19.01.2012 um 16:56 Uhr
Eishockeyprovinz Teil 2
Immer noch viel zu wenig, wenn man bedenkt, dass der SC Riessersee mit zehn Meistererfolgen und 14 Vizetiteln einer der erfolgreichsten Eishockeyteams in Deutschland ist. Hoffentlich können diesmal die finanziellen Verpflichtungen ordnungsgemäß erledigt werden.
Die 80 er Jahre gehörten nicht nur für die Musikband um Dieter Bohlen zu ihren größten Zeiten. Auch der ehemalige Sportbund DJK Rosenheim versetzte in diesem Jahrzehnt die Massen in regelrechte Ekstase. Immerhin konnten die nun in Starbulls Rosenheim umbenannten Bayern 1982, 1985 und 1989 die Meisterschale in die Provinz kurz vor der österreichischen Grenze holen.
Die Auflösung des traditionsreichen DJK Rosenheim und die Neugründung in Starbulls Rosenheim hatte die Konsequenz, dass der „neue Verein" in der Bezirksliga Bayern antreten musste. Im Jahr 1994 konnte jedoch letztlich der Aufstieg in die drittklassige Oberliga gefeiert werden.
2010 gelang in spannenden Finals gegen die EC Peiting gar der Sprung in die 2. Bundesliga.
Den sportlichen Abstieg des einstigen deutschen Vorzeigevereins läutete auch hier mal wieder ein talentfreies finanzielles Handeln der Geschäftsführung ein.
Während nach der Wende der sportliche Aufstieg in die 1. Bundesliga gelang, brach der Hauptsponsor, das März-Imperium schließlich zusammen, weil es sich beim Ankauf vieler
Brauereien übernommen hatte und der Fleischhandel mit dem Osten nach der Deutschen Einheit nicht mehr subventioniert wurde, konnte auch der SBR seine Mannschaft nicht mehr in den bisherigen Größenordnungen finanzieren.
Immerhin haben sich die Rosenheimer zurzeit finanziell konsolidiert und spielen sportlich eine gute Rolle in der zweithöchsten deutschen Eishockeyliga.
Während es bei den ehemals großen Vereinen aus Bad Tölz, Riessersee und Rosenheim um oberbayrische Vereine geht, die sich in der Nähe der Alpen befinden und dabei schon geografisch eng zusammengehören, sind die Landshuter auf dem flachen Land zuhause und orientieren sich eher Richtung Niederbayern.
Die Tradition, die der einstige EV Landshut hat und den klangvollen Namen, bei dem jeder Eishockeynostalgiker feuchte Augen bekommt, ist vergleichbar mit den drei oberbayrischen Leidensgenossen.
Seit 1964 spielte der EV ununterbrochen in der Eishockey-Bundesliga und war 1994 auch Gründungsmitglied der neu gegründeten DEL. Die größten Erfolge konnten 1970 und 1983 gefeiert werden, als die Deutsche Meisterschaft jeweils in die niederbayrische Idylle geholt werden konnte.
Durch den vorangegangenen Insolvenzantrages wurde am 28. Januar 2002 schließlich der Spielbetrieb der ersten Mannschaft in die Landshuter-Spielbetriebs-GmbH ausgegliedert. Ein schwerer Schritt, zumal man die jüngere Vereinsgeschichte des einstigen deutschen Spitzenteams beachten muss. Noch vor der Saison 1998/99 entstand unter dem renommierten Trainer Chris Valentine ein hochkarätig besetztes Team, welches mit Starspielern wie Dean Evason, Jari Korpisalo, Evan Marble, Jason Herter, David Bruce, Mike Casselman, Peter Douris und Robert Joyce prominent verstärkt wurden . Am Ende der Vorrunde erreichten die Landshuter nur den sechsten Platz. Gegen den späteren Meister Adler Mannheim wurde im Viertelfinale der Play-Offs deutlich verloren.
Was folgte war ein Szenario, welches sich kein guter Drehbuchautor hätte besser ausdenken können. Die Schuldensumme hat sich auf die stolze Summe von zehn Millionen Mark summiert. Die bittere Konsequenz aus der finanziellen Schieflage war der Rückzug aus der DEL.
Für nur zwei Millionen Mark übernahm der amerikanische Milliardär Philip F. Anschutz die Landshuter Lizenz und die Kapitalgesellschaft Cannibals Eissport GmbH.
Die Unbenennung in die MEC Münchener Eishockey Club GmbH folgte und die Verlegung als Profimannschaft München Barons nach München waren die weiteren Schritte.
Nur drei Jahre später kam es zu einem erneuten Umzug, diesmal nach Hamburg und der Unbenennung in Hamburg Freezers.
In der zweithöchsten deutschen Spielklasse ist derzeit mehr als graues Mittelfeld nicht drin. Immerhin knüpft die Juniorenmannschaft an die großen Erfolge der Vergangenheit an. Sie sind amtierender Meister in der DNL.
Für alle vier Teams gilt, dass primär die Finanzen stimmen müssen. Die Symbiose zwischen Wirtschaftlichkeit und sportliche Wettbewerbsfähigkeit ist extrem eng. Besonders im Eishockey, wo der fehlende Auf- und Abstiegsmodus auch zu fehlender Risikobereitschaft glücklicherweise führt.
Von Henning Klefisch
Die 80 er Jahre gehörten nicht nur für die Musikband um Dieter Bohlen zu ihren größten Zeiten. Auch der ehemalige Sportbund DJK Rosenheim versetzte in diesem Jahrzehnt die Massen in regelrechte Ekstase. Immerhin konnten die nun in Starbulls Rosenheim umbenannten Bayern 1982, 1985 und 1989 die Meisterschale in die Provinz kurz vor der österreichischen Grenze holen.
Die Auflösung des traditionsreichen DJK Rosenheim und die Neugründung in Starbulls Rosenheim hatte die Konsequenz, dass der „neue Verein" in der Bezirksliga Bayern antreten musste. Im Jahr 1994 konnte jedoch letztlich der Aufstieg in die drittklassige Oberliga gefeiert werden.
2010 gelang in spannenden Finals gegen die EC Peiting gar der Sprung in die 2. Bundesliga.
Den sportlichen Abstieg des einstigen deutschen Vorzeigevereins läutete auch hier mal wieder ein talentfreies finanzielles Handeln der Geschäftsführung ein.
Während nach der Wende der sportliche Aufstieg in die 1. Bundesliga gelang, brach der Hauptsponsor, das März-Imperium schließlich zusammen, weil es sich beim Ankauf vieler
Brauereien übernommen hatte und der Fleischhandel mit dem Osten nach der Deutschen Einheit nicht mehr subventioniert wurde, konnte auch der SBR seine Mannschaft nicht mehr in den bisherigen Größenordnungen finanzieren.
Immerhin haben sich die Rosenheimer zurzeit finanziell konsolidiert und spielen sportlich eine gute Rolle in der zweithöchsten deutschen Eishockeyliga.
Während es bei den ehemals großen Vereinen aus Bad Tölz, Riessersee und Rosenheim um oberbayrische Vereine geht, die sich in der Nähe der Alpen befinden und dabei schon geografisch eng zusammengehören, sind die Landshuter auf dem flachen Land zuhause und orientieren sich eher Richtung Niederbayern.
Die Tradition, die der einstige EV Landshut hat und den klangvollen Namen, bei dem jeder Eishockeynostalgiker feuchte Augen bekommt, ist vergleichbar mit den drei oberbayrischen Leidensgenossen.
Seit 1964 spielte der EV ununterbrochen in der Eishockey-Bundesliga und war 1994 auch Gründungsmitglied der neu gegründeten DEL. Die größten Erfolge konnten 1970 und 1983 gefeiert werden, als die Deutsche Meisterschaft jeweils in die niederbayrische Idylle geholt werden konnte.
Durch den vorangegangenen Insolvenzantrages wurde am 28. Januar 2002 schließlich der Spielbetrieb der ersten Mannschaft in die Landshuter-Spielbetriebs-GmbH ausgegliedert. Ein schwerer Schritt, zumal man die jüngere Vereinsgeschichte des einstigen deutschen Spitzenteams beachten muss. Noch vor der Saison 1998/99 entstand unter dem renommierten Trainer Chris Valentine ein hochkarätig besetztes Team, welches mit Starspielern wie Dean Evason, Jari Korpisalo, Evan Marble, Jason Herter, David Bruce, Mike Casselman, Peter Douris und Robert Joyce prominent verstärkt wurden . Am Ende der Vorrunde erreichten die Landshuter nur den sechsten Platz. Gegen den späteren Meister Adler Mannheim wurde im Viertelfinale der Play-Offs deutlich verloren.
Was folgte war ein Szenario, welches sich kein guter Drehbuchautor hätte besser ausdenken können. Die Schuldensumme hat sich auf die stolze Summe von zehn Millionen Mark summiert. Die bittere Konsequenz aus der finanziellen Schieflage war der Rückzug aus der DEL.
Für nur zwei Millionen Mark übernahm der amerikanische Milliardär Philip F. Anschutz die Landshuter Lizenz und die Kapitalgesellschaft Cannibals Eissport GmbH.
Die Unbenennung in die MEC Münchener Eishockey Club GmbH folgte und die Verlegung als Profimannschaft München Barons nach München waren die weiteren Schritte.
Nur drei Jahre später kam es zu einem erneuten Umzug, diesmal nach Hamburg und der Unbenennung in Hamburg Freezers.
In der zweithöchsten deutschen Spielklasse ist derzeit mehr als graues Mittelfeld nicht drin. Immerhin knüpft die Juniorenmannschaft an die großen Erfolge der Vergangenheit an. Sie sind amtierender Meister in der DNL.
Für alle vier Teams gilt, dass primär die Finanzen stimmen müssen. Die Symbiose zwischen Wirtschaftlichkeit und sportliche Wettbewerbsfähigkeit ist extrem eng. Besonders im Eishockey, wo der fehlende Auf- und Abstiegsmodus auch zu fehlender Risikobereitschaft glücklicherweise führt.
Von Henning Klefisch
Aufrufe: 3080 | Kommentare: 8 | Bewertungen: 6 | Erstellt:19.01.2012
ø 10.0
KOMMENTARE
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23.01.2012 | 15:17 Uhr
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Floyd :
starker blog, mein kompliment!einziger kleiner kritikpunkt: das team meiner heimatstadt, landshut, ist souverä ner tabellenführer und somit mehr als eine graue maus...
beachtlich ist übrigens, dass die dnl spiele der cannibals regelmäßig deutlich mehr zuschauer haben als die profis...
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24.01.2012 | 11:02 Uhr
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Eishockey konnte sich einfach nie durchbeißen. Wenn ich sowas lese wie dass die DEG vor dem Lizenzentzug steht, dann kann man nur mit dem Kopf schütteln...
Auch der Zuschauerschnitt ist nach meinem Empfinden ziemlich abgestürzt, aber so die richtig alten Statistiken von vor 12 oder mehr jahren habe ich jetzt gar nicht zur Hand
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24.01.2012 | 13:16 Uhr
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Ob das jetzige DEL-System sich auf Dauer durchsetzt? Ich habe meine Zweifel, ca. 50 % der jetzigen Mannschaften pendeln zwischen der Intensivstation und dem Krankenbett. Glaube sogar, dass der Zuschauerschnitt der Liga auch rückläufig ist. Auf-und Abstieg gehören für mich dazu, obwohl es schon wirtschaftlich sehr schwer ist, die Einlage überhaupt aufzubringen. München, obwohl mit guten Sponsoren ausgestattet, hat bis zur letzten Minute das Geld sammeln müssen.
Schade, um die schöne alte Zeit.
Guter Blog, heninho85 --> 10 Points
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24.01.2012 | 13:28 Uhr
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dethle :
Schöner Blog. Auch mal die Vergangenheit des Eishockey berücksichtigt.Aber bei Riessersee ist ein Fehler drin. Fahlenbach stieg 94 ein um dann in die DEL aufzusteigen. Nach einem Jahr in der DEL kam dann aber raus, dass er mit seine Firma Procunia, die Leute die Geld bei ihm angelegt haben, übers Ohr gehauen hat und sich alles selber in die Tasche gesteckt hat. So musste der SCR wieder nach einem Jahr aus der DEL raus und Fahlenbach ins Gefängniss.
Bericht dazu (wenn das verlinken hier erlaubt ist?) http://www.wirtschaftsfahndung.de/Presse-pdf/riesenbetrug.pdf
Und um die 2000 Wende rum waren dann Leute wie Nominikat, Kress und Lasse am Werk die sich dann am SCR selbst bereichert und an die 1 Mio Euro Schulden angebaut haben. Folge war mehrere große Bildzeitungsartikel und die Insolvenz.
(Das ganze was da aber ab ging würde den Rahmen sprengen.)
Und danach kam Ralph Bader und rettete erst mal den SCR. Machte dann aber auch zwei mal ein Minus und darum musste man sich vorletztes Jahr aus der 2. Liga erst mal zurück ziehen ehe man dann gleich wieder aufsteigen konnte.
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24.01.2012 | 16:35 Uhr
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die zuschauerzahlen sind auf jeden fall steigend in der DEL. was aber mMn in erster Linie an den immensen Hallenneubauten liegt.
In Bayern sind die Zuschauerzahlen wohl eher rückläufig, das Gefühl hab ich auch.
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27.01.2012 | 10:43 Uhr
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2. Finde ich deinen Blog sehr gut geschrieben bzw. sehr informativ. Die Sache ist traurig, wenn man bedenkt, wo in der heutigen Zeit Eishockey gespielt wird. Nicht falsch verstehen, ich gönne es den Städten, aber die Ursprung liegt bei uns in Bayern. Doch es war vorauszusehen - es war nicht nötig in den 60er, 70er, 80er Jahren mit Geldscheinen zu wedeln, um erfolgreiches Eishockey zu garantieren. Das kam erst auf, als man im Norden, Westen etc. plötzlich auch Hockey spielen wollte. Und dann musste man nachziehen - leider auf Kosten finanzieller Misswirtschaft.
Ansonsten muss ich löwengrätscher Recht geben - Füssen musst du definitiv auch erwähnen, auch wenn dort das Eishockey ja noch lebt, aufgrund des DEB-Stützpunkts.
@KeglerScholl:
Straubing braucht man hier gar nicht erwähnen - natürlich ein Verein mit großer Tradition, aber nie erfolgreich. Das der Aufstieg geklappt hat, liegt auch am vollen Geld, der (damals) zahlreichenden Sponsoren aus der Region. Mittlerweile stemmt hier aber die Stadt das komplette Geld rein, auf Kosten des anderen Sports in der Stadt. Der Neubau in diesem Jahr wurde komplett von der Stadt Straubing, wie es hieß, vorfinanziert. Mittlerweile ist schon klar, dass die Tigers GmbH nur noch mind. 40% zurückzahlen muss, wobei diese Zahl auch noch sinken kann (wird.!).
Grund: Finanzielle Schieflage, wäre bei voller Kostenübernahme der Grund.
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Prinzipiell find ich die Entwicklung nicht soooo negativ. Mit zunehmender Zeit und Kommerzialisierung des Sports funktioniert es halt nicht mehr, daß mehr als die Hälfte aller Eishockeyvereine aus Bayern kommen.
Mit 5 von 14 DEL-Teams, 4 von 13 2.Ligateams und einer kompletten bayerischen Oberliga, die klar die stärkste 3.Liga ist, ist Bayern nach wie vor tonangebend im Eishockey.
Daß große Städte mit modernen Hallen das Eventpublikum fürs Eishockey begeistern muß man hinnehmen. Im Falle Berlin würde ich aber schon auf die immense Eishockeytradition verweisen (unzählige Meistertitel vor dem 2.Weltkrieg).
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Das geschlossene (amerikanische) DEL-System, muß ich dir zustimmen, finde ich auch nicht gut. Wirtschaftlich ist das ganze System sehr fragil. Trotzdem finde ich die aktuelle Entwicklung gar nicht so schlecht. In den bayerischen Eishallen wird ehrliches Eishockey gezeigt mit vielen Spielern aus der Region.
PS: Tölz-Fan?
PPS: Ist Landshut nicht auf Meisterkurs in Liga 2?