11.08.2008 um 12:50 Uhr
Die Kraft der Buddhas
Als im Januar diesen Jahres bekanntgegeben wurde, dass Jürgen Klinsmann neuer Bayern-Trainer wird, habe ich mich gefreut. Endlich mal ein junger Typ mit neuen Ideen, der den ganzen Haufen mal ein bisschen durcheinander wirbelt. Und auch als die ersten kritischen Stimmen laut wurden, blieb ich gelassen. Von wegen unerfahren und nicht bayern-tauglich. Pah! Klinsmann ist intelligent genug, um zu wissen, auf was er sich einlässt. Wenn er etwas anpackt, dann hat er einen Plan. Und den wird er kompromisslos durchsetzen. Dass man ihn nicht unterschätzen darf, hat man spätestens bei der WM 2006 gesehen.
So oder so ähnlichen sahen meine Gedanken zu Beginn des Jahres aus. Und so in etwa versuche ich auch weiterhin, das Projekt Klinsmann zu bewerten. Aber zugegeben: Es fällt mir zusehends schwerer. Mehr und mehr Zweifel machen sich breit. Sollte mein Vertrauen in Klinsmann vielleicht doch der blinde Glaube an einen Scharlatan sein? Ich weiß es nicht. Die schwache Vorbereitung der Bayern hat meine Gelassenheit ein wenig ins Wanken gebracht. Zwar hat mich die WM gelehrt, dass man auf misslungene Testspiele nicht all zu viel geben soll, aber langsam wundere ich mich doch.
Hat Klinsmann nicht das Credo ausgegeben, jeden Spieler individuell zu verbesseren? Wozu das führt, haben wir ja gestern alle bei Herrn van Buyten gesehen! Und überhaupt, was heißt das eigentlich "jeden Spieler individuell verbessern"? Hat ein Ottmar Hitzfeld das etwa nicht versucht? Bislang dachte ich immer, dass genau das doch der Sinn von Training ist: Besser werden. Aber vielleicht haben Klinsmann und seine gefühlten 23 Co-Trainer einen besseren Durchblick.
Apropos Klinsi und sein Team: Ich verstehe nicht so recht, wofür die alle da sind und vor allem was die alle machen. Was zB treibt ein Christian Nerlinger so den langen lieben Bayern-Tag? Mal am Trainingsplatz vorbeischauen, kurzen Plausch mit Klose & Co halten, dann wieder Kaffee trinken und hoffen, dass irgendwann 18 Uhr ist. Oder ein Phillipp Laux? Seit Sebastian Deisler nicht mehr das Bayern-Trikot überstreift, hat ein Psychologe an der Säbener Straße doch nicht mehr viel zu tun. Aggressionsmotive beim Kapitän analysieren vielleicht. Aber das war's doch schon. Braucht der FC Bayern wirklich ein Betreuer- und Trainer-Team, das fast größer als der Spielerkader ist? Früher gab's Udo Lattek, der hatte einen Co-Trainer und 2 Masseure und das ging auch. Und ein Leistungszentrum gab's schon mal gar nicht.
Und da wären natürlich noch die Buddhas! Die sind mir seit Anfang an suspekt. Ein Verein, der - politisch stramm konservativ - seine Vorgehen auf Zahlen und Fakten stützt, soll nun durch die metaphysischen Kräfte der Buddhas gelenkt werden? Ja, ich gebe zu, ich verstehe es nicht. Ich verstehe so vieles nicht. Das erging mir aber vor zwei Jahren nicht anders, als Klinsmanns Alternativ-Kurs mich mehrfach auf die Palme brachte. Und trotzdem hatte er Erfolg. Genau aus diesem Grund glaube ich auch weiterhin an ein Gelingen seiner Mission, wenngleich meine Zweifel stärker werden. Aber ich zwinge mich, positiv zu denken. Bislang ist es mir gelungen. Wie, weiß ich auch nicht. Vielleicht ist es die Kraft der Buddhas...
So oder so ähnlichen sahen meine Gedanken zu Beginn des Jahres aus. Und so in etwa versuche ich auch weiterhin, das Projekt Klinsmann zu bewerten. Aber zugegeben: Es fällt mir zusehends schwerer. Mehr und mehr Zweifel machen sich breit. Sollte mein Vertrauen in Klinsmann vielleicht doch der blinde Glaube an einen Scharlatan sein? Ich weiß es nicht. Die schwache Vorbereitung der Bayern hat meine Gelassenheit ein wenig ins Wanken gebracht. Zwar hat mich die WM gelehrt, dass man auf misslungene Testspiele nicht all zu viel geben soll, aber langsam wundere ich mich doch.
