31.07.2012 um 17:56 Uhr
Die zwei Sommer der Mavs TEIL 2
Zurück zu Teil 1!
Der Plan implodierte im März 2012. Als Dwight Howard zum ersten Menschen der Sportwelt wurde, der seine Meinung aktenkundig öfter geändert hat als Franz Beckenbauer, und seine Ausstiegsoption für 2012 in Orlando strich, war die schöne neue Maverickswelt nur noch der Planet Dirk und der mühsam freigeschaufelte capspace nur noch der in Zahlen gegossene Nachweis von Cubans Geiz. Eine Verpflichtung von Howard per (sign-and-)trade kam mangels Tauschmaterial nicht in Betracht, nur im Falle der free agency Howards hätte man dank vorhandenen Gehaltsspielraums Chancen gehabt. Der Versuch, Deron Williams zu holen, war ohne zweiten Star neben Nowitzki zum Scheitern verurteilt. Dass Williams angeblich kurz davor war, in Texas zu unterschreiben, ist ungefähr so glaubwürdig wie LeBron James‘ Behauptung, die Entscheidung für Miami sei erst im Juli 2010 gefallen. Was genau hätte Williams zum Wechsel nach Texas bewegen sollen? Ein Co-Star im Spätherbst der Karriere? Die Schönheit der Stadt? Die größere Leistungsdichte im Westen? Von den ca. 25 Millionen Argumenten in grün, die für die Nets sprachen, mal abgesehen. Dann ließ man mit Terry und Kidd auch noch scheinbar ohne Not die letzten Helden von 2011 grußlos gehen.
Auftritt: die mavs-hater. Cuban ist der neue Donald Sterling. Donnie Nelson nur ein gehypter Versager. Beide zusammen sind die Totengräber von Dirks Karriere. Das ganze gipfelte in dem oft gegebenen Ratschlag, Dirk solle einen trade fordern. Gemach, Gemach. War der Plan, ein Championshipteam gegen die ungewisse und ehrlich gesagt unwahrscheinliche Perspektive eines Startrios zu tauschen, riskant? Ja, natürlich. Aber er war richtig. Luxussteuer zu zahlen, ist nicht an sich von Übel. Luxussteuer für ein Team zu zahlen, das keine Chance auf eine (weitere) Meisterschaft hat, aber schon. Dieselben Experten, die heute Cuban und Nelson verdammen, hätten in diesem, spätestens im nächsten Jahr auf ein überaltertes und überteuertes Team geschimpft, wäre der Meisterkader mit viel Geld zusammengehalten worden. Wie einseitig das ganze betrachtet wird, sieht man am Wehklagen über den Abgang von Jason Kidd. Der Mann ist ein floor general und zukünftiger hall-of-famer. Aber der Knicks-Vertrag läuft bis 2015. Kidd verdient im letzten Jahr des Kontrakts 3 Mio. $. Er ist dann 42, in Worten zweiundvierzig!
3) 2013 und die zweite Chance
Die Mavericks bleiben ungerührt bei ihrem Plan. Zwei Superstars sollen es sein, die die franchise nach Dirks Karriereende übernehmen können. Dafür streut man im vorletzten Vertragsjahr des Dirksters ein weiteres Übergangsjahr ein. Kaman, Brand, Mayo, Collison, Jones und die zurückgekehrten West und Carter sollen die dreizehnte Playoff-appearence in Folge garantieren. Vielleicht halten Beaubois und Do. Jones endlich, was sie seit Jahren versprechen und der Playoffritt wird sogar tief. Dann sollen Dwight Howard und Mr. All Star X kommen.
Bevor ich jetzt in die Gruppe mit den rosa Brillen eingruppiert werde: Der Plan hat mehr Haken als ein korrigierter mutiple-choice-Test mit Note 1. Dwight Howard mag der unbestritten beste Center der NBA sein. Seine Sympathiewerte dürften sich allerdings irgendwo zwischen denen von Barack Obama bei einer tea-party-Versammlung und denen von LeBron James in Cleveland bewegen. Ist das wirklich der franchise player, der Dallas Richtung 2020 führen soll? Abgesehen davon: Howard will nach Brooklyn, die Magic wollen Gegenwert für ihn erzielen und wenn es nur die Übernahme des Turkoglu-Vertrages ist. Das wahrscheinlichste Szenario ist deshalb, dass Howard im Januar zu den Nets geht. Die könnten dann den gerade verlängerten Lopez kurzfristige Verträge (Humphries, Teletovic) abgeben und den Magic Howard und lästige Verträge abnehmen. Howard könnte im Rahmen eines sign-and-trade den höchstmöglichen Vertrag unterschreiben. Die free agency, die nicht war. Dass Howard mittlerweile verkünden lässt, er wolle auf jeden Fall vertragsfrei werden, sollte man nicht überbewerten. Sobald sein Agent herausfindet, dass es die 100 Mio. $ auch in einem sign-and-trade ab Anfang 2013 zu verdienen gibt, wird D12 das glatte Gegenteil behaupten. Alle gewinnen, die Mavs gucken in die Röhre.
