22.01.2009 um 20:06 Uhr
Deutsche Eintagsfliegen
Die Winterpause neigt sich zum Glück allmählich ihrem Ende entgegen. Doch ehe hier wieder die Aktualität Einzug hält, will ich ein letztes Mal zurückschauen. Diesmal geht es um unsere Nationalmannschaft und einige ihrer Kurzzeitmitglieder.
Die Bundestrainer und Teamchefs haben im Laufe der Zeit einige Experimente gewagt und Spielern eine Chance gegeben, die ihre Qualität erst dauerhaft unter Beweis stellen mussten. Einigen ist dies gelungen, vielen aber auch nicht. Und so kommt es, dass manch ein Kicker nach wenigen Auftritten im Nationaltrikot rasch wieder in der Bedeutungslosigkeit des Liga-Alltags verschwand und nie wieder eine Partie für die Auswahlmannschaft bestritt. Solche Eintagsfliegen gibt es zu Hauf. In vielen Fällen erinnert man sich jedoch kaum mehr, dass der Betreffende in grauer Vorzeit einmal für die Nationalelf die Fußballschuhe geschnürt hat. Abhilfe schafft die Liste der in Vergessenheit geratenen Nationalspieler der letzten zehn Jahre:
Marco Reich
Er war der Sonnboy der Lauterer Meistermannschaft 98. Zwar gelang Marco Reich in den 31 Spielen der Saison 97/98 nur ein einziger Treffer, gleichwohl hatte der gebürtige Nordpfälzer einen gehörigen Anteil an dem ersten Meistertitel eines Aufsteigers in der Bundesligageschichte. Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, ehe Reich auch das Nationaltrikot würde überstreifen dürfen. Und in der Tat: Im Februar des Folgejahres wurde er für die USA-Reise der Nationalmannschaft berufen und bestritt in Miami beim 3:3 gegen die Auswahl Kolumbiens sein erstes Länderspiel, das jedoch auch sein letztes bleiben sollte. Dabei lief es für Reich zunächst recht gut. Er wurde Stammspieler in Kaiserslautern und konnte sich des Öfteren in die Torschützenliste eintragen. Doch mit dem Wechsel zum 1. FC Köln erfuhr Reichs Karriere einen nachhaltigen Knick. Nach einem verkorksten Jahr ging Reich vom Rhein an die Weser, konnte sich aber bei den Bremern nicht durchsetzen. Engagements bei Derby County und Crystal Palace folgte ein zweijähriges Intermezzo bei Zweitligist Kickers Offenbach. Inzwischen spielt der 31Jährige, dem nicht zu Unrecht der Makel eines schlampigen Talents anhaftet, bei dem englischen Drittligisten FC Walsall und dürfte mit Wehmut an den 9.2.1999 zurückdenken, den Tag seines einzigen Länderspiels.
Ronald Maul
Auch die nächste Amerika-Reise nutzte Bundestrainer Erich Ribbeck (ja, der war das damals!) zu Experimenten und berief den einen oder anderen Akteur ohne Nationalmannschaftserfahrung für die Partien des Confed-Cups in Mexiko. Darunter so illustre Ballakrobaten wie Ronald Maul und Heiko Gerber, die bei den peinlichen Niederlagen gegen Brasilien (0:4) und USA (0:2) zum Einsatz kamen. Vielleicht ist es den Resultaten geschuldet, dass die beiden nie wieder ein Länderspiel für Deutschland bestritten. Vielleicht lag es aber auch schlicht an mangelnder Klasse. Linksverteidiger Heiko Gerber konnte in der Folge beim VfB Stuttgart nicht mehr entscheidend auf sich aufmerksam machen. Und auch Ronald Maul gelang es weder bei der Bielefelder Arminia noch auf seinen weiteren Stationen in Hamburg und Rostock mit länderspielreifen Leistungen zu überzeugen. Seit Beginn 2008 spielt Maul nach einem halben Jahr Vereinslosigkeit für den Zweitligisten Rot-Weiss Ahlen und gehört zweifelsohne zur Riege der vergessenen Nationalspieler.