Hat Klinsmann nicht das Credo ausgegeben, jeden Spieler individuell zu verbesseren? Wozu das führt, haben wir ja gestern alle bei Herrn van Buyten gesehen! Und überhaupt, was heißt das eigentlich "jeden Spieler individuell verbessern"? Hat ein Ottmar Hitzfeld das etwa nicht versucht? Bislang dachte ich immer, dass genau das doch der Sinn von Training ist: Besser werden. Aber vielleicht haben Klinsmann und seine gefühlten 23 Co-Trainer einen besseren Durchblick.
Apropos Klinsi und sein Team: Ich verstehe nicht so recht, wofür die alle da sind und vor allem was die alle machen. Was zB treibt ein Christian Nerlinger so den langen lieben Bayern-Tag? Mal am Trainingsplatz vorbeischauen, kurzen Plausch mit Klose & Co halten, dann wieder Kaffee trinken und hoffen, dass irgendwann 18 Uhr ist. Oder ein Phillipp Laux? Seit Sebastian Deisler nicht mehr das Bayern-Trikot überstreift, hat ein Psychologe an der Säbener Straße doch nicht mehr viel zu tun. Aggressionsmotive beim Kapitän analysieren vielleicht. Aber das war's doch schon. Braucht der FC Bayern wirklich ein Betreuer- und Trainer-Team, das fast größer als der Spielerkader ist? Früher gab's Udo Lattek, der hatte einen Co-Trainer und 2 Masseure und das ging auch. Und ein Leistungszentrum gab's schon mal gar nicht.
Und da wären natürlich noch die Buddhas! Die sind mir seit Anfang an suspekt. Ein Verein, der - politisch stramm konservativ - seine Vorgehen auf Zahlen und Fakten stützt, soll nun durch die metaphysischen Kräfte der Buddhas gelenkt werden? Ja, ich gebe zu, ich verstehe es nicht. Ich verstehe so vieles nicht. Das erging mir aber vor zwei Jahren nicht anders, als Klinsmanns Alternativ-Kurs mich mehrfach auf die Palme brachte. Und trotzdem hatte er Erfolg. Genau aus diesem Grund glaube ich auch weiterhin an ein Gelingen seiner Mission, wenngleich meine Zweifel stärker werden. Aber ich zwinge mich, positiv zu denken. Bislang ist es mir gelungen. Wie, weiß ich auch nicht. Vielleicht ist es die Kraft der Buddhas...
Aufrufe: 4381 | Kommentare: 27 | Bewertungen: 7 | Erstellt:11.08.2008
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KOMMENTARE
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11.08.2008 | 17:12 Uhr
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ich denke, es ist immer schwer neue wege zu gehen. zur zeit, wo es für die bayern (noch?) nicht so gut läuft, ist es allein jk zuzurechnen. allein der erfolg hat viele väter, nicht der misserfolg. die kraft zu haben um diesen weg vorerst alleine zu gehen ist der respekt den ich klinsi zolle. das ist eine grosse aufgabe.
ansonsten vertrete ich eher die meinung von sl4yer. klinsi war meiner meinung nicht der vater des "erfolgs" bei der wm. das war die heimische kulisse, jogi löw, das tolle wetter und die wahnsinns stimmung und eigendynamik des turniers. jk war "lediglich" motivator.
mein wichtigster punkt aber ist, dass der neu eingeschlagene weg nicht zum fcb passt. dort wird kühl gerechnet, eiskalt taktiert und es zählten bisher nur zahlen, daten und fakten. da bin ich voll und ganz bei deinen zweifeln voegi, nur dass mein fazit nicht so positiv ausfällt. ich bin sehr gespannt auf die saison und wenn das experiment aufgeht, dann werde ich meine hochachtung zollen.
