11.10.2012 um 23:32 Uhr
Einmal Europa und zurück II/III
Zurück zu Teil 1.
Dort trifft er auf seinen neuen Sturmpartner Alessandro Del Piero. Der ist da bereits längst absoluter Superstar vom Agnelli-Klub. Nicht so ganz für den Rest von Italien, vergibt er doch ausgerechnet im Finale gegen Frankreich zweimal die Vorentscheidung. Auch ein gewisser Zinedine Zidane trägt noch das schwarz-weiß gestreifte Trikot. „Er hat sich schnell eingelebt. Es war sehr einfach, denn er hat immer getroffen wenn er gespielt hat" lautet sein Urteil zu Trezeguets Ankunft im Verein. So bereitet Zidane auch sein erstes Tor vor. Insgesamt werden es in der ersten Saison 14 Tore. Der Scudetto bleibt ihm aber zunächst verwehrt und Zidane verabschiedet sich gen Real Madrid. Auch Filippo Inzaghi verlässt den Verein, was Trezeguet zum Stammspieler aufsteigen lässt. Mit Marcello Lippi kommt ein von den Juve-Fans heißgeliebter Trainer zurück. Trezeguet erinnert sich, dass beim ersten offiziellen Training die Fans dem Trainer mehr applaudieren als den Spielern.
Wie bereits Zidane ein paar Jahre zuvor, so versteht auch der Neue schnell die Besonderheit der „Alten Dame": es geht ausschließlich ums gewinnen. „Wenn wir ein Spiel nicht gewannen fühlten wir uns für Tage schlecht. Ich habe sogar Mitspieler gesehen, die eine Woche nichts aßen." Der Druck ist enorm, die Mentalität seit Jahrzehnten dank dem Erfolg und dem Agnelli-Namen in Stein gemeißelt. Mit Lippi kommt ersterer zurück, auch wenn er zunächst Marcelo Salas als Inzaghi-Ersatz favorisiert. Schlussendlich wird man Meister und der Franko-Argentinier holt sich mit 24 Treffern die Torschützenkrone torgleich mit Dario Hübner von Piacenza. „Das Bianconero-Trikot hat ein anderes Gewicht als andere. Jeder, der schwach ist kann es nicht tragen" wird Trezeguet nach seinem Abgang in einem Interview mit „Tuttosport" sagen. Spätestens in seiner zweiten Saison hat er diese Stärke bewiesen. Er wird zum besten Spieler und zum besten ausländischen Spieler der Serie A gekürt. Aus „Bati" ist längst „Trezegol" geworden. Ein Spitzname, den er laut SportBild von Turin-Legende Michel Platini erhalten haben soll. Die Quintessenz seines Spiels analysiert er selbst sehr nüchtern: „Ein Stürmer muss Tore schießen. Punkt. Aus." Das tut er – egal ob mit links, rechts oder dem Kopf. Die Vielfältigkeit, der variable Abschluss und die Kaltschnäuzigkeit sind seine großen Qualitäten. Hinzu kommt eine starke und sehr präzise Schusstechnik. Arsene Wenger beurteilt seine Qualität besonders in der Fähigkeit „das Beste aus unerwarteten Chancen, halben oder Drittel-Chancen" zu machen.
17 plus 10 > 350
Trezeguet gehört zu der Gattung Stürmer, die kontinuierlich treffen, ohne wirklich zu brillieren. Er hat wenige Hattricks für die enorme Anzahl an Toren. So weist sein kongenialer Sturmpartner Alessandro Del Piero in seinem Abschiedsbrief 2010 darauf hin, dass er im Durchschnitt 17 Treffer pro Jahr erzielt – genau wie seine Rückennummer. Nur einmal, in seiner „verletzten" Saison 2008/2009, erzielt er weniger als zehn Tore. In der „El Pais" beschreibt Del Piero ihn mit den Worten: „ Ich hatte zunächst das Gefühl, dass er keine Koordination hatte, aber in Wahrheit hatte er eine unglaubliche Art und Weise den Ball zu berühren." Die beiden werden in den zehn gemeinsamen Jahren mehr als 350 Tore schießen. Er ist ein Spieler, der sich im Rücken der Abwehr, ja des gesamten Spiels aufhält um im entscheidenden Augenblick zuzuschlagen. Doch seine eher unauffällige Spielweise führt wohl auch zu einem Problem: der teilweise mangelnden Anerkennung seiner Leistungen, welche sich besonders in der französischen Nationalmannschaft unter Raymond Domenech manifestieren sollte.
