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05.03.2012 um 18:53 Uhr
Die Klitschko-Farce
Die Show am vergangenen Wochenende war wieder einmal „grandios". Zwei Wochen nach der erfolgreichen Titelverteidigung seines fünf Jahre älteren Bruders Vitali am 18. Februar in der Münchner Olympiahalle gegen den britischen Rüpel-Boxer Dereck Chisora folgte am vergangenen Samstag eine erneute Demonstration der Stärke von Wladimir Klitschko. Vor 50.000 teils euphorisierten Fans in der Düsseldorfer Esprit Arena löste der gebürtige Ukrainer sein groß angekündigtes Versprechen ein und schlug seinen französischen Kontrahenten Jean- Marc Mormeck in der vierten Runde K.o. Der fast vierzig Jährige Mormeck wirkte über die gesamte Distanz hilflos, lethargisch und vollkommen indisponiert und konnte den übermächtigen Gegner nicht ein einziges Mal unter Druck setzen, geschweige denn treffen. Finanziell kannte das kurze Spektakel hingegen nur Sieger. Nicht nur für die beiden Protagonisten, sondern vor allem der übertragende Sender gingen als Gewinner aus dem Ring.

Im Fokus

Der sportliche Wert des ungleichen Duells ist allerdings eher überschaubar. Der Gegner deutlich leichter und kleiner als der ukrainische „Steelhammer" konnte sich nie wirklich auf der Bühne des Schwergewichtboxens profilieren. In Anbetracht des Kampfes um die WBA-Krone (Superchampion W. Klitschko) zwischen dem russischen Titelträgers Alexander Povetkin und dem deutschen Herausforderers serbischer Herkunft Marco Huck (bürg. Muamar Hukic) war es trotz des Knock-outs in der vierten Runde die zu erwartende Enttäuschung. Während Povetkin und Huck den 7.000 Zuschauern in der Stuttgarter Porsche Arena einen zwar nicht hochklassigen, aber dennoch mitreißenden und bist zum letzten Gongschlag spannenden Faustkampf lieferten, trumpften die sympathischen Boxbrüder aus dem Osten zum wiederholten Male nur gegen einen schwachen Boxer auf. Der Show tut dies allerdings keinen Abbruch. Im Gegenteil- der Kölner Privatsender RTL erreichte mit einer Quote von 12,26 Millionen (Markanteil 50,3 %) erneut einen fantastischen Wert (V. Klitschko- D. Chisora sahen 12,96 Mio.), im Vergleich zum prestigeträchtigen „Sommerschlager" zwischen dem britischen „Provokationsathleten" David Haye und Wladimir Klitschko den 16,28 Millionen Boxfans an den Mattscheiben verfolgten ist allerdings ein deutlicher Quotenrückgang zu verzeichnen. Im Kontrast steht hierzu schon fast der Huck-Povetkin Kampf aus Stuttgart- der übertragende Sender (ARD) verzeichnete für einen sportlich hochinteressanten Kampf mit deutscher Weltmeisterchance lediglich 7,31 Millionen Zuschauer- für beide Boxer allerdings bisheriger TV-Rekord. Doch von Klitschko-Werten kann man bei der ARD und der Sauerlandpromotion nur träumen.

Gentleman Brothers

Was vor allem am hohen sozialen Standing der Klitschkos liegt. Hochgebildet und durch ihre sympathischen Umgangsformen bekannt, schaffen sie sich eine unverkennbare Distanz zu den klischeebehaften Boxern, die sich eher durch Überheblichkeit und Provokationslust auszeichnen. Eine Parallele lässt sich hierbei zu Henry Maske ziehen, dem ehemaligen "Gentleman" des deutschen Boxsportes. Der aus der DDR stammende Profiboxer löste in Deutschland einen wahren Boxboom aus. Sein kultiviertes Auftreten und seine Dominanz im Ring machten ihm zu einem der beliebtesten deutschen Sportler. Seine Kämpfe lockten nicht nur abertausende Fans in die größten deutschen Hallen, sondern vor allem auch vor die heimischen Fernsehgeräte. Phasenweise 18 Millionen Menschen schauten die WM-Kämpfe des „Gentlemans", ebenfalls beim häufig in der Kritik stehenden Sender RTL. Der es bereits damals perfekt vermochte, den deutschen Publikumsliebling auch neben den Ring perfekt in Szene zu setzen.
Deshalb ist es wenig verwunderlich, dass das sportliche zunehmend in den Schatten gestellt wird. In den ellenlangen Vorberichten wird alles versucht, die stark ausgeprägte soziale Ader des Brüderpaars verstärkt in den Fokus zu rücken- geschäftliches Kalkül des TV-Partners. Besonders fragwürdig sind zudem die Ähnlichkeiten zwischen den Haye-Wladimir und Chisora-Vitali Kampf. Beide im Vorfeld medial angestachelt durch provokative Aussagen der Herausforderer, wurde diese Schiene am Kampfabend fortgeführt. Beide Klitschko-Kontrahenten kamen mit über halbstündiger Verspätung in den Ring, was sich allerdings für RTL vorteilhaft auswirkte. Zahlreiche Werbespots konnten somit „kurzfristig" eingeschoben werden- bevor sich die Gegner doch noch in den Ring bewegen konnten und einen überraschend guten Fight lieferten. In eine ähnliche Kategorie könnte demzufolge die Aussage vom gescheiterten Marco Huck einzuordnen sein. Der als egozentrisch und überheblich geltende Marco Huck unterstellte dem Klitschko Management, die Ohrfeige von Chisora im Vorfeld der Titelverteidigung in München inszeniert zu haben, wogegen das Management eine einstweilige Verfügung gegen Huck durchsetze.

