11.10.2012 um 23:31 Uhr
Einmal Europa und zurück I/III
David ist 17 als er seine südamerikanische Heimat verlässt. Er fühlt sich als Argentinier und ist Fan des legendären Klubs River Plate. Mit seinem Instinkt und Talent hofft er auf eine Karriere in Europa. Als er in seiner Heimat seine Zelte abbricht und sich auf den Weg zum alten Kontinent macht, da träumt er von Erfolg und einem Weltmeistertitel. David wird Geschichte schreiben. Geschichte für ein Land, das nicht seine wahre Heimat ist. Geschichte für einen Klub, der nicht sein River Plate ist. Doch am Ende wird er zurückkehren und wird erneut Geschichte schreiben. Diesmal für seinen Klub und in dem Land für das sein Herz schlägt. Seine Karriere ist ein Beispiel für die Irrungen und Wirrungen einer globalisierten (Fußball-) Welt, in der man sein Land „verrät" und doch immer integer bleiben kann. Sein Leben ist ein Beispiel für die Schwierigkeit sich als Migrantenkind entscheiden zu „müssen".
Am 19. Dezember 2011 setzt David Trezeguet seine Signatur unter eine Herzensangelegenheit. Er heuert beim damaligen Zweitligisten River Plate an. Ein halbes Jahr zuvor ist der Traditionsverein zum ersten Mal in der 110-Jährigen Geschichte abgestiegen. Während und nach dem Spiel kommt es zu Ausschreitungen und Straßenschlachten. Die Verarbeitung des Schocks, das Eintreten des Unvorstellbaren ist für viele Fans zu viel gewesen, Sanktionen folgten. So darf River Plate fünf Heimspiele nicht im eigenen Stadion spielen. Für Trezeguet wird mit diesem Wechsel „ein Traum wahr". Es ist eine Rückkehr in seine Heimat. Geboren in Frankreich als Sohn des Fußballers Jorge Trezeguet zieht die Familie zurück nach Argentinien als er gerade mal zwei Jahre alt ist. Er wächst in Buenos Aires auf und spielt mit acht für den Klub seines Viertels, CA Platense. Wenige Minuten vom River Plate-Stadion „EL Monumental" entfernt lernt er das „Handwerk" eines Fußballers. Sein damaliger Jugendtrainer „Cacho" Espina erinnert sich in der Zeitung „Nacion" an einen „mit 15 Jahren bereits 1,80 großen, dünnen, aber starken Jungen, der mit seiner Beidfüßigkeit problemlos zum Abschluss fand". Zwar spielt die Profiabteilung von Platense damals noch in der ersten argentinischen Liga, aber den 17jährigen zieht es trotzdem nach Europa. „Für mich, wie für jeden jungen argentinischen Spieler, war es ein Traum in Europa zu spielen" erzählt Trezeguet dem französischen Fußball-Magazin „SoFoot".
Ein Bruder namens Thierry
Mit der doppelten Staatsangehörigkeit und seinem Geburtsort sowie der Erfahrung des Vaters zieht es die Familie nach Frankreich. Der Junge kann kein Wort französisch und hat ein Probetraining bei Paris Saint-Germain. Ein Engagement scheitert allerdings an finanziellen Differenzen. So zieht es ihn nach Monaco, wo er auf einen gewissen Thierry Henry trifft. Der ist zwei Monate älter und erinnert sich an das erste Training. Ein schüchterner Junge sei dabei gewesen und man habe aus Spaß Bälle in den Winkel versenkt. Dabei habe der stille Neue einen nach dem anderen im Netz untergebracht. Vermutet Henry am ersten Tag noch Anfängerglück und Euphorie, so wird er am nächsten Tag eines besseren belehrt. Trezeguet verwandelt die Schüsse wieder reihenweise. Eine Freundschaft entwickelt sich. Henry, gerade mal zwei Monate älter, nimmt die Rolle des großen Bruders an und beide starten durch. So werden sie französischer Meister in der Saison 1996/1997, bei der Trezeguet allerdings noch hinter dem gesetzten Stürmer Sonny Anderson auf der Bank Platz nimmt. Ein Jahr und Andersons Wechsel später rückt Trezeguet aber in die Stammformation auf und schießt 18 Tore. Seine Mannschaftskollegen nennen ihn, in Anlehnung an den argentinischen Star und „Serial Striker" Gabriel Batistuta, „Bati". Bald schon wird er sich seinen eigenen Namen verdienen, doch zunächst spielt der 21-Jährige die Weltmeisterschaft im „eigenen" Land. Er bleibt zwar hinter seinem Freund Henry zurück, doch übernimmt er ihm Viertelfinale Verantwortung und trifft seinen Elfmeter gegen Italien. Im Spiel zuvor hatte er geistesgegenwärtig mit dem Kopf das Golden Goal von Laurent Blanc im Achtelfinale gegen Paraguay vorbereitet. Kurz vor der WM hatte er sich international bereits einen Namen gemacht, als er im Champions League-Viertelfinale gegen Manchester United in Old Trafford einen Ball mit 157,3kmh ins Tor schoss.
