28.06.2012 um 18:16 Uhr
Der goldene Damoklesball
Tatenlos musste er zuschauen. Fabregas schoß den entscheidenden Ball an den Innenpfosten, drehte jubelnd ab und sprang in die Arme von Keeper Iker Casillas. Währenddessen wieder das übliche K.O.-Modus-Bild von Cristiano Ronald: Unterdrückte Tränen, ein haderndes Hände zusammenklatschen mit ungläubigem Kopfschütteln. Nur wenige Augenblicke zuvor hatte sein Teamkollege Bruno Alves auch Aluminium getroffen, allerdings ohne Fortüne. Die berühmten Zentimeter Selbsvertrauen machten den Unterschied und Cristiano Ronaldo kam als fünfter Schütze nicht mehr zum Zug. Nur noch Zuschauer statt Held. Nur noch tatenlos statt spielentscheidend. Die schlimmste Bestrafung für den Ehrgeiz eines solchen Spielers. Einmal mehr hat er gestern Abend seinen Namen nicht in den Stein der Fußballgeschichte meißeln können.
Im Vorrundenspiel gegen Dänemark wurde das ewige Dilemma des portugiesischen Superstars deutlich. Die Portugiesen gewannen das Spiel zwar letztendlich höchstverdient mit 3:2, doch der Superstar blieb blass. Da skandierten die dänischen Fans den Namen seines größten Widersachers: „Messi, Messi" schallte es durch die Tribünen des Stadions in Lwiw. Nach dem Spiel und zahlreicher versiebter Großchancen platzte Ronaldo dann der Kragen: „Wo war denn Messi vor einem Jahr? Ausgeschieden bei der Copa America im eigenen Land. Ich dagegen kämpfe weiter ums Viertelfinale.".
Er fing sich und im entscheidenden Gruppenspiel gegen die Niederlande lieferte er eine Galavorstellung ab. Wie entfesselt traf Ronaldo zwar wieder zweimal den Pfosten, aber auch zweimal in das Tor und ebnete den Weg ins Viertelfinale. Dort warteten die Tschechen, die sich wohl immer noch fragten, wie sie dort hingelangt waren. Wieder war es Ronaldo, der zum Matchwinner wurde. Nach glücklosem Fallrückzieher und erneutem Pfosten-Schuss erzielte er per Kopf den 1:0-Endstand. Aus dem verzweifelt scheinenden Ronaldo der ersten beiden Partien, war der doppelte Matchwinner geworden. Die portugiesische Mannschaft spätestens ab da nur noch Komparsen einer vermeintlichen Ronaldo-Show. Mannschaftskollege Hugo Almeida drückte auf den richtigen Knopf: „Ronaldo ist der beste Spieler der EM!" So etwas geht runter wie Butter bei dem Mann, der in die Geschichtsbücher will. Um jeden Preis! Deswegen wollte er alles klrstellen und ls strahlender Matchwinner vom Platz gehen. Spanier sollten nur als trauriger Hintergrund dienen.
Es geht ihm um den Erfolg, den persönlichen. In einem Mannschaftssport wie Fußball geht das schwer ohne Titel. In einer auf ihn angewiesenen Nationalelf wie Portugal kann er sich mehr leisten als er in Mannschaften wie Spanien, Frankreich oder Deutschland. Doch eine „kleine" Fußballnation, die sogar ihre „Goldene Generation" um Figo und Rui Costa titellos in die Pension verabschiedete, bietet wenig Gelegenheiten internationale Titel zu sammeln und die Anerkennung „bester Spieler aller Zeiten" einzuheimsen. Das fehlende Kaschieren seiner Intention macht ihn dabei zum Feindbild. Schlechte Leistungen werden ihm nachgetragen, seine Frisuren und deren Gel-Gehalt sind Themen in allen Medien und Kneipen. Es wird oftmals übersehen, dass Ronaldo wohl einer, wenn nicht der ehrgeizigste Spieler im Weltfußball ist. Seine Rekorde sind beachtlich. Kein Spieler hat bisher in der Primera Divisiòn so schnell 100 Ligatore geschossen. Gerade mal 92 Auftritte benötigte der „Königliche" um Puskas’ Rekord (115 Spiele) zu pulverisieren. Messi brauchte 154 Spiele.