Doch zunächst stehen erfolgreiche Jahre im Verein an. 2003 verteidigt man den Titel. Ein Jahr später „beruft" ihn die Legende Pele in dessen Liste der 125 größten lebenden Fußballer. Kommen die Jahre 2005 und 2006. Beide Male gewinnt man wieder die Meisterschaft, nur die Champions League steht noch aus. Man verabschiedet sich am Ende der Saison in den Urlaub oder verabredet sich zu einem Wiedersehen bei der Weltmeisterschaft. Beim letzten Spiel schwört man sich in der Kabine im nächsten Jahr „diese verdammte Champions League zu gewinnen." Doch es sollte anders kommen. „Stattdessen wurde es zwei Monate später eine Katastrophe" erinnert sich Trezeguet. Die angesprochene „Katastrophe" ist der Manipulationsskandal rund um Juve-Manager Luciano Moggi. Das Ende ist bekannt: Zwangsabstieg und 17 Minuspunkte für Juventus Turin. Doch damit nicht genug, verläuft die Weltmeisterschaft für Trezeguet alles andere als erfolgreich wird er doch von Domenech praktisch gar nicht eingesetzt, soll aber im Finale ausgerechnet gegen Italien im Elfmeterschießen treffen. Ohne Vertrauen des Trainers, wirklicher Spielpraxis während des Turniers und ohne Schuss auf das Tor in der Verlängerung hämmert er den Ball an die Unterseite des linken Winkels. Der Ball springt knapp vor der Linie wieder hoch, Italien wird Weltmeister. Am Tag danach weint der sensible Stürmer beim Empfang auf dem Balkon des Elysée-Palastes hemmungslos. Sein alter Freund Henry nimmt ihn in den Arm und animiert die Menge ihn zu feiern.
Au revoir, ma petite France
Ob dieser verpatzte Elfmeter die Beziehung zwischen Domenech und ihm endgültig zerrüttet ist nicht klar, er spielt aber keine wirkliche Rolle mehr. Und das in üblicher Domenech-Manier ohne ernsthafte Begründung. Der Trainer redet nicht mehr mit ihm, lässt später seinen Assistenten Alain Boghossian für sich sprechen, der ausgewiesener Bewunderer des Stürmers ist. Nachdem er als zweitbester Torschütze (hinter Del Piero) der Serie A 2008 ein erfolgreiches EM-Jahr vorweisen kann wird er von Domenech dennoch nicht berücksichtigt und er beendet seine internationale Karriere. Eine Entscheidung, die er nach einem Legenden-Match zwischen einer „France 98"- und einer Weltauswahl aufgrund der Ovationen der Zuschauer zurücknimmt. Allerdings nur für den Fall, dass Domenech nicht mehr Trainer ist. In der italienischen Doku „L’essenza del gol" spricht er von Domenechs Willkür, von seinem Spiel mit der Nationalmannschaft, vom mangelnden Vertrauen des Trainers. Was solch ein Vertrauensverlust bei einem sensiblen Stürmer wie Trezeguet ausmacht zeigt seine Torquote unter seinem ehemaligen Jugendnationalmannschaftstrainer. Schoss er zuvor in 55 Partien 29 Tore, so waren es unter Domenech in 16 Spielen nur fünf Tore.
