17.11.2010 um 14:15 Uhr
Der königsblaue Quotenmann
Klaas-Jan Huntelaar ragt beim FC Schalke bisher heraus. Der Holländer trifft nach Belieben und zahlt seine Ablöse schon jetzt mehr als zufriedenstellend zurück.
0,7 ist grundsätzlich erstmal keine schöne Zahl. Unrund, sperrig und auf den ersten Blick wenig vielversprechend, vor allem wenn es um das Thema Wirtschaft (und erst recht um einen Fußballblog) geht. Deutschlands BIP stieg im dritten Quartal beispielsweise lediglich um 0,7 Prozent gegenüber den vorangegangenen drei Monaten und der DAX verlor am Dienstag 0,7 Prozentpunke.
Alles für die Quote
Der Zahl ist aber auch Positives abzugewinnen. So traf Klaas-Jan Huntelaar bisher in seiner Karriere in jedem Spiel 0,7 Mal ins gegnerische Tor. Natürlicher völliger Schwachsinn, auch wenn manche Treffer eigentlich nur zu 70 % dem eigentlich Torschützen gehören.
Statistisch etwas vereinfach gesehen heißt die 0,7-Quote, dass Huntelaar mindestens in jedem zweiten Spiel einen Treffer erzielt. Dieser Zahl ist sich der Holländer wahrscheinlich nicht bewusst (O-Ton zu Huntelaars Amtsbeginn auf Schalke: "Mit Statistiken beschäftige ich mich nicht"). Wohl aber sein Trainer und Sportdirektor Felix Magath. Der hat Huntelaar schließlich vor der Saison für 13 Millionen Euro vom AC Milan verpflichtet. Und hatte allen Grund dazu. Denn Huntelaar überzeugt nichts erst bei den Schalkern mit einem außergewöhnlichen Torriecher, einer starken Physis und einer Vielseitigkeit, die ihn für viele Verteidiger nur schwer auszurechnen macht.
Der Fast-Deutsche
Dirk Klaas-Jan Huntelaar wurde am 12. August 1983 in Voor-Drempt nur knapp eine halbe Stunde Autofahrt von der deutschen Grenze geboren.
Seine Jugend verbrachte der Angreifer bei De Graafschap ehe er mit 16 in die Jugendabteilung des PSV Eindhoven wechselte. Huntelaar schaffte als 19-Jähriger zwar den Sprung zu den Profis, für Spielpraxis in der ersten Mannschaft reichte es aber nicht wirklich. Der Weg führte ihn per Ausleihgeschäft über De Graafschap (Ein Tor in neun Kurzeinsätzen) in die holländische Provinz zum Zweitligisten AGOVV Apeldoorn. 26 Tore aus 35 Spielen (und damit Torschützenkönig sowie bester Spieler der Eersten Divisie) reichten den Verantwortlichen des PSV aber nicht. Huntelaar, im Talentreigen der großen holländischen Klubs ein wenig untergegangen, wird verscherbelt.
Die Jagd auf den Hunter
Der damals 21-Jährige wechselt im Sommer 2004 zu Heerenveen und avanciert innerhalb kürzester Zeit zum Shootingstar der holländischen Eredivisie. In seiner ersten Saison schießt er seinen neuen Klub mit 17 Treffern in den Uefa-Cup.
Die zweite Saison bei den Friesländern beginnt noch verheißungsvoller und Huntelaar trifft in den ersten 15 Spielen 17 Mal. Damit hat die Jagd auf den "Hunter" endgültig begonnen. Schließlich schlägt Ajax Amsterdam für 10 Millionen Euro zu und verpflichtet die Tormaschine im Winter 2005/2006. Der Neuzugang schlägt bei Ajax wie eine Bombe ein und trifft auch für den Haupstadtklub wie am Fließband. Am Ende der Saison wird Huntelaar mit insgesamt 33 Toren in 31 Spielen Torschützenkönig.
Auf eine Einladung zur WM 2006 in Deutschland wartet der Angreifer aber vergeblich, feiert stattdessen erst am 16. August desselben Jahres gegen Irland (4:0) sein Debüt und trifft gleich doppelt für die Elftal. Währenddessen ist längst halb Europa auf den 184 Zentimeter großen Stürmer aufmerksam geworden. Er gilt als Prototyp eines modernen Angreifers, der über einen harten und präzisen Schuss verfügt, kopfballstark und gleichzeitig robust und wendig ist.