Der goldene Schuss
Sein Freund Henry wechselt als Kurzstation zu Juventus um bei Arsenal zu landen. Trezeguet bleibt vorerst in Monaco und führt den Klub mit 22 Toren zum Meistertitel. Aber auch seine Zeit an der Côte d’Azur geht zu Ende und er verabschiedet sich Richtung Italien. Kurz vor seinem Wechsel Im Sommer 2000 ist aber erstmal Europameisterschaft - Zeit für Geschichte. Mit Henry, Anelka und Trezeguet verfügt Frankreich über eine der talentiertesten Sturmreihen der letzten Jahre, Zidane ist auf dem Zenit und das französische Team das Maß aller Dinge. Im Finale heißt der Gegner Italien, Land seiner beruflichen Zukunft und ein Intimfeind der „Bleus". Italien führt kurz nach der Halbzeit. Frankreich versucht es immer wieder über rechts, doch Toldo hält seinen Kasten sauber. Trainer Roger Lemerre fängt an zu wechseln. In der 94. Minute leitet der eingewechselte Trezeguet einen langen Ball per Kopf auf den eingewechselten Wiltord, der doch noch den Ausgleich erzielt. Die Italiener werden aus ihrer Feierlaune gerissen und sind völlig schockiert. In der 103. passt der eingewechselte Pires wiederum auf Trezeguet, der mit einem fulminanten Schuss in den italienischen Winkel und die Herzen der Squadra Azzura das Golden Goal schießt. Er dreht ab, zieht sich das Trikot über den Körper und rennt mit strahlendem Gesicht über den Platz. Ein schmächtiger Junge hat Geschichte geschrieben. Roger Lemerre läuft ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen. In Italien werden Stimmen laut, dass man den Wechsel rückgängig machen soll, doch Juventus Turin denkt nicht daran das neue Juwel aufgrund nationaler Gefühle zu schmähen. Er wechselt zur alten Dame der Serie A.
Zu Teil 2.
Am 19. Dezember 2011 setzt David Trezeguet seine Signatur unter eine Herzensangelegenheit. Er heuert beim damaligen Zweitligisten River Plate an. Ein halbes Jahr zuvor ist der Traditionsverein zum ersten Mal in der 110-Jährigen Geschichte abgestiegen. Während und nach dem Spiel kommt es zu Ausschreitungen und Straßenschlachten. Die Verarbeitung des Schocks, das Eintreten des Unvorstellbaren ist für viele Fans zu viel gewesen, Sanktionen folgten. So darf River Plate fünf Heimspiele nicht im eigenen Stadion spielen. Für Trezeguet wird mit diesem Wechsel „ein Traum wahr". Es ist eine Rückkehr in seine Heimat. Geboren in Frankreich als Sohn des Fußballers Jorge Trezeguet zieht die Familie zurück nach Argentinien als er gerade mal zwei Jahre alt ist. Er wächst in Buenos Aires auf und spielt mit acht für den Klub seines Viertels, CA Platense. Wenige Minuten vom River Plate-Stadion „EL Monumental" entfernt lernt er das „Handwerk" eines Fußballers. Sein damaliger Jugendtrainer „Cacho" Espina erinnert sich in der Zeitung „Nacion" an einen „mit 15 Jahren bereits 1,80 großen, dünnen, aber starken Jungen, der mit seiner Beidfüßigkeit problemlos zum Abschluss fand". Zwar spielt die Profiabteilung von Platense damals noch in der ersten argentinischen Liga, aber den 17jährigen zieht es trotzdem nach Europa. „Für mich, wie für jeden jungen argentinischen Spieler, war es ein Traum in Europa zu spielen" erzählt Trezeguet dem französischen Fußball-Magazin „SoFoot".
