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15.10.2008 um 23:45 Uhr
Entschuldigungen & Erkenntnisse
Eins gleich vorweg: Entschuldigung! Entschuldigung dafür, dass ich in der Vorwoche im Überschwang für diese Woche Donnerstag die erste Folge unseres Podcasts angekündigt hatte. Das klappt leider nicht, weil manche Mühlen doch langsamer mahlen als andere. Und deshalb auch keine weiteren Versprechungen mehr, sondern nur: Stay tuned…

Tja, und ansonsten hat Béla Réthy vorhin festgestellt, dass sich die deutsche Nationalmannschaft gegen defensive Gegner schwerer tut als gegen Teams, die mitspielen wollen. Und da hat er ja auch Recht, der Kollege. Aber die Erkenntnis wird ihm hoffentlich nicht erst heute gekommen sein, denn wann war das jemals anders?

Ganz davon abgesehen, übrigens, dass es auch spielerisch besseren Mannschaften als der deutschen kaum anders geht. Wenn der Gegner permanent acht oder neun Spieler hinter dem Ball hat, dann wird es für jedes Team schwierig. Ohne die Partien gesehen zu haben: Aber Norwegen – Niederlande 0:1, Belgien – Spanien 1:2 (Siegtreffer für Spanien in der 88. Minute) oder Italien – Montenegro 2:1 werden nicht viel anders verlaufen sein.

Klar ist aber auch, dass die Mittel, die man gegen eine solche Verteidigung braucht, nicht unbedingt von deutschen Fußballern erfunden wurden. Das schnelle, direkte Flachpassspiel haben wir ja mittlerweile gelernt, aber zu behaupten, es sei uns in Fleisch und Blut übergegangen, wäre gnadenlos übertrieben. Und das gepflegte Dribbling auf dem Flügel ist auch keine deutsche Kernkompetenz. Da muss man ehrlich fragen: Wie viele qualifizierte deutsche Tempodribbler gibt es denn in der Fußball-Bundesliga? Und zu dem Ergebnis kommen, dass man kaum eine Handvoll zusammen bekommt. Und das ist schon extrem großzügig gerechnet.

Nun denn, insgesamt fand ich, konnte man der deutschen Mannschaft gegen Wales kaum einen Vorwurf machen. Chancen waren genug da, das Team hat es immer weiter versucht und kam auch durch ein paar weniger geglückte Aktionen nicht aus dem Tritt. Und so ein Schuss wie der von Trochowski könnte ja auch mal nach 15 Minuten reingehen und nicht erst in der 72ten. Und dann wird es am Ende vielleicht sogar ein lockerer Sieg.

In jedem Fall hatten die Waliser im Vorfeld verkündet, wieder auf 0:0 spielen zu wollen. Und das haben sie gemacht. Beklagen darf man sich darüber allerdings nicht. Denn die Taktik "Alle Mann am eigenen Strafraum" hat unsere Mannschaft in der zweiten Hälfte gegen Russland schließlich auch angewendet. Überhaupt, einige der größten Erfolge des deutschen Fußballs wurden ermauert. Ich erinnere mich da zum Beispiel an das WM-Endspiel 1974 gegen die Niederlande. Na gut, ich erinnere mich nicht so richtig, schließlich war ich damals erst sieben. Aber ich habe das Spiel auf DVD. Jedenfalls, wenn wir das dürfen, dann dürfen die Waliser das auch. Attraktiver Fußball kommt dabei allerdings eher nicht zustande.

Insgesamt sollten wir mit den beiden Qualifikationsspielen in dieser Woche zufrieden sein. Nicht nur wegen der sechs Punkte. Denn das war zumindest phasenweise sehr gut und ließ die teilweise erschreckend schwachen Vorstellungen bei der EM vergessen. Die Mannschaft hat wieder zu sich selbst gefunden.