Lockruf der Königlichen
Doch Huntelaar fühlt sich pudelwohl in der Heimat und wagt erst 2009 (nach 76 Toren in 92 Einsätzen für Ajax) den Schritt ins Ausland. Spanien soll es sein. Real Madrid. Der größte Klub der Welt bezahlt 27 Millionen Euro und reagiert mit Huntelaars Verpflichtung auf die schwere Verletzung eines gewissen Ruud van Nistelrooys.
"Huntes" Ambitionen sind groß, die Erwartungen in der spanischen Hauptstadt halten sich dagegen in Grenzen, sein Kredit von Beginn an nicht sehr hoch. Bezeichnend: Mit Huntelaar und Lass Diarra holte Real zwei Neue im Winter, die in der damaligen Saison bereits im Europa-Cup eingesetzt worden sind. Nur einer von beiden durfte nachnominiert werden.
Trainer Juande Ramos entscheidet sich gegen den Holländer, der fortan einen noch schwereren Stand bei den Königlichen hat. Die Vertrauensbasis ist dahin und Huntelaar bedient. Im Sommer 2009 zieht er einen Schlussstrich unter das Kapitel Real Madrid und wechselt zum AC Milan.
Doch auch die italienische Variante des Glamours gefällt dem stillen Niederländer nicht und er bekommt Probleme, sich in der Mannschaft sportlich und sozial zu etablieren. Wie schon in Madrid wurde Huntelaar Leidtragender einer ungeduldigen Vereinsspitze und wenig nachhaltiger, aber plakativer Transferpolitik. Am Ende der Saison nach lediglich sieben Toren in 25 Einsätzen, wovon die meisten getrost als "kurz" bezeichnet werden dürfen, setzt ihm Klubboss Berlusconi die neuen Stars Zlatan Ibrahimovic und Robinho vor die Nase. Trotzdem will Huntelaar die 18 Monate bei Real und Milan auch im Nachhinein partout nicht als "vertan" bezeichnen.
Huntelaar als Buli-Experte
Kurz vor Ende der Transferperiode der laufenden Saison erzielen dann der FC Schalke und die Italiener Einigung über einen Wechsel des 27-Jährigen, der von nun an drei Jahre in Gelsenkirchen auf Torejagd gehen soll. Huntelaar wirkte damals erleichtert, dass der Wechsel geklappt hat und ragt als einer der wenigen aus der lethargischen Schalker Truppe heraus.
"Für mich ist entscheidend, dass ich hier immer 90 Minuten durchspiele", sagt er dem "Kicker" noch vor seinem ersten Spiel.
Es ist sicherlich kein Zufall, dass sich Huntelaar für die Königsblauen entschieden hat. Der Niederländer ist Bundesliga-Fan. Zuletzt überraschte er, angesprochen auf die Schalker Misere, mit der Aussage, dass die Bundesligasaison vor zwei Jahren gezeigt hätte, wie schnell es gehen kann (Seine Beispiele: Wolfsburg von Platz 9 nach der Hinrunde noch Meister, Hoffenheim nach Herbstmeisterschaft noch abgestürzt). So eine Aussage ist einigen Profis, die damals schon in Deutschland gespielt haben, nicht mal zuzutrauen.
Natürlich taten auch die spektakulären Verpflichtungen von Raul und Jurado ihr Übriges, wobei für den Holländer möglicherweise zwei weitere Argumente noch ausschlaggebender gewesen sein dürften. Zum einen natürlich die Nähe zur Heimat. Und zum anderen die Mentalität des Schalker Vereins. Ein Arbeiterverein, der mit Glamour etwa so viel zu tun hat wie der Deutsche Aktien-Index mit einem Blog zu Klaas-Jan Huntelaar. Der fühlt sich richtig wohl auf Schalke. Seine Bilanz nach 10 Spielen: Richtig, 7 Tore.
0,7 ist grundsätzlich erstmal keine schöne Zahl. Unrund, sperrig und auf den ersten Blick wenig vielversprechend, vor allem wenn es um das Thema Wirtschaft (und erst recht um einen Fußballblog) geht. Deutschlands BIP stieg im dritten Quartal beispielsweise lediglich um 0,7 Prozent gegenüber den vorangegangenen drei Monaten und der DAX verlor am Dienstag 0,7 Prozentpunke.