Zu Teil 3!
Dort trifft er auf seinen neuen Sturmpartner Alessandro Del Piero. Der ist da bereits längst absoluter Superstar vom Agnelli-Klub. Nicht so ganz für den Rest von Italien, vergibt er doch ausgerechnet im Finale gegen Frankreich zweimal die Vorentscheidung. Auch ein gewisser Zinedine Zidane trägt noch das schwarz-weiß gestreifte Trikot. „Er hat sich schnell eingelebt. Es war sehr einfach, denn er hat immer getroffen wenn er gespielt hat" lautet sein Urteil zu Trezeguets Ankunft im Verein. So bereitet Zidane auch sein erstes Tor vor. Insgesamt werden es in der ersten Saison 14 Tore. Der Scudetto bleibt ihm aber zunächst verwehrt und Zidane verabschiedet sich gen Real Madrid. Auch Filippo Inzaghi verlässt den Verein, was Trezeguet zum Stammspieler aufsteigen lässt. Mit Marcello Lippi kommt ein von den Juve-Fans heißgeliebter Trainer zurück. Trezeguet erinnert sich, dass beim ersten offiziellen Training die Fans dem Trainer mehr applaudieren als den Spielern.
Wie bereits Zidane ein paar Jahre zuvor, so versteht auch der Neue schnell die Besonderheit der „Alten Dame": es geht ausschließlich ums gewinnen. „Wenn wir ein Spiel nicht gewannen fühlten wir uns für Tage schlecht. Ich habe sogar Mitspieler gesehen, die eine Woche nichts aßen." Der Druck ist enorm, die Mentalität seit Jahrzehnten dank dem Erfolg und dem Agnelli-Namen in Stein gemeißelt. Mit Lippi kommt ersterer zurück, auch wenn er zunächst Marcelo Salas als Inzaghi-Ersatz favorisiert. Schlussendlich wird man Meister und der Franko-Argentinier holt sich mit 24 Treffern die Torschützenkrone torgleich mit Dario Hübner von Piacenza. „Das Bianconero-Trikot hat ein anderes Gewicht als andere. Jeder, der schwach ist kann es nicht tragen" wird Trezeguet nach seinem Abgang in einem Interview mit „Tuttosport" sagen. Spätestens in seiner zweiten Saison hat er diese Stärke bewiesen. Er wird zum besten Spieler und zum besten ausländischen Spieler der Serie A gekürt. Aus „Bati" ist längst „Trezegol" geworden. Ein Spitzname, den er laut SportBild von Turin-Legende Michel Platini erhalten haben soll. Die Quintessenz seines Spiels analysiert er selbst sehr nüchtern: „Ein Stürmer muss Tore schießen. Punkt. Aus." Das tut er – egal ob mit links, rechts oder dem Kopf. Die Vielfältigkeit, der variable Abschluss und die Kaltschnäuzigkeit sind seine großen Qualitäten. Hinzu kommt eine starke und sehr präzise Schusstechnik. Arsene Wenger beurteilt seine Qualität besonders in der Fähigkeit „das Beste aus unerwarteten Chancen, halben oder Drittel-Chancen" zu machen.
17 plus 10 > 350
Trezeguet gehört zu der Gattung Stürmer, die kontinuierlich treffen, ohne wirklich zu brillieren. Er hat wenige Hattricks für die enorme Anzahl an Toren. So weist sein kongenialer Sturmpartner Alessandro Del Piero in seinem Abschiedsbrief 2010 darauf hin, dass er im Durchschnitt 17 Treffer pro Jahr erzielt – genau wie seine Rückennummer. Nur einmal, in seiner „verletzten" Saison 2008/2009, erzielt er weniger als zehn Tore. In der „El Pais" beschreibt Del Piero ihn mit den Worten: „ Ich hatte zunächst das Gefühl, dass er keine Koordination hatte, aber in Wahrheit hatte er eine unglaubliche Art und Weise den Ball zu berühren." Die beiden werden in den zehn gemeinsamen Jahren mehr als 350 Tore schießen. Er ist ein Spieler, der sich im Rücken der Abwehr, ja des gesamten Spiels aufhält um im entscheidenden Augenblick zuzuschlagen. Doch seine eher unauffällige Spielweise führt wohl auch zu einem Problem: der teilweise mangelnden Anerkennung seiner Leistungen, welche sich besonders in der französischen Nationalmannschaft unter Raymond Domenech manifestieren sollte.