Mustafa Dogan
Dass Mustafa Dogan in seiner Karriere das eine oder andere Länderspiel bestritten hat, erscheint nicht sonderlich überraschend. Dass er seine zwei Einsätze aber im Dress der deutschen Nationalmannschaft absolviert hat, hingegen schon – sofern man jedenfalls die Spiele des besagten Confed-Cups 99 aus dem Gedächtnis gelöscht hat. Denn auch Dogan kam hier – bei der 0:2-Pleite gegen die USA – zum Einsatz und ist damit der erste türkischstämmige Nationalspieler des deutschen Fußballs. Der in der Türkei geborene Defensivspezialist zog im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern nach Duisburg und erlangte später die deutsche Staatsangehörigkeit. Nach den ersten Gehversuchen in der Bundesliga beim KFC Uerdingen wechselte Dogan Mitte der 90er Jahre zu Fenerbahce Istanbul, wo er sich als Abwehrstratege für die Nationalmannschaft empfahl. Seinen zweiten und dann auch letzten Auftritt für die Nationalmannschaft absolvierte er übrigens ausgerechnet gegen die Türkei. Beim entscheidenden Qualifikationsspiel für die EM 2000 am 9.10.1999 in München wurde Dogan kurz vor Spielende eingewechselt und half, das 0:0 über die Zeit zu bringen. Weitere Länderspielberufungen blieben aus. Dennoch sah man Dogan später noch in Deutschlands Fußballstadien. In der Saison 2003/2004 trat er für den 1. FC Köln gegen das Leder, konnte in seinen 25 Einsätzen den Abstieg jedoch nicht verhindern.
Michael Hartmann
Dass man das Projekt Nationalmannschaft nie abschreiben sollte, zeigt das Beispiel Michael Hartmanns. Mit 28 Jahren und nach über 200 Profi-Einsätzen erlebte er im März 2003 beim 1:0-Sieg gegen Serbien und Montenegro sein Debüt im Dress der Nationalmannschaft. Leider jedoch brachte die aus der Not geborene Berufung (Rudi Völler gingen schlicht und einfach die Linksverteidiger aus) nicht den gewünschten Auftrieb. Bei Hertha lief es für Hartmann nicht mehr rund, so dass er 2004 an die Ostsee zum FC Hansa wechselte, mit dem er prompt in die 2. Liga abstieg. Auch die Nationalmannschaftskarriere war nicht von großer Dauer. Beim legendären 0:0 in Island im September 2003 kam Hartmann zu seinem letzten Einsatz. Eine halbe Stunde vor Schluss wurde er für Christian Rahn (auch der war mal Nationalspieler) eingewechselt, konnte aber weder das torlose Remis noch den anschließenden verbalen Schlagabtausch zwischen Rudi und Waldi verhindern.
Marco Engelhardt
Manchmal muss eine mehrjährige Nichtberücksichtigung auch nicht das Ende aller Nationalmannschaftsträume bedeuten und kann vielmehr als eine Kreativpause interpretiert werden. Möglicherweise ist dies auch die Sichtweise von Marco Engelhardt, der zum neuen Jahr zum Karlsruher SC zurückgekehrt ist und auf eine Fortsetzung seiner Länderspielkarriere hofft. Begonnen hat diese im Dezember 2004 bei einer von allen Seiten als überflüssig empfundenen Asien-Reise. Hier kam Engelhardt gleich zweimal zum Einsatz, musste aber zunächst auf weitere Spiele im Nationaltrikot verzichten, ehe ihn Jürgen Klinsmann dann für den Confed-Cup im eigenen Land nominierte und beim 2:2 gegen Argentinien zu weiterer Spielpraxis verhalf. Bei diesen drei Einsätzen ist es, nicht zuletzt wegen schwerer Verletzungen geblieben. Bisher!
Selbstverständlich erhebt auch diese Zusammenstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wie auch?! Die Liste der sog. Eintagsfliegen ließe sich schier endlos fortsetzen. Man denke nur an Namen wie Daniel Bierofka, Benny Lauth, Zoltan Sebescen…
Brachte es immerhin auf vier Länderspiele: Michael Hartmann.