Wer soll der zweite Superstar sein? Chris Paul wird in L. A. verlängern. Dass er das bisher ablehnt, hat monetäre Gründe. James Harden bleibt in OKC. Eher tauschen er und Castro Bärte, als dass die Thunder ihn ohne Gegenwert ziehen lassen. Welcher aktuelle (potentielle) All Star dann noch übrigbleibt? Josh Smith.
Aber selbst wenn die free-agent-Klasse im nächsten Sommer praller wäre als 2010: das schmutzige Geheimnis der Mavs ist, dass sie für zwei Maximalverträge entgegen allen blumigen Szenarien gar keinen cap space haben. Selbst wenn man Carter, Dominique Jones, Collison, Kaman, Brand, West, Dahntay Jones und Beaubois wieder gehen lässt bzw. die qualifying offers nicht macht, haben die Mavs für Nowitzki, Marion, Carter (ca. 2 Mio. garantiert), Mayo, Cunningham, James und Crowder 2013/2014 über 35 Mio. $ auf der payroll stehen. Bei einer Gehaltsobergrenze von ca. 55 Mio. $ bleiben also rund 20 Mio. $ für zwei Maximalverträge (?) frei. You do the math…
Die Mavericks werden 2013 also weder zwei Jahre sinnlos verschenkt haben noch sofort wieder ein contender sein. Die Wahrheit ist: in der NBA-Welt, in der eben nicht Investorengruppen aus Katar, Dubai und sonstwoher mal eben eine halbe Milliarde Gehälter und Ablösen investieren können, war das Vorgehen der Mavs riskant, aber finanziell und sportlich die beste von mehreren schlechten Möglichkeiten. Und wer weiß: wenn Mayo, Beaubois, Jones und Collison endlich ihr Potential abrufen, genügt vielleicht auch die eine oder andere Ergänzung, um die Mavs wieder titeltauglich zu machen. Wer hat 2011 an die Meisterschaft geglaubt?
Der Plan implodierte im März 2012. Als Dwight Howard zum ersten Menschen der Sportwelt wurde, der seine Meinung aktenkundig öfter geändert hat als Franz Beckenbauer, und seine Ausstiegsoption für 2012 in Orlando strich, war die schöne neue Maverickswelt nur noch der Planet Dirk und der mühsam freigeschaufelte capspace nur noch der in Zahlen gegossene Nachweis von Cubans Geiz. Eine Verpflichtung von Howard per (sign-and-)trade kam mangels Tauschmaterial nicht in Betracht, nur im Falle der free agency Howards hätte man dank vorhandenen Gehaltsspielraums Chancen gehabt. Der Versuch, Deron Williams zu holen, war ohne zweiten Star neben Nowitzki zum Scheitern verurteilt. Dass Williams angeblich kurz davor war, in Texas zu unterschreiben, ist ungefähr so glaubwürdig wie LeBron James‘ Behauptung, die Entscheidung für Miami sei erst im Juli 2010 gefallen. Was genau hätte Williams zum Wechsel nach Texas bewegen sollen? Ein Co-Star im Spätherbst der Karriere? Die Schönheit der Stadt? Die größere Leistungsdichte im Westen? Von den ca. 25 Millionen Argumenten in grün, die für die Nets sprachen, mal abgesehen. Dann ließ man mit Terry und Kidd auch noch scheinbar ohne Not die letzten Helden von 2011 grußlos gehen.
Auftritt: die mavs-hater. Cuban ist der neue Donald Sterling. Donnie Nelson nur ein gehypter Versager. Beide zusammen sind die Totengräber von Dirks Karriere. Das ganze gipfelte in dem oft gegebenen Ratschlag, Dirk solle einen trade fordern. Gemach, Gemach. War der Plan, ein Championshipteam gegen die ungewisse und ehrlich gesagt unwahrscheinliche Perspektive eines Startrios zu tauschen, riskant? Ja, natürlich. Aber er war richtig. Luxussteuer zu zahlen, ist nicht an sich von Übel. Luxussteuer für ein Team zu zahlen, das keine Chance auf eine (weitere) Meisterschaft hat, aber schon. Dieselben Experten, die heute Cuban und Nelson verdammen, hätten in diesem, spätestens im nächsten Jahr auf ein überaltertes und überteuertes Team geschimpft, wäre der Meisterkader mit viel Geld zusammengehalten worden. Wie einseitig das ganze betrachtet wird, sieht man am Wehklagen über den Abgang von Jason Kidd. Der Mann ist ein floor general und zukünftiger hall-of-famer. Aber der Knicks-Vertrag läuft bis 2015. Kidd verdient im letzten Jahr des Kontrakts 3 Mio. $. Er ist dann 42, in Worten zweiundvierzig!