Alles für die Quote
Der Zahl ist aber auch Positives abzugewinnen. So traf Klaas-Jan Huntelaar bisher in seiner Karriere in jedem Spiel 0,7 Mal ins gegnerische Tor. Natürlicher völliger Schwachsinn, auch wenn manche Treffer eigentlich nur zu 70 % dem eigentlich Torschützen gehören.
Statistisch etwas vereinfach gesehen heißt die 0,7-Quote, dass Huntelaar mindestens in jedem zweiten Spiel einen Treffer erzielt. Dieser Zahl ist sich der Holländer wahrscheinlich nicht bewusst (O-Ton zu Huntelaars Amtsbeginn auf Schalke: "Mit Statistiken beschäftige ich mich nicht"). Wohl aber sein Trainer und Sportdirektor Felix Magath. Der hat Huntelaar schließlich vor der Saison für 13 Millionen Euro vom AC Milan verpflichtet. Und hatte allen Grund dazu. Denn Huntelaar überzeugt nichts erst bei den Schalkern mit einem außergewöhnlichen Torriecher, einer starken Physis und einer Vielseitigkeit, die ihn für viele Verteidiger nur schwer auszurechnen macht.
Der Fast-Deutsche
Dirk Klaas-Jan Huntelaar wurde am 12. August 1983 in Voor-Drempt nur knapp eine halbe Stunde Autofahrt von der deutschen Grenze geboren.
Seine Jugend verbrachte der Angreifer bei De Graafschap ehe er mit 16 in die Jugendabteilung des PSV Eindhoven wechselte. Huntelaar schaffte als 19-Jähriger zwar den Sprung zu den Profis, für Spielpraxis in der ersten Mannschaft reichte es aber nicht wirklich. Der Weg führte ihn per Ausleihgeschäft über De Graafschap (Ein Tor in neun Kurzeinsätzen) in die holländische Provinz zum Zweitligisten AGOVV Apeldoorn. 26 Tore aus 35 Spielen (und damit Torschützenkönig sowie bester Spieler der Eersten Divisie) reichten den Verantwortlichen des PSV aber nicht. Huntelaar, im Talentreigen der großen holländischen Klubs ein wenig untergegangen, wird verscherbelt.
Die Jagd auf den Hunter
Der damals 21-Jährige wechselt im Sommer 2004 zu Heerenveen und avanciert innerhalb kürzester Zeit zum Shootingstar der holländischen Eredivisie. In seiner ersten Saison schießt er seinen neuen Klub mit 17 Treffern in den Uefa-Cup.
Die zweite Saison bei den Friesländern beginnt noch verheißungsvoller und Huntelaar trifft in den ersten 15 Spielen 17 Mal. Damit hat die Jagd auf den "Hunter" endgültig begonnen. Schließlich schlägt Ajax Amsterdam für 10 Millionen Euro zu und verpflichtet die Tormaschine im Winter 2005/2006. Der Neuzugang schlägt bei Ajax wie eine Bombe ein und trifft auch für den Haupstadtklub wie am Fließband. Am Ende der Saison wird Huntelaar mit insgesamt 33 Toren in 31 Spielen Torschützenkönig.
Auf eine Einladung zur WM 2006 in Deutschland wartet der Angreifer aber vergeblich, feiert stattdessen erst am 16. August desselben Jahres gegen Irland (4:0) sein Debüt und trifft gleich doppelt für die Elftal. Währenddessen ist längst halb Europa auf den 184 Zentimeter großen Stürmer aufmerksam geworden. Er gilt als Prototyp eines modernen Angreifers, der über einen harten und präzisen Schuss verfügt, kopfballstark und gleichzeitig robust und wendig ist.
Lockruf der Königlichen
Doch Huntelaar fühlt sich pudelwohl in der Heimat und wagt erst 2009 (nach 76 Toren in 92 Einsätzen für Ajax) den Schritt ins Ausland. Spanien soll es sein. Real Madrid. Der größte Klub der Welt bezahlt 27 Millionen Euro und reagiert mit Huntelaars Verpflichtung auf die schwere Verletzung eines gewissen Ruud van Nistelrooys.
"Huntes" Ambitionen sind groß, die Erwartungen in der spanischen Hauptstadt halten sich dagegen in Grenzen, sein Kredit von Beginn an nicht sehr hoch. Bezeichnend: Mit Huntelaar und Lass Diarra holte Real zwei Neue im Winter, die in der damaligen Saison bereits im Europa-Cup eingesetzt worden sind. Nur einer von beiden durfte nachnominiert werden.