Doch zunächst stehen erfolgreiche Jahre im Verein an. 2003 verteidigt man den Titel. Ein Jahr später „beruft" ihn die Legende Pele in dessen Liste der 125 größten lebenden Fußballer. Kommen die Jahre 2005 und 2006. Beide Male gewinnt man wieder die Meisterschaft, nur die Champions League steht noch aus. Man verabschiedet sich am Ende der Saison in den Urlaub oder verabredet sich zu einem Wiedersehen bei der Weltmeisterschaft. Beim letzten Spiel schwört man sich in der Kabine im nächsten Jahr „diese verdammte Champions League zu gewinnen." Doch es sollte anders kommen. „Stattdessen wurde es zwei Monate später eine Katastrophe" erinnert sich Trezeguet. Die angesprochene „Katastrophe" ist der Manipulationsskandal rund um Juve-Manager Luciano Moggi. Das Ende ist bekannt: Zwangsabstieg und 17 Minuspunkte für Juventus Turin. Doch damit nicht genug, verläuft die Weltmeisterschaft für Trezeguet alles andere als erfolgreich wird er doch von Domenech praktisch gar nicht eingesetzt, soll aber im Finale ausgerechnet gegen Italien im Elfmeterschießen treffen. Ohne Vertrauen des Trainers, wirklicher Spielpraxis während des Turniers und ohne Schuss auf das Tor in der Verlängerung hämmert er den Ball an die Unterseite des linken Winkels. Der Ball springt knapp vor der Linie wieder hoch, Italien wird Weltmeister. Am Tag danach weint der sensible Stürmer beim Empfang auf dem Balkon des Elysée-Palastes hemmungslos. Sein alter Freund Henry nimmt ihn in den Arm und animiert die Menge ihn zu feiern.
Au revoir, ma petite France
Ob dieser verpatzte Elfmeter die Beziehung zwischen Domenech und ihm endgültig zerrüttet ist nicht klar, er spielt aber keine wirkliche Rolle mehr. Und das in üblicher Domenech-Manier ohne ernsthafte Begründung. Der Trainer redet nicht mehr mit ihm, lässt später seinen Assistenten Alain Boghossian für sich sprechen, der ausgewiesener Bewunderer des Stürmers ist. Nachdem er als zweitbester Torschütze (hinter Del Piero) der Serie A 2008 ein erfolgreiches EM-Jahr vorweisen kann wird er von Domenech dennoch nicht berücksichtigt und er beendet seine internationale Karriere. Eine Entscheidung, die er nach einem Legenden-Match zwischen einer „France 98"- und einer Weltauswahl aufgrund der Ovationen der Zuschauer zurücknimmt. Allerdings nur für den Fall, dass Domenech nicht mehr Trainer ist. In der italienischen Doku „L’essenza del gol" spricht er von Domenechs Willkür, von seinem Spiel mit der Nationalmannschaft, vom mangelnden Vertrauen des Trainers. Was solch ein Vertrauensverlust bei einem sensiblen Stürmer wie Trezeguet ausmacht zeigt seine Torquote unter seinem ehemaligen Jugendnationalmannschaftstrainer. Schoss er zuvor in 55 Partien 29 Tore, so waren es unter Domenech in 16 Spielen nur fünf Tore.
Zu Teil 3!
Aufrufe: 7624 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 7 | Erstellt:11.10.2012
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