Bei zwei Spitzenvereinen hat er bereits Titel gewonnen und Rekorde gebrochen. Doch sein Auftreten lässt nicht indifferent. Seine Erfolge werden kleingeredet, seine aufreizende Pose beim Freistoß, die eher noch an ein WildWest-Duell als an den Mannschaftssport Rugby erinnert, reißen bei jedem Mal dem Kommentator einen Spruch von den Lippen. Natürlich provoziert er solche Sprüche auch. Wie im Halbfinale, als er kurz vor dem Anlauf auf der Großleinwand eine Locke in der Stirn erspähte und diesen „Faux-Boucle" (Locke) direkt in Ordnung brachte. Das breitbeinige Ritual zeigte auch im Halbfinale wieder eines deutlich: Schlussendlich geht es um Ronaldo gegen Spanien. Drei Schüsse wurden ihm gewährt, ein Vierter blieb aus. Spanien hatte im Elfmeterschießen den Colt schneller gezogen. Ein Shoot-out, das sich Ronaldo abseits seiner Mannschaft anschaute.
Nun ist er und nebenbei Portugal ausgeschieden. Ein „unfaires" Ende wie Ronaldo kommentierte. Dabei hätte die Saison perfekt enden können. Die Meisterschaft in Spanien, wahnsinnige 68 Tore in 65 Pflichtspielen, ein besseres Abschneiden als sein alter Widersacher Lionel Messi vor einem Jahr und vom Sündenbock eines vermeintlichen Gruppen-Aus zum Nationalhelden Portugals. Hätte er in der letzten Minute den schlampig gespielten Pass von Meireles ins Gehäuse gebracht, die alles bestimmende Diskussion um den Weltfußballer wäre wohl entschieden gewesen. Nun wird es wohl wieder nichts mit dem zweiten Ballon d’Or nach 2008. Doppelt ärgerlich für Ronaldo, da sein persönlicher Lance Armstrong aus Argentinien diese Saison, trotz Torrekords aufgrund mangelnder relevanter Titel, wohl wenig Chancen auf einen vierten Solo-Titel hat.
Angesprochen auf das Ausscheiden meinte Ronaldo resigniert: "Das ist Schicksal!" Eine Aussage, die sich problemlos auf sein glückloses Streben nach erneuter Anerkennung, dem goldenen Ball ummünzen lässt. Dabei hat er sich auch in der Stunde der Niederlage stark weiterentwickelt. Vor zwei Jahren hatte er noch vor die Kamera gespuckt, im Halbfinale der WM 2006 war er noch mehr durch das Spiel geflogen als ein Überflieger zu werden. Ungezählt sind die Tränen, die er bei diversen Niederlagen vergoss. Einzig die Vize-Europameisterschaft und die Berufung in die „Mannschaft des Turniers" bei der Heim-EM 2004 und vielleicht den vierten Platz bei der WM 2006 kann er bisher als „Erfolg" mit Portugal verbuchen.
„Ich bin in einer sehr guten Position, Weltfußballer zu werden" betonte er noch vor dem iberischen Duell selbstbewusst. Da schwanden seine Chancen gestern Abend allerdings deutlich. Das sieht Ronaldo selbst freilich ganz anders: „Ich bin sehr, sehr zuversichtlich, aber die letzte Entscheidung liegt bei anderen." Ohne Champions League oder EM-Titel käme das allerdings einer Sensation gleich. Je nach Ausgang des zweiten Halbfinals ist ein Andrea Pirlo in Cannavaro-Tradition da ealistischer. Und so gibt es dieses Mal trotz Rekordsaison vielleicht eine Undenkbarkeit der letzten Jahren: Es wird weder Ronaldo noch Messi. Wie das Duell auch ausgeht, eines ist sicher: Wie beim Elfmeterschießen kann Ronaldo nun nur noch tatenlos zuschauen bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres! Dabei sollte Ronaldo seinen Fokus darauf legen, dass die Masse seine Leistungen endlich anerkennt und sich nicht mehr nur mit der Oberflächlichkeit seines Auftretens auseinandersetzt. Verdient hätte er es sich. Trotz aller „glattgegelten" Ecken!