3) 2013 und die zweite Chance
Die Mavericks bleiben ungerührt bei ihrem Plan. Zwei Superstars sollen es sein, die die franchise nach Dirks Karriereende übernehmen können. Dafür streut man im vorletzten Vertragsjahr des Dirksters ein weiteres Übergangsjahr ein. Kaman, Brand, Mayo, Collison, Jones und die zurückgekehrten West und Carter sollen die dreizehnte Playoff-appearence in Folge garantieren. Vielleicht halten Beaubois und Do. Jones endlich, was sie seit Jahren versprechen und der Playoffritt wird sogar tief. Dann sollen Dwight Howard und Mr. All Star X kommen.
Bevor ich jetzt in die Gruppe mit den rosa Brillen eingruppiert werde: Der Plan hat mehr Haken als ein korrigierter mutiple-choice-Test mit Note 1. Dwight Howard mag der unbestritten beste Center der NBA sein. Seine Sympathiewerte dürften sich allerdings irgendwo zwischen denen von Barack Obama bei einer tea-party-Versammlung und denen von LeBron James in Cleveland bewegen. Ist das wirklich der franchise player, der Dallas Richtung 2020 führen soll? Abgesehen davon: Howard will nach Brooklyn, die Magic wollen Gegenwert für ihn erzielen und wenn es nur die Übernahme des Turkoglu-Vertrages ist. Das wahrscheinlichste Szenario ist deshalb, dass Howard im Januar zu den Nets geht. Die könnten dann den gerade verlängerten Lopez kurzfristige Verträge (Humphries, Teletovic) abgeben und den Magic Howard und lästige Verträge abnehmen. Howard könnte im Rahmen eines sign-and-trade den höchstmöglichen Vertrag unterschreiben. Die free agency, die nicht war. Dass Howard mittlerweile verkünden lässt, er wolle auf jeden Fall vertragsfrei werden, sollte man nicht überbewerten. Sobald sein Agent herausfindet, dass es die 100 Mio. $ auch in einem sign-and-trade ab Anfang 2013 zu verdienen gibt, wird D12 das glatte Gegenteil behaupten. Alle gewinnen, die Mavs gucken in die Röhre.
Wer soll der zweite Superstar sein? Chris Paul wird in L. A. verlängern. Dass er das bisher ablehnt, hat monetäre Gründe. James Harden bleibt in OKC. Eher tauschen er und Castro Bärte, als dass die Thunder ihn ohne Gegenwert ziehen lassen. Welcher aktuelle (potentielle) All Star dann noch übrigbleibt? Josh Smith.
Aber selbst wenn die free-agent-Klasse im nächsten Sommer praller wäre als 2010: das schmutzige Geheimnis der Mavs ist, dass sie für zwei Maximalverträge entgegen allen blumigen Szenarien gar keinen cap space haben. Selbst wenn man Carter, Dominique Jones, Collison, Kaman, Brand, West, Dahntay Jones und Beaubois wieder gehen lässt bzw. die qualifying offers nicht macht, haben die Mavs für Nowitzki, Marion, Carter (ca. 2 Mio. garantiert), Mayo, Cunningham, James und Crowder 2013/2014 über 35 Mio. $ auf der payroll stehen. Bei einer Gehaltsobergrenze von ca. 55 Mio. $ bleiben also rund 20 Mio. $ für zwei Maximalverträge (?) frei. You do the math…
Die Mavericks werden 2013 also weder zwei Jahre sinnlos verschenkt haben noch sofort wieder ein contender sein. Die Wahrheit ist: in der NBA-Welt, in der eben nicht Investorengruppen aus Katar, Dubai und sonstwoher mal eben eine halbe Milliarde Gehälter und Ablösen investieren können, war das Vorgehen der Mavs riskant, aber finanziell und sportlich die beste von mehreren schlechten Möglichkeiten. Und wer weiß: wenn Mayo, Beaubois, Jones und Collison endlich ihr Potential abrufen, genügt vielleicht auch die eine oder andere Ergänzung, um die Mavs wieder titeltauglich zu machen. Wer hat 2011 an die Meisterschaft geglaubt?
Aufrufe: 6654 | Kommentare: 12 | Bewertungen: 34 | Erstellt:31.07.2012
ø 8.4
KOMMENTARE
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02.08.2012 | 19:08 Uhr
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K2k :
Hier und da ein wenig zuviel Glaskugel, aber gute Perspektive und schön zu lesen, 8 Punkte.
3
11.09.2012 | 18:30 Uhr
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Ariel :
Bei mir ist immer noch Groundhog Day. Hab die 11er-Finals bestimmt schon an die 50-Mal gesehn. Sieht der nbachef die Mavs in seinem Five-Artikel durch die rosarote Brille? Ist bislang eigentlich noch gar nicht als Mavs-Fanboy aufgefallen und feiert trotzdem das Mavs-Office.
Geb ihm recht daß sie jetzt gutes Trade-Material haben und bin ziemlich sicher daß sie das nutzen um sich für den Freeagentsommer zu positionieren. Die Aussichtslosigkeit mit bei fast allen Spielern mit auslaufenden Verträgen nach einem Big Fish zu angeln zwingt sie ja zum Handeln.
Howard per sign & trade im Sommer zu den Nets, glaubst du das ernsthaft?
Der wird schön bei den Lakers bleiben weil er da alles hat was er will.
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