Die Bundestrainer und Teamchefs haben im Laufe der Zeit einige Experimente gewagt und Spielern eine Chance gegeben, die ihre Qualität erst dauerhaft unter Beweis stellen mussten. Einigen ist dies gelungen, vielen aber auch nicht. Und so kommt es, dass manch ein Kicker nach wenigen Auftritten im Nationaltrikot rasch wieder in der Bedeutungslosigkeit des Liga-Alltags verschwand und nie wieder eine Partie für die Auswahlmannschaft bestritt. Solche Eintagsfliegen gibt es zu Hauf. In vielen Fällen erinnert man sich jedoch kaum mehr, dass der Betreffende in grauer Vorzeit einmal für die Nationalelf die Fußballschuhe geschnürt hat. Abhilfe schafft die Liste der in Vergessenheit geratenen Nationalspieler der letzten zehn Jahre:
Marco Reich
Er war der Sonnboy der Lauterer Meistermannschaft 98. Zwar gelang Marco Reich in den 31 Spielen der Saison 97/98 nur ein einziger Treffer, gleichwohl hatte der gebürtige Nordpfälzer einen gehörigen Anteil an dem ersten Meistertitel eines Aufsteigers in der Bundesligageschichte. Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, ehe Reich auch das Nationaltrikot würde überstreifen dürfen. Und in der Tat: Im Februar des Folgejahres wurde er für die USA-Reise der Nationalmannschaft berufen und bestritt in Miami beim 3:3 gegen die Auswahl Kolumbiens sein erstes Länderspiel, das jedoch auch sein letztes bleiben sollte. Dabei lief es für Reich zunächst recht gut. Er wurde Stammspieler in Kaiserslautern und konnte sich des Öfteren in die Torschützenliste eintragen. Doch mit dem Wechsel zum 1. FC Köln erfuhr Reichs Karriere einen nachhaltigen Knick. Nach einem verkorksten Jahr ging Reich vom Rhein an die Weser, konnte sich aber bei den Bremern nicht durchsetzen. Engagements bei Derby County und Crystal Palace folgte ein zweijähriges Intermezzo bei Zweitligist Kickers Offenbach. Inzwischen spielt der 31Jährige, dem nicht zu Unrecht der Makel eines schlampigen Talents anhaftet, bei dem englischen Drittligisten FC Walsall und dürfte mit Wehmut an den 9.2.1999 zurückdenken, den Tag seines einzigen Länderspiels.
Ronald Maul
Auch die nächste Amerika-Reise nutzte Bundestrainer Erich Ribbeck (ja, der war das damals!) zu Experimenten und berief den einen oder anderen Akteur ohne Nationalmannschaftserfahrung für die Partien des Confed-Cups in Mexiko. Darunter so illustre Ballakrobaten wie Ronald Maul und Heiko Gerber, die bei den peinlichen Niederlagen gegen Brasilien (0:4) und USA (0:2) zum Einsatz kamen. Vielleicht ist es den Resultaten geschuldet, dass die beiden nie wieder ein Länderspiel für Deutschland bestritten. Vielleicht lag es aber auch schlicht an mangelnder Klasse. Linksverteidiger Heiko Gerber konnte in der Folge beim VfB Stuttgart nicht mehr entscheidend auf sich aufmerksam machen. Und auch Ronald Maul gelang es weder bei der Bielefelder Arminia noch auf seinen weiteren Stationen in Hamburg und Rostock mit länderspielreifen Leistungen zu überzeugen. Seit Beginn 2008 spielt Maul nach einem halben Jahr Vereinslosigkeit für den Zweitligisten Rot-Weiss Ahlen und gehört zweifelsohne zur Riege der vergessenen Nationalspieler.