Schwierig genug, wie der letzte Satz zeigt.
Im Vorrundenspiel gegen Dänemark wurde das ewige Dilemma des portugiesischen Superstars deutlich. Die Portugiesen gewannen das Spiel zwar letztendlich höchstverdient mit 3:2, doch der Superstar blieb blass. Da skandierten die dänischen Fans den Namen seines größten Widersachers: „Messi, Messi" schallte es durch die Tribünen des Stadions in Lwiw. Nach dem Spiel und zahlreicher versiebter Großchancen platzte Ronaldo dann der Kragen: „Wo war denn Messi vor einem Jahr? Ausgeschieden bei der Copa America im eigenen Land. Ich dagegen kämpfe weiter ums Viertelfinale.".
Er fing sich und im entscheidenden Gruppenspiel gegen die Niederlande lieferte er eine Galavorstellung ab. Wie entfesselt traf Ronaldo zwar wieder zweimal den Pfosten, aber auch zweimal in das Tor und ebnete den Weg ins Viertelfinale. Dort warteten die Tschechen, die sich wohl immer noch fragten, wie sie dort hingelangt waren. Wieder war es Ronaldo, der zum Matchwinner wurde. Nach glücklosem Fallrückzieher und erneutem Pfosten-Schuss erzielte er per Kopf den 1:0-Endstand. Aus dem verzweifelt scheinenden Ronaldo der ersten beiden Partien, war der doppelte Matchwinner geworden. Die portugiesische Mannschaft spätestens ab da nur noch Komparsen einer vermeintlichen Ronaldo-Show. Mannschaftskollege Hugo Almeida drückte auf den richtigen Knopf: „Ronaldo ist der beste Spieler der EM!" So etwas geht runter wie Butter bei dem Mann, der in die Geschichtsbücher will. Um jeden Preis! Deswegen wollte er alles klrstellen und ls strahlender Matchwinner vom Platz gehen. Spanier sollten nur als trauriger Hintergrund dienen.
Es geht ihm um den Erfolg, den persönlichen. In einem Mannschaftssport wie Fußball geht das schwer ohne Titel. In einer auf ihn angewiesenen Nationalelf wie Portugal kann er sich mehr leisten als er in Mannschaften wie Spanien, Frankreich oder Deutschland. Doch eine „kleine" Fußballnation, die sogar ihre „Goldene Generation" um Figo und Rui Costa titellos in die Pension verabschiedete, bietet wenig Gelegenheiten internationale Titel zu sammeln und die Anerkennung „bester Spieler aller Zeiten" einzuheimsen. Das fehlende Kaschieren seiner Intention macht ihn dabei zum Feindbild. Schlechte Leistungen werden ihm nachgetragen, seine Frisuren und deren Gel-Gehalt sind Themen in allen Medien und Kneipen. Es wird oftmals übersehen, dass Ronaldo wohl einer, wenn nicht der ehrgeizigste Spieler im Weltfußball ist. Seine Rekorde sind beachtlich. Kein Spieler hat bisher in der Primera Divisiòn so schnell 100 Ligatore geschossen. Gerade mal 92 Auftritte benötigte der „Königliche" um Puskas’ Rekord (115 Spiele) zu pulverisieren. Messi brauchte 154 Spiele.