Wirklich bemerkenswert übrigens, dass Joachim Löw nach der Partie erstmals eingestand, dass die während der EM quasi zementierte Stammelf davon profitiert habe, dass die Alternativen gefehlt hätten. Nicht, dass viele Außenstehende das nicht von selbst gemerkt hätten. Nur hat der Bundestrainer das immer weit von sich gewiesen. Und dann bei der EM mit fast der gleichen Mannschaft wie zwei Jahre zuvor gespielt. Schön, dass Löw Spielern wie Westermann, Trochowski und Hitzlsperger (die bei der EM ja dabei waren, aber nicht oder kaum eingesetzt wurden) jetzt mehr vertraut als damals.

Und da muss dann auch mal ein Thorsten Frings draußen sitzen. Weil es eben nicht reicht, in Interviews zu verkünden, man sei der beste Mann für das zentrale Mittelfeld. Man muss es auch zeigen. Und wenn man nach Verletzungspause noch nicht ganz wieder hergestellt ist, dann spielt eben ein anderer. Gut für den Bundestrainer, dass er das Leistungsprinzip jetzt gerade an einem Etablierten wie Frings demonstrieren kann. So verstehen es dann auch wirklich alle Spieler.

Tja und dann war da noch die Sache mit Kevin. Bis zu einem gewissen Grad kann ich ja Schalkes Manager Andreas Müller verstehen. Der unterstützt seinen Spieler, so wie die Bayern es ja früher z.B. mit Oliver Kahn im Torwartstreit auch getan haben. Aber jetzt mal im Ernst. Welche Ansprüche kann Kevin Kuranyi im Nationalteam stellen, wenn man seine Leistungen in der Bundesliga und international abwägt? Ich denke, das deutsche Trainerteam hat ihn genau richtig eingeordnet, auf Platz 4 oder 5 der Stürmerhierarchie. Mit seinem kindischen Abgang hat er jedenfalls eher ein Problem gelöst als eines geschaffen. Er wird nicht vermisst werden.

Bis bald,
Andreas

Aufrufe: 2868 | Kommentare: 16 | Bewertungen: 5 | Erstellt:15.10.2008
ø 7.2
KOMMENTARE
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Essien
17.10.2008 | 18:27 Uhr
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Essien : Red7
17.10.2008 | 18:27 Uhr
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Essien : Red7
Warum IMMER die Grundlinie, das ist nicht immer effektiv, man hats am letzten Tor von Trochovski gesehen. Oder man könnte Trochovski auf der rechten Seite ausprobieren, damit er besser reinflanken kann von der Grundlinie, wie du sagst.

Wegen dem 4231 System, wieso Klose auf der Bank?
Sie sollten genau mit den selben Spielern spielen wie in den letzten beiden Spielern nur das System etwas verändern, dann gewinnt man auch gegen vermeintlich leichtere Gegner auch leichter, weil dadurch können die offensiven Aussenspieler öfters ins 1 gegen 1 gehen meiner Meinung nach weil die Absicherung mit Schweini und der Mittelfeldspieler auf der jeweiligen Seite da sind um abzusichern und noch dazu die Aussenverteidiger auf der jeweiligen Seite auch noch dazu kommen, nur der RVer ist auch so ne Schwachstelle, man sollte jetzt nicht unbedingt den Friedrich weiter auf der RVer Position weiter spielen lassen sondern noch ein Paar andere Spieler ausprobieren wie zB. Westerman, Castro vielleicht auch mal wieder Hinkel, bis es passt.
Na ja ein besserer IV neben Mertesacker wäre auch nicht schlecht.
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Red_7
17.10.2008 | 22:27 Uhr
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Red_7 : 
17.10.2008 | 22:27 Uhr
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Red_7 : 
Klar kann man ihn auch auf der rechten Seite ausprobieren. Vielleicht sollten er und Schweinsteiger sogar häufiger mal die Seite tauschen.
Also ich glaube das die Deutschen schon ab und an ins 451 wechseln. Denn gegen Wales hatten wir es mehr als einmal, dass Klose oder Podolski aus dem Mittelfeld kamen und auf die Seite ausgewichen sind, und dann war auf einmal die Mitte nicht besetzt, weil der Sturmpartner ebenfalls gerade rouchiert hat.

