08.04.2009 um 15:49 Uhr
Felix & Otto
Das 5:1 vom Wochenende und das Schreckensszenario einer Wolfsburger Meisterschaft lassen im Geiste eines Bayern-Fans unweigerlich die Bilder der Saison 97/98 wach werden. Damals gelang Otto Rehhagel mit dem 1. FC Kaiserslautern der große Coup, zweimal gegen seinen Ex-Club zu gewinnen und am Ende sensationell die Meisterschaft zu erringen. In beiden Fällen startet ein Trainer, der in München an seiner eigenen Persönlichkeit gescheitert ist, andernorts ein ambitioniertes Vorhaben und zeigt Bayern die lange Nase.
Nun mag dieser Vergleich auf den ersten Blick hinken. Magath ist noch längst nicht Meister. Und sein Projekt, den Wolfsburger Mitteklasse-Club dauerhaft in die nationale Spitze zu führen, vollzieht sich gewiss auf anderer Ebene als Rehhagels Durchmarsch aus der zweiten Liga an die Spitze der deutschen Eliteklasse. Auch ginge es zu weit, Rehhagels Scheitern in München mit Magaths Entlassung gleichsetzen zu wollen – der jetzige Wolfsburg-Coach hat mit den Bayern immerhin zwei mal in Folge das Double gewinnen können.
Gleichwohl gibt es Parallelen. Sowohl Magath als auch Rehhagel haben bewiesen, dass sie absolute Top-Trainer sind. Und dennoch hat es in München – zumindest auf lange Sicht – nicht geklappt. Worin also liegt die entscheidende Gemeinsamkeit bei Felix und Otto?
Anknüpfungspunkt ist die Persönlichkeit von Magath und Rehhagel. Beide sind schwierige, eigenwillige Typen, die mit sich nicht alles machen lassen. Sturköpfe, die unbeirrt bei ihrer Linie bleiben und zu Kompromissen des lieben Friedens halber nicht bereit sind.
Otto Rehhagel hatte nie viel mit professioneller Medienarbeit zu tun. Die zahllosen Journalisten an der Säbener Straße waren ihm stets suspekt. So war schnell klar, dass die Ära Rehhagel nur ein kurzzeitiges Intermezzo bleiben würde. Denn Rehhagel hätte sich grundlegend ändern und mit den neuen Gegebenheiten arrangieren müssen. Das konnte und das wollte er nicht.
Bei Magath lagen die Probleme anders. Auch wenn er selbst als ruhiger Vertreter seiner Branche nie den großen Zampano darstellte, konnte er mit dem Medienrummel in München gut umgehen. Im fiel es vielmehr schwer, mit den verschiedenen, nicht immer einfachen Charakteren in der Mannschaft klar zu kommen. Der Dialog war und ist nicht die große Stärke eines Felix Magath. Um jedoch auf Dauer von der Mannschaft als Respektperson akzeptiert zu werden, hätte er vermehrt auf Kommunikation setzen müssen – dazu war er weder bereit noch in der Lage.
Beiden wurde also ihre Geradlinigkeit oder – negativ ausgedrückt – ihre Starrsinnigkeit zum Verhängnis. Ein langfristiges Engagement scheiterte jeweils an ihrer besonderen Persönlichkeitsstruktur. Fraglich bleibt aber, ob man ihnen daraus einen Vorwurf machen kann. Oder muss sich nicht vielleicht auch das Münchener Führungspersonal um Hoeneß und Rummenigge die Frage gefallen lassen, ob man den Eigenarten der Person hinreichend Rechnung getragen hat?
Hätte man Magath und Rehhagel trotz der sportlichen Krise nicht weiter den Rücken stärken müssen, damit deren individuelle Stärken besser zum Tragen gekommen wären? Immerhin hat der weitere Karriereverlauf in beiden Fällen gezeigt, dass auch die eigenwillige Interpretation des Traineramtes erfolgreich sein kann. Eine Debatte, die zum heutigen Zeitpunkt wohl müßig ist, andererseits aber doch interessante Rückschlüsse auf das Anforderungsprofils eines Bayern-Trainers zulässt.