Bei zwei Spitzenvereinen hat er bereits Titel gewonnen und Rekorde gebrochen. Doch sein Auftreten lässt nicht indifferent. Seine Erfolge werden kleingeredet, seine aufreizende Pose beim Freistoß, die eher noch an ein WildWest-Duell als an den Mannschaftssport Rugby erinnert, reißen bei jedem Mal dem Kommentator einen Spruch von den Lippen. Natürlich provoziert er solche Sprüche auch. Wie im Halbfinale, als er kurz vor dem Anlauf auf der Großleinwand eine Locke in der Stirn erspähte und diesen „Faux-Boucle" (Locke) direkt in Ordnung brachte. Das breitbeinige Ritual zeigte auch im Halbfinale wieder eines deutlich: Schlussendlich geht es um Ronaldo gegen Spanien. Drei Schüsse wurden ihm gewährt, ein Vierter blieb aus. Spanien hatte im Elfmeterschießen den Colt schneller gezogen. Ein Shoot-out, das sich Ronaldo abseits seiner Mannschaft anschaute.
Nun ist er und nebenbei Portugal ausgeschieden. Ein „unfaires" Ende wie Ronaldo kommentierte. Dabei hätte die Saison perfekt enden können. Die Meisterschaft in Spanien, wahnsinnige 68 Tore in 65 Pflichtspielen, ein besseres Abschneiden als sein alter Widersacher Lionel Messi vor einem Jahr und vom Sündenbock eines vermeintlichen Gruppen-Aus zum Nationalhelden Portugals. Hätte er in der letzten Minute den schlampig gespielten Pass von Meireles ins Gehäuse gebracht, die alles bestimmende Diskussion um den Weltfußballer wäre wohl entschieden gewesen. Nun wird es wohl wieder nichts mit dem zweiten Ballon d’Or nach 2008. Doppelt ärgerlich für Ronaldo, da sein persönlicher Lance Armstrong aus Argentinien diese Saison, trotz Torrekords aufgrund mangelnder relevanter Titel, wohl wenig Chancen auf einen vierten Solo-Titel hat.
Angesprochen auf das Ausscheiden meinte Ronaldo resigniert: "Das ist Schicksal!" Eine Aussage, die sich problemlos auf sein glückloses Streben nach erneuter Anerkennung, dem goldenen Ball ummünzen lässt. Dabei hat er sich auch in der Stunde der Niederlage stark weiterentwickelt. Vor zwei Jahren hatte er noch vor die Kamera gespuckt, im Halbfinale der WM 2006 war er noch mehr durch das Spiel geflogen als ein Überflieger zu werden. Ungezählt sind die Tränen, die er bei diversen Niederlagen vergoss. Einzig die Vize-Europameisterschaft und die Berufung in die „Mannschaft des Turniers" bei der Heim-EM 2004 und vielleicht den vierten Platz bei der WM 2006 kann er bisher als „Erfolg" mit Portugal verbuchen.
„Ich bin in einer sehr guten Position, Weltfußballer zu werden" betonte er noch vor dem iberischen Duell selbstbewusst. Da schwanden seine Chancen gestern Abend allerdings deutlich. Das sieht Ronaldo selbst freilich ganz anders: „Ich bin sehr, sehr zuversichtlich, aber die letzte Entscheidung liegt bei anderen." Ohne Champions League oder EM-Titel käme das allerdings einer Sensation gleich. Je nach Ausgang des zweiten Halbfinals ist ein Andrea Pirlo in Cannavaro-Tradition da ealistischer. Und so gibt es dieses Mal trotz Rekordsaison vielleicht eine Undenkbarkeit der letzten Jahren: Es wird weder Ronaldo noch Messi. Wie das Duell auch ausgeht, eines ist sicher: Wie beim Elfmeterschießen kann Ronaldo nun nur noch tatenlos zuschauen bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres! Dabei sollte Ronaldo seinen Fokus darauf legen, dass die Masse seine Leistungen endlich anerkennt und sich nicht mehr nur mit der Oberflächlichkeit seines Auftretens auseinandersetzt. Verdient hätte er es sich. Trotz aller „glattgegelten" Ecken!
Schwierig genug, wie der letzte Satz zeigt.
Aufrufe: 4389 | Kommentare: 3 | Bewertungen: 10 | Erstellt:28.06.2012
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