Abgehakt. Einfach abgehakt. Keine Lust mehr, darüber zu diskutieren. Der sprichwörtliche Zug ist abgefahren. Das vorher groß ausgerufene Sechs-Punkte-Spiel gegen Leverkusen verloren. Gewogen und für "zu leicht" befunden. Gegen einen direkten Konkurrenten um die Plätze an den großen europäischen Fleischtöpfen versagt. Noch nicht einmal die Rückkehr von Jefferson Farfán konnte die Schalker Laune am Samstag Abend heben - zu frustriert waren viele Fans angesichts des kollektiven Trauerspiels in königsblau, das ihnen in der Arena dargeboten wurde. Und die Laune wurde in den nächsten Tagen auch nicht mehr besser! Die immer gleichen Phrasen in die Mikrofone der geifernden Reporter diktiert, die immer gleichen Sprüche auf der vereinseigenen Website mit dem "bitteren Rückschlag", nach dem man "am besten sofort eine Serie starten" müsse.
Das Stimmungsbild auf Schalke scheint immer noch ziemlich heterogen, denn es gibt einige Linientreue im Umfeld, denen jedwede Kritik an den Vereinsverantwortlichen zu viel ist. Spricht man etwa die überforderten Führungsspieler wie Höwedes, Boateng oder Huntelaar an, dann ist das sofort "Bashing". Und mit den jungen Spielern, die gewogen und für zu leicht befunden wurden (Sané, Meyer, Ayhan), hat man dann "nicht genug Geduld". Auf der anderen Seite gibt es aber eben auch eine wachsende Zahl von Fans, die auf die nackten Zahlen schauen - Schalke 04 hat den zweithöchsten Lizenzspieleretat in der Bundesliga. Und ich bin sicher: wäre es der fünfthöchste oder sechsthöchste - das Umfeld wäre hochzufrieden mit der Mannschaft, die auf Platz fünf steht.
Aber Fakt ist, dass die Schalker Spieler zu den bestbezahltesten des Landes gehören. Jung oder nicht, erfahren oder nicht - sie bekommen jeden Monat irrwitzige Geldmengen hingelegt, liefern dafür aber keine entsprechende Gegenleistung. Beim selbst ernannten "Kumpel- und Malocherklub" zählt aber die Gerechtigkeit noch eine Menge. Und wer viel Geld bekommt, soll dafür auch viel arbeiten. So ist es seit je her Sitte und Erwartung bei den "Knappen", und das schlägt jetzt gerade auf die Mannschaft zurück. Gab es nach dem verlorenen Derby noch zaghafte Versager-Transparente und Unmutsäußerungen, dürfte sich das Klima in den kommenden Wochen erheblich verschärfen, wenn die Spieler auch weiterhin so tagträumerisch den Erwartungen hinterherlaufen.
Wer den zweithöchsten Etat für Spieler ansetzt, von dem wird auch erwartet, dass die Mannschaft in entsprechenden Tabellenregionen auftaucht. Die zahlreichen Fans, die weit vor Spielende den Heimweg aus der Arena antraten, sprechen eine deutliche Sprache: Für sie war es schlichtweg völlig unrealistisch, dass Schalke noch den Ausgleich macht, geschweige denn, dass der dringend benötigte Sieg eingefahren würde. Und so leerte sich die Veltins-Arena schon lange vor Spielende. Ein klares Signal der Enttäuschung gegenüber der Mannschaft, aber auch ein Warnsignal für Trainer und Management, dass man sich solche Auftritte nicht erlauben darf. Auch das beschwichtigende Signal der Rückkehr von Farfán und Kolasinac in den Kader sorgte nicht für einen Stimmungsumschwung.
Dieser ist nun Aufgabe des Trainers. Roberto di Matteo muss in der Länderspielpause nicht nur dafür sorgen, dass die Mannschaft fit und eingespielt, kreativ und mit guten Ideen in die nächsten Spiele geht, sondern auch insgesamt für eine positive Attitüde im Umfeld sorgen. Wenn die Ergebnisse schon nicht stimmen, wollen die Fans wenigstens offensiven und vor allem mutigen Fußball sehen. Mit Spielern, die auf dem Platz kämpfen und sich anstrengen. Mit Trainern, die Emotionen zeigen und diese auch an die Spieler vermitteln. Mit Managern, die kluge, nachhaltige und wirtschaftlich vernünftige Entscheidungen treffen. Mit Aufsichtsräten, die sich einmischen, wenn es nötig ist, und ansonsten die Klappe halten. Im Augenblick scheint das alles nur ein Wunschtraum zu bleiben.
Die ganze Schalker Problematik lässt sich immer wieder auf die Verletzten runterbrechen, man kann es nicht oft genug betonen. In der Winterpause in Katar mussten für ein Trainingsspiel sogar die Co-Trainer mit auflaufen, weil nicht genug Spieler da waren. Jetzt in der Pause macht Gladbach z.B. ein Testspiel gegen Pauli und Schalke schaut wieder dumm in die Röhre, denn mehr als ein bisschen Reha, Regeneration und Fußballtheorie ist mit den paar Kickern einfach nicht drin.
Dieser 2 höchste Lizenzspieler Etat der Buli verzerrt für mich die Sicht der Dinge.
Huntelaar verdient so ca 7-8 Mio im Jahr. Bringt er die Leistung dafür? Nein! Boateng verdient auch ca. 6-7 Mio. Bringt er die Leistung? Nein. Dann haben wir einen Neustädter der auch ca. 3-4 Mio verdient. Und der bekommt mal gar nichts zustande.. Die Liste ist lang.... Wenn ich unser Team mit Gladbach oder Leverkusen auf dem Papier vergleich, in Best Aufstellung, sehe ich uns vorn. Der Alltag spricht aber eine ganz andere Sprache. Da sind uns beide im Moment längen voraus.
Es ist wie immer bei uns. Anspruch und Wirklichkeit passen einfach nicht zusammen.