Ein Bruder namens Thierry
Mit der doppelten Staatsangehörigkeit und seinem Geburtsort sowie der Erfahrung des Vaters zieht es die Familie nach Frankreich. Der Junge kann kein Wort französisch und hat ein Probetraining bei Paris Saint-Germain. Ein Engagement scheitert allerdings an finanziellen Differenzen. So zieht es ihn nach Monaco, wo er auf einen gewissen Thierry Henry trifft. Der ist zwei Monate älter und erinnert sich an das erste Training. Ein schüchterner Junge sei dabei gewesen und man habe aus Spaß Bälle in den Winkel versenkt. Dabei habe der stille Neue einen nach dem anderen im Netz untergebracht. Vermutet Henry am ersten Tag noch Anfängerglück und Euphorie, so wird er am nächsten Tag eines besseren belehrt. Trezeguet verwandelt die Schüsse wieder reihenweise. Eine Freundschaft entwickelt sich. Henry, gerade mal zwei Monate älter, nimmt die Rolle des großen Bruders an und beide starten durch. So werden sie französischer Meister in der Saison 1996/1997, bei der Trezeguet allerdings noch hinter dem gesetzten Stürmer Sonny Anderson auf der Bank Platz nimmt. Ein Jahr und Andersons Wechsel später rückt Trezeguet aber in die Stammformation auf und schießt 18 Tore. Seine Mannschaftskollegen nennen ihn, in Anlehnung an den argentinischen Star und „Serial Striker" Gabriel Batistuta, „Bati". Bald schon wird er sich seinen eigenen Namen verdienen, doch zunächst spielt der 21-Jährige die Weltmeisterschaft im „eigenen" Land. Er bleibt zwar hinter seinem Freund Henry zurück, doch übernimmt er ihm Viertelfinale Verantwortung und trifft seinen Elfmeter gegen Italien. Im Spiel zuvor hatte er geistesgegenwärtig mit dem Kopf das Golden Goal von Laurent Blanc im Achtelfinale gegen Paraguay vorbereitet. Kurz vor der WM hatte er sich international bereits einen Namen gemacht, als er im Champions League-Viertelfinale gegen Manchester United in Old Trafford einen Ball mit 157,3kmh ins Tor schoss.
Der goldene Schuss
Sein Freund Henry wechselt als Kurzstation zu Juventus um bei Arsenal zu landen. Trezeguet bleibt vorerst in Monaco und führt den Klub mit 22 Toren zum Meistertitel. Aber auch seine Zeit an der Côte d’Azur geht zu Ende und er verabschiedet sich Richtung Italien. Kurz vor seinem Wechsel Im Sommer 2000 ist aber erstmal Europameisterschaft - Zeit für Geschichte. Mit Henry, Anelka und Trezeguet verfügt Frankreich über eine der talentiertesten Sturmreihen der letzten Jahre, Zidane ist auf dem Zenit und das französische Team das Maß aller Dinge. Im Finale heißt der Gegner Italien, Land seiner beruflichen Zukunft und ein Intimfeind der „Bleus". Italien führt kurz nach der Halbzeit. Frankreich versucht es immer wieder über rechts, doch Toldo hält seinen Kasten sauber. Trainer Roger Lemerre fängt an zu wechseln. In der 94. Minute leitet der eingewechselte Trezeguet einen langen Ball per Kopf auf den eingewechselten Wiltord, der doch noch den Ausgleich erzielt. Die Italiener werden aus ihrer Feierlaune gerissen und sind völlig schockiert. In der 103. passt der eingewechselte Pires wiederum auf Trezeguet, der mit einem fulminanten Schuss in den italienischen Winkel und die Herzen der Squadra Azzura das Golden Goal schießt. Er dreht ab, zieht sich das Trikot über den Körper und rennt mit strahlendem Gesicht über den Platz. Ein schmächtiger Junge hat Geschichte geschrieben. Roger Lemerre läuft ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen. In Italien werden Stimmen laut, dass man den Wechsel rückgängig machen soll, doch Juventus Turin denkt nicht daran das neue Juwel aufgrund nationaler Gefühle zu schmähen. Er wechselt zur alten Dame der Serie A.
Zu Teil 2.
Aufrufe: 13856 | Kommentare: 6 | Bewertungen: 14 | Erstellt:11.10.2012
ø 9.4
KOMMENTARE
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13.10.2012 | 23:50 Uhr
-4
Henry ...eine Legende!!!!
Trezeguet ...eine Legende? ..Naja ...eher ein sehr guter Stürmer...
2
14.10.2012 | 02:18 Uhr
0
0
14.10.2012 | 06:09 Uhr
-1
promoter :
@BULLSHITMADRIDfür mich definitiv eine Legende: Für mich ist einer eine Legende, der mich an die schönen Sachen im Fußball erinnert. Er muss nicht eine krasse Karriere gehabt haben, sondern einer, der mich an ein packendes EM Finale ('00) erinnert, der ein geiles Tor (Golden Goal) gegen starke Italiener schoss.
10 Punkte.
2
14.10.2012 | 16:29 Uhr
0
findest du... Für mich ist Olli Bierhoff auch eine Legende! Und das obwohl ich dem Typen weder als Spieler noch in irgendeiner anderen Funktion jemals was abgewinnen konnte.
Bye
0
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