch.
@ Schnumbi: wo munkelt man sowas? ich will sowas nicht hören :(
2
30.05.2013 | 11:47 Uhr
-5
also ich glaube, du sprichst den meisten richtigen bayern fans aus der seele.
strafrechtlich gehört uli hoeneß angemessen bestraft. ohne zu übertreiben oder zu untertreiben. da muss man einfach mal der justiz vertrauen.
aber, dass all die dummschwätzer und wichtigtuer uli hoeneß nun persönlich angreifen und verurteilen, ist einfach eine schande. als ob er der einzige auf der welt ist, der fehler begeht. scheinheilig - nix anderes ist dieses gehetzte von allen seiten.
es gibt wahrscheinlich kaum eine andere figur im deutschen fussball, die so viel großes und ehrenhaftes im laufe ihrer karriere geleistet hat.
man kann uli einfach nur das beste und ganz viel kraft wünschen, all die scheisse durchzustehen.
die aktuelle position der bayern im weltfussball (die ohne uli never ever möglich gewesen wäre) und der henkelpott helfen da bestimmt wenigstens n bisschen :)!
EUROPAPOKALSIEGER 2013 :) !!!
nur der fcb.
2
30.05.2013 | 11:57 Uhr
-4
Schnumbi :
@nrwpaddy: na wo munkelt man so was wohl. in dunklen kreisen. einer kennt den, der andere den nein ernsthaft. wenn ich uli was raten dürfte. dann das er mit einem möglichen triple von seinen ämtern zurücktreten sollte.
nicht falsch verstehen, ich mag den uli sehr sogar. aber diese anfeindungen und das ganze medien balehu muss er sich nicht antun.
er kann ja nachwievor beratend im hintergrund arbeiten.
1
30.05.2013 | 12:07 Uhr
-1
Effe11 :
KemperAbsolut klasse. Hab eben fast Krach mit meiner Frau gekriegt weil sie mir dauernd beim lesen reingequasselt hat.
Bin wohl etwas älter als du und ich wurde schon bayernfan 1974 umso mehr konnte ich die Karriere von Uli Hoeneß mitverfolgen. Es ist genau so wie du geschrieben hast.
Uli Hoeneß steht so sehr für den fc bayern. Selbst wenn -wie Schnumbi schreibt-Uli am Montag das Kapitel Präsident zu macht, ich bin sicher er wird immer nah dabei bleiben. Mir trieb es auch die Tränen in die Augen als Hoeneß den Pokal (kurz) hoch hielt am 25.05.
deine Passage mit dem Schlafanzug..... sensationell. Ich hab auch solche Erinnerungen. Als Bayern in den 70ern international spielte kam abends gg halbzwölf eine vielleicht fünf oder zehnminütige Zusammenfassung. Ich bin dann immer heimlich aufgestanden und hab es mir im Wohnzimmer angekuckt. Immer mit der Sorge dass mein Vater oder meine Mutter aufwacht und es dann Ärger geben könnte. Ich erinner mich noch daran dass meine Mutter immer sagte der hat nur Bayern im Kopf. Mein Glück war, dass ich eine Oma hatte, die glühender Fan von Beckenbauer, Müller, Maier, Hoeneß, Breitner, Schwarzenbeck war. Wegen ihr wurde ich bayernfan.
Und noch was. Was du Anfang der 90er in Köln erlebt hast durfte ich in den 70ern mit dem 1fck miterleben. Als Pfälzer ein bayernfan. Das ging garnicht. ES GING und es geht heute noch.
Danke für deinen Blog. Den besten, den ich bisher hier gelesen hab.
Natürlich volle Punktzahl.
3
30.05.2013 | 12:08 Uhr
-6
Zizou129 :
Man stelle sich vor Watzke oder Holzhauser, oder sogar Lemke wären der Steuerhinterziehung überführt worden.Dann will ich erstens nicht wissen was "Patron Uli" loslassen würde (in der Vergangenheit gegenüber Daum u. Lemke des öfteren bewiesen das er nicht in der Lage ist persönliche Probleme Anderer und sportliche Dinge zu differenzieren).
Und zweitens würdet ihr, die Scheinheiligen, die gerade unter dem Deckmantel des Erfolges über die Tatsache hinwegsehen, das ihr Messias durchaus krumme Dinge gedreht hat, und zwar solche die die noch immer allgegenwärtigen Feindbilder aus Finanz- und Wirtschaftsbranche so lange betrieben haben bis ein ganzes System daran zerbrochen ist, hier nach allen Regeln der Kunst gegen eben diese Personen los ledern! Doch jetzt nicht, Uli hat euch ja das Triple beschafft!
Es ist richtig das viele Journalisten und noch mehr Politiker mit zweierlei Maß messen, doch so tut ihr das genau so!
5
30.05.2013 | 12:14 Uhr
-4
Schnumbi :
@ Zizou: du scheinst noch nicht verstanden zu haben das kein bayernfan das befürwortet was hoeneß gemacht hat.7
30.05.2013 | 12:16 Uhr
-2
fcbm007 :
Da lohnt es sich also doch noch die Blog`s anzuklicken!Ganz großes Kino und richtig stark geschrieben... Extraklasse!
*Daumenganzweithoch*
Vielen Dank
4
30.05.2013 | 12:24 Uhr
-2
Voegi :
@ zizouich denke, das echo auf diesen blog spricht für sich.
die auswahl der blogs, die hier größer angeteasert werden, richtet sich im wesentlichen nach zwei faktoren:
qualität und der frage, welche resonanz (klicks) sie erfahren.
was die inhaltliche qualität des blogs angeht, kann man, wie in vielen anderen fällen auch, unterschiedlicher meinung sein. hoeneß polarisiert eben. zur sprachlichen/formalen qualität gibt es eben keine zwei meinungen.
und dass der blog klickt, sehen wir ja auch...
im übrigen: wenn man der meinung ist, dass blogs zu sehr gepusht werden, dann sollte man auch konstruktiverweise auch anführen, welche anderen blogs dann deshalb zu kurz kommen. denn DASS blogs überhaupt geteasert werden, sollte allen usern recht sein. diskutieren können wir dann gerne darüber, wie das verhältnis zwischen den blogs ist. ich sehe aber nicht, dass durch das pushen dieses blogs irgendein anderer blog leidet.
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Hut ab. Man bekommt Gänsehaut.