23.05.2010 um 15:24 Uhr
Effenberg & Schokopudding
Machen wir uns nicht vor: Für den Umgang mit Niederlagen gibt es – bei allen denkbaren Nuancen – im Wesentlichen nur zwei, sich diametral gegenüberstehende Grundmuster. Entweder frei nach Effenberg den schmallippigen Rückzug antreten und die eigene Misslaune nicht verhehlen. Oder sich in Bewerbung um den nächsten Fair Play-Preis dem Unumkehrbaren stellen, die Leistung des Gegners anerkennen und womöglich noch das Positive im Misserfolg zu finden versuchen.
Ich selbst habe für mich entschieden, möglichst immer den zweiten Weg zu gehen. Vielleicht weil ich insgeheim doch auf einen Fair Play-Preis spekuliere, vielleicht weil mir meine gute Kinderstube das zu befehlen scheint, wahrscheinlich aber weil ich glaube, so die schmerzhafte Enttäuschung besser verarbeiten zu können. Ich gebe aber zu, manchmal will es mir dann doch nicht gelingen, den Prototyp des guten Verlierers zu mimen. Gerade unglückliche und vermeidbare Niederlagen aktivieren mein Frustzentrum derart stark, dass für wohlwollende und –abgewogene Analysen die emotionale Kraft fehlt.
So schwer es für mich also zuweilen auch ist, die Überlegenheit des Gegners festzustellen und das Gute im Schlechten zu finden, so leicht fällt es mir doch, mich nach der Champions League- Niederlage in mein Schicksal zu fügen und die Fakten anzuerkennen. Denn der Sieg der Interista war verdient. Um dies zu erkennen, brauche ich weder statistischen Zahlen noch ausschweifende Expertenanalysen. Das sagt mir schon mein Gefühl. Denn als Fan entwickelt man im Laufe der Jahre eine gute Antenne für die Befindlichkeit der eigenen Mannschaft und den sich abzeichnenden Ausgang des Spiels, wenngleich – und das ist nun wieder das Schöne am Fußball – eben dieses Bauchgefühl dann und wann auch trügen kann.
Doch während der 90 Minuten von Madrid hatte ich niemals so recht das Gespür, dass dieser Abend ein erfolgreiches Ende würde finden können. 90 Minuten „das wird heute nix" – ein bisschen mangels bayrischer Form, vor allem aufgrund der beeindruckenden Klasse der Mourinho-Elf. Und eben diese Klasse kann man nicht an statistischen Daten festmachen, man spürt sie einfach bei der Beobachtung des Spiels. Genau deshalb bleibt mir nur ein respektvolles „Chapeau, Inter!".
Und trotzdem habe ich ein wenig gehadert und mich kurz gefragt, ob dieser 22. Mai nicht vielleicht doch der richtige Tag sei, um den Effenberg aus sich herauszukehren und auf alle Lorbeeren des guten Verlierers zu verzichten. Müllers vergebene Großchance und der Gedanke, die einmalige Gelegenheit eines Triples ungenutzt gelassen zu haben, ließen in der Tat den Wunsch nach frustriertem Schmollen aufkommen. Letztlich besann ich mich dann doch recht schnell darauf, alles doch besser distanziert-positiv zu betrachten.
Dabei hatte der Gedanke an eine herausragende, mit Double und CL-Finaleinzug gekrönte Saison natürlich etwas Tröstliches. Vor allem aber war es die Erkenntnis, dass ein Gewinn der Champions League zu diesem Zeitpunkt wohl noch etwas zu früh gekommen wäre, die mich milde stimmte. Und ja, es klingt ein wenig danach, als wolle man sich einen Haufen Scheiße zu Schokopudding schönreden. Und, ja verloren ist verloren, der Unterlegene ist für mich nicht der zweite Sieger, sondern der erste Verlierer. Aber nein, dieser Niederlage kann man wirklich etwas Gutes abgewinnen. Die Bayern befinden sich unter van Gaal in einer Entwicklung, die noch lange nicht abgeschlossen sein dürfte. Ein Sieg im CL-Finale, der die Mannschaft zur besten Europas gekürt hätte, hätte den (falschen) Eindruck vermitteln können, als sei van Gaals Truppe bereits ein fertiges Team ohne echte Baustellen.
Nach dem 0:2 gegen Inter wissen wir aber nun alle, dass – gerade im Defensivbereich – noch Verbesserungsbedarf besteht. Die Bayern 2010 sind eine beeindruckende und international schlagkräftige Truppe, die sich aber gleichwohl noch steigern kann. Und das macht Hoffnung – Hoffnung, die die Niederlage vom Samstag nicht gar so schmerzlich erscheinen lässt.