Wer dauerhaft als Bayern-Trainer erfolgreich sein will, muss sowohl mit Medien als auch mit den Spielern kommunizieren und ein Vertrauensverhältnis aufbauen können – das gilt bei FC Bayern mehr als bei jedem anderen Club der Liga. Die vielgepriesenen Social Skills sind der Schlüssel zum Erfolg eines Bayern-Coaches. Ein ausgefeiltes Grundverständnis in Sachen Taktik, Kondition und Technik ist dagegen allenfalls eine notwendige Bedingung. Das A und O liegt dagegen in einem souveränen und überzeugenden Führungsstil, der den Spielern Respekt einflößt und das Umfeld überzeugt.
Es verwundert daher auch nicht, dass mit Ottmar Hitzfeld ein Mann, dessen herausragende Stärke die Kommunikation ist, über so lange Zeit als Trainer beim FC Bayern fungierte. Auch ein Jürgen Klinsmann wird sich über kurz oder lang an diesem Ideal messen lassen müssen.
Nun mag dieser Vergleich auf den ersten Blick hinken. Magath ist noch längst nicht Meister. Und sein Projekt, den Wolfsburger Mitteklasse-Club dauerhaft in die nationale Spitze zu führen, vollzieht sich gewiss auf anderer Ebene als Rehhagels Durchmarsch aus der zweiten Liga an die Spitze der deutschen Eliteklasse. Auch ginge es zu weit, Rehhagels Scheitern in München mit Magaths Entlassung gleichsetzen zu wollen – der jetzige Wolfsburg-Coach hat mit den Bayern immerhin zwei mal in Folge das Double gewinnen können.
Gleichwohl gibt es Parallelen. Sowohl Magath als auch Rehhagel haben bewiesen, dass sie absolute Top-Trainer sind. Und dennoch hat es in München – zumindest auf lange Sicht – nicht geklappt. Worin also liegt die entscheidende Gemeinsamkeit bei Felix und Otto?
Anknüpfungspunkt ist die Persönlichkeit von Magath und Rehhagel. Beide sind schwierige, eigenwillige Typen, die mit sich nicht alles machen lassen. Sturköpfe, die unbeirrt bei ihrer Linie bleiben und zu Kompromissen des lieben Friedens halber nicht bereit sind.
Otto Rehhagel hatte nie viel mit professioneller Medienarbeit zu tun. Die zahllosen Journalisten an der Säbener Straße waren ihm stets suspekt. So war schnell klar, dass die Ära Rehhagel nur ein kurzzeitiges Intermezzo bleiben würde. Denn Rehhagel hätte sich grundlegend ändern und mit den neuen Gegebenheiten arrangieren müssen. Das konnte und das wollte er nicht.
Bei Magath lagen die Probleme anders. Auch wenn er selbst als ruhiger Vertreter seiner Branche nie den großen Zampano darstellte, konnte er mit dem Medienrummel in München gut umgehen. Im fiel es vielmehr schwer, mit den verschiedenen, nicht immer einfachen Charakteren in der Mannschaft klar zu kommen. Der Dialog war und ist nicht die große Stärke eines Felix Magath. Um jedoch auf Dauer von der Mannschaft als Respektperson akzeptiert zu werden, hätte er vermehrt auf Kommunikation setzen müssen – dazu war er weder bereit noch in der Lage.
Beiden wurde also ihre Geradlinigkeit oder – negativ ausgedrückt – ihre Starrsinnigkeit zum Verhängnis. Ein langfristiges Engagement scheiterte jeweils an ihrer besonderen Persönlichkeitsstruktur. Fraglich bleibt aber, ob man ihnen daraus einen Vorwurf machen kann. Oder muss sich nicht vielleicht auch das Münchener Führungspersonal um Hoeneß und Rummenigge die Frage gefallen lassen, ob man den Eigenarten der Person hinreichend Rechnung getragen hat?
Hätte man Magath und Rehhagel trotz der sportlichen Krise nicht weiter den Rücken stärken müssen, damit deren individuelle Stärken besser zum Tragen gekommen wären? Immerhin hat der weitere Karriereverlauf in beiden Fällen gezeigt, dass auch die eigenwillige Interpretation des Traineramtes erfolgreich sein kann. Eine Debatte, die zum heutigen Zeitpunkt wohl müßig ist, andererseits aber doch interessante Rückschlüsse auf das Anforderungsprofils eines Bayern-Trainers zulässt.