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11.08.2008 | 17:38 Uhr
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Voegi :
Wie Ihr meinem Blog entnehmen könnt, bin ich mir selbst nicht so schlüssig. Darum geht's ja: Ich hänge irgendwie zwischen einem gewissen Grundvertrauen gegenüber Klinsmann und Zweifeln, dass seine Methoden in der Sache einfach gar nichts bringen. Immerhin glaube ich nicht, dass man den Fußball neu erfinden kann. Entscheidend ist auffem Platz. Da kommt auch ein Klinsmann nicht vorbei. Paar neue Ideen, schön und gut, wieso nicht. Aber das alleine bringt's eben auch nicht. Andererseits halte ich Klinsmann für recht intelligent. Ich glaube, er weiß genau, was er tut und wo der Weg hingehen soll.Zur WM 2006: Ich finde schon, dass er seiner Zeit eine Menge bewirkt hat. Immerhin war die Nationalmannschaft in den Jahren zuvor in einem recht desolaten Zustand. Es stimmt, dass Löw einen großen Anteil hatte. Aber wer hatte Löw denn ausgesucht...? ^^ Vielleicht ist Herr Vasquez ja ein zweiter Löw.
So oder so: Ich bin irgendwo zwischen Hoffnung und Skepsis. Ich glaube jedenfalls, dass ich mit dieser Einschätzung als Bayern-Fan nicht ganz alleine bin. Aber naja: Schaun mer mal!
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11.08.2008 | 18:06 Uhr
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encore :
Wer Zweifel hat ob Klinsmann als Nationalmannschaftstrainer Erfolg hatte, sollte ein einfaches Gedankenspiel machen: In welchem Zustand hat er die Mannschaft übernommen, in welchem hat er sie verlassen. Ich glaube, das Ergebnis ist da recht eindeutig.Und wer JK nach etwa 5 Wochen im Amt schon ein Zeugnis ausstellen will, soll das für sich bitte tun. Ich werde mir meine Meinung nach einem Jahr bilden.
Das Geschwätz mit den Buddhas ist einfach nur Unsinn. Es kommen dieselben Heckenschützen und Neider hervor wie während seiner Zeit als Nationalcoach, diesmal ists nicht sein Wohnort in Kalifornien, diesmal ists die Innendeko des Traningszentrums. Es ist und bleibt albern.
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11.08.2008 | 18:18 Uhr
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Union :
mal etwas allgemeines. Ich weiß nicht woher ihr das mit den Buddhas habt. Das war nie eine Idee oder eine Entscheidung von Klinsmann. In seinem Interview hat er klar gesagt, dass der Architekt der das ganze Komplex geplant hat auch die Buddhas drauf setzte. Von daher kann ich dieses Argument immer nicht ganz nachvollziehen.Und noch etwas allgemeines zu diesem "Alternativen Stil" bei Klinsmann. Wenn man die Hintergeschichte zur WM 2006 und auch jetzt beim FC Bayern kennen würde, dann würden einige nicht mehr so reden.
Klinsmann hat für diesen Alternativen Stil beim "Meister" (Bernhard Peters) persönlich angefragt und der hat ihm gerne sein Wissen weitervermittelt.
Und wer den Erfolg eines Peters nicht kennt, sollte sich mal informieren, der zählt zu den erfolgreichsten Trainern dieses Planeten. Und mir brauch keiner kommen von wegen Weibersport ala Hockey ;)
Wenn der DFB eines Tages dass erreicht was im deutschen Hockeysport gelebt und erreicht wurde (und das beginnt ganz weit unten in der Jugend), dann werden auch die 5 WM-Titel von Brasilien Geschichte sein eines Tages. Nur um den Weg von Peters und Co. zu gehen, muss ein wenig (vielleicht sogar viel) Offenheit und Bereitwilligkeit vorhanden sein. Und mit Sammers ist der DFB auf diesem Weg.
P.S. auch wenn das vielleicht ein wenig am Thema vorbei ist, diese Punkte sollten beim Thema Kritik @ Klinsmann immer beachtet werden.
Wer grad nix zu tun hat, ließt mal "Führungs-Spiel" von eben Peters
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11.08.2008 | 18:54 Uhr
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Voegi : @ Union
Ich will Deine Argumente alle gerne unterschreiben. Kein Widerspruch meinerseits (naja, bis auf die Buddhas: Ob er die nun persönlich angeordnet hat oder nicht, ist doch nicht entscheidend. Die Dinger stehen jedenfalls symbolisch für den neuen Stil an den Säbener Straße und den hat Klinsmann nun mal eingeläutet!).Aber egal: Ich bin ja dafür, einen neuen Stil einzuführen. Wieso auch nicht? Aber am Ende muss nun mal der Erfolg stehen. Und dass man eben nicht immer blind sagen kann "Dat läuft schon!" ist auch klar, wenngleich ich versuche, genau nach diesem Motto zu denken. Klinsmann wird's schon richten. Hoffentlich...