Mustafa Dogan
Dass Mustafa Dogan in seiner Karriere das eine oder andere Länderspiel bestritten hat, erscheint nicht sonderlich überraschend. Dass er seine zwei Einsätze aber im Dress der deutschen Nationalmannschaft absolviert hat, hingegen schon – sofern man jedenfalls die Spiele des besagten Confed-Cups 99 aus dem Gedächtnis gelöscht hat. Denn auch Dogan kam hier – bei der 0:2-Pleite gegen die USA – zum Einsatz und ist damit der erste türkischstämmige Nationalspieler des deutschen Fußballs. Der in der Türkei geborene Defensivspezialist zog im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern nach Duisburg und erlangte später die deutsche Staatsangehörigkeit. Nach den ersten Gehversuchen in der Bundesliga beim KFC Uerdingen wechselte Dogan Mitte der 90er Jahre zu Fenerbahce Istanbul, wo er sich als Abwehrstratege für die Nationalmannschaft empfahl. Seinen zweiten und dann auch letzten Auftritt für die Nationalmannschaft absolvierte er übrigens ausgerechnet gegen die Türkei. Beim entscheidenden Qualifikationsspiel für die EM 2000 am 9.10.1999 in München wurde Dogan kurz vor Spielende eingewechselt und half, das 0:0 über die Zeit zu bringen. Weitere Länderspielberufungen blieben aus. Dennoch sah man Dogan später noch in Deutschlands Fußballstadien. In der Saison 2003/2004 trat er für den 1. FC Köln gegen das Leder, konnte in seinen 25 Einsätzen den Abstieg jedoch nicht verhindern.
Michael Hartmann
Dass man das Projekt Nationalmannschaft nie abschreiben sollte, zeigt das Beispiel Michael Hartmanns. Mit 28 Jahren und nach über 200 Profi-Einsätzen erlebte er im März 2003 beim 1:0-Sieg gegen Serbien und Montenegro sein Debüt im Dress der Nationalmannschaft. Leider jedoch brachte die aus der Not geborene Berufung (Rudi Völler gingen schlicht und einfach die Linksverteidiger aus) nicht den gewünschten Auftrieb. Bei Hertha lief es für Hartmann nicht mehr rund, so dass er 2004 an die Ostsee zum FC Hansa wechselte, mit dem er prompt in die 2. Liga abstieg. Auch die Nationalmannschaftskarriere war nicht von großer Dauer. Beim legendären 0:0 in Island im September 2003 kam Hartmann zu seinem letzten Einsatz. Eine halbe Stunde vor Schluss wurde er für Christian Rahn (auch der war mal Nationalspieler) eingewechselt, konnte aber weder das torlose Remis noch den anschließenden verbalen Schlagabtausch zwischen Rudi und Waldi verhindern.
Marco Engelhardt
Manchmal muss eine mehrjährige Nichtberücksichtigung auch nicht das Ende aller Nationalmannschaftsträume bedeuten und kann vielmehr als eine Kreativpause interpretiert werden. Möglicherweise ist dies auch die Sichtweise von Marco Engelhardt, der zum neuen Jahr zum Karlsruher SC zurückgekehrt ist und auf eine Fortsetzung seiner Länderspielkarriere hofft. Begonnen hat diese im Dezember 2004 bei einer von allen Seiten als überflüssig empfundenen Asien-Reise. Hier kam Engelhardt gleich zweimal zum Einsatz, musste aber zunächst auf weitere Spiele im Nationaltrikot verzichten, ehe ihn Jürgen Klinsmann dann für den Confed-Cup im eigenen Land nominierte und beim 2:2 gegen Argentinien zu weiterer Spielpraxis verhalf. Bei diesen drei Einsätzen ist es, nicht zuletzt wegen schwerer Verletzungen geblieben. Bisher!
Selbstverständlich erhebt auch diese Zusammenstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wie auch?! Die Liste der sog. Eintagsfliegen ließe sich schier endlos fortsetzen. Man denke nur an Namen wie Daniel Bierofka, Benny Lauth, Zoltan Sebescen…
Brachte es immerhin auf vier Länderspiele: Michael Hartmann.
Aufrufe: 9664 | Kommentare: 12 | Bewertungen: 15 | Erstellt:22.01.2009
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KOMMENTARE
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16.02.2009 | 21:03 Uhr
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Voegi :
@ TheSpecialDanke für die Namen! In meiner Tipp-Community haben wir nämlich so eine Rubrik! Und das erspart mir jetzt die Suche! Super!
@ DEnniE & The Special
Wie kommt Ihr beide denn jetzt gerade auf das Blog. Das ist ja schon paar Wochen alt. Ist das irgendwo verlinkt?
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Hiernoch ein paar Namen:
Martin Max, Hanno Baltisch(Beide 1Länderspiel)
Alexander Madlung, Ingo Hertzsch, Frank Fahrenhorst (alle 2Spiele)