Starke Gegner? - Reichlich


Doch stellt sich die Frage, gibt es überhaupt bessere Alternativen als Chisora, Mormeck oder Thomson. Diese ist mit Ja zu beantworten. Laut den Weltranglisten und bisher gewonnenen Eindrücken gibt es einige mögliche Gegner, die vom Potenzial als stärker eingeschätzt werden. Der noch ungeschlagene, aber noch ziemlich unerfahrene Brite Tyson Fury (2.06 m groß), der im vergangenen Sommer Dereck Chisora bezwang, der finnische Riese Robert Helenius oder WBA Weltmeister Alexander Povetkin. Auch der kubanische Odlanier Solis, Olympiasieger von Athen, der zwar gegen Vitali Klitschko in der ersten Runde (wohl verletzungsbedingt) K.o. ging, gilt als aussichtsreich. Nicht zu vergessen, der Brite David Haye, dessen boxerische Qualitäten beim Fight gegen Wladimir am 2. Juli 2011 zu überzeugen wussten. Nachdem öffentlichen Kampfversprechen zwischen Vitali Klitschko und David Haye vor laufenden Kameras, scheint ein Duell der Intimfeinde möglich.


Phänomen Klitschko


Die beiden Klitschkos sind herausragende Boxer und vor allem vorbildliche Menschen. Sportlich Fair und sozial engagiert. Sie sind auch ohne „deutschen Pass" zu Nationalhelden geworden. Sie waren das erste Brüderpaar und werden wohl auch das letzte Brüderpaar sein, was den Boxsport so dominieren konnte. Vitali Klitschko, der sich mit Lennox Lewis am 21. Juni 2003 einen der besten Kämpfe im letzten Jahrzehnt lieferte ist der wohl derzeit beste Boxer der Welt, solange es sein Gesundheitszustand gewährleistet, sein Bruder Wladimir ist hingegen durchaus angreifbar und auch schlagbar (Corie Sanders)- aber nicht von Gegnern der Kategorie Mormeck. Das Phänomen Klitschko wird die deutsche Sportwelt noch eine Weile begleiten, Zuschauer werden weiterhin pompöse Shows der Marke RTL billigen und es werden auch weiterhin genügend Fans Karten im gehobenen Preissegment erwerben, um das „Abenteuer" Klitschko hautnah zu erleben.Bis zu dem Tag, an dem es auch für die heroischen Klitschkos heißt: „Time to say Goodbye".
Aufrufe: 4088 | Kommentare: 3 | Bewertungen: 2 | Erstellt:05.03.2012
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KOMMENTARE
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mamö99
05.03.2012 | 19:01 Uhr
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mamö99 : 
05.03.2012 | 19:01 Uhr
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mamö99 : 
Schönes Teil! Gut zu lesen, der "rote Faden" ist klar erkennbar. Auch ich denke, dass Mormeck eigentlich kein wirklicher Gegner für Klitschko war. Das war so einseitig, dass die meisten wohl nur den Sender draufließen, weil da eben der Klitschko boxt. Diese Sympathien aus Deutschland, die teilweise bis zum Hype reichen, werden wohl wie von dir beschrieben noch bis zu deren Karriereende hinreichen.
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Henrydemmin
07.03.2012 | 11:35 Uhr
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07.03.2012 | 11:35 Uhr
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http://www.readers-edition.de/2012/03/06/klitschko-kampf-dreiste-box-show-ohne-wert-und-ehre/

Die Klitschko´s sind scheinheilig u. ihr manager Bönte ist ein Arschloch u. Lügner

MfG
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li_yatsu
07.03.2012 | 19:49 Uhr
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li_yatsu : 
07.03.2012 | 19:49 Uhr
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li_yatsu : 
Naja, die starke Gegner Sache sehe ich nicht so.


Fury ist viel zu unerfahren, wie du ja schon sagtest.

Powetkin hat großes Talent, ohne eine bessere Kondition hat er aber keine Chance.

Solis muss auch mehr trainieren und beweisen, dass er sich eine zweite Chance verdient.
Helenius ist mm. total überschätzt

Haye hatte keine Chance gegen Wladimir .


Komischerweise hast du einen interessanten Gegner,nämlich Boytsow gar nicht genannt.
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