Ich selbst habe für mich entschieden, möglichst immer den zweiten Weg zu gehen. Vielleicht weil ich insgeheim doch auf einen Fair Play-Preis spekuliere, vielleicht weil mir meine gute Kinderstube das zu befehlen scheint, wahrscheinlich aber weil ich glaube, so die schmerzhafte Enttäuschung besser verarbeiten zu können. Ich gebe aber zu, manchmal will es mir dann doch nicht gelingen, den Prototyp des guten Verlierers zu mimen. Gerade unglückliche und vermeidbare Niederlagen aktivieren mein Frustzentrum derart stark, dass für wohlwollende und –abgewogene Analysen die emotionale Kraft fehlt.
So schwer es für mich also zuweilen auch ist, die Überlegenheit des Gegners festzustellen und das Gute im Schlechten zu finden, so leicht fällt es mir doch, mich nach der Champions League- Niederlage in mein Schicksal zu fügen und die Fakten anzuerkennen. Denn der Sieg der Interista war verdient. Um dies zu erkennen, brauche ich weder statistischen Zahlen noch ausschweifende Expertenanalysen. Das sagt mir schon mein Gefühl. Denn als Fan entwickelt man im Laufe der Jahre eine gute Antenne für die Befindlichkeit der eigenen Mannschaft und den sich abzeichnenden Ausgang des Spiels, wenngleich – und das ist nun wieder das Schöne am Fußball – eben dieses Bauchgefühl dann und wann auch trügen kann.
Doch während der 90 Minuten von Madrid hatte ich niemals so recht das Gespür, dass dieser Abend ein erfolgreiches Ende würde finden können. 90 Minuten „das wird heute nix" – ein bisschen mangels bayrischer Form, vor allem aufgrund der beeindruckenden Klasse der Mourinho-Elf. Und eben diese Klasse kann man nicht an statistischen Daten festmachen, man spürt sie einfach bei der Beobachtung des Spiels. Genau deshalb bleibt mir nur ein respektvolles „Chapeau, Inter!".
Und trotzdem habe ich ein wenig gehadert und mich kurz gefragt, ob dieser 22. Mai nicht vielleicht doch der richtige Tag sei, um den Effenberg aus sich herauszukehren und auf alle Lorbeeren des guten Verlierers zu verzichten. Müllers vergebene Großchance und der Gedanke, die einmalige Gelegenheit eines Triples ungenutzt gelassen zu haben, ließen in der Tat den Wunsch nach frustriertem Schmollen aufkommen. Letztlich besann ich mich dann doch recht schnell darauf, alles doch besser distanziert-positiv zu betrachten.
Dabei hatte der Gedanke an eine herausragende, mit Double und CL-Finaleinzug gekrönte Saison natürlich etwas Tröstliches. Vor allem aber war es die Erkenntnis, dass ein Gewinn der Champions League zu diesem Zeitpunkt wohl noch etwas zu früh gekommen wäre, die mich milde stimmte. Und ja, es klingt ein wenig danach, als wolle man sich einen Haufen Scheiße zu Schokopudding schönreden. Und, ja verloren ist verloren, der Unterlegene ist für mich nicht der zweite Sieger, sondern der erste Verlierer. Aber nein, dieser Niederlage kann man wirklich etwas Gutes abgewinnen. Die Bayern befinden sich unter van Gaal in einer Entwicklung, die noch lange nicht abgeschlossen sein dürfte. Ein Sieg im CL-Finale, der die Mannschaft zur besten Europas gekürt hätte, hätte den (falschen) Eindruck vermitteln können, als sei van Gaals Truppe bereits ein fertiges Team ohne echte Baustellen.
Nach dem 0:2 gegen Inter wissen wir aber nun alle, dass – gerade im Defensivbereich – noch Verbesserungsbedarf besteht. Die Bayern 2010 sind eine beeindruckende und international schlagkräftige Truppe, die sich aber gleichwohl noch steigern kann. Und das macht Hoffnung – Hoffnung, die die Niederlage vom Samstag nicht gar so schmerzlich erscheinen lässt.
Aufrufe: 2771 | Kommentare: 11 | Bewertungen: 28 | Erstellt:23.05.2010
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KOMMENTARE
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23.05.2010 | 20:35 Uhr
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UliFan :
Ich habs woanders schon geschrieben: Nie war ich nach einer Niederlage weniger enttäuscht als gesternDiese Saison wenn mir im August jemand angeboten hätte, ich hätte sofort akzeptiert.
Wir haben zurecht verloren weil Inter zumindest gestern einfach besser und v.a. reifer war.
Es hat was gutes: es bleiben Ziele für die nächste Saison, die Mannschaft steht zum Glück noch ganz am Anfang und mit einigen gezielten Verstärkungen sehe ich unserer Zukunft positiv entgegen.