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11.08.2008 | 19:03 Uhr
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Clemens : @Voegi / @ sl4yer
Lob für diesen guten Blog, und spricht mir eigentlich aus dem Herzen. Wobei ich diese Buddha-Geschichte zwiespältig sehe. Sie sind wohl tatsächlich vom Architekten "eingebaut" worden, nicht von Klinsmann. Trotzdem haben sie einen Religiösen Hintergrund, und das finde ich dann schon zumindest überdenkenswert.@sl4yer
Ein sehr guter Kommentar. Endlich mal keine Neid-Thesen o. ä. sondern sachlich fachlich die eigene Meinung kundgetan - irgendwie hat das sonst Seltenheitswert hier im Forum. Thumbs up dafür.
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11.08.2008 | 19:15 Uhr
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BVB09er : ...
Klinsmann kann nix,spätestens nach der Saison wird er abgesägt,wenn nicht schon vorher ! Ich kann mich nur immer und immer wieder wiederholen,der Erfolg bei der WM 2006 ist grösstenteils Jogi Löw zuzuschreiben,weil er schon vorher Erfolge gefeiert hat als Vereinstrainer...Klinsmann hat sich nur in den Vordergrund gedrängt,weil er wie schon als Spieler ein Egoist ist ! Er hat die Lorbeeren für Löw's Arbeit eingestrichen,weil Löw vom verhalten her eher ruhig ist und sich meistens im Hintergrund hält !
Jetzt wird man bei den Bayern sehen,wie Klinsmann versagt ! Ich glaube den Bayernbossen dämmert es schon langsam,das sie sich da den falschen ins Boot geholt haben ! Ein gutes hat es ja,höchstwahrscheinlich werden die Bayern diese Saison wesentlich schwächer einzuschätzen sein als die vergangenen Jahre ! Bin gespannt wielang sich die Bayernbosse das ansehen !
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11.08.2008 | 19:26 Uhr
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Migz : Wieso
will jeder Amateurfußballbedingungen?Der oftmals angesprochene "Alternative Stil" ist lediglich ein durchdachtes Programm, dass nicht darauf abzielt nach zwei Wochen Drittligisten abzuschiessen, sondern um langfristig eine international konkurrenzfähige Mannschaft zu haben.
Weil Klinsmann, im Gegensatz zu anderen Größenwahnsinnigen Trainerikonen offensichtlich weiß, dass er nicht allwissend ist, hat er eben ein Team aus Leuten, die sich halt in ihren Bereichen besser auskennen als er.
Aber der Erfolg lässt sich nicht erzwingen, auch nicht mit optimalen Arbeitsbedingungen, darüber sollte man aber nicht vergessen, dass der Weg den Klinsmann in der Nationalmannschaft gegangen ist, und den er jetzt bei den Bayern einschlägt, der einzig sinnvolle und richtige ist.
Man sieht es doch auch schon in der BL wie die anderen Teams in diesen Bereichen massiv Nachrüsten.
Zielt die Kritik hier eigentlich darauf ab, dass ihr einfach die Bayern blöd findet, und nicht wollt, dass da was klappt; oder weil ihr den Klinsmann einfach unsympatisch findet?
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11.08.2008 | 19:31 Uhr
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Voegi :
Sorry, aber: Herrlich, wie die Meinungen auseinandergehen! Das Schöen ist: Die Saison wird ja zeigen, wie viel Klinsmann als Trainer taugt! Ich vertrau ihm - vorerst...
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dann zu den buddhas, ich denke nicht dass sie so starken religiösen charakter haben, ich denke sie sind einfach nur dekoration, so dass es eine angenehme atmosphäre dort hat.
ja und a propos leistungszentrum, ich finde diesen schritt gut und bringt vielleicht doch etwas neues rein, ich glaube immer noch an klinsmann und denke er macht das richtig, es braucht einfach noch ein bisschen zeit und vielleicht auch ein bisschen abstimmung, die vorbereitung lief ja nicht reibungslos mit den em-spielern die fehlten und den vielen verletzungen ( und es fehlen immer noch 8 spieler)
naja das war nun meine stellungnahme...ich glaube an die neuen wege die klinsmann einschlägt