Wer dauerhaft als Bayern-Trainer erfolgreich sein will, muss sowohl mit Medien als auch mit den Spielern kommunizieren und ein Vertrauensverhältnis aufbauen können – das gilt bei FC Bayern mehr als bei jedem anderen Club der Liga. Die vielgepriesenen Social Skills sind der Schlüssel zum Erfolg eines Bayern-Coaches. Ein ausgefeiltes Grundverständnis in Sachen Taktik, Kondition und Technik ist dagegen allenfalls eine notwendige Bedingung. Das A und O liegt dagegen in einem souveränen und überzeugenden Führungsstil, der den Spielern Respekt einflößt und das Umfeld überzeugt.
Es verwundert daher auch nicht, dass mit Ottmar Hitzfeld ein Mann, dessen herausragende Stärke die Kommunikation ist, über so lange Zeit als Trainer beim FC Bayern fungierte. Auch ein Jürgen Klinsmann wird sich über kurz oder lang an diesem Ideal messen lassen müssen.
Aufrufe: 1394 | Kommentare: 8 | Bewertungen: 14 | Erstellt:08.04.2009
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KOMMENTARE
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08.04.2009 | 16:07 Uhr
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EdHardy22 : Bin baff
Atemberaubende Sachlichkeit. Ganz großer Blog. Beim ersten Blick habe ich Fotos vermisst, aber falls du es noch vorhattest - bitte weglassen. Das ist einfach und das ist gut, es soll bitte so bleiben, danke.
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08.04.2009 | 17:24 Uhr
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Ste :
Sehr guter Blog.
Ich denke, dass manche Trainer für die Bayern einfach geeignet sind und andere nicht. Magath war trotz zwei Doubles nie völlig anerkannt, er ist ein Paradebeispiel dafür, wie man trotz Erfolg nicht zum Klub passen kann.
Umgekehrt betrachtet waren die vier Titel dafür eine umso größere Leistung.
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08.04.2009 | 18:52 Uhr
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xxlhonk :
My lovely mister singingclub.Wahnsinns Blog.
Man, Alter, wo nimmst DU nur die Klasse her?
Sehr gut und super sachlich analysiert.
10 Points
ich sehe das mit Rehakles/Magath und den Bayern so:
Nicht jeder gute Rennfahrer kann mit dem Rennwagen FCBayern superschnelle Runden fahren.
Das liegt daran, dass manchmal die Abstimmung des Fahrzeigs nicht zum Fahrertypen passt, ein anderes Mal ist der Fahrer schlicht mit der ganzen Technologie an Bord überfordert.
Was ich sagen will:
Nicht jeder gute Trainer passt zu jedem (guten) Verein.
Und das hast Du sehr gut erkannt und analysiert.
Sehr schön.
Ach ja:
An all die Vollpfosten da draussen!
Diese 1 Punktevergabe geht mir so etwas von auf die Ei...Cojones, dass glaubt Ihr gar nicht.
Zeigt Euch und nent Eure Namen und zeigt dann, was ihr so drauf habt.
Aber das könnt Ihr gar nicht. Nicht mal ansatzweise.
Aber das ist nicht schlimm, denn das was Voegi hier raushaut, können nur die allerwenigsten.
Und die meisten die das annähernd so gut können wie er, arbeiten als Journalisten.
Also, nicht neidisch sein, sondern einfach genießen und/oder lernen.
Und Finger weg von den Bewertungen!
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08.04.2009 | 19:26 Uhr
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mehrJO :
jo das geht mir auch tierisch auf die Cojones!Voegi was bist du von Beruf?
Dieses talentierte Schreiben sieht man selten.
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08.04.2009 | 19:42 Uhr
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midget :
hab den blog noch gar nicht gelesen und gebe schon mal prophylaktisch ne zehn!honkybaby du wirst immer noch nichts dran ändern können, auch wenn du es immer wieder in kommentaren betonst, damit forcierst du das ganze nur , meine schulterklopfer kommt in ein paar minuten, wenn ich mir den felix angetan habe
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12.04.2009 | 02:47 Uhr
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donluka :
Völlig ungerechter Bewertungsschnitt für einen sehr guten Blog! Voegi, Du beweist neben Deinen eher ironisch und humorvoll anmutenden LL einen Sinn für sachliche und nüchterne Beiträge, die durch fundierte Argumentationen zu überzeugen wissen!10P!
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