Und wie du so schön schreibst , auch aus einer Niederlage kann man was positives ziehen. Das beste Beispiel dafür haben wir mit 99 selbst abgeliefert. Wer weiß ob wir ohne diesen Alptraum damals 2 Jahre später in der letzten Minute Meister geworden wären?
Ich kann abschließend nur sagen, ich war heute bei der Feier in München und war superstolz auf die Mannschaft, den Verein und v.a. die Fans. Die Stimmung war grandios und da behaupte noch jemand wir könnten in München nur 1.Plätze feiern!
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23.05.2010 | 20:36 Uhr
-1
Es wurde ja vor allem der DFB-Pokal gefeiert und da war Bayern ja Erster. Ansonsten wären van Gaal und Co. da alleinauf dem Balkon rumgestanden
0
23.05.2010 | 20:37 Uhr
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Stolz im Herzen für diese Mannschaft
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23.05.2010 | 20:41 Uhr
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UliFan : @ Putz
Du willst auf diesen Hammerunsinn den du mal wieder von dir gibst hoffentlich keine vernünftige Antwort?Nur so viel: ich glaube es wäre den wenigsten aufgefallen wenn der DFB-Pokal gar nicht gezeigt worden wäre...
P.S. :
10 P natürlich für den Blog!
2
24.05.2010 | 01:18 Uhr
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midget :
starkes statement. voegi! hätte von dir, einem echten sportsmann, auch nichts anderes erwartet.gestern merkte man schon in der ersten viertel stunde, dass das nichts werden kann. zu statisch war das spiel der bayern etc.pp.
hören wir mit analysen auf.
und vergesst niemals: außer dass ihr eh eine hervorragende saison gespielt habt, hat van gaal etwas einzigartiges geschaffen:
er hat die bayern in deutschland wieder ein stückweit sympathischer werden lassen.
das ist für mich die eigentliche sensation!
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24.05.2010 | 01:54 Uhr
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Wir waren gestern nicht in Topform, Ribery hat gefehlt, die Truppe ist noch jung, das Team wird noch verstärkt, die Vorbereitung wird in dieser Saison anders laufen.... kurzum die Chancen für einen CL-Sieg 2012 im eigenen Stadion stehen nicht so ganz schlecht!
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25.05.2010 | 09:30 Uhr
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Es ist im Prinzip alles gesagt zu dem Finale und seinem verdienten Sieger,
zu den Bayern und ihrem Entwicklungspotential,
auch zu Dir und Deinen tollen Blogs.
Daher dreifachen Glückwunsch aus dem Tal der Trauer!
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25.05.2010 | 11:36 Uhr
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Haddock :
Dein Blog spiegelt (wie so oft) genau meine Meinung wieder.Viel mehr als über die (sehr verdiente) Niederlage habe ich mich nach dem Spiel über Effe und Sammer aufgeregt, die es fast schon als Charakterschwäche auslegen wollten, dass die Bayernspieler nicht direkt nach Abpfiff in die Kabine gerannt sind und dort alles kurz und klein getreten haben.
Ja ne, is klar.
Für mich als Bayern-Fan war nach spätestens 5 Minuten klar, dass wir schon eine Jahresportion des berüchtigten Bayern-Dusels brauchen würden, um in diesem Spiel was zu reißen, von daher habe ich den Abend einfach genossen.
Wer weiß schon, wann die nächste Deutsche Mannschaft mal wieder in einem CL-Finale steht?
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25.05.2010 | 12:38 Uhr
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donluka :
Großer Blog, Voegi!
Tolle Haltung in wunderbare Worte verpackt! Chapeau, Voegi!
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Statistik
Hier sitzt der Frust aber bei vielen bayern-Fans tief.
Sieht man daran, dass die bewertung im keller ist und noch kein Kommentar abgegeben wurde.
Ich sage es mit Voegi:
"Chapeau, Inter!"
Das war ganz großes Kino.
Und ein verdienter Sieg.
Ich könnte ja sagen, das habe ich schon vorher so konmmen sehen, aber ich sag es mal lieber nicht.
Sonst bekomme ich auch noch den Frust ab.
Obwohl:
Lieber ich, als dieser Voegi-Blog, der es nicht verdient hat, so niedergewertet zu werden.
Und ich verstehe Euch Bayern-Fans nicht..
Nicht ansatzweies.
Seid stolz und glücklich auf und über eine tolle Mannschaft, die eine herausragende Saison gespielt hat.
Und die nur einen Meister gefunden hat.
Gestern.
Hätte man Euch das alles vor der Saison angeboten, hättet ihr es mit Kusshand genommen.
Also.
Es war ein ganz starkes bayern Jahr.
Und so habt ihr fürs nächste auch noch ein Ziel.