Trainer Juande Ramos entscheidet sich gegen den Holländer, der fortan einen noch schwereren Stand bei den Königlichen hat. Die Vertrauensbasis ist dahin und Huntelaar bedient. Im Sommer 2009 zieht er einen Schlussstrich unter das Kapitel Real Madrid und wechselt zum AC Milan.
Doch auch die italienische Variante des Glamours gefällt dem stillen Niederländer nicht und er bekommt Probleme, sich in der Mannschaft sportlich und sozial zu etablieren. Wie schon in Madrid wurde Huntelaar Leidtragender einer ungeduldigen Vereinsspitze und wenig nachhaltiger, aber plakativer Transferpolitik. Am Ende der Saison nach lediglich sieben Toren in 25 Einsätzen, wovon die meisten getrost als "kurz" bezeichnet werden dürfen, setzt ihm Klubboss Berlusconi die neuen Stars Zlatan Ibrahimovic und Robinho vor die Nase. Trotzdem will Huntelaar die 18 Monate bei Real und Milan auch im Nachhinein partout nicht als "vertan" bezeichnen.
Huntelaar als Buli-Experte
Kurz vor Ende der Transferperiode der laufenden Saison erzielen dann der FC Schalke und die Italiener Einigung über einen Wechsel des 27-Jährigen, der von nun an drei Jahre in Gelsenkirchen auf Torejagd gehen soll. Huntelaar wirkte damals erleichtert, dass der Wechsel geklappt hat und ragt als einer der wenigen aus der lethargischen Schalker Truppe heraus.
"Für mich ist entscheidend, dass ich hier immer 90 Minuten durchspiele", sagt er dem "Kicker" noch vor seinem ersten Spiel.
Es ist sicherlich kein Zufall, dass sich Huntelaar für die Königsblauen entschieden hat. Der Niederländer ist Bundesliga-Fan. Zuletzt überraschte er, angesprochen auf die Schalker Misere, mit der Aussage, dass die Bundesligasaison vor zwei Jahren gezeigt hätte, wie schnell es gehen kann (Seine Beispiele: Wolfsburg von Platz 9 nach der Hinrunde noch Meister, Hoffenheim nach Herbstmeisterschaft noch abgestürzt). So eine Aussage ist einigen Profis, die damals schon in Deutschland gespielt haben, nicht mal zuzutrauen.
Natürlich taten auch die spektakulären Verpflichtungen von Raul und Jurado ihr Übriges, wobei für den Holländer möglicherweise zwei weitere Argumente noch ausschlaggebender gewesen sein dürften. Zum einen natürlich die Nähe zur Heimat. Und zum anderen die Mentalität des Schalker Vereins. Ein Arbeiterverein, der mit Glamour etwa so viel zu tun hat wie der Deutsche Aktien-Index mit einem Blog zu Klaas-Jan Huntelaar. Der fühlt sich richtig wohl auf Schalke. Seine Bilanz nach 10 Spielen: Richtig, 7 Tore.
Aufrufe: 4092 | Kommentare: 9 | Bewertungen: 3 | Erstellt:17.11.2010
ø 7.0
KOMMENTARE
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17.11.2010 | 18:03 Uhr
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Dr_D :
Starker Blog.Vom HSV die Nase voll? Aber in Schalke fündig geworden? Sachen gibt es.
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17.11.2010 | 18:06 Uhr
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Ansonsten gilt: NUR DER HSV.
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17.11.2010 | 19:02 Uhr
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Hat bei Real und bei Milan nie die Anerkennung gekriegt, wohl allein aufgrund seiner unspektakulären Spielweise, seine Statistiken sind ja sehr gut, dafür dass er bei beiden Vereinen nur Einwechselspieler war.
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17.11.2010 | 20:46 Uhr
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@wunderkind
warum hast du soon scheiss Feyenoord knirps als Profil bild
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17.11.2010 | 20:50 Uhr
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miguelo :
Also wer seine Ballverstolperer bei Real Madrid gesehen hat weiß warum er verkauft wurde.
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17.11.2010 | 22:44 Uhr
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Donovan :
Ich versteh bis jetzt nicht, warum die Clubs erst so spät auf den Hunter aufmerksam geworden sind...Hätte ihn mir damals gut in Bremen vorstellen können... dort hätte er weiter reifen können um dann zu einem Spitzenverein zu wechseln.
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trotzdem bin ich immer noch sehr sauer wie er 2009 den VfB verarscht hat!
Ansonsten toller Blog, 10 Punkte.