Zum journalistischen Handwerk gehört es, zuweilen mit bewussten Überspitzungen zu provozieren und Reizpunkte zu setzen. Kommentare müssen nicht immer wohl abgewogen und sachlich-distanziert sein. Und doch: Die Randdisziplin des professionellen Journalismus legitimiert keinen undifferenzierten Unsinn. Wolfram Eilenberger ließ sich dennoch dazu hinreißen.
So setzte der Philosoph und Publizist unlängst zu seiner persönlichen Abrechnung mit dem Handballsport an, den er im Zuge des jüngst errungenen Europameisterschaftstitels als Ausdruck einer reaktionären oder - wie er es blumig umschrieb - "kartoffeldeutschen" Gesinnung betrachtet. "Wenn Fußball Merkel ist, dann ist Handball Petry", pseudoräsonierte Eilenberger und rückte eine ganze Sportart damit in die rechte Ecke.
Nein, man muss Handball nicht mögen. Ich selbst tue mich mitunter mit dem Sport schwer, beklage die vielen Fouls und störe mich am fehlenden Mittelfeldspiel. Aber ihn als Vertreter einer fragwürdigen Gesinnung zu diskreditieren, ist genauso bemerkenswert wie abwegig. Menschen praktizieren ihren Sport nicht aus einer politischen Grundüberzeugung heraus, sondern aus der bloßen Freude an ihm selbst. Also genau aus den Gründen, weshalb sich die Fans für ihn begeistern.
Nun mag jeder Sport seine ganz eigenen strukturellen Probleme haben; sein Wesen und damit seine Existenzberechtigung in Frage zu stellen, geht gleichwohl weit über das Ziel hinaus. So muss sich denn auch ein Wolfram Eilenberger fragen lassen, ob er mit seiner wohlfeilen Abrechnung letztlich nicht ganz einfach eines getan hat: Sportler und Fans beleidigt.
Wenn er sich fragt, wieso im deutschen Auswahlteam - anders als in der Fußballnationalmannschaft - keine Spieler mit Migrationshintergrund vertreten sind, dann ist dies eine berechtigte Frage. Sie aber mit dem Verweis auf den AfD-Charakter eines ganzen Sports zu beantworten, zeugt denn doch von einer kaum fassbaren Engstirnigkeit, die aus Sicht der Handballfans als Unverschämtheit aufgefasst werden muss.
Eilenberger wollte mit seinem Kommentar, den er nachträglich selbst als "Brecher" bezeichnet hat, eine Diskussion einleiten. Dies scheint vordergründig betrachtet gelungen. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die vermeintliche Diskussion vor allen Dingen als entrüstete Ablehnung gegenüber einem Essayisten, der seine persönliche abgrundtiefe Verachtung gegenüber einem Sport in ein peinliches Sport-Politik-Theorem zu kleiden versuchte.
Siehe zum Thema auch: HSV_in_Portugals Page 2-Artikel!
Wieviele Migranten sind beim Feldhockey, Hockey, Volleyball, Tennis... ich könnte hier noch weitere Sportarten aufzählen.
Keiner sollte behaupten, dass Handball der einzige Sport mit diesem IST-Zustand ist.
Und nein, der Artikel von Herrn Ellenberger weiß gar nicht amüsant!
Und was Handball und AFD miteinander zu schaffen haben sollen, ist mir auch schleierhaft....
Natürlich kann man sich Gedanken machen, dies sollte man sachlich und analytisch machen, jedoch weder publizistisch noch beleidigend.
Der Artikel impliziert eine fremdenfeindliche Gesinnung der handelnden Personen im Handball. Dies ist so weit von der Realität entfernt wie der HSV vom Meistertitel.