Wenn Du das 4231 mit dem selben Personal spielen möchtest ändert sich glaube ich nicht wirklich viel...

Wobei ich habe geschrieben, dass das 442 eine gewisse Tradition hat.
Wenn ich mir heute Bochum gegen Gladbach anschaue, hat keiner ein 442 gespielt. Der HSV und Schalke spielen auch schon lange kein 442 mehr, vielleicht ändert sich das ja auch in ein paar Jahren.
Was mir nur in der Bundesliga auffällt, ist das die Vereine die ein 433 (4231 oder 451) nicht als die offensivstärksten bekannt sind. Deswegen bin ich da etwas skeptisch, wenn Du sagst mit einem 4231 wäre es gegen kleinere Gegner einfacher...
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Essien
18.10.2008 | 19:31 Uhr
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Essien : Red7
18.10.2008 | 19:31 Uhr
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Essien : Red7
Ich meine leichter in diesem Zusammenhang:
Also wenn man 442 spielt und die Angriffe der deutschen Mannschaft geht über aussen dann ist eine nicht so gute Absicherung da, um es immer wieder über aussen zu probieren, dann läuft man sich meistens immer wieder fest und über die Mitte ist es ja e schwerer durchzukommen.
Ausserdem hat man im 4231 System NOCH mehr Ballbesitz um den Gegner NOCH müder zu machen und deshalb würde ich sagen das es leichter ist. Noch was wichtiges wegen Schweini, weil der ja immer wieder in die Mitte geht und das find ich auch gut weil er im OM am gefährlichsten ist mit seinen Distanzschüssen.
Klar das Schweini auch mal über aussen kommen soll aber seine Grundposition ist das OM.
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Red_7
19.10.2008 | 10:39 Uhr
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Red_7 : 
19.10.2008 | 10:39 Uhr
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Red_7 : 
Das Problem ist ja nicht an den Außen vorbeizukommen, aber dann hast Du gerade wie gegen Wales noch eine Dreierkette dahinter, wo ein IV sofort rauskommen wird, bzw. wenn Du sofort flankst, sind die Abstände zwischen den drei Leuten noch enger als bei einer Viererkette, dh für die Stürmer haben extrem wenig Zwischenraum um bedient zu werden.

Und dazu weiß ich nicht, ob Ballack für Schweinsteiger die Drecksarbeit machen will.

Aber wie gesagt, dadurch das wir mit Klose und Podolski zwei sehr flexible Stürmer haben, spielen sie schon in einigen Situation ein 4231. Da finde ich es besser, wenn man taktisch flexibler bleibt.
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Essien
19.10.2008 | 21:28 Uhr
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Essien : Red7
19.10.2008 | 21:28 Uhr
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Essien : Red7
Ja mit der Drecksarbeit das dass ein Problem werden könnte geb ich dir Recht ob er das machen würde, er müsste es einfach machen.

ZB bei Chelsea spielt er zur Zeit auch eine untergeordnete Rolle weil Lampard wirklich zur Zeit WELTKLASSE spielt, also Chelsea hat öfters so gespielt
---------------Lampard-------Ballack------------
-------------------------Mikel--------------------------
Da spielt zur zeit Ballack auch etwas devensiver als Lampard, also er muss so spielen ansonsten ist er vielleicht sein Platz in der Startformation los, ich bin ja e gespannt wie Chelsea spielen wird wenn Essien und Deco wieder da sind, dann heisst es anstrengen Ballack.
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Red_7
19.10.2008 | 23:05 Uhr
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Red_7 : Ballack
19.10.2008 | 23:05 Uhr
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Red_7 : Ballack
Ja leider konnter seine Rückrundenform nicht konservieren...

Auch weil er sich wieder hat operieren lassen müssen. Ich hoffe er schiebt nach diesen zwei Wochen nicht die ruhige Kugel, denn so richtig viel Konkurrenz hat er ja nicht mehr im Mittelfeld solange Deco verletzt ist.
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