26.01.2009 um 03:55 Uhr
Großes Tennis + Bundesliga-Obama
Großes Tennis und ein Bundesliga-Obama
Wochenlang wurde mit Spannung darauf gewartet. Voller Centercourt. Überall TV-Kameras. Erwartungsfrohe Zuschauer vor den Fernsehgeräten. Popcorn steht bereit. Und selbst in den Büros hängen die Ohren an den Radios. Es kann also losgehen. Und es geht los.
Das Problem ist nur: Auf dem Platz stehen nicht Spieler von Weltklasseformat, sondern vielmehr beliebig austauschbare Männer des Sportboulevards. Und anstatt harter Filzbälle spielen sich die beiden Fallobst zu. Immer schneller, immer fester knallen sie sich die unreifen oder überreifen Früchte um die Ohren. Und um ihren Einsatz, ihre Power, ihre Leidenschaft für den Sport zu unterstreichen, stöhnen sie von Schlag zu Schlag immer lauter. Es nervt. Aber es schafft Aufmerksamkeit. Und obwohl die Zuschauer langsam merken, dass sie verschaukelt werden, schauen sie gebannt zu. Denn ab und an gibt es ja doch ein Ass und man hat Grund zu Jubeln. Und wenn nicht, dann hat man wenigstens Anlass zum Kopfschütteln. Sonst hat man zurzeit ja wenig. Und das funktioniert so toll, dass es den Spielern irgendwann egal ist, wenn ihnen das Obst ausgeht. Dann nehmen sie irgendwas, was wie Obst aussieht. Es ist furchtbar banal, furchtbar simpel. Es ist teils belustigend, dann aber nervig. Ab und an ist es sogar in unerklärlicher Weise unterhaltsam. Genau deshalb gibt es sogar Online-Ticker von Spielern über andere Spieler, wie toll diese doch Fallobst produzieren. Fest steht jedoch: Eigentlich ist das kein Tennis. Und eigentlich will das auch niemand sehen. Da kann der Kommentator noch so euphorisch Brüllen, die Spieler noch so laut Stöhnen und meinetwegen dabei ein rosafarbenes Tutu tragen. Wenn man keine echten Bälle hat, dann bringt das nichts. Und noch bedauernswerter ist es, dass die schlechtesten Spieler am meisten Aufmerksamkeit erhalten, weil sie einfach am lautesten sind.
Formulieren wir es anders: Wenn man keine Schlagzeilen hat, macht man sich welche. Und in wahrscheinlich keinem anderen Bereich funktioniert das so gut wie im Fußball in Form von Transfergerüchten. Auch ich muss gestehen, dass mich diese Mischung aus Sensationsgeilheit, Vorfreude mit anschließender Ernüchterung bis hin zur Anwiderung zum regelmäßigen Lesen animiert. Aber seien wir doch mal ehrlich: Traurig ist das schon. Den Medien ist es doch inzwischen völlig egal, wer oder wann was gesagt wurde. Es wird zur Schlagzeile.
Zum Einen gibt es da einen Scheich. Villa? Zu ManCity! Ballack? Zu ManCity! Kaka? Zu ManCity! Diego? Na klar…
Dann gibt es noch die Meldungen von Leuten über Leute, die in den 90ern zuviel Cucumber Men gehört haben (für die jüngeren: „Ich kenn' den Bruder, dessen Freundin hat 'ne Schwester, deren Vater früher mal sein Fussballtrainer war"). Super.
Schön sind auch die „Manager macht Urlaub in XY"-Geschichten. Wenn ein Prasnikar sich länger als 10Minuten in Sofia aufhält, rieselt es Gerüchte. Dabei weiß jeder, dass die Spielernamen der Bulgaren auf „ow" enden und nicht auf „ic" und damit außerhalb des Beuteschemas von Energie Cottbus liegen.
Betrachten wir mal – natürlich nicht von unberührt von der globalen Finanzkrise - die wirklich erwähnenswerten Transfers in der Winterpause (v.a. in Bezug auf die Bundesliga), so stellt man schnell fest, dass die Anzahl dieser verschwindet gering ist. In der „realen" Transferwelt passiert nämlich so gut wie gar nichts. Und daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass ein Transfer wie der von Lukas Podolski von den Bayern zum 1.FC Köln über Wochen zelebriert wird. Da gibt es Internetseiten mit einem „Poldi-Ticker". Da gibt es Foren, die mit (angeblichen) Meldungen überschwemmt werden… nicht nur von FC-Fans. Und keine 24 Stunden nachdem der Transfer fix ist, kann man T-Shirts mit der Aufschrift „Poldi reloaded" kaufen. Wie Neo für die Matrix. Obama für die Welt. So eben Poldi für die Bundesliga. Es gibt doch nichts schöneres, als in schlechten Zeiten auf den Messias zu hoffen. An ihn zu glauben und ihn vor allem entsprechend zu feiern. Auch wenn er es gar nicht ist. Auch wenn er noch nichts bewegt hat. Aber Obama rettet bestimmt die USA. Und Poldi uns. Zumindest über die Winterpause…
Wochenlang wurde mit Spannung darauf gewartet. Voller Centercourt. Überall TV-Kameras. Erwartungsfrohe Zuschauer vor den Fernsehgeräten. Popcorn steht bereit. Und selbst in den Büros hängen die Ohren an den Radios. Es kann also losgehen. Und es geht los.
Das Problem ist nur: Auf dem Platz stehen nicht Spieler von Weltklasseformat, sondern vielmehr beliebig austauschbare Männer des Sportboulevards. Und anstatt harter Filzbälle spielen sich die beiden Fallobst zu. Immer schneller, immer fester knallen sie sich die unreifen oder überreifen Früchte um die Ohren. Und um ihren Einsatz, ihre Power, ihre Leidenschaft für den Sport zu unterstreichen, stöhnen sie von Schlag zu Schlag immer lauter. Es nervt. Aber es schafft Aufmerksamkeit. Und obwohl die Zuschauer langsam merken, dass sie verschaukelt werden, schauen sie gebannt zu. Denn ab und an gibt es ja doch ein Ass und man hat Grund zu Jubeln. Und wenn nicht, dann hat man wenigstens Anlass zum Kopfschütteln. Sonst hat man zurzeit ja wenig. Und das funktioniert so toll, dass es den Spielern irgendwann egal ist, wenn ihnen das Obst ausgeht. Dann nehmen sie irgendwas, was wie Obst aussieht. Es ist furchtbar banal, furchtbar simpel. Es ist teils belustigend, dann aber nervig. Ab und an ist es sogar in unerklärlicher Weise unterhaltsam. Genau deshalb gibt es sogar Online-Ticker von Spielern über andere Spieler, wie toll diese doch Fallobst produzieren. Fest steht jedoch: Eigentlich ist das kein Tennis. Und eigentlich will das auch niemand sehen. Da kann der Kommentator noch so euphorisch Brüllen, die Spieler noch so laut Stöhnen und meinetwegen dabei ein rosafarbenes Tutu tragen. Wenn man keine echten Bälle hat, dann bringt das nichts. Und noch bedauernswerter ist es, dass die schlechtesten Spieler am meisten Aufmerksamkeit erhalten, weil sie einfach am lautesten sind.
Formulieren wir es anders: Wenn man keine Schlagzeilen hat, macht man sich welche. Und in wahrscheinlich keinem anderen Bereich funktioniert das so gut wie im Fußball in Form von Transfergerüchten. Auch ich muss gestehen, dass mich diese Mischung aus Sensationsgeilheit, Vorfreude mit anschließender Ernüchterung bis hin zur Anwiderung zum regelmäßigen Lesen animiert. Aber seien wir doch mal ehrlich: Traurig ist das schon. Den Medien ist es doch inzwischen völlig egal, wer oder wann was gesagt wurde. Es wird zur Schlagzeile.
Zum Einen gibt es da einen Scheich. Villa? Zu ManCity! Ballack? Zu ManCity! Kaka? Zu ManCity! Diego? Na klar…
Dann gibt es noch die Meldungen von Leuten über Leute, die in den 90ern zuviel Cucumber Men gehört haben (für die jüngeren: „Ich kenn' den Bruder, dessen Freundin hat 'ne Schwester, deren Vater früher mal sein Fussballtrainer war"). Super.
Schön sind auch die „Manager macht Urlaub in XY"-Geschichten. Wenn ein Prasnikar sich länger als 10Minuten in Sofia aufhält, rieselt es Gerüchte. Dabei weiß jeder, dass die Spielernamen der Bulgaren auf „ow" enden und nicht auf „ic" und damit außerhalb des Beuteschemas von Energie Cottbus liegen.
Betrachten wir mal – natürlich nicht von unberührt von der globalen Finanzkrise - die wirklich erwähnenswerten Transfers in der Winterpause (v.a. in Bezug auf die Bundesliga), so stellt man schnell fest, dass die Anzahl dieser verschwindet gering ist. In der „realen" Transferwelt passiert nämlich so gut wie gar nichts. Und daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass ein Transfer wie der von Lukas Podolski von den Bayern zum 1.FC Köln über Wochen zelebriert wird. Da gibt es Internetseiten mit einem „Poldi-Ticker". Da gibt es Foren, die mit (angeblichen) Meldungen überschwemmt werden… nicht nur von FC-Fans. Und keine 24 Stunden nachdem der Transfer fix ist, kann man T-Shirts mit der Aufschrift „Poldi reloaded" kaufen. Wie Neo für die Matrix. Obama für die Welt. So eben Poldi für die Bundesliga. Es gibt doch nichts schöneres, als in schlechten Zeiten auf den Messias zu hoffen. An ihn zu glauben und ihn vor allem entsprechend zu feiern. Auch wenn er es gar nicht ist. Auch wenn er noch nichts bewegt hat. Aber Obama rettet bestimmt die USA. Und Poldi uns. Zumindest über die Winterpause…
Aufrufe: 1295 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 2 | Erstellt:26.01.2009
ø 8.0
KOMMENTARE
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26.01.2009 | 12:59 Uhr
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Schuss_Tor_Hurra :
sehr unterhaltsamer blog. auch wenn der erste absatz etwas merkwürdig ist (auf was genau beziehst du dich da?), sin der 2. und 3. absatz wirklich erste sahne. die passage mit prasnikar ist sehr cool. deshalb gebe ich dir trotz des missverständlichen 1. absatzes 10 punkte
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20.02.2009 | 11:54 Uhr
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amikaro :
Sorry, dass ich gar nicht reagiert habe, aber im Normalfall lasse ich Blogs für sich sprechen. Der erste Absatz war eine Metapher für die Mediengewusel und das (unnötige?) Gehype von Transfergerüchten in der nicht enden wollenden Langeweile der Winterpause. Im zweiten Absatz folgt der Versuch einer Erklärung.
(Gott Lob tat sich dann ja doch noch ein wenig an den letzten beiden Tagen des Transferfensters)
Vielleicht "funktioniert" der erste Absatz beser beim zweiten Lesen. Vielleicht hab ich mit meiner Metapher auch einfach übertrieben.
Ich gelobe jedenfalls Besserung.. in welcher Form auch immer ;)
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