26.09.2008 um 15:08 Uhr
Der absolute Nullpunkt
Wieder 0-0. Stundenlange Zugfahrt, Billigflughafen, Billigflieger, männliche Stewardessen (oder wie die heißen), unverständliches Englisch der Taxifahrer. Alles kein Problem, aber: Wieder 0-0. Wie es mich nervt. Und wenn mir jetzt einer mit "ein 0-0 der besseren Sorte" kommt, dem werde ich ein Handy mit Nulltarif irgendwohin stecken.
Warum ich mich so aufrege?
Weil es nicht das erste Mal war, also lest die Vorgeschichte:
Im Jahr 2005 besuchte ich das erste Mal die Anfield Road. Vorbei am Hillsborough Memorial, durch die Shankley Gates, Gänsehaut pur auf der Tribüne. Champions League. Liverpool - Chelsea. Rasenschach. 0-0.
Kurze Zeit später wieder Champions League. Liverpool - Betis. 0-0.
Am folgenden Tag kurzer Abstecher nach Old Trafford (in Liverpool nennt man dieses gerne Castle Greyskull). ManUnited gegen Villareal, auch 0-0.
Ein Jahr später, im November 2007 fliege ich für einen Tag nach Liverpool, um das Heimspiel gegen Portsmouth zu sehen. Gut, man ahnt, wie es ausging: 0-0.
Auf dem Rückflug begann ich mir ernsthaft Gedanken zu machen, ob meine Anwesenheit die Spieler irgendwie lähmen könnte. Ich tat mir in dem Moment weniger selbst leid, mein Mitleid galt vielmehr dem FC Liverpool, denn die Punkte hätten die Reds gut gebrauchen können.
Letztes Wochenende war es nun wieder soweit: Bewusst hatte ich mir ein Spiel gegen ein echtes Leichtgewicht der Premier League ausgesucht. Stoke City zu Gast an der Anfield Road. Stoke City, hallo? Stoke gilt zwar als einer der ältesten Vereine der Welt, aber auch als einer der erfolglosesten. Bis auf einen Ligapokal-Triumph und das Debüt des großen Stan Matthews ist den Fans der "Potters" aus Stoke-on-Trent nichts Spektakuläres widerfahren.
So nahm ich mit großer Vorfreude die ätzende Bahnfahrt, den billigen Flug und die Stewards (glaube das ist richtig) in Kauf und wartete mit Gänsehaut auf ein Schützenfest.
Nach 30 Sekunden Freistoß für Liverpool, Stevie G nimmt Anlauf, halb Flanke, halb Torschuss und der Ball schlägt im langen Eck ein. Ich traue meinen Augen kaum, springe auf, umarme den Dicken mit dem Anker auf dem fleischigen Unterarm neben mir und feiere das erste Tor, das ich live an der Anfield Road erlebe. Als der Dicke jedoch den Blick aufs Spielfeld wieder freigibt, folgt der Schock: Der Linienrichter hat irgendetwas gesehen und sein Fähnlein in den Wind gehalten, woraufhin der Referee das Tor natürlich nicht gab.
Resigniert setze ich mich wieder und werte das dennoch als gelungenen Auftakt in ein Spiel auf ein Tor. Das wurde es auch, gefühlte 40-0 Ecken und 80% Ballbesitz ließen keine Zweifel daran aufkommen, dass Liverpool gewinnen wollte. Geist und Fleisch waren willig, eine andere Macht schien sie zu behindern. Es ist wohl keine Überraschung, dass ich beim Abpfiff die Schuld bei mir suchte.
Als der Dicke sich kurze Zeit später enttäuscht an mir vorbeidrückte, schaute ich schnell zur Seite, denn ich hatte das Gefühl, "Found guilty" in Arial 120 auf der Stirn stehen zu haben.
Mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf trat ich am nächsten Tag die Heimreise an. Wohl wissend, dass es eventuell einen Fußballgott gibt, mit Sicherheit aber einen Fußballteufel und dem muss ich irgendwann in jüngeren Tagen meine Seele versprochen haben.
Ich werde also bis auf weiteres keine Spiele der Reds mehr besuchen, das hat ja keinen Zweck. Falls Liverpool im Halbfinale der Champions League jedoch auswärts 1-0 gewinnt, werde ich Rafa Benitez mal fragen, ob ich beim Rückspiel nicht vielleicht auf der Tribüne gebraucht werde.
Warum ich mich so aufrege?
Weil es nicht das erste Mal war, also lest die Vorgeschichte:
Im Jahr 2005 besuchte ich das erste Mal die Anfield Road. Vorbei am Hillsborough Memorial, durch die Shankley Gates, Gänsehaut pur auf der Tribüne. Champions League. Liverpool - Chelsea. Rasenschach. 0-0.
Kurze Zeit später wieder Champions League. Liverpool - Betis. 0-0.
Am folgenden Tag kurzer Abstecher nach Old Trafford (in Liverpool nennt man dieses gerne Castle Greyskull). ManUnited gegen Villareal, auch 0-0.
Ein Jahr später, im November 2007 fliege ich für einen Tag nach Liverpool, um das Heimspiel gegen Portsmouth zu sehen. Gut, man ahnt, wie es ausging: 0-0.
Auf dem Rückflug begann ich mir ernsthaft Gedanken zu machen, ob meine Anwesenheit die Spieler irgendwie lähmen könnte. Ich tat mir in dem Moment weniger selbst leid, mein Mitleid galt vielmehr dem FC Liverpool, denn die Punkte hätten die Reds gut gebrauchen können.
Letztes Wochenende war es nun wieder soweit: Bewusst hatte ich mir ein Spiel gegen ein echtes Leichtgewicht der Premier League ausgesucht. Stoke City zu Gast an der Anfield Road. Stoke City, hallo? Stoke gilt zwar als einer der ältesten Vereine der Welt, aber auch als einer der erfolglosesten. Bis auf einen Ligapokal-Triumph und das Debüt des großen Stan Matthews ist den Fans der "Potters" aus Stoke-on-Trent nichts Spektakuläres widerfahren.
So nahm ich mit großer Vorfreude die ätzende Bahnfahrt, den billigen Flug und die Stewards (glaube das ist richtig) in Kauf und wartete mit Gänsehaut auf ein Schützenfest.
Nach 30 Sekunden Freistoß für Liverpool, Stevie G nimmt Anlauf, halb Flanke, halb Torschuss und der Ball schlägt im langen Eck ein. Ich traue meinen Augen kaum, springe auf, umarme den Dicken mit dem Anker auf dem fleischigen Unterarm neben mir und feiere das erste Tor, das ich live an der Anfield Road erlebe. Als der Dicke jedoch den Blick aufs Spielfeld wieder freigibt, folgt der Schock: Der Linienrichter hat irgendetwas gesehen und sein Fähnlein in den Wind gehalten, woraufhin der Referee das Tor natürlich nicht gab.
Resigniert setze ich mich wieder und werte das dennoch als gelungenen Auftakt in ein Spiel auf ein Tor. Das wurde es auch, gefühlte 40-0 Ecken und 80% Ballbesitz ließen keine Zweifel daran aufkommen, dass Liverpool gewinnen wollte. Geist und Fleisch waren willig, eine andere Macht schien sie zu behindern. Es ist wohl keine Überraschung, dass ich beim Abpfiff die Schuld bei mir suchte.
Als der Dicke sich kurze Zeit später enttäuscht an mir vorbeidrückte, schaute ich schnell zur Seite, denn ich hatte das Gefühl, "Found guilty" in Arial 120 auf der Stirn stehen zu haben.
Mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf trat ich am nächsten Tag die Heimreise an. Wohl wissend, dass es eventuell einen Fußballgott gibt, mit Sicherheit aber einen Fußballteufel und dem muss ich irgendwann in jüngeren Tagen meine Seele versprochen haben.
Ich werde also bis auf weiteres keine Spiele der Reds mehr besuchen, das hat ja keinen Zweck. Falls Liverpool im Halbfinale der Champions League jedoch auswärts 1-0 gewinnt, werde ich Rafa Benitez mal fragen, ob ich beim Rückspiel nicht vielleicht auf der Tribüne gebraucht werde.
Aufrufe: 3582 | Kommentare: 20 | Bewertungen: 27 | Erstellt:26.09.2008
ø 9.9
KOMMENTARE
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26.09.2008 | 22:47 Uhr
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merlin1979 :
diese geschichten schreibt nur der Fussball!
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26.09.2008 | 22:50 Uhr
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geh bitte nie zu nem köln spiel :D
(ich will dass die den klassenerhalt schaffen ;))
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27.09.2008 | 00:14 Uhr
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JT26 :
Super Blog... tut mir Leid, aber bleib dabei. Irgendwann wirt du schon 'n Tor sehen
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27.09.2008 | 02:46 Uhr
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Famos :
echt lustig deine geschichte....ich war mit meinen 24 jahren sehr oft im stadion und habe noch nie ein 0:0 gesehen. im halbfinale 06 gegen italien hätte es aber gerne 0:0 bleiben können wo kiregste immer karten her und wie organisierst du das immer?
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27.09.2008 | 11:29 Uhr
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mike2314 :
oh man... das ist echt ne krasse geschichte.....naja, das hätte wohl im voraus keiner für möglich gehalten, dass liverpool an der anfield road gegen stoke city nur 0:0 spielt.... und sie hatten ja auch echt ne menge großchancen.... ich habe vorm tv mitgelitten :(
aber würde mich auch mal interessieren, wie du das organisierst, solche reisen und woher die karten für ein heimspiel von liverpool bekommst, weil ich unbedingt einmal in das stadion will und die atmosphäre genießen will an der anfield road, bevor sie ein neues stadion bekommen
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27.09.2008 | 12:49 Uhr
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ChristophKoechy : @famos und mike2314
habe auf liverpoofc.tv, ein e-season ticket, mit dem man auf der website mehr infos bekommt, aktuelle videos und pressekonferenz etc. unter allen e-season ticket - inhabern werden auch für jedes heimspiel bezugsrechte für zwei karten verlost. ich hatte da jetzt jedes jahr einmal glück.
allerdings kostet das e-season ticket auch was, müsst ihr mal schauen, ob es euch das wert ist.
grüße vom torverhinderer!
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27.09.2008 | 12:57 Uhr
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27.09.2008 | 13:03 Uhr
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ChristophKoechy : @robbie
jetzt komm mir doch nicht so. sieh lieber zu, dass der fußballgott ein bisschen mitleid mit 95+1 hat, sonst gibts nächstes jahr wieder ein derby im eintrachtstadion...
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27.01.2009 | 15:47 Uhr
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schniposeibipo : @macidref
selber schuld wenn du auf sieg dortmund